Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) sucht Verstärkung beim Sichten von Computerspielen. Sie ist für die Alterseinschränkungen zuständig und dafür muss jemand die neu erscheinenden Titel spielen.
Das Aufgabenfeld der zukünftigen „engagierten SpielesichterInnen“ umschreibt die offizielle Stellenausschreibung so: „Du spielst Computer- und Videospiele, die bei der USK zur Prüfung eingereicht werden und bist damit Teil der technischen und inhaltlichen Vorbereitung des Prüfprozesses eines Spiels.” Dazu gehören jede Menge Aufgaben. Etwa eine “umfassende Sichtung eines Spiels” und “das Verfassen eines schriftlichen Testberichts, der die inhaltlichen Aspekte und jugendschutzrelevanten Faktoren zusammenfasst”. Bei der Präsentation sollen die SichterInnen “einen neutralen Überblick über das Gameplay, technische Funktionalitäten sowie Narration” bieten und dem Prüfgremium für Rückfragen zur Verfügung stehen. Home Office geht leider nicht.
Ein stolzer Aufgabenkatalog für eine wichtige, verantwortungsvolle Aufgabe: Spiele gründlich auf potentiell jugendgefährdende Inhalte abklopfen, ein schriftlicher Test, eine Präsentation vor dem USK-Gremium. Und am Ende mitverantwortlich für das USK-Siegel sein, das bei der Kaufberatung eine große Rolle spielen soll.
Die Entlohnung für diesen Job?
100 Euro pro Spiel.
Das ist eine Katastrophe.
Von Spaß kann man sich nichts kaufen
Weil unsere Gesellschaft in Deutschland noch immer auf dem Leitsatz „über Geld spricht man nicht“ aufbaut, stammt diese Honorauskunft nicht direkt aus der Ausschreibung: Hier heißt es nur „angemessene Aufwandsentschädigung“, eine Floskel ohne Bedeutung. Ein Mitarbeiter der USK aber nennt diesen Honorarsatz auf Twitter, als ihn die ersten irritierten Reaktionen auf die Stellenausschreibung erreichen. Es wirkt selbstbewusst, wie er das Honorar verkündet: einhundert Euro. Für einen Arbeitsaufwand im zweistelligen Stundenbereich. Auf meine offizielle Presseanfrage, ob mir die USK diesen Honorarsatz bestätigen kann, habe ich noch keine Antwort erhalten.
Es bedarf hoffentlich keiner langen Ausführungen, dass dieser Honorarsatz für die verlangte Arbeit eine Frechheit ist. Eine Frechheit, die sich in den Köpfen der Verantwortlichen wohl nur mit einer Argumentationskette rechtfertigen lässt: „Spielen macht doch eh Spaß und ist keine echte Arbeit.“ Und keine echte Arbeit muss auch nicht angemessen bezahlt werden, so offenbar die Logik.
Für mich als Journalist, der beruflich über Spiele schreibt und spricht, ist diese Annahme ein häufig gehörter Satz. Warum will ich Geld für etwas, das andere Menschen in ihrer Freizeit machen?
Ich kann diese Irritation verstehen, die mir zuletzt während einer Hochzeitsfeier entgegenschlug: Dort standen ein Pilot, eine Lehrerin und ein Schreiner um mich herum – alles „ordentliche Berufe“. Keiner der drei verstand, wie ich mit „Spielen“ wirklich meine Miete zahlen kann.
Wo das Verständnis aufhört
Sie kennen das Medium als Teil ihrer Freizeit oder Kindheit, zum Abschalten, zum Ablenken. Sie nehmen Videospiele nicht als Kulturgut wahr, das ebenso wie Bücher und Filme analysiert und kritisiert werden kann, sie lesen keine investigativen Reportagen über die schlechten Arbeitsbedingungen in der Branche, sie setzen sich nicht mit Diskussionen über Mikrotransaktionen und Suchtspiralen auseinander, die so viele Menschen finanziell ruinieren. Sie bewegen sich am Rand der Spielkultur und das ist vollkommen in Ordnung. Ich erkläre ihnen gerne, warum meine Arbeit ebenfalls echte Arbeit ist und ein angemessenes Honorar verdient. Dafür habe ich Verständnis.
Die USK aber ist Teil der Spielkultur, sitzt in ihrem Zentrum, weiß um die Wichtigkeit ihrer Arbeit. Trotzdem bietet sie nur 100 Euro Aufwandsentschädigung an, lockt sogar damit, das SichterInnen dann auch früher als alle anderen ersehnte Spiele testen dürfen – als wäre das schon Lohn genug.
