BuchauszugWir brauchen pädagogische Pornos – ab 16 Jahren

„Wie schön wäre es, wenn wir alle anerkennen könnten, was für eine wichtige Rolle Sexualität für ein erfülltes Leben spielt“, schreibt Paulita Pappel. In ihrem Buch schildert die Produzentin und Darstellerin, wie falsch verstandener Jugendschutz Kindern schadet, wieso man in Pornos so selten Lecktücher sieht – und warum der Staat Pornos finanzieren sollte.

Links das Buchcover von "Pornopositiv", rechts ein Porträt der Autorin Paulita Pappel
Paulita Pappel wuchs in Spanien auf und floh nach Berlin, sobald sie konnte, um sich sexuell auszutoben. – Alle Rechte vorbehalten Cover: Ullstein; Porträt: Kasia Zacharko

Dieser Auszug stammt aus dem bei Ullstein erschienenen Buch „Pornopositiv – Was Pornografie mit Feminismus, Selbstbestimmung und gutem Sex zu tun hat“ von Paulita Pappel, mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autorin. Sie arbeitet unter anderem als Darstellerin, Regisseurin und Produzentin. Seit 2013 ist sie eine der Kuratorinnen und Organisatorinnen vom Pornfilmfestival Berlin. 2016 gründete sie Lustery, eine Plattform für Paare aus aller Welt; 2020 HardWerk, ein Filmstudio für hardcore-feministische Gangbangs.

Die These, Pornos würden die Jugend verderben, setzt voraus, dass junge Menschen ihr Konzept von Sex ausschließlich oder zumindest überdurchschnittlich von Pornos ableiten. Dabei fängt das Konzept von Sex und Sexualität schon in der Kindheit an, sich zu formen. [1] Wenn wir also denken, dass wir mit Kindern nicht über Sexualität sprechen sollten, um sie davor zu schützen, lassen wir uns die Gelegenheit entgehen, sie frühzeitig mit altersgerechtem Wissen und somit wertvollen Ressourcen auszustatten.

Je besser ein Kind in der Lage ist, das, was es sieht und hört, zu reflektieren, darüber zu sprechen, es zu verarbeiten, desto besser ist es vor Bildern oder Informationen geschützt, die für sein Alter nicht angemessen sind. Sei es, weil es Wörter erkennt, die auf potenziell pornografische Inhalte hinweisen können, und sich dagegen entscheidet, draufzuklicken, oder weil es versteht, dass Sexualität nicht immer so aussehen muss, wie sie ihm zufällig in einem Onlinevideo begegnet. Schützen heißt, Kindern und Jugendlichen Werkzeug an die Hand zu geben, um das einordnen zu können, was sie sehen. Verdrängung und Scham sind kein effizienter Schutz.

Ähnlich funktioniert es im Hinblick auf ein anderes beliebtes Filmgenre: Superheldenfilme sind oft ab sechs oder zwölf Jahren freigegeben. Wir machen uns nämlich keine Sorgen, dass die Kinder aus dem Fenster springen, nachdem sie diese Filme schauen, weil wir ihnen schon von klein an erklärt haben, dass Menschen in Wirklichkeit nicht fliegen können. Zwischen zwei und drei Jahren entwickeln Kinder die Fähigkeit, Fantasie und Realität auseinanderzuhalten; ab sechs Jahren gelingt ihnen in der Regel eine zuverlässige Trennung; ab etwa zehn Jahren sind Kinder in der Lage, sicher zwischen der Figur im Film und der schauspielenden Person zu unterscheiden.

Mit Jugendlichen über Pornografie sprechen

Die sogenannte Medienkompetenz wächst mit dem Alter, wenn Kinder ein förderliches Lernumfeld haben. Junge Menschen besitzen die Fähigkeit, zwischen einer gefilmten Sex-Performance und ihrer eigenen sexuellen Realität zu unterscheiden. [2] Sie brauchen dafür aber die nötigen Infos. Deswegen ist es wesentlich, dass Erzieher:innen bei der Sexualaufklärung über Pornografie sprechen und ihnen die nötige Medienkompetenz beziehungsweise Pornokompetenz vermitteln.

