VerschwörungserzählungenEmpfehlungen für strategisches Diskutieren

Was tun, wenn Freunde, Verwandte oder Bekannte mit Aussagen kommen, die ins Reich der Verschwörungsmythen und Fake News gehören? Die Autorin Ingrid Brodnig zeigt in ihrem neuen Buch, wie man in hitzigen Debatten ruhig bleibt und wann es sich überhaupt zu diskutieren lohnt.

Demonstrant*innen mit Schuld zu Bill Gates
Alle unter einer Decke? Wie kann man solche Ideen argumentativ kontern? – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Markus Spiske

Dieser Vorabdruck ist ein gekürzter und leicht adaptierter Text aus dem Buch „Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online“ von Ingrid Brodnig (Brandstätter Verlag), welches ab 25.1. erhältlich ist.

Am einfachsten wäre es, in vielen Situationen aufs Diskutieren zu verzichten: Oft ist es richtig ermüdend oder gar zermürbend, wie viel Falsches kursiert. Viele von uns haben in der Coronakrise falsche Behauptungen von Bekannten gehört oder derartige Geschichten über soziale Medien weitergeleitet bekommen. Manche mussten miterleben, wie geliebte Menschen plötzlich selbst solche Vorstellungen von sich gaben. Aber auch schon vor der Pandemie ließ sich die Anziehungskraft von Desinformation beobachten – ich erinnere nur an all die Falschmeldungen über geflüchtete Menschen oder an die oft hitzig geführte Debatte zur Klimakrise, in der auch Falschmeldungen über die Aktivistin Greta Thunberg kursieren. Je mehr ein Thema zum Reizthema wird oder je mehr wir uns als Gesellschaft in einer emotionalen Ausnahmesituation befinden, desto mehr bietet dies einen Nährboden, auf dem Gerüchte, falsche Anschuldigungen bis hin zu krassen Verschwörungserzählungen gedeihen können. In solchen Situationen fühlt man sich schnell überfordert: Was kann ich schon dagegen tun? Bringt es überhaupt etwas, wenn ich mich als Einzelne oder Einzelner zu Wort melde?

Die Antwort ist: Es bringt sogar sehr viel. Falschmeldungen und auch Verschwörungserzählungen sind davon abhängig, dass sie von möglichst vielen Menschen geglaubt und weitererzählt werden, daher können wir alle versuchen, diese Verbreitung zu erschweren. Jede und jeder von uns kann im eigenen Umfeld Aufklärung leisten, Fakten sichtbarer machen, auch die Familie oder Bekannte warnen, wenn etwas Falsches gerade stark zirkuliert. Wofür ich plädiere, ist eine strategische Form des Diskutierens, bei der man sich genau überlegt: In welchen Fällen ist es für mich sinnvoll zu diskutieren? So kann es sein, dass einem ein Thema (zum Beispiel Klimakrise, Migration, Gesundheit) so wichtig ist, dass man hier immer wieder die Fakten unterstreichen möchte. Oder aber man hat Menschen im eigenen Umfeld, die nachweisbar Falsches glauben, die man deshalb besser erreichen möchte. Es kann viele gute Gründe geben, für die sich ein Einspruch lohnt – und es gibt ein paar Leitlinien, die Orientierung beim Debattieren bieten können.

Überlegen Sie: Wie sehr ist die Person von ihrem Standpunkt überzeugt?

Wenn Sie mit jemandem diskutieren, der oder die etwas Falsches oder Spekulatives von sich gibt, lautet die erste zentrale Frage: Wie sehr ist die Person davon überzeugt? Nicht in jedem Fall sind Menschen komplett eingenommen von einer Falschmeldung, sie finden vielleicht, diese klingt interessant, oder sie passt gut zu ihrer Erwartungshaltung. Eine Ärztin aus Berlin erzählte mir von ihrem Vater, der Mitte sechzig ist: „Als das Coronavirus zum Thema wurde, hat er meinem Bruder und mir immer wieder Falschmeldungen weitergeleitet. Zum Beispiel die Behauptung, Wassertrinken hilft gegen das Coronavirus. Der Hintergrund ist, dass er selbst Angst um seine Gesundheit hat. Und dass er meinen Bruder und mich schützen möchte. Ich musste mich da wirklich zurückhalten, nicht zu schreiben: ‚Oh mein Gott, was glaubst du plötzlich alles?‘ Mein Vater ist eigentlich ein total vernünftiger Mensch, aber bei diesen Gesundheitsthemen merke ich, dass er von einer Hoffnung getrieben wird, etwas könnte gegen das Coronavirus wirken.“ Seit Monaten leitet ihr Vater nun solche spektakulär klingenden Artikel via E-Mail oder WhatsApp weiter. Die Ärztin erzählte weiter: „Ich versuche dann einzuordnen, warum das keinen Sinn ergibt. Zum Beispiel der Vorschlag, dass man Wasser trinken solle gegen das Coronavirus. Grundsätzlich ist Wassertrinken gesund, nur beeinflusst Wassertrinken nicht, wie sich ein Virus im Körper verbreitet. Das erkläre ich ihm dann auch. Dadurch geht nicht weg, dass er Angst um seine Gesundheit hat. Aber er vertraut mir schon, wenn ich solche Falschmeldungen erkläre. Er weiß ja, ich will ihm nur Gutes.“

