Die Bundesregierung plant die flächendeckende Einführung einer festinstallierten Drohnenabwehr. Das schreibt der Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium (BMVI), Steffen Bilger, in der Antwort auf eine Schriftliche Frage. Demnach sollen insgesamt 14 deutsche Verkehrsflughäfen mit einer derartigen Anlage ausgestattet werden. Die Kosten hatte die Bundesregierung kürzlich in der Antwort auf eine Kleine Anfrage skizziert. Diese würden je Flughafen „aktuell mit 30 Millionen Euro bewertet“. Insgesamt könnte die Technik also rund 420 Millionen Euro kosten.
Die Systeme bestehen aus verschiedenen Komponenten. Sie sollen anfliegende kleine Drohnen zunächst mithilfe von Sensoren erkennen und klassifizieren. Hierzu erfolgt eine Abfrage bei einer Datenbank aller bekannten unbemannten Luftfahrzeuge, die auch Möglichkeiten zu ihrer Störung oder Bekämpfung enthält. Die Drohne wird dabei einer Gefährdungsstufe zugeordnet. Anschließend wird der Vorfall an die zuständigen Organisationen oder Behörden gemeldet. Diese entscheiden dann über Maßnahmen zur Abwehr.
Abfangdrohne erledigt „automatisierten Abtransport“
Die Entwicklung entsprechender Verfahren hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung bis vor Kurzem in vier weiteren Projekten zur Erkennung und Abwehr von kleinen Drohnen mit rund neun Millionen Euro gefördert. Dabei ging es um das Aufspüren mit Antennen und Radaranlagen sowie Sensoren, die den elektronischen „Fingerabdruck“ der Flugobjekte ermitteln. Eine Abwehr kann entweder mit Störsignalen oder mit Quadrokoptern erfolgen, die mit einem Fangnetz ausgerüstet sind.
Einen Prototyp des geplanten Abwehrsystems für „illegal operierende Drohnen“ lässt das BMVI derzeit am Flughafen Hamburg erproben. Im Projekt „Falke“ ist geplant, unbemannte Eindringlinge ohne menschliches Zutun mit einer Abfangdrohne zu bekämpfen. In „Falke“ wird dies als „Technik für das automatisierte Einfangen“ beschrieben. Die beiden Drohnen sollen dabei einen „Luftkampf“ („dog fight“) führen. Im Erfolgsfall würde der Flughafen-Quadrokopter auch den „automatisierten Abtransport“ der eingedrungenen Drohne erledigen.
Das Hamburger Abwehrsystem stammt von der Firma Hensoldt, die früher zum Rüstungskonzern Airbus gehörte. Beteiligt ist auch die deutsche Firma EuroAvionics, die elektronische Geräte für Hubschrauber und Drohnen fertigt. Nach einer Übernahme im Jahr 2017 gehört EuroAvionics mittlerweile auch zu Hensoldt. Als weiterer Partner im Projekt „Falke“ fungiert die Hamburger Bundeswehruniversität, ebenfalls an Bord sind die Bundespolizei und die Lufthansa AG. Im Dezember erhielten die an „Falke“ Beteiligten 2,1 Millionen Euro vom BMVI, den Förderbescheid übergab der Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) persönlich.
Enge Kooperation von Verkehrs- und Innenministerium
Die Erkennung und Abwehr von Drohnen an Flughäfen obliegt der Bundespolizei und fällt damit in die Verantwortung des Bundesinnenministeriums. Im An- und Abflugbereich von Verkehrsmaschinen ist hingegen das BMVI für deren Feststellung verantwortlich. Die beiden Ministerien arbeiten in der Drohnenabwehr deshalb eng zusammen. Die Bundespolizei erstellt derzeit einen Zeitplan zur bundesweiten Einführung der Systeme.
Soweit bekannt sind die Vorfälle mit unerwünschten Drohnen an Flughäfen rückläufig. Wurden 2018 noch 158 Störungen registriert, waren es 2019 nur noch 125.
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