Eine effektive Maßnahme, um die Jugend zu schützen, wäre es also, Aufklärungsressourcen für Lehrkräfte und Eltern zu entwerfen. Solche Initiativen gibt es auch schon, zum Beispiel den Pornoführerschein von Teach Love und der Pornowissenschaftlerin Madita Oeming: [3] eine Fortbildung für Lehrer:innen zur Erweiterung von Fach- und Faktenwissen rund um Pornografie zur persönlichen Weiterentwicklung mit konkreten Tipps für den Lehrkontext.

Ziel davon ist es, die eigene Pornokompetenz zu stärken, um begleiten zu können, wie Jugendliche selbstsicher und informiert einen kompetenten, selbstbestimmten Umgang mit Pornografie entwickeln. Auch von der Pornoindustrie gibt es konkrete Anregungen, wie Kinder von pornografischen Seiten ferngehalten werden können. Es gibt zum Beispiel technologisch effektive Lösungen wie Filter, die auf Geräteebene eingesetzt werden und von den Eltern kontrolliert werden können. Diese Filter können, im Gegensatz zu Sperren auf Anbieterebene, nicht mit VPNs umgangen werden. Die Technologie wird schon seit Jahrzehnten freiwillig auf den Pornoplattformen installiert, um die Umsetzung zu vereinfachen.

Aufklärung als legale Grauzone

Ich frage mich, ob die Kommission für Jugendschutz über diese Tatsachen nicht informiert ist oder ob sie absichtlich ignoriert werden. Die Kommission hat bis heute ihre Zeit und Ressourcen darauf fokussiert, einzelnen Plattformen und auch einzelnen Content Creators, also Darstellenden, die ihre eigenen Pornos drehen und verkaufen, Briefe zu schreiben und Geldstrafen einzufordern. Sie gehen so weit, dass sie auch schon Akademiker:innen, die im Internet über Pornografie aufklären, mit horrenden Geldstrafen gedroht haben.

Dabei berufen sie sich auf Paragraf 184 des Strafgesetzbuches, der die Verbreitung von Pornografie regelt: Pornografie darf nicht in den Händen von Personen unter achtzehn Jahren landen; wer dafür verantwortlich gehalten werden kann, das zu er-möglichen, wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe geahndet. Pädagog:innen, die Heranwachsende über Pornografie aufklären möchten, bringt das in eine legale Grauzone, weil sie sich strafbar machen könnten, wenn man ihnen vorwerfen würde, Pornografie anzukündigen oder anzupreisen. Wenn sie zum Beispiel eine Gruppe Siebzehnjähriger fragen, ob sie Pornhub kennen, könnte das als Anpreisung verstanden werden.

Meines Wissens nach wurde noch niemand in den letzten vierzig Jahren dafür eingesperrt, bis jetzt blieb es bei Drohungen. Dennoch erschwert es der sogenannte Jugendschutz in der Praxis, dass junge Menschen über für ihren Alltag relevante Themen aufgeklärt werden. Ich habe als Vorstand des Berufsverbands für die Pornobranche in Europa, Free Speech Coalition Europe e. V., den Kontakt zur Kommission gesucht, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um vielleicht sogar eine freiwillige Selbstkontrolle der Pornoindustrie einzuführen – nach dem Beispiel der Film- und Gamingindustrie.

Altersgerechte Pornografie

Junge Menschen würden auf Pornoplattformen mehr Diversität, mehr unterschiedliche Körper, Identitäten, Sexualitäten und Sexpraktiken sehen, als im Unterricht behandelt oder als in Filmen und Serien gezeigt werden. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, sondern tatsächlich bereichernd, wenn sie diesen Zugang haben. Viele nicht heterosexuelle Menschen berichten da rüber, sich selbst zum ersten Mal im Porno repräsentiert gefühlt zu haben, mindestens als begehrenswerte Personen.