Die Angehörigen treten in solchen Fällen wie eine Feuerwehr auf, die immer wieder ausrücken muss, um solche Desinformations-Brände zu löschen. Das kann anstrengend für die Familie sein, ist aber wichtig: Weil sonst die Gefahr besteht, dass jemand mit sehr vielen Unwahrheiten in Kontakt kommt, dies nicht bemerkt, und dann beispielsweise problematische Gesundheitstipps befolgt. Auch die Ärztin versucht, immer wieder mit ihrem Vater über solche Themen zu sprechen: „Ich habe meinem Vater gesagt, ich finde es super, dass er mir das immer schickt. Weil ich möchte darauf reagieren können. Ich denke: Gerade bei Falschinformation kann man vieles auch in der Familie aufklären. Weil wir lieben diese Menschen ja. Wer soll das tun, wenn nicht wir?“

Es ist wichtig zu berücksichtigen, wie sehr jemand von einer falschen Behauptung überzeugt ist. Mir erzählte zum Beispiel die frühere Verschwörungsgläubige Anja Sanchez Mengeler, dass es für sie ein schrittweiser Prozess war, aus der Verschwörungsszene auszusteigen. Eine Rolle spielte auch ihre Familie, etwa ihr Mann, ihre Schwester. Letztere brachte durchaus Fragen ein. Zum Beispiel: „Meinst du wirklich, dass die Presse so manipuliert ist?“ Sie war zugleich darauf bedacht, den Kontakt nicht abreißen zu lassen, wie Frau Sanchez Mengeler erzählte: „Wir haben dann aber auch den ganzen lieben langen Tag viele andere Themen gehabt, sie hat unsere Bindung weitergeführt, so nach dem Motto: ‚Ich lass dich nicht fallen, du bist mir wichtig.‘“

Wenn man jemanden erreichen will, der oder die an Verschwörungsmythen glaubt, ist es wichtig, eine wertschätzende Gesprächsebene zu bewahren. Nur einfach ist das in vielen Fällen nicht: Weil Verschwörungsgläubige ja häufig auch problematische Vorstellungen wiedergeben. Sie stellen oft wissenschaftliche Ergebnisse infrage, werfen anderen bösartige Aktivitäten vor – das reicht bis hin zu antisemitischen Verschwörungserzählungen oder demokratiefeindlichen Anschuldigungen. Es stellt einen schwierigen Spagat für Angehörige dar, einerseits beispielsweise antisemitische oder andere problematische Äußerungen zu benennen und zu dekonstruieren, aber andererseits eine wertschätzende, empathische Ebene zu bewahren. Wenn jemand, der oder die für Sie sehr wichtig ist, zum Verschwörungsdenken neigt, suchen Sie lieber früher als später die Hilfe von Fachleuten. Es gibt Beratungseinrichtungen, die anonym und kostenlos erreichbar sind. In Baden-Württemberg ist dies zum Beispiel der Verein Zebra. Die Leiterin dieser Beratungseinrichtung, Sarah Pohl, erzählte mir: „Oft wird uns auch die Frage gestellt: Soll ich den Kontakt abbrechen? Wenn einem die Person wichtig ist, raten wir in vielen Fällen, weiterhin den Kontakt zu halten – denn wenn immer mehr Menschen sich abwenden, besteht die Gefahr, dass eine Person gar kein Korrektiv mehr hat, und dass sie sich dann hauptsächlich mit jenen austauscht, die sie in dieser Denkweise antreiben.“ Ehe man völlig den Kontakt abbricht, lässt sich auch über eine Kontaktreduzierung nachdenken, oder dass man eine andere Modalität des Diskutierens sucht, meint Pohl: „Etwa, dass man sagt: Ich diskutiere über das Thema, aber vor allem über die Gefühle: Warum ist dir das wichtig? Wieso beschäftigst du dich so stark damit? Also dass man weggeht von der Faktenebene, und eher auf die Bedürfnisebene blickt, was zieht die Person aus solchen Vorstellungen?“

Überlegen Sie sich: Wo ist Ihre Zeit gut investiert?