Das verdient Kritik, nicht Verständnis – zumal diese Aufwandsentschädigung nicht nur vollkommen unangemessen für die Arbeit selbst ist. Sie macht diese Arbeit auch unerreichbar für Menschen, die darauf angewiesen sind, Geld zu verdienen. Ein Job, der den Einstieg in die Spielebranche ermöglicht und die Gelegenheit zur Vernetzung bietet, bleibt so weniger privilegierten Menschen schlichtweg verwehrt.
Symptom für ein altes Problem
Diese Kritik richtet sich aber nicht nur gegen die USK. Ihre Stellenausscheibung ist vielmehr das Symptom eines Problems, das seit Jahren die Spielebranche beherrscht, sowohl auf Seiten der EntwicklerInnen als auch der JournalistInnen. Wichtige Aufgaben, die viele Stunden Arbeitszeit bedeuten, werden immer wieder nicht oder nur schlecht entlohnt, denn „Spaß“ sei ja bereits Bezahlung genug.
So vergütet eine der größten deutschsprachigen Spieleredaktionen seit Jahren freie MitarbeiterInnen für die Erstellung von Komplettlösungen mit Honorarsätzen um die 50 Euro, gelöstes Spiel als Dank obendrauf. Manchmal. Ein offenes Geheimnis in der Branche und eine unverschämte Entlohnung für eine Arbeit, die dutzende Stunden kostet – und für die Redaktion ironischerweise einen wichtigen Baustein im Online-Angebot darstellt.
Unterdessen war das Einstiegsgehalt eines Vollzeitredakteurs mit Berufserfahrung bei einem anderen großen Verlag in Deutschland vor einigen Jahren gerade einmal so Mindestlohn, unbezahlte Überstunden ohne Freizeitausgleich wurden trotzdem erwartet. Und QualitätsprüferInnen kleiner Entwicklerteams arbeiten gratis, weil sie das Spiel weit vor allen anderen „genießen“ dürfen.
Beispiele dieser Art gibt es viele. Das ist, ich wiederhole mich, eine Katastrophe – und eine große Ironie: Seit Jahren ringt die Branche darum, als wichtige Industrie ernst genommen zu werden, Spiele als Kulturgut hochzuhalten und auf Augenhöhe mit der Politik zu verhandeln. Wie aber soll dieser Anspruch zur Realität werden, wenn genau diese Branche in Teilen nicht einmal sich selbst ernst nimmt – und ihre Mitglieder behandelt, als würde „Spaß bei der Arbeit“ genügen, um die Miete am Ende des Monats zu bezahlen.
100,- Euro/ Spiel.
Mal eben nachdenken:
Ein gutes Computerspiel, welches – um fair bewertet zu werden – bis zum Ende (durch alle Level) durchgespielt werden muss, dauert durchaus einmal mehrere Tage (eigene Erfahrung von früher – heute spiele ich kaum noch).
Dann muss ein Bericht geschrieben werden.
Der sollte fundiert und detalliert und auch möglichst neutral formuliert sein.
Natürlich ohne Rechtschreibfehler.
Er sollte der Kritik und ggf. einer juristischen Auseinandersetzung mit dem Hersteller des Spieles standhalten.
Derartige Berichte, gleichgültig welches Grundthema, dauern nach meiner Erfahrung, mindestens einen vollen Tag, oft sogar eine Woche.
Und das für 100,- Euro/ Spiel.
Danke an den Autor des Artikels!
Vor allem hat man nicht die Wahl, die Spiele dann eben etwas oberflächlicher zu testen. Es ist gerade verpflichtend, jedes Spiel von vorn bis hinten auf Herz und Niere zu prüfen, ob irgendwo ein „jugendgefährdender“ Inhalt versteckt ist, der eine höhere Freigabe erfordert. Anderenfalls könnte man als Spielentwickler in jedem „Hello Kitty“-Spiel die irrwitzigsten Pornos, „SAW“-Gewaltorgien und Nazi-Botschaften durch die Kontrolle schmuggeln.
Und zum Thema „Spaß bei der Arbeit“: Anders als eine Spielzeitschrift, wo sich zwar nicht der einzelne Redakteur, wohl aber die Redaktion als solche unter Vorgabe des Chefredakteurs prinzipiell aussuchen kann, was sie testet und was nicht, muss bei der USK jedes Spiel getestet werden, das zur Prüfung vorgelegt wird, und das sind eben nicht nur Perlen, sondern auch gigantische Mengen Grütze.
Am Entscheidungsprozess über die Freigabe ist man als Spieletester auch nicht beteiligt, wie ich in einem anderen Beitrag ergänzt habe. Was die USK hier versucht, ist schlichtweg, die Drecksarbeit für ein Taschengeld outzusourcen. Und Honorarbasis bedeutet natürlich auch, da man nicht fest angestellt ist, dass man selber davon noch Steuern und SV-Beiträge abführen muss, die 100 Euro sind brutto, netto hat man nochmal weniger davon.
