Nur wenige akademische Forschungen unternehmen eine fortlaufende Analyse der „Festung Europa“. Eines der deutschen Projekte ist beispielsweise das seit 2009 am Frankfurter Institut für Sozialforschung angesiedelte „Staatsprojekt Europa“. 2011 gründete sich innerhalb der Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung der „Arbeitskreis kritische Europaforschung“, der sich mit Austeritätspolitik und Rechtspopulismus beschäftigt.
Jetzt plant auch das holländische Journal for Gender Studies eine Ausgabe zur Politik der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten. Der Fokus liegt auf einer feministischen Perspektive auf die „Festung Europa“. Sie wird vom Redaktionskollektiv als Metapher für eine innereuropäische Integration verstanden, die sich mit immer neuen Überwachungstechniken nach außen abschottet. Wie sich dies auf Grenzen und Migration auswirkt, soll nun mit dem Blick auf Frauen, insbesondere Migrantinnen untersucht werden.
Das Ergebnis dürfte interessant sein, denn der seit den 90er Jahren benutzte Terminus „Festung Europa“ ist in der migrationssolidarischen Forschung umstritten. Es wird etwa ausgeblendet, dass Migration zur Menschheitsgeschichte dazu gehört und nicht ignoriert werden kann. Hochgerüstete Grenzen führen höchstens dazu, dass sich MigrantInnen neue, risikoreichere Wege suchen müssen.
Im Aufruf wird nun unter anderem nach Beiträgen zu Überwachung und Grenzkontrolle gefragt: Auf welche Weise werden Betroffene (wie gestern von IM Friedrich) als abweichend, kriminell oder schutzbedürftig stigmatisiert, um sie danach den neuen Kontrolltechniken unterwerfen zu können? Welchen Einfluss haben lokale Kämpfe von unterstützenden Gruppen? Hat die Metapher der „Festung Europa“ kritisches Potential und kann sie auch queere Kämpfe abbilden?
Der komplette Aufruf findet sich auf englisch hier. Deadline für Abstracts ist Mitte November, erscheinen soll das Journal im Juni 2014.
Dürfen sich Europäer in größerer Anzahl in Afrika ansiedeln? Platz wäre ja genug, rein statistisch gesehen. So weit ich weiß, ist das nicht (mehr) möglich. Sprechen wir deshalb von einer „Festung Afrika“?
Für diejenigen, die es interessiert: In der neuen Ausgabe des Anti-Trafficking Review (das sich kritisch mit Anti-Menschenhandelsbekämpfung befasst) geht es um „Human Rights at the border“. http://www.antitraffickingreview.org/issues/issue-2-human-rights-at-the-border.html
1. Was hat Migration mit Netzpolitik zu tun?
2. Gender Studies ist Pseudowissenschaft. Wie kann man sich auf netzpolitik.org auf so etwas beziehen?
Wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, dass das Thema nichts mit Netzpolitik zu tun hat, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft.
http://www.taz.de/!111991/
„Nur noch sicherheitsgeprüfte Ausländer sollen in die EU einreisen, findet die EU-Kommission. Für eine Milliarde Euro will sie dazu eine Megadatenbank aufbauen.“
>Gender Studies ist Pseudowissenschaft.
Jepp.
1. Was hat Migration mit Netzpolitik zu tun?
Ziemlich böse Frage. Wenn es ausreicht, die Personendaten von einigen Personen in einer Datenbank zu speichern, um relevant für Netzpolitik zu sein, dann ist heute alles Netzpolitik und der Begriff wird sinnlos.
2. Gender Studies ist Pseudowissenschaft…..
das meiste, nicht alles (je nachdem, was man dazuzählt). Ein Hauptdenkfehler der feministischen Gender Studies ist ja, das Geschlecht immer und überall als relevante Kategorie anzusehen. Das ähnelt dem Denkfehler, die Benutzung einer Datenbank immer und überall als relevant anzusehen.
Nun ja, so richtig stimmt das ja nicht, dass Migration immer und überall vorhanden ist und nicht verhindert werden kann.
Die Migrationsbewegungen zwischen der DDR und der Bundesrepublik waren überschaubar und auch in Nordkorea sind sie recht erfolgreich im Verhindern von Auswanderung.
Und natürlich sagt uns diese Erkenntnis auch etwas über die EU, in der wir leben.
zwei fragen:
1. mit netzpolitik hat das was nochmal zu tun?