Beim Diskutieren stellt sich grundsätzlich die Frage, für wen Sie sich zu Wort melden. Manchmal geht es gar nicht in erster Linie um das Gegenüber, sondern um die anderen Anwesenden. Wenn beim Familienfest der unverbesserliche Onkel wilde Spekulationen über 5G und das Coronavirus verbreitet, widerspricht man womöglich – allerdings nicht in der Hoffnung, dass dies den Standpunkt des Onkels verändern würde, sondern damit der restliche Teil der Familie versteht, warum seine Aussagen Unsinn sind. Dieses öffentliche Widersprechen ist etwas, das besonders in sozialen Medien eine Rolle spielt. Nur stellt sich natürlich die Frage: Bringt das überhaupt etwas, wenn ich mich zum Beispiel auf Facebook oder WhatsApp zu Wort melde?

Die Kommunikationswissenschaftlerinnen Emily K. Vraga und Leticia Bode führten genau dazu Experimente durch. Zum Beispiel testeten sie, ob Widerspruch auf Facebook etwas bewirkt. Es ging um Verschwörungserzählungen rund um das Zika-Virus (das vor ein paar Jahren in Brasilien stark zirkulierte). Es wurde eine falsche Behauptung auf Facebook hergezeigt, und zwei Facebook-Nutzende widersprachen dem: Wirkungsvoll war diese Korrektur, wenn die Personen bei ihrer Entgegnung eine Quelle anführten – und man dabei zu einem Faktencheck geführt wurde. Diese Ergebnisse legen nahe: Selbst wenn Fremde auf Social Media eine Fehlinformation aufzeigen, kann das bei Mitlesenden eine positive Wirkung entfalten. Im Experiment war es jedoch so, dass es zwei Personen sein mussten, die solche Entgegnungen einbrachten. Daraus lässt sich schließen: Es ist gut, wenn Menschen auf Faktenchecks hinweisen, und wenn Sie sehen, dass jemand anders das auch schon getan hat – umso besser. Posten Sie ruhig selbst noch eine weitere Richtigstellung. Auch Fakten sollen wiederholt werden! Die Wissenschaftlerinnen Vraga und Bode verwenden den Slogan: „See something, say something.“ Also: Wenn man etwas Falsches in sozialen Medien sieht, soll man ruhig etwas dazu sagen.

Ich stimme dem zu – würde aus Zeitgründen allerdings etwas ergänzen. Wenn Sie in sozialen Medien auf Fakten hinweisen wollen, sollten Sie sich vorab überlegen: Wie viel Zeit bin ich bereit, dafür aufzubringen? Und: In welchen Diskussionsrunden ist diese Zeit gut investiert? Zum Beispiel passiert es mitunter, dass Menschen mit guter Absicht die Facebook-Gruppen von Verschwörungsgläubigen aufrufen und dort versuchen, dagegenzuhalten. Die Gefahr ist, dass man viel Zeit und Nerven investiert, aber wenig bewirkt. Denn die Chance ist hoch, dass sich in solchen Gruppen nahezu ausschließlich Personen befinden, die bereits eine fixe Meinung haben. Gerade in sehr homogenen Gruppen kann passieren, dass ihre Argumente von der Flut der Gegenmeinung weggeschwemmt werden. Deswegen würde ich generell empfehlen: Diskutieren Sie an Orten, an denen ein heterogenes Publikum anzutreffen ist, an denen es durchaus auch Andersdenkende gibt, aber eben nicht nur – zum Beispiel auf den Seiten etablierter Nachrichtenhäuser.

Vor allem: Betonen Sie das Richtige

Es gibt viele Methoden, wie man einen positiven Beitrag leisten kann – auch abhängig von der Zeit, die man maximal investieren will. Wenn Sie sich vornehmen, einmal pro Woche eine halbe Stunde für ein Thema oder eine Person aufzubringen, die Ihnen wichtig ist, dann können Sie diese halbe Stunde nutzen, um mit Ihrer Tante zu telefonieren, die anfällig für Falschmeldungen ist, oder Sie können auf Facebook Korrekturen von Seiten wie Mimikama.at oder Correctiv.org posten – sodass Menschen vor Verschwörungserzählungen gewarnt sind.