Es ist irgendwo zwischen amüsant und erschreckend 8-/
„Home Office geht leider nicht.“ bringt die Schizophrenie eigentlich perfekt auf den Punkt. Klar, dass man Leuten in derart prekären Arbeitsverhältnissen nicht trauen will.
Werden die Tester da eigentlich als fachkundige Tester oder als Testobjekt des Prüfgremiums wahrgenommen?
Das ganze führt übrigens auch zu einer eher oberflächlichen Prüfung der Spiele: Wenn man das als Lebensunterhalt machen will und sagen wir mal eher etwas kümmerliche 2000€ im Monat verdienen will, muss man ja 20 Spiele pro Monat durchkloppen. Da bleibt einfach nicht die Zeit, um ein Spiel im zwei oder gar dreistelligen Stundenbereich zu Spielen – und gerade so Beispiele wie die Folterszene in GTAV zeigen ja schön, dass das durchaus nötig ist ein Spiel für eine ordentliche Alterseinstufung auch wirklich durchzuspielen.
Mir würde ja zuerst einmal die Befürchtung kommen, dass hier dann eher Leute aktiv sind, denen es in erster Linie nicht ums Geld geht, sondern um Einfluss auf den Prozess. Evangelikale „Zocker“ könnten da sicher das eine oder andere Game von „ab 12“ auf „ab 16“ anheben. Das würde am Ende wenigstens auch erklären, warum immer wieder Games in Deutschland deutlich höhere Alterseinstufungen bekommen als in anderen (EU-)Ländern.
Man kann an dieser Stelle auch wieder mal nachfragen, warum Deutschland noch extra prüfen muss, obwohl es mit PEGI schon eine EU-weit gültige Altersklassifizierung gibt.
Als Tester, wie es hier ausgeschrieben ist, ist man bei der USK gar nicht am eigentlichen Entscheidungsprozess über die Freigabe beteiligt, das ist ja der Gipfel. 100 Euro, um ein Spiel, welches auch mal dutzende Stunden in Anspruch nehmen kann, komplett durchzutesten, um es auf „jugendgefährdende“ Inhalte zu untersuchen, und dann sind Sie, der das Spiel am besten kennt, nicht einmal an der Entscheidung beteiligt, welche Freigabe es erhalten soll, das entscheidet ein Gremium, dem Sie lediglich Ihren Bericht vorlegen. Sie sind schließlich nur Spieletester, kein Sozialpädagoge oder Jurist, also wie sollen Sie einschätzen können, welche Inhalte für Kinder und Jugendliche geeignet sind?
Zum einen wissen nur deutsche Amtstraeger, was gut fuer Kinden ist, weswegen wir ja auch ein so aussergewoehnlich organisiertes, finanziertes und kindswohlorientiertes Schulwesen haben.
Zum anderen braucht man den Hebel fuer Zensurmassnahmen und Zensurinfrastrukturaufbau.
Was meinen Sie denn mit „evangelikalen Zockern“?
Aber keine Sorge, ganz so einfach ist das nicht; die Sichter*innen geben keine Einstufungsempfehlung ab, siehe hier zum Prüfungsprozess: https://usk.de/die-usk/arbeit-der-usk/wie-wird-geprueft/
Das „Zocker“ steht in Anführungszeichen, weil es eben gerade keine Zocker sind, sondern strenggläubige Aktivisten. Dass die Testspieler*innen keinen direkten Einstufung vornehmen ist mir auch klar, aber man hat natürlich die Möglichkeit Dinge in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Und das ist seit ein paar Jahren eben meine persönliche Beobachtung: Ehrenämter werden übernommen um Einfluss auszuüben. Evangelikale haben an der Schule meines Neffen dafür gesorgt, dass kein „Harry Potter“ gelesen wird. Die Entscheidung lag zwar bei der Lehrerin, aber es waren Elternsprecher der Klasse und im Elternbeirat der Schule Evangelikale, und die haben sich am Ende durchgesetzt.
kleine Ergänzung: PEGI ist sogar in der Schweiz das Mittel der Wahl bei der Alterseinstuffung. Obschon die Aplenföderation ja gerne mal eigene Süppchen kocht und vom pösen pösen Brüssel sich nix sagen lassen will ;-)
Aber davon mal abgesehen: PEGI ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Wobei ich nicht weiß, wie die Tester:innen dort bezahlt werden.
Der Skandal beginnt schon mit der Personalauswahl, wie kann es sein das Personen etwas beurteilen sollen, von deren Materie sie schlicht eine feuchten Dreck verstehen.
Es erfolgt offensichtlich nicht mal eine Prüfung des rekrutierenden Personals, ob diese der Gruppe der Fundamentalisten zuzuordnen ist.
Ein Beurteil kann nur durch Psycholog:Innen erfolgen, und das auch nur mit einem abgeschlossenen Zusatzfach Jugendpsychologie. So etwas kostet allerdings eine paar Potenzen mehr als 100.- Euro pro Spiel.
Es kotzt mich an, wie hier eine paar halbstarke pseudo und möchtegern Wissenschaftler über unser Jugend diktiert.
Träger der USK ist seit dem 31. Mai 2008 die Freiwillige Selbstkontrolle Unterhaltungssoftware GmbH in Berlin. Geschäftsführerin ist Elisabeth Secker. Als Gesellschafter der GmbH fungiert der game – Verband der deutschen Games-Branche e. V. Gemäß dem Prinzip einer halbstaatlichen Selbstkontrolle gewährleistet die USK die Organisation der Prüfungen, die jeweiligen Altersentscheidungen fällen jedoch von dem Beirat benannte Sachverständige in Zusammenarbeit mit dem ständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden bei der USK.
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Das „100 Euro“-Angebot ist doch die Gelegenheit, als Journalist/in verdeckt die Methoden der USK zu untersuchen. Wer finanziert die USK? Wer hat in der USK das Sagen? Wer arbeitet dort mit welchen Qualifikationen? Was sind die Kriterien, nach denen bewertet wird?
Mit dem USK Etikett wird im Übrigen nicht die Jugend geschützt, sondern der Handel schützt sich damit selbst vor Unannehmlichkeiten. Jugendliche kaufen ihre meist Spiele selbst, und dabei hat das Etikett eher eine paradoxe Wirkung.
Das sollte man flexibilisieren und Gameplayvideos einbeziehen, sowie das Prinzip der „Meldung“ (von außen).
Dann braucht man ein Konzept, was man mit Bemängelungen macht, und dabei könnte man ja eine dynamischere Einstufung machen, z.B. (je nach Kontext anders) nach eine Three-Strikes Regel.
– Ü 18
– Ü 21
– Ü 30
– (Temporäre Vommarktnahme, mit maximaler Bearbeitungsdauer und Cooldown, Hin-und-Her inbegriffen und so im Zweifelsfalle auch gewünscht.)
So erzeugt man wieder „interessante Unterschiede“ zwischen den Altersgruppen, was die Erfahrung und das Erlebnis im blödesten Zoo am Rande des Universums betrifft.
Im ganzen Rest Europas gibt es kein mit der USK und deren Schwester im Geiste, der BPjM, vergleichbares Kontrollorgan. Sofern man also nicht der Meinung ist, dass deren Jugend wesentlich kaputter ist als unsere, kann man getrost hingehen und USK+BPjM ersatzlos aus dem Jugendschutzgesetz streichen.
Damit hätte man praktischerweise das Problem von unterbezahlten Spielesichtern mitgelöst.
Wird aber natürlich nicht passieren. Was wäre Deutschland ohne Bürokratie.
Es ist aber bekannt, dass es nur Recht wenig gibt um nicht nachher für den Test bezahlt zu werden. Steht sogar so im Vertrag.
Sorry, aber der Artikel strotzt vor Unwissenheit über die Abläufe.
1. Zu kein Home Office: irgendwie sollte das ein no brainer sein, aber na gut. Das sind Pre-release Titel, also technisch nicht fertig und inhaltlich hoch sensibel. Deshalb muss das im Office der USK laufen.
2. Das erfahrene Gremium trifft letztlich die Entscheidung zur Alterseinstufung und holt sich dafür alle Infos vom Sichter, die es dafür braucht. Die Sichter werden außerdem ausgebildet. Der individuelle Einfluss der Sichter auf das Ergebnis ist hier klar übertrieben.
3. Honorar: Ein Großteil der zu sichtenden Spiele sind Wimmelbilder und Kleinstspiele, keine epischen Open World Zeitverbrenner. Was das im Durchschnitt Spiel/Honorarsatz bedeutet ist da schwer zu sagen, aber die Behauptung, dass die Sichter fürs GTA5 durchspielen und sichten gerade einmal mickrige 100 Euro bekommen, ist nicht haltbar.
Ehm… nein die Unwissenheit liegt defintiv nicht bei Dom Schott. Vielleicht sind Dir die Entwicklungen der letzten Jahre (Jahrzehnte?) an entgangen, aber die üblichen NDAs haben weder Ortsangaben noch sind auf mögliche Redaktionsräume beschränkt. Daher ist die von Dir konstruierte Kausalität zwischen irgendwelchen Pre-Releases und Home-Office in Punkt 1) schlicht falsch.