2. „migrationssolidarische forschung“? schliessen sich wissenschaft und ideologie nicht grundsätzlich aus?
also, so schwer ist das gar nicht zu verstehen. netzpolitik beschäftigt sich nicht nur mit LAN-kabeln, sondern allen formen digitaler überwachung und kontrolle. hierzu gehören polizeiliche datenbanken, videoüberwachung, biometrie, drohnen oder auch satellitenaufklärung. und genau darum geht es bei den EU-außengrenzen. es werden dort nicht einfach mehr cops hingestellt, sondern es wird technisch aufgerüstet. wenn es dich wirklich interessiert, google mal EUROSUR, EES, RTP. EasyPass oder die drohnen-conventions von FRONTEX. und was das mit dem call for papers zu tun hat? hättest du ihn mal gelesen. von interesse ist unter anderem:
„processes of surveillance and border control; for example, how do
certain people become to be perceived as deviant, criminal, or in need of rescue by border authorities? How do new technologies grant or withhold access to Europe and how are such control mechanisms gendered?“
zu deiner anderen frage kann ich nur sagen dass ich vermutlich deinen begriff von „objektivität“ in der wissenschaft nicht teile. man kann forschen wie man migration kontrolliert und verhindert, wie es FRONTEX tut. man kann demgegenüber auch annehmen, dass sich dort ein soziales problem offenbart, das es zu lösen gilt. das meine ich mit migrationssolidarisch.
lustig auch diese kommentare hier von männern, die sofort die krise kriegen wenn mal jemand ihre privilegien analysiert… es braucht offensichtlich mehr solche forschung.
lustig auch diese kommentare hier von männern, die sofort die krise kriegen
Woher entnimmst du das es Männer sind, und wie stellst du die Krise fest?
Wenn man „migrationssolidarische Forschung“ für objektive Wissenschaft hält, dann weiß ich auch nicht.
Wie wärs mit „bankensolidarische Forschung“. Welche Forschungserkenntnisse erwarten Sie sich von dieser Forschungsdisziplin? Wie siehts mit Objektivität aus?
Die Festung Europa ist ein männliches Privileg? Leben da keine Frauen drin? Oder geht es um die männlichen Afrikaner, die im Mittelmeer ertrinken, sind die gegenüber den weiblichen privilegiert?
Oder ist der Zusammenhang von Problemen dieser Welt mit männlichen Privilegien a priori immer gegeben und wichtig?
„lustig auch diese kommentare hier von männern, die sofort die krise kriegen wenn mal jemand ihre privilegien analysiert… es braucht offensichtlich mehr solche forschung.“
Ein zirkuläres Argument. Behauptung: Es geht um männliche Privilegien. Beobachtung: Leute halten es für Schwachsinn. Schlussfolgerung: Siehste, es muss um Privilegien gehen!
Bitte in Zukunft solche Beiträge mit dem Schlagwort „Gender“ taggen, so kann mein Newsreader diese gleich entsorgen.
„Gender Studies“
Oh nein! Nicht auch noch hier, bitte. :\
Noch mal zum Mitschreiben für alle Techno-Macho-Trolle: Die Abwehr von gefühlten Gefahren durch Migrationsströme ist ein wichtiger politischer Antreiber für allerlei Sicherheits- und Kontroll-Technologien und -praktiken. Für die die Verarbeitung personenbezogener Daten und dessen riesiges Missbrauchspotential scheinen sich hier (in den Kommentarspalten) irgendwie immer alle brennend zu interessieren, solange es um die Daten der weißen Mittelstands-Techno-Männchen geht…
Natürlich ist Migration und technologisierte Grenzüberwachung ein Netzpolitisches Thema!
…
Aber wieso soll das jetzt ein „Feministisches“ Thema sein? An den Grenzen stehen schliesslich nicht nur Frauen, die migrieren wollen!
„Mittelstands-Techno-Männchen“
LOL
Zivilisation ist ohne Wanderbewegung und damit auch Migration nicht denkbar. Wer die Afrikaner in Afrika behalten will, soll konsequent auch selbst seine Finger von Afrika lassen und seine Fangflotten in den abgefischten Nordatlantik zurück beordern, sowie mit seinem subventionierten Billigfraß die eigenen Märkte zerstören.
Das gilt nicht nur für Afrika, sondern auch für Asien, Mittel- und Südamerika und wo wir noch so alles von profitieren ohne für die Folgen verantwortlich sein zu wollen.
Damit ist netzpolitig.org dann endgültig aus dem Feedreader geflogen.
Herzlichen Glückwunsch! Ein Leser weniger, aber prozentual den Frauenanteil erhöht, dass ist doch ein toller Erfolg!