AustralienAuto-Hersteller geben biometrische Daten der Kunden an Dritte weiter

Moderne Autos sind ein Datenschutzalbtraum. Australische Verbraucherschützer haben herausgefunden, dass Marken wie Kia, Hyundai und Tesla Sprachaufnahmen aus dem Innenraum auch mit Drittfirmen teilen. Das veraltete Datenschutzgesetz des Landes verhindert eine solche Praxis nicht.

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Moderne Autos sammeln zahlreiche Daten über die Umgebung, das Fahrzeug und sogar über Insassen im Innenraum. (Symbolbild) – Public Domain generiert mit Midjourney

Eine Untersuchung der Verbraucherschutzorganisation Choice hat ergeben, dass die meisten bekannten Automarken in Australien Daten über die Fahrer:innen sammeln und weitergeben. Die Daten reichen von Bremsmustern über Videoaufzeichnungen bis hin zu Spracherkennungsdaten aus dem Inneren ihrer Autos, berichtet der Sender ABC.

Die Verbraucherschutzorganisation hat sich die Datenschutzbestimmungen der zehn meistverkauften Automarken des Landes angesehen und konkret bei diesen Unternehmen nachgefragt. Sieben der Hersteller teilen Daten ihrer Kund:innen mit anderen Unternehmen. Am schlechtesten schnitten bei der Untersuchung Kia, Hyundai und Tesla ab, die Videoaufnahmen und/oder biometrische Aufnahmen wie die Stimme der Insassen des Fahrzeugs mit Drittfirmen teilen und teilen dürfen. Datenschutzmäßig am besten hingegen schnitten in Australien die japanischen Hersteller Subaru, Isuzu und Mitsubishi ab.

Biometrische Daten betroffen

Der Hersteller Kia gibt laut der Untersuchung an, dass er Daten über die Nutzung der Spracherkennungstechnologie sammelt und diese Daten in zusammengefasster und identifizierender Form an Cerence, einen „Drittanbieter von Sprach- und KI-Innovationsprodukten für die Automobilindustrie“ weitergibt. Cerence ist ein in den USA ansässiges Unternehmen, das sich selbst als „globaler Branchenführer“ für KI-gestützte Interaktionen im Transportwesen bezeichnet. Hyundai gibt ebenfalls Spracherkennungsdaten an Cerence weiter.

Tesla sammelt Sprachbefehlsdaten sowie nach eigener Auskunft „kurze Videoclips und Bilder“, die von der Kamera an Bord des Fahrzeugs aufgenommen werden. Das Unternehmen gibt auch einige Daten an Dritte weiter. Teslas Datenschutzrichtlinie versichert den Fahrer:innen, dass die Daten „Datenschutztechniken“ unterliegen, die „nicht mit Ihrer Identität oder Ihrem Konto verknüpft“ sind, erklärt aber nicht, um welche Datenschutztechnik es sich dabei handelt.

Keine transparente Zustimmung

Laut Bericht erlauben die Datenschutzbestimmungen in Australien, Daten aus den Fahrzeugen mit Versicherungsunternehmen zu teilen. Noch gibt es keinen Beweis, dass dies auch wirklich geschieht. Doch Choice geht davon aus, dass dies bald passieren dürfte. Das könnte dazu führen, dass die Versucherungspolicen je nach Fahrverhalten angepasst werden.

Die weitgehende Datensammlung ist laut ABC in Australien legal, weil die Kund:innen ihnen – zumindest formal – zustimmen. Die Art und Weise, wie diese Zustimmung geschieht sei aber nicht transparent, sie sei oftmals mit dem Kauf des Fahrzeugs oder dem Download der zugehörigen App verbunden. Choice geht davon aus, dass die meisten Kund:innen sich nicht bewusst seien, zu was sie eigentlich zustimmen.

Dazu kommt, dass ein Widerspruch gegen die Datensammlung zu einer eingeschränkten Funktionalität des Fahrzeugs führen kann. Im Fall von Toyota könnten Kund:innen sogar einen Teil ihrer Garantie verlieren, wenn sie das Datenkommunikationsmodul vollständig entfernen, schreibt Choice.

Die Verbraucherschutzorganisation fordert deswegen eine Reform des australischen Datenschutzgesetzes von 1988. Dieses Gesetz sei völlig veraltet und „für einen Markt, in dem Autos mit biometrischen Scannern ausgestattet sind und Fahrdaten massenhaft gesammelt werden, nicht mehr zweckmäßig“. Ein neues Gesetz müsse die Autofahrer vor dem Übermaß an Daten durch Automobilunternehmen  schützen.


Ergebnisse der Untersuchung der australischen Datenschutzbestimmungen:

  • Tesla: Erfasst Sprach- und Videodaten und gibt einige Daten an Dritte weiter
  • Hyundai: Erfasst und gibt Spracherkennungs- und andere Daten an Dritte weiter
  • Kia: Erfasst und gibt Spracherkennungs- und andere Daten an Dritte weiter
  • Mazda: Erfasst und gibt Fahrdaten sowie „Sprachverbrauchsdaten“ weiter
  • MG: Erfasst Fahrerdaten, unklar, ob weitergegeben
  • Ford: Sammelt und teilt Fahrerdaten, aber keine biometrischen Daten
  • Toyota: Sammelt und teilt Fahrerdaten, einschließlich Fahrverhalten und Fahrzeugstandort, aber keine biometrischen Daten
  • Isuzu Ute: Sammelt und teilt in Australien keine Fahrerdaten
  • Subaru: Sammelt und teilt in Australien keine Fahrerdaten
  • Mitsubishi: Sammelt und teilt in Australien keine Fahrerdaten

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3 Ergänzungen

  1. Diese Chinesen machen wirklich alles kaputt!

    Zeit, alle Datenlinks zu verbieten. Keine Obszoleszenzzähler, keine Echtzeitlinks. Funktionierende Geräte, die immer noch funktionieren, wenn sonst alle Systeme ausgefallen sind. So muss man das machen. Den Rest macht der TÜV, sonst niemand.

  2. Ford hat Patent eingereicht, bei zu schnellen Fahren, wird der Fahrer bei der Polizei angeschwärzt.
    Ford hat Patent eingereicht, andere zu schnellfahrende Autos, bei der Polizei anzuschwärzen.

    Ob entgegenkommende zu schnellfahrende auch dann betroffen wären, ist mir nicht bekannt.

    Alles dank 5G in Zukunft ja kein Thema mehr, da wird mit der so genannten „KI“ schnell interagiert.
    Das neue Netz 5G was wir als Nutzer mit unseren Konsum dieses subventionieren.

    Im übrigens für die es nicht auf den Schirm haben, ab 5GHz und Aufwärts können Geräte auch mit tieffliegende Satelliten „Schachteln“ interagieren.
    Das Abhören wird hier sehr einfach…
    Dank das bald kommende 6G wird die Kommunikation mit höheren Satelliten ermöglicht.

    Schöne Aussichten

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