So so es gibt eine Ausbildung. Interessant. Nur leider kann weder im Berufsbildungsgesetz (BBiG), der Handwerksordnung (HwO) noch sonst wo im dualen System der Berufsausbildung einen vergleichbaren Ausbildungsberuf „Spieletester“ finden. Aber vielleicht übersehe ich auch was und Du kannst mir den gemeinten Ausbildungsberuf nennen. Ein Blick auf die Stellenbeschreibung sagt im übrigen nichts von Ausbildung sondern lediglich „Spannende Einblicke in das Verfahren zur gesetzlichen Altersfreigabe von Spielen“. Das klingt wie „kostenloses Obst und Kaffee-Flatrate“, was in der Branche üblicherweise das Synonym für, wir haben nichts zu bieten und schütteln uns etwas aus den Ärmeln, was nichts kosten darf.
Wie auch immer, die USK sucht nach „ehrenamtlichen“ Helfern. Kann Sie gerne machen. Jeder bekommt immer genau das, was er oder Sie bereit sind zu zahlen. In diesem Beispiel will die USK offenbar ganz genau das nicht: Qualität und Wertarbeit und langfristige, nachhaltige Arbeitsverhältnisse. Warum soll die USK anders operieren als eine durch und durch kaputte Branche, was das betrifft?
1. Hier gehts nicht um Presse-Pre-Releases, sondern um Spiele die mitunter noch sehr unfertig sind. Ein allgemeiner Vergleich mit NDAs im Rahmen der üblichen Pressearbeit passt hier einfach auch nicht. Da braucht es mitunter auch technischen Support vor Ort. Außerdem mutmaßt du hier zu den NDAs. Schlicht falsch ist hier also gar nichts, außer du kannst das Gegenteil belegen, eine Mutmaßung reicht für das Urteil nicht aus.
2. Danke für Ihre Recherchebemühungen, aber ich meinte natürlich interne Ausbildung. Letztlich ist das hier ja auch kein IHK-Beruf, sondern ein studentischer Nebenjob. Der Einfluss der Sichter auf den Bewertungsprozess wird meiner Meinung in dem Artikel deutlich überbewertet.
3. Was meinen Sie mit ehrenamtlichen Helfern? Die ehrenamtlichen Mitglieder im Gremium? Die Regelung wurde wahrscheinlich eingeführt, damit es keinen finanziellen Interessenskonflikt gibt.
Ich glaube Sie vermengen hier einfach Dinge miteinander, nur weil diese in der selben Branche stattfinden.
Wisst ihr was einem die Miete zahlt ?
Hartz IV !
War für mich nicht das Richtige, aber rein aus Prinzip würde ich nichts machen, was mir weniger bringt als „Nichts“. Ist im Übrigen keine Kritik an Sozialleistungen, sondern an alle Arbeitgeber, die meinen die Erfahrung wöge schlechte Bezahlung aus
Ich verstehe nicht ganz wie da der Zusammenhang ist, ein Spiel komplett sichten heißt doch komplett spielen und am besten jede Ecke ausfegen. wenn ich überlege, Ich spiele ein Spiel wie Wolfenstein, mit linearer Geschichte etwa 60 ohne jede Ecke abzusuchen… wie kann man dann da von 100€ Vergütung sprechen aber Zeitgleich ein zweistelliges Gehalt erwähnen.
Prüfsiegel werden verramscht.
Ich habe die Stellenausschreibung gesehen und noch gedacht „ist das deren Ernst?“
Scheinbar ist es das tatsächlich.
Als Game Designer weiss ich was es heißt Spiele zu testen. Für Förderungen etc. müssen wir auch Presentationen und Dokumente abliefern.
Da geht richtig Zeit drauf.
Je nach Umfang des Spiels würde ich 500 – 800 Euro für ok erachten.
Oder eine Anstellung bei 3500 Euro und mehr.
Gruß
Alex
Die taz hat eine ähnliche verar…., in einem anderen Arbeitsbereich, mal schön auf den Punkt gebracht: Bei den Lieferdiensten (z. B. Lieferando, Gorillas, Getir etc.) galt lange Zeit das Motto: „Lohnverzicht fürs Team“; der „Teamgedanke“ (ein Teil des Teams zu sein) sollte für die Basismitarbeiter/ -innen „mehr Wert“, also höherrangiger sein als Geld, also der ausgezahlte (faire) Lohn, teilten die Manager ihren Angestellten mit.
