Russische Bürger:innen bereiten sich darauf vor, bald den Zugang zur Online-Enzyklopädie Wikipedia zu verlieren. Die Download-Zahlen von Kopien der frei verfügbaren Wissensdatenbank schnellen in die Höhe, nachdem am Monatsanfang eine behördliche Anordnung [PDF] von Wikipedia verlangt hatte, den Artikel „Russische Invasion in der Ukraine (2022)“ zu sperren. Das berichtet das Online-Medium Slate.
Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine schottet sich Russland zunehmend vom Rest der Welt ab. Wer von Invasion oder Krieg und nicht von einer „militärischen Spezialoperation“ spricht, wie die offizielle Sprachregelung lautet, droht im Gefängnis zu landen. Zahlreiche Online-Medien sind in Russland gesperrt, weil sie vermeintliche Falschinformationen verbreiten. Zuletzt wurden die Meta-Dienste Facebook und Instagram als „extremistische Organisationen“ eingestuft und verboten, laufend kommen neue Sperren hinzu.
Ansturm auf russische Wikipedia
An unabhängige und richtige Informationen zu kommen wird in Russland immer schwerer. Wie aus den Zugriffzahlen von Kiwix hervorgeht, versuchen offenbar viele Russ:innen dem von oben angeordneten Informationskrieg auszuweichen. Das Projekt stellt unter anderem Offline-Kopien der Wikipedia zur Verfügung und im März griffen so viele russische Nutzer:innen wie noch nie auf den Dienst zu – über fünf Mal mehr als im gesamten Februar. Alle anderen Länder lässt Russland damit weit hinter sich: Aus den zweitplatzierten USA kommen im Vergleich seit Monatsbeginn weniger als die Hälfte der Zugriffe.
Ähnlich sieht es bei den heruntergeladenen Torrent-Dateien aus, mit denen sich über Peer-to-Peer eine vollständige Kopie von Wikipedia auf die lokale Festplatte schaufeln lässt. Über 100.000 Mal wurde in der ersten Märzhälfte die 29 Gigabyte große russische Wikipedia-Ausgabe heruntergeladen, eine Steigerung von mehr als 4.000 Prozent, verglichen mit Zahlen aus dem Januar. Downloads aus Russland sollen derzeit rund 42 Prozent des gesamten Datenverkehrs bei Kiwix ausmachen, zitiert Slate den Kiwix-Chef Stephane Coillet-Matillon.
Massiver Druck auf Wikipedia-Community
In der russischen Wikipedia-Community macht sich seit dem Kriegsbeginn Unruhe breit. Politisch verzerrte Sprachregelungen sind mit der freien Online-Enzyklopädie kaum vereinbar, entsprechend weigert sich das Projekt bislang, den behördlichen Zensurwünschen nachzukommen. Das hat inzwischen schon zu mindestens einer Festnahme eines Mitarbeiters der russischen Wikipedia geführt. Zudem hat ein russischer Telegram-Kanal persönliche Informationen von mindestens fünf Wikipedia-Bearbeiter:innen veröffentlicht, die am Invasionsartikel beteiligt waren.
Ja super. Damit hat mein Pseudonym gute 15 Jahre, nachdem ich es mir ausgedacht habe, jetzt also tatsächlich eine reale Entsprechung in Russland gefunden. Merkwürdiges Gefühl. Mal schauen, ob ich für das Projekt als Torrent-Quelle dienen kann…
Lol, und natürlich hab ich mich gleich mal falsch geschrieben, so ein Portmanteau ist schon kniffelig…