Diskutieren ist weniger mühsam, wenn man sich strategisch Ziele setzt, wenn man sich sehr klar überlegt, für wen man eigentlich diskutiert, und dabei
auch auf die eigene Zeit achtet. Das Mühsame an Desinformation ist, dass sie uns alle viel Zeit und Nerven kosten kann. Mir erscheint es durchaus sinnvoll, Falsches zu kontern, aber nicht aus den Augen zu lassen, womit man sich sonst eigentlich beschäftigen wollte. Ein Zugang im Umgang mit Falschmeldungen und Verschwörungstheorien kann deshalb auch sein, manchmal gezielt nicht nur auf das zu starren, was falsch ist, sondern umso mehr den richtigen Informationen Raum zu geben, dem eigenen Umfeld hochwertige Publikationen zu empfehlen, Wissenschafts-Podcasts zu teilen oder auf besonders seriöse Stimmen hinzuweisen. Die Youtuberin und Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim ist für mich so jemand, die in der Corona-Debatte oft mit wohlüberlegten, einordnenden Videos auffiel. Oder der Wissenschaftsjournalist Lars Fischer, der auf spektrum.de publiziert.

Manchmal, wenn mich selbst frustriert, wie unsachlich über ein Thema diskutiert wird oder wie sehr Provokationen mit Reichweite belohnt werden, überlege ich: Wem könnte ich stattdessen meine Aufmerksamkeit schenken und wen könnte ich anderen als Quelle empfehlen? Eine der wichtigsten Techniken erscheint mir, seriösen Stimmen möglichst viel Gehör zu verschaffen.

Es gibt nicht das eine Wundermittel, mit dem wir gegen Desinformation und irreführende Behauptungen ankommen. Es gibt aber ein paar Kniffe, wie man diese logisch etwas rascher durchschauen und argumentativ eine Spur effizienter kontern kann. Und womöglich besteht eine simple Erkenntnis bereits darin, dass wir grundlegend jenen besser zuhören sollten, die uns keine Wundermittel versprechen, uns keine Gewissheit in Aussicht stellen, sondern im Gegenteil: Dass wir jene Stimmen fördern, die gewillt sind, die Komplexität der Welt mit all ihren schönen und unbehaglichen Seiten anzuerkennen.

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9 Ergänzungen

  1. Wer über Verschwörungstheorien und Fake News spricht, der solle auch feststellen, wieviel von diesen Mythen sich im laufe der Zeit bewahrheitet haben. Daher ist eine heutige V-Theorie vielleicht morgen schon Wirklichkeit, wie in der Vergangenheit festgestellt.

    1. Den Kommentar verstehe ich nicht so ganz, bzw. was Sie damit empfehlen wollen. Sollen wir jetzt immer im Hinterkopf behalten, dass an Chemtrails oder Wassertrinken gegen Corona vielleicht doch etwas dran sein könnte?
      Das sich augenscheinliche Verschwörungstheorien später als Wahrheit herausstellen können hat die Geschichte gezeigt (Pentagon-Papers). Aber das darf doch um Himmels Willen nicht als Argument herhalten, gegen die Flut offensichtlichen und unwissenschaftlichen Unsinns aufzuklären.

  2. Vielen Dank für den Beitrag!

    Ich habe selbst eine Corona-Kritikerin an der Grenze zur Corona-Leugnerin im engeren Familienumfeld und nach mehreren hitzigen Diskussionen noch keinen Weg gefunden, sie zurückzuholen. Am lustigsten (und gleichzeitig am traurigsten) ist der herrliche Widerspruch „Drosten lügt ja wie gedruckt, dem kann man kein Wort glauben“ und im Gegenzug „du brauchst gar nicht mit mir diskutieren, das ist alles wissenschaftlich erwiesen, was ich dir hier sage“.

    Ich glaube und hoffe aber, dass Quellen wie die großartige Mai Thi oder beispielsweise auch Elisa Stein, die einen super Vortrag beim virtuellen Chaos Communication Congress gehalten hat, doch noch etwas erreichen können.

    Auf jeden Fall noch einmal vielen Dank für die Denkanstöße!

  3. Im Moment erleben wir wie aus wissenschaftlichem Diskurs „Die Wissenschaft“ zu werden droht. Dabei wird ein idealisiertes Bild vom Wissenschaftsbetrieb gezeichnet, das man hinterfragen kann, es spielen sehr wohl wirtschaftliche Erwägungen in Forschung und Lehre mit ein, die Frage ist nur wie stark. Kritische Stimmen dazu werden wegzensiert, fragwürdige Statistiken angeführt um eigene Glaubenssätze zu stützen. Ich denke der obige Text hilft sich überlegen zu fühlen, einen offenen Austausch in einer Gesellschaft und damit ein Klima in dem sich alle wohlfühlen dürