Einen Tag später gibt es zahlreiche Kommentare und Analysen zur Ankündigung von Google, in China eventuell/wahrscheinlich nicht mehr ihre Services zensieren zu wollen.
Jens Ohlig war gestern für den Chaos Computer Club live bei Phoenix zu sehen:
Spannend sind die „Four possible explanations for Google’s big China move“ von Ethan Zuckerman.
Skeptisch bleibt Evgeny Morozov: Doubting the sincerity of Google’s threat.
Jonathan Zittrain hofft auf mehr Unterstützung von Google bei der Umgehung von Zensur: Google takes on China.
Computerworld vertieft die Frage, was eigentlich im Hintergrund bei den Attacken passiert ist: Google attack part of widespread spying effort.
Die richtigen Fragen stellt Rebecca MacKinnon: Will Google stand up to France and Italy, too?
Und Johnny Haeusler schreibt über Vertrauen: Google, Google über alles?
Also, obwohl Google sicherlich auch aus Image-Gründen diese Strategie eingeschlagen hat, finde ich das finanzielle Argument, dass Google sowieso schwach in China vertreten war angesichts eines Marktanteils von ca. 30% schon recht schwach. Wenn es nur um Geld ginge wäre es vermutlich klüger gewesen im Land zu bleiben, zumal der spätere Wiedereinstieg wohl wesentlich schwieriger sein wird.
Das soll überhaupt nicht heißen, dass Google selbstlos ist, bloß scheinen hier finanzielle Gründe nicht im Vordergrund gestanden zu haben. Auch die Hackerangriffe und eventuelle Industriespionage werden wohl Google zu denken gegeben haben. Die Mischung hat’s gemacht.
Für Google bleibt ja sowieso noch Indien, gibt’s ja eh bald mehr Leute da.
Wie kann man denn bitte in so vielen Sätzen genau nichts sagen? Herr „Äh, Ähm“ Johlig ist ein Fail auf ganzer Linie.
@Mathias, kann mich deiner Meinung nur anschließen. Ich habe nur unter Qualen bis zum Ende durchgehalten.
Evgeny Morozov hat übrigens gestern nachgelegt. Er macht „computational arrogance“ bei Google verantwortlich für deren Fehleinschätzung des Regimes. Da ist was dran: Wir Techies neigen schon dazu, die Welt durch eine ganz besondere Brille zu sehen. Siehe dazu meinen Blogeintrag „Eric Schmid und die Arroganz des Computers“ (http://tinyurl.com/ydvn46x)
Google als Retter der Meinungsfreiheit in China. Wenn ich da mal nicht lache.
Ich arbeite bei einem von Usern gemeinsam geschriebenen Online-Magazin namens netzpublik (http://www.netzpublik.de). User schreiben und diskutieren dort gemeinsam an Beiträgen bevor diese veröffentlicht werden.
Im Redkationsbereich haben wir gerade einen sehr interessanten Beiragsentwurf hierzu, zum Thema Google in China. Der Arbeitstitel heisst: “Google’s Rückzug aus China – Gut für das Unternehmens-Image aber bedeutungslos für die Meinungsfreiheit” und bringt es auf den Punkt. Google droht mit einem Rückzug aus China, aber sicherlich nicht um gegen die Zensur und Meinungsfreiheit dort zu protestieren, auch wenn es das Unternehen nach außen gerne anders darstellt.