Wie die Arbeitskämpfe bspw. bei den Gorillas zeigen funktioniert dieser Wuschgedanke heute nicht mehr. Doch gilt auch weiterhin ein anderes Motto: „Jeden Tag steht mindestens ein Dummer auf!“
Wenn ein potenzielle Spieletester und -bewerter über kein Erwebseinkommen verfügt – und genügend freie Zeit hat – ist es dem ein oder anderen vermutlich egal, ob er eine ganze Woche für einen „Hunnie“ arbeitet; die Psychologie die hier wirkt: Easy Money, ganz nebenbei und mit Spass an der Sache! Auch hier liegt der Haken im System.
Den Stress den der ganze „Spaß“ auf einen zukommt für 100,- pro Spiel wäre ein fairer Stundensatz.
Man muss Deadlines einhalten, eine Präsentation vorbereiten, kein Homeoffice in der heutigen Zeit bei einem digitalen Medium etc…
Als leidenschaftlicher Zocker musste ich über das Angebot laut lachen.
Es gibt Spiele, die kann man mit dem Satz vergüten.
Schach etc…
Was verrechnet eigentlich dieser Verein, damit das Siegel dann auf das Spiel darf?
Die Kolumne bezeichnet in der Presse einen kurzen Meinungsbeitrag als journalistische Kleinform.
Ich frage mich, warum das weltbewegende Thema mittels einer journalistischen Kleinform abgehandelt wird? Reicht es nicht zu mehr?
Wo steht aktuell die Debatte, Videospiele als „Kulturgut“ anzuerkennen? Worin besteht der Kulturbeitrag für die Gesellschaft?
Die etablierten Kulturvertreter und -verwalter haben keinerlei Interesse an dieser Debatte, da sie dabei nur an Relevanz verlieren koennen.
Die Gamer haben kein Interesse an dieser Debatte, weil die etablierten Kulturverwalter fuer sie voellig irrelevant sind.
Gaming ist mittlerweile einflussreicher als Kino, aber Deutschlands Kulturszene lebt halt mental noch im TV-Zeitalter.
Und immer mit dem US-Army-geförderten C-Movie als Beispiel im Gepäck:
Computerspiele vereinen „regelmäßig“ allerlei Aspekte der Kunst (Ton und Musik, visuelle Gestaltung, Story, Erlebnis, Interaktion, visuelle Präsentation, Collage von allem Möglichen über „einzelne Sinne“ hinweg, und mehr).
Sie sind automatisch prinzipiell gleichwertig mit Film, Tonkonserven, Installationen in Museen und Kunstgalerien, Malerei, Kunstschreierei, sowie all den „kleineren“ Formen die für Brot und Butter noch so abfallen, usw. usf.
Die Frage stellt sich also nicht in der Realität. Über Geschmack kann man dann streiten, Frage allerdings bleibt: mit wem?
Tja, usb stick dran, game leaken und zwar an die release group, die am meisten zahlt, oder man uppt es schlichtweg selbst und verdient sich beim hoster etwas Kohle.. Diese Strukturen fordern es ja geradezu heraus! Ich vertrete die Ansicht des Autors, dass wenn man Spiele Berufsmäßig prüft bzw testet, der Spaß auch mal ganz schnell vorbei ist.. Man stelle sich vor, als 39 jähriger hello kitty spielen zu müssen…
Die documenta fifteen ist Geschichte. Ihr Kulturbeitrag war der Eklat. In fünf Jahren erwartet uns die 16. documenta, falls wir die Zeitenwende bis dahin überlebt haben. Was dann? Sind wir bis dahin alle Gamer?
Nach einem krachenden Eklat folgt meist Eklat-Vermeidung. Und hier schlägt die Stunde der USK, die sämtliche Fähigkeiten für eine konfliktarme Kuratierung mitbringt. Kaum eine andere Institution hat so viel Erfahrung in intensiver Vorsichtung, Analyse, Beurteilung/Bewertung und Markt-Beobachtung. Das ist wahre gelebte Selbstkontrolle.
Auf jedes Kunstobjekt ein USK-Etikett! Das schafft Klarheit, bietet Verlässlichkeit und garantiert gute Markt-Akzeptanz.
Die Ausschreibung mit dem 100 € pro Spiel war wohl schon die zweite. Denn vor knapp zwei Wochen habe ich eine fast gleichlautende „Stellenausschreibung“ der USK gelesen, mit ordentlich Anforderungen (fundierte pädagogische Erfahrung etc..), nur dass da von EHRENAMTLICHER Tätigkeit die Rede war – und das ebenfalls mit Arbeit vor Ort, nix „Home-Office“, obwohl bei der Arbeit ja wirklich wurst ist, ob Du in Berlin oder Bangkog am PC sitzt…
… wobei nichtmal von Thailand aus würde ich für 0 oder 100 € einen pädagogisch fundierten Text verfassen. Alleine für den Text sind 100 € zu wenig, selbst wenn man die 2-3 Tage zum ausführlichen Testen des Spiels als „Freizeit“ betrachten würde.
