EU: Lobbyist der Musikindustrie vor Wechsel zur EU-Kommission

Das französische Magazin PCInpact berichtete gestern Abend, dass Dr. Tilman Lüder (Referatsleiter der Urheberrechtsabteilung in der Generaldirektion Binnenmarkt) die EU-Kommission verlässt und nach China geht. Diese Information habe man von mehreren europäischen Verbraucherverbänden erhalten.

Die frei gewordene Stelle des ‚Head of Unit‘ soll den Quellen zufolge von dem ehemaligen Leiterin für Rechtsfragen der IFPI (International Federation of the Phonographic Industry, also dem Weltverband der Phonoindustrie) besetzt werden. Unseren Quellen zufolge handelt es sich wohl um Maria Martin-Prat.

Das Internet bereitet der EU-Kommission schon seit einiger Zeit – aufgrund der “beispiellosen” Zunahme der Urheberrechtsverletzungen – Sorgen.

Der neue Head of Unit der Urheberrechtsabteilung wird daher die bevorstehende Überarbeitung der EU-Richtlinie 2004/48/EG zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums (IPRED) koordinieren. Außerdem sollte man immer an ACTA denken, das von der EU-Kommission mitverhandelt wird. Bis zum 31.3.2011 kann man noch auf den Evaluierungsbericht der Kommission reagieren und Stellungnahmen einsenden.

Funfact: Auf der Seite der deutschen Landesgruppe der IFPI, des Bundesverbands der Musikindustrie, findet man übrigens einen Zähler, der die illegalen Downlads seit dem 01.01.2011 zählt. Wie das funktioniert wüsste ich auch gerne mal.

36 Ergänzungen

  1. Der Zähler ist zwar lustig aber wohl wenig aussagekräftig. Ist ja nur so programmiert, jede Sekunde 5 illegale Downloads draufzupacken.

  2. Ist ja lustig mit dem Funfact, aber das ein Lobbyist ein politisches Amt bekleidet ist ein Schlag ins Gesicht der Demokratie. Das kann ja noch heiter werden. :-(

  3. Die Gema sollte mal einen Ticker machen: Wie oft illegal musiziert wird.
    Die Zeitungsverleger: Wie oft ein von ihnen gefundenes Thema im Internet diskutiert wird.
    Und der Berliner Zoo könnte die Sekunden ohne Knut tickern.

  4. ich fordere eine uhr mit ticker wie oft urheberrechtsverletzende lieder in allen schulen und kindergärten gesungen werden.

    ausser berlin natürlich. dort rappen sie. ey, allda…

  5. „Das Internet bereitet der EU-Kommission schon seit einiger Zeit – aufgrund der “beispiellosen” Zunahme der Urheberrechtsverletzungen – Sorgen.“

    jetzt wird mit aller macht dagegen vorgegangen…..man sollte schon mal neue knastanlagen in die infrastrukturplanungen der EU einbinden.

    gestern waren sie zu blöd, um den klon-dreck zu verbieten. aber beim urherberrecht etc. geht das blitzschnell, wetten?

  6. Man kann nicht einfach so in die EU als Beamter wechseln. Tilmann Lüder war bislang nicht sonderlich in Erscheinung getreten und ist sicherlich kein Verlust.

  7. Solange der Verbraucher so dumm ist, wird sich nix ändern.
    Egal ob es um Dowloadpreise, die Bahn oder sonstiges geht, der Verbraucher könnte theoretisch alles boykottieren.
    Das das funktioniert und den Firmen Kopfzerbrechen bereitet sieht man an E10.

    1. @Troll: Man kann die Musikindustrie eben nicht legal boykottieren. Wenn man das tut und die Musik unlegal hoert, verstoesst das gegen das Urheberrecht und wenn man Pech hat wird man abgemahnt.

      Das ist immer das Problem bei kuenstlichen Monopolen (und das Urheberrecht ist nichts anderes als ein Monopolrecht): Die Monopolisten koennen sich erlauben was sie wollen, niemand kann sie wirklich boykottieren, weil es keine Konkurrenz gibt zu der man wechseln koennte.

  8. @10

    richtig. aber sprit brauchen alle. das internet mindestens die BLÖD-leser nicht, die den KTG stories geifernd und nach adelssehnsucht der speichel in die zeitung getropft ist.

    wofür war nochmal ein brauser?

  9. Interessant ist natürlich, dass anscheinend niemand in der EU auf die Idee kommt, das vollkommen veraltete Urheberrecht zu reformieren.

  10. welch löblicher vorschlag. nur gestern waren die hochbezahlten (nichtgewählten) vollpfosten nicht mal in der lage, dem verzehr von geklontem dreck in der EU einhalt zu gebieten.

    wie soll das denn mit dem urheberrecht dann funktionieren? websperren und zensur, da sind sich alle (nichtgewählten) vertreter bis auf ein paar alibi-dagegen-seier einig.

  11. Das mit dem Counter ist doch ganz einfach: Die haben auf musikindustrie.de irgendwas draufgepackt, was als Download illegal ist und zählen dann die Seitenaufrufe :-)

  12. Wenn man die Sache mal recherchiert findet man schnell heraus, dass diese Frau Martin-Prat keineswegs „zur Kommission wechselt“, sondern dass sie schon seit 7 Jahren dort arbeitet – als Referatsleiterin (Englisch: „Head of Unit“) mit Zuständigkeit für die Dienstleistungsrichtlinie. Sie hat also „nur“ irgendwann einmal für die Musikindustrie gearbeitet – und ganz sicher steht sie nicht mehr auf deren Gehaltsliste…

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