Würden wir das Tabu aufbrechen und den Begriff von Pornografie erweitern, dann könnten wir zum Beispiel altersgerechte, explizite, pädagogisch wertvolle Videos machen, wo Nacktheit und explizite Sexakte gezeigt werden, um den Wissensdurst der Jugend zu stillen und positive Vorbilder zu generieren. Heranwachsende sind neugierig, man könnte sogar altersgerechte Pornografie ab sechzehn Jahren produzieren. In der Schweiz ist das übrigens die geltende Altersgrenze. Dient das Verbot von Pornografie für Menschen unter achtzehn Jahren wirklich deren Schutz, oder ist es eher eine Ausrede für Zensur?

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Erziehung und explizite Inhalte zusammendenken

In meinen Produktionen ist die Priorität, dass die Menschen vor der Kamera eine gute Dynamik aufbauen und sie organisch miteinander entstehen lassen. Die Energie zwischen den Performenden ist mir wichtiger als die perfekte klinische Nahaufnahme einer Penetration, daher gibt es keine vorgegebene Choreografie. Trotzdem weiß ich genau, dass sich ein Film viel besser verkaufen wird, wenn eine Darstellerin darin eine Analszene dreht. Dieser Nachfrage zu entsprechen, ermöglicht es mir wiederum, auch andere Filme zu machen und alle Menschen besser zu bezahlen. Also bin ich wirtschaftlich davon abhängig, eine Performerin zu finden, die auf Analsex steht, und am Set den richtigen Raum zu schaffen, damit sie sich wohlfühlt. Die finanziellen Auswertungsmöglichkeiten eines Pornos spielen dementsprechend eine maßgebende Rolle bei der Produktion.

Die finanzielle Benachteiligung der Industrie auf politischer Ebene erschwert die Umsetzung von optimalen Arbeitsbedingungen. Vor allem erschwert sie uns, weitere Ebenen einzubringen, die über das Ziel hinausreichen, die Zuschauenden zu erregen. Es gibt keine Anreize, Pornos zu drehen, in denen Einvernehmen explizit dargestellt wird oder Safer Sex, in denen also Kondome und andere Barrieren zum Einsatz kommen und idealerweise auf eine Art und Weise eingebaut sind, die gleichzeitig sexy wirkt und als Anleitung dienen kann. Solche Filme verkaufen sich einfach nicht so gut.

Trotzdem gibt es vermehrt Initiativen und Projekte, die Sexualerziehung und explizite Inhalte zusammendenken. Plattformen wie OMGyes haben gezeigt, dass eine Nachfrage existiert und dass eine aufklärerische, explizite Darstellung von Nacktheit und Sexualität sinnvoll und hilfreich ist, um Scham zu mindern und Tabus zu brechen. OMGyes ist ein Projekt, das die sexuelle Lust von cis Frauen erforscht und darüber aufklärt. In drei Staffeln präsentieren sie die Aha-Erlebnisse, Erkenntnisse und Techniken, die Frauen und ihre Partner:innen in einer groß angelegten Studie geteilt haben.

Alles wird sachlich dargestellt und von expliziten Bildern begleitet, denn »nur wenn es echt, persönlich und sexuell explizit ist, wird es Mythen beseitigen und unser Leben verbessern«. Ich wünschte, so etwas hätte es gegeben, als ich jugendlich war, und ich kann es nur allen empfehlen. OMGyes bemüht sich, die expliziten Darstellungen so technisch und unaufgeregt wie möglich zu halten, ich nehme an, sie versuchen, „unpornografisch“ zu bleiben, um ihre Reichweite nicht zu minimieren.

Aufklärungsauftrag des Staates

Andere Projekte wie SexSchool, die in ihrer aufklärerischen Herangehensweise bewusst und explizit pornografische Filme konzipieren, haben mit den Konsequenzen dieser Entscheidung zu kämpfen. Auch wenn das Projekt in erster Linie der Sexualaufklärung dienen soll, wird es als pornografisch eingestuft und muss sich entsprechenden Verbreitungsbeschränkungen unterwerfen. Somit sind die finanziellen Hürden so groß und die möglichen Marketingmaßnahmen so eingeschränkt, dass solche Projekte es finanziell oft schwer haben.

Doch trotz aller Hindernisse entstehen neue Projekte, die explizite Sexualaufklärung anbieten. Ähnlich wie es die Sextoy-Industrie geschafft hat, die »Schmuddelecke« zu verlassen, rücken manche Pornoplattformen langsam ins Licht der Öffentlichkeit, indem sie sich in einen Wellness-Mantel hüllen. Darin steckt ein ungenutztes Riesenpotenzial. Immerhin ist unsere Sexualität ein riesiger Faktor für unser allgemeines Wohlbefinden. Sollte es nicht unsere Priorität sein, Pornografie zu schaffen, die positive Bilder von Einvernehmlichkeit und Kommunikation vermittelt? Sollte das nicht sogar unter den Aufklärungsauftrag des Staates fallen?

Dieser Logik folgte die Redaktion vom ZDF Magazin Royale, als sie mich Anfang 2022 mit dem Projekt kontaktierte, einen öffentlich-rechtlichen Porno zu produzieren. Ich hatte schon lange davor für eine staatliche Förderung von Pornografie plädiert, eher als Provokation und Denkanstoß, weniger, weil ich mir ernstlich etwas davon erhoffte. Dementsprechend begrüßte ich die Initiative sehr. In seiner Ankündigung, die dem Porno vorangeht, erklärt Jan Böhmermann, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland den Auftrag hat, ein „Gegengewicht zu all den Medien zu sein, die ihre Entscheidungen rein aus kommerziellen Interessen treffen“, und „zu inhaltlicher Vielfalt beizutragen, wie sie allein über den freien Markt nicht gewährleistet werden kann“. Dementsprechend soll der öffentlich-rechtliche Rundfunk „ein Angebot für alle Menschen in diesem Land bieten und besonders da liefern, wo der freie Markt große Lücken lässt“.

Pornografie gehört zu unserem Alltag, zu unserer Gegenwart und zu unserer Gesellschaft, denn abgesehen von ihrer unterhaltsamen Natur, spielen Pornos für viele Menschen auch in der Sexualaufklärung eine große Rolle. Demzufolge sollte es die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sein, einen Pornofilm zu realisieren, der Sexualität in einem positiven, inklusiven und sicheren Rahmen zelebriert.

Pornos ein Stück weit den Marktzwängen entziehen

Ich stehe zu hundert Prozent hinter dieser Position und betrachte sie als die einzig zeitgemäße und nicht heuchlerische politische Haltung zum Thema Porno, die heutzutage verantwortet werden kann. Niemand erwartet, dass die Automobilindustrie von heute auf morgen aus Altruismus und sozialem Bewusstsein heraus mit dem Verbrennen von fossilen Kraftstoffen aufhört. Die Politik begleitet diesen Wandel, indem sie ihn wirtschaftlich fördert. Natürlich soll der Staat nicht das gesamte pornografische Angebot bestimmen, aber aufklärerische Pornoprojekte könnten einen Anfang darstellen, der nicht nur Konsument:innen, sondern auch daran beteiligte Akteur:innen aus der Pornobranche empowert.

Das Experiment der ZDF-Magazin-Royale-Redaktion und Jan Böhmermann hat gezeigt, was möglich wäre, wenn wir Pornos ein Stück weit den Marktzwängen entziehen: Wir haben zusammen entschieden, dass wir Einvernehmen und Safer Sex in den Vordergrund stellen möchten, ohne dabei weniger explizit zu sein und ohne auf die Absicht zu verzichten, den Zuschauenden eine sexuelle Erregung zu ermöglichen.

Gleitgel für die Pornodebatte

Ich habe vier Darstellende gecastet: Bishop Black, Lina Bembe, Noir So und Holy Mother. Sie sind in ihren Gender und ihrer Sexualität fluid, sodass alle vier miteinander interagiert haben. Wir haben besprochen, wie wir die Safer-Sex-Elemente – Kondome, Lecktücher und Handschuhe – auf antörnende Weise einsetzen können. Ich habe sie ermuntert, verbal und nicht verbal miteinander zu kommunizieren und die sexuellen Handlungen explizit miteinander vor laufender Kamera zu verhandeln. Das Resultat ist meines Erachtens eine lustvolle Interaktion, in der organisch und orgiastisch Kondome über Penisse gleiten, über Vulven gestreckte Tücher geleckt werden und verführerisch mit Gleitgel auf behandschuhten Händen gespielt wird. Es gibt zustimmende Blicke und lautes enthusiastisches Einvernehmen.

Als wir den Film bei der Venus-Messe vorführten, kam hinterher eine Mutter zu mir. Sie fand den Film toll und erzählte mir, dass das die Art von Film wäre, die sie sich für ihren sechzehnjährigen Sohn wünscht. Die Ironie dieser öffentlich-rechtlichen Provokation besteht darin, dass der finanzierte Porno nicht auf den gebührenfinanzierten Sendern gezeigt werden kann, da er als Pornografie indiziert wird und keine FSK 18 bekommt. Die aktuelle Gesetzgebung verhindert, dass wertvolle Produkte mit Bildungsanspruch geschaffen und verfügbar gemacht werden.

Fußnoten

[1] Alexander Korte: Pornografie und psychosexuelle Entwicklung im gesellschaftlichen Kontext, Gießen 2018, S. 67.

[2] Ebd., S. 77.

[3] Madita ist eine der wichtigsten Stimmen, die sich ernsthaft aus einer akademischen Perspektive mit Pornografie auseinandersetzt. Ich empfehle ihr Buch Porno: Eine unverschämte Analyse (2023) sehr.

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8 Ergänzungen

  1. Warum wird das Thema Porno bei netzpolitik.org immer öfter akzentuiert?
    Warum werden kritische Fragen dazu in den „Ergänzungen“ von der NP-Moderation nicht veröffentlicht oder erst dann aus dem Abklingbecken gezogen, wenn Emotionen nachgelassen haben?

    Mit zunehmender Porno-Schlagzahl fühle ich mich mit diesem „fachfremden“ Thema auch zunehmend genervt.
    Mein Fass ist jetzt voll. Ihr werdet einen nicht gerade unbedeutenden Unterstützer verlieren, sollte es zu keiner angemessenen und vertretbaren Stellungnahme der NP-Redaktion führen.

    Ich finde, dass netzpolitik.org bisher eine ganz ausgezeichnete Arbeit gemacht hat, die ich gerne unterstützt habe. Aber diese neue Art von Aumerksamkeitsökonomie (Klickzahlen) mittels Porno trage ich nicht mehr mit.

    1. Am Wochenende moderieren wir Ergänzungen aus naheliegenden Gründen etwas langsamer. Obendrein tun dies in der Regel auch die Autor:innen der Texte. Daher kommt es mitunter zu Verzögerungen. Die unterstellte Absicht steckt nicht dahinter.

      Das Thema Pornografie ist aus Sicht der Redaktion ein relevantes netzpolitisches Thema – nicht zuletzt, weil es diverse klassisch-netzpolitische Kernthemen berührt, von Fragen der Zensur und Privatsphäre bis zum Thema Plattformregulierung. Alle weiteren Begründungen ergeben sich aus den Texten selbst. Wer mag, kann diese Texte lesen.

      Last but not least: Wir erfassen keine Klicks. Die interessieren uns nicht. Themen schon.

      Ich hoffe, Du bleibst uns gewogen – auch und gerade wegen der Themenvielfalt auf unserer Seite.

    2. Porno ist netzpolitisch ein relevantes Thema: das ist eine der ganz wenigen kundenorientierten technikaffinen Industrien und gleichzeitig ein Schreckgespenst der Autoritären links wie rechts. Und letzteres erfordert eine realistische und hinterfragende Betrachtung der proklamierten Probleme. Denn sonst ergibt sich ein Hebel gegen uns alle, siehe Forderungen zu Altersnachweis und damit Identifizierung jeder Onlineaktion.

      1. Dem Stimme ich auch zu. Denn „wo kämen wir denn hin“ nach der anzunehmenden Denke der Links/Rechts Autoritäten wenn auf ein mal alle ein Selbstbestimmtes Lustvolles (und somit Positives) Leben ohne Reue, Scham und frei von Einengenden Klischeebildern führen könnten?

        „Anarchie“ würden sie Schreien, vom Untergang des Abendlandes fantasieren und Religionen von Sodom und Gomorha fabulieren. Das Prinzip der Mächtigen dahinter ist doch auch nicht neu.

        So sprach der Fürst zum Pfaffen „Halte du sie dumm, ich halt sie Arm“. Aufklärung (über alles, nicht nur Sexualität) ist damit im Grunde der „Klassenfeind“ der Regierenden. So auch heute noch.
        Man fürchtet wohl den Verlust an Einfluß & Deutungshoheit. Den Leuten einfach vorschreiben können was sie zu tun, zu denke hätten – und was nicht – ist ja auch viel einfacher. Fördert aber eben eine Subkultur oder Illegales Handeln. Warum will man eigentlich noch mal Gewisse Rauschmittel legalisieren, verdammt aber Alkohol nur Halbherzig, Tabak zu 100% und Porno als Teufelswerk? Ich sehe da keine Verhältnismäßigkeit.

        Aber eines würde ich noch gern wissen. Welches sind denn die Filtersysteme die von Pornoplattformen seit Jahrzehnten freiwillig installiert werden um auf Geräteebene Filtern zu können? Geht das in richtung PG (Parental Guide) Einstufung, eine speziellere Form von robots.txt (Nicht für crawler sondern Clients) oder was ist damit sonst gemeint?

        Und warum weiß ich nichts davon obwohl ich die o.g. Stichworte wohl kenne? Einer Jugenschutz-institution die diesen Job auch ernst nimmt sollte man deutlich mehr Detailkenntnis dazu unterstellen müssen. Überraschung [Doch nicht]??? = Alibi, wie o.g.

    3. Pornografie ist allein schon deshalb ein netzpolitisch relevantes Thema, weil sexuelle Inhalte immer mit als Erstes der Zensur zum Opfer fallen und zu den beliebtesten Begründungen für mehr Überwachung gehören. Gleichzeitig gehören Pornoseiten zu den am häufigsten abgerufenen Webseiten im Internet, und bei kaum einer Sache ist das legitime Interesse an Anonymität, Integrität und Vertraulichkeit – Dingen, die Datenschützer zu erreichen und zu wahren versuchen – größer als bei Sexualität. Kurz gesagt: Wenn man sich ernsthaft mit Netzpolitik befasst, kommt man an Pornografie schlichtweg nicht vorbei. Umso wichtiger und klüger ist es m. E. , dieses Thema sehr offensiv zu behandeln, auch um bei anderen die durch die vorherrschenden Tabus bedingten Hemmschwellen zu senken.

  2. Mit 16 darf man Call of Duty spielen und virtuelle Menschen erschießen, oder Remnant 2 und blutige Monster abschlachten.

    Aber wehe man sieht sich einen ganz natürlichen Akt der Natur an! Warum eig. ab 16? Es macht freilich keinen Sinn, wenn der GV ab 14 staatlich gestattet wird.

  3. Nach Meinung einiger Wertkonservativer besteht die beste Pornoerziehung aus einem regelmäßig geschwungenen Rohrstock und Einsperren der angehenden Frauen. Davon ab, sexuelle Erziehung Minderjähriger ist heute ein Balanceakt, wo man mit 1 1/2 Beine im Gefängnisse steht.

    Das deutsch wertkonservative Jugendschutzzensurrecht tut ein Übriges dazu. Die „Wumpe“ Aussage des obersten Jugendschützer macht klar, wie man denkt und das man Pornokonsumenten wohl für den größten Abschaum der Menschheit hält …

  4. Sehr guter Artikel. Mir gefällt auch der, aus meiner Sicht treffende, Vergleich mit dem Lerneffekt für Kinder durch Superhelden ausgesprochen gut. Vielen Dank.

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