Das zeigt den beginnenden Erkenntnisprozess des Auftraggebers. Erst wird der kostenlose Akademiker gesucht und nachdem der Bewerbungseingang verhalten gewesen sein wird, werden die Anforderungen reduziert und die Entlohnung angepasst. Es darf angenommen werden, dass es noch einige dieser Iterationen bedarf, bis ein marktgerechtes Signal gesendet wird.
Und alle, die bis dahin schon vertraglich aktiv waren, freuen sich über das für sie positiv ausgehende Arbeitsgerichtsverfahren bzgl. Scheinselbständigkeit bei der USK. Da gibt’s dann einen Nachschlag auf 12 Euro je erbrachter Stunde.
Wenn man; als Spielesichter der USK der „Spaß“ Argumentation folgt, ist die Konsequenz das man seinem Vermieter unterstellt es mache ja auch „Spaß zu Vermieten“ und da man daher in der gleichen „Spaß“Branche ist, einfach einen „branchenüblichen“ Abschlag (von der Miete) einbehält. Das sei dann der „Spaßbonus“. :-)
Bei Kritik an dieser Argumentation möge sich der Vermieter an die USK wenden… denn das sind die „Experten“ mit dem „Spaß=Geldwert“ Konzept.
Nicht tragbar? Wozu bezahlen wir mit unseren Steuern eigentlich die Politiker? Regieren, Macht ausüben muß doch NOCH mehr Spaß machen weil sie das alle wollen („Wählt mich!“). Eigentlich sollten sie noch Geld zahlen dafür das wir sie lassen. :-) Vergnügungs-steuer!
Sorry, ich denke es wird deutlich das ich dies Konzept Spaß=Geld nicht wirklich ernst nehmen kann. Ich bin weit über 18 und ohne Kinder, die USK kann mir am Allerwertesten Vorbei gehen.
Die „Vergütung“ ist ja schon eine Sache für sich aber hat sich jemand mal die Stellenausschreibung wirklich durchgelesen?
Ich bin kein Anwalt, Richter oder sonst irgendetwas in der Richtung aber als Mensch in der IT Welt muss man sich ja über viele Gesetze – und vor allem wie Gerichte diese auslegen und Firmen diese missbrauchen – auf dem laufenden halten um nicht selbst im Knast zu landen weil man ein netzwerkfähiges Endgerät mit ping Funktion besitzt (sorry für den Kalauer).
Jedenfalls sehe ich viele Bereiche in der Stellenausschreibung als „streitbar“, teilweise auch mit offizialcharacter an.
1) „Wohnort Berlin“ hätten sie Arbeitsort geschrieben – und hoffentlich meinen sie es auch so – wäre es kein Problem. Jemand aber diskriminieren, nur weil er aus einem 1km entfernen Vorort mit eigenem Namen kommt, ist „problematisch“.
2) „Keine aktive Tätigkeit in der Games-Branche“ ist auf so vielen Ebenen problematisch. Klar könnte man argumentieren, dass ein von „Spieleentwickler A“ gesponserter „Sichter“ (sind ja offensichtlich keine Angestellten, Freelancer oder Menschen[die Wohnraum und Essen brauchen] – zumindest wirkt die Ausschreibung so für mich) keine Spiele von „A“ sichern soll und das ist auch gut so aber das kann nur eine Einzelfallentscheidung während der Ausbeutungs… äh Arbeitsverhältnises sein und darf nicht Teil des Bewerbungsverfahrens sein (genauso wie der Wohnort). Dann ist da noch der nicht gerechtfertigte „Eingriff in den persönlichen Lebensraum“ des „Sichters“. Anhaltspunkte für Diskriminierung sehe ich auch hier.
Um meine Nerven nicht weiter zu strapazieren habe ich die Lektüre der Primärquelle („Stellenausschreibung“) aber abgebrochen.
war sicher nur ein Druckfehler und sollte 1.000 € pro Spiel heißen!
sehr guter Artikel, Vielen Dank!
Da die getesteten Produkte völlig unnötig sind, muss das Testen auch nicht bezahlt werden. Bei Amazon gibts die Rezensionen der Bücher auch ohne das die bezahlt werden.
Wichtiger Artikel, der mal aufzeigt, was für geschwollene Köpfe manche Leute haben! Der Autor stellt ja klar, wie bescheuert und katastrophal die Entlohnung ist.
Sollte sich mal die Staatsanwaltschaft ansehen, dieses „Jobangebot“. Menschen dürfen nicht ausgebeutet werden!
Der Artikel liest sich nicht gut recherchiert, weil scheinbar die Tätigkeit der USK nicht verstanden wurde. Der Frust über schlechte Bezahlung in der Branche ist das Eine, ist an der Stelle aber völlig unangebracht. Hier wird es ja erklärt: https://www.gameswirtschaft.de/wirtschaft/usk-sichter-verguetung-kritik-secker/
Die Tätigkeit ist ehrenamtlich, weil die Sichter unabhängig sein müssen. Schließlich haben sie die Aufgabe ein Spiel ohne persönliche Wertung oder gar Einfluss der Spieleindustrie vor Gutachtern zu präsentieren. Dass eine Aufgabe wie Jugendschutz bei digitalen Spielen gemeinwohlorientiert ist, steht doch außer Frage. Zum Zeitaufand: Habt ihr denn nachgefragt, wie oft es bei der USK vorkommt, dass Titel mit solch immenser Länge getestet werden müssen? Hauptsache aufregen, bevor man zweimal hinschauen muss und ordentlich recherchiert. Aber klar, gibt wahrscheinlich auch wenig Geld für solche Artikel – da wären wir wieder bei der Bezahlung und dem allgemeinen Frust der scheinbar dahinter steckt. Schade..
Danke für den Link zur „Gameswirtschaft“, das schafft teilweise etwas mehr Klarheit. Allerdings hat Martin Vogt einen Punkt, dass nämlich ein wenig Recherche förderlich gewesen wäre. Er übersieht jedoch dabei, dass es sich zumindest nach meiner Rezeption nicht um einen „Artikel“ handelt, sondern um eine Kolumne. Dass mit einer Kolumne eine „journalistische Kleinform“ benutzt wurde, wurde in einem Kommentar weiter oben schon kritisiert. NP-Artikel sind in aller Regel gut recherchiert, das verdient schon Anerkennung. Aber mit diversen Kolumnen hat NP Neuland betreten. Ich finde das nicht immer glücklich, und diese Kolumne hier hätte besser als eine Glosse bezeichnet werden sollen.
Dennoch hat diese Kolumne Wirkung gezeigt, und am Werbeverband so gerüttelt, dass er sich zu einer Stellungnahme bewegt fühlte. Doch die kann nur schlichtete Gemüter beruhigen.
Es ist skandalös, dass ein kommerzieller Branchenverband hergeht und behauptet ein Ehrenamt sei nötig, weil nur dadurch die Unabhängigkeit gewährleistet sei, und es im Übrigen dem Gemeinwohl zuträglich sei.
Mit Verlaub, das ist ein schamloser Missbrauch dessen, was ein Ehrenamt in unserer Gesellschaft bezeichnet. Und es ist völlig daneben, sich auf Gemeinwohl zu berufen, wenn kommerzielle Interessen im Vordergrund stehen, nämlich die Förderung der Vermarktung durch Ausstellung von Unbedenklichkeits-Etiketten.
Das alles ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie dekadent eine Branchen-Selbstkontrolle nur sein kann. Und dies ist nur möglich geworden, weil sich Gesetzgeber haben lobbyieren lassen, die Kontrolle des Jugendschutzes einem Verband zu überlassen, der andere Hauptinteressen hat. Das als Beitrag zum Gemeinwohl zu bezeichnen, das schlägt dem Fass den Boden aus!
GAME OVER
“While Stadia’s approach to streaming games for consumers was built on a strong technology foundation, it hasn’t gained the traction with users that we expected so we’ve made the difficult decision to begin winding down our Stadia streaming service,” Phil Harrison, vice president and general manager of Stadia, wrote in the post.
Harrison said Google intends to apply Stadia’s technology to YouTube, Google Play and its augmented-reality efforts and to make it available to industry partners if it “aligns with where we see the future of gaming headed.”
Mal kurz überlegen, wie sich augmented gamer-realities überprüfen lassen werden?
Augmentet…. Zukunft im Gaming…
Im Militär und überall sonst, wenn mal was nützliches gebaut wird.
Probleme dabei sind dann überall ständig aktiver Kameras mit Auswertungstechnologie, vermutlichst.
Für gaming ist es bestimmt noch ein Wachstumsmarkt, aber das scheint ein Scheunentor aus Stroh zu sein, wie die das so in den Raum werfen. VR kann toll sein, muss aber nicht, vor allem nicht für alle. Warum sollen wir Energie verbrennen um in VR einen Bildschirm in schlechter Auflösung zu zeigen, auf dem man dann einen Platformer oder eine taktische Simulation…
Der Ausweg ist natürlich, den PC zu liquidieren. Dann müssen alle irgendwas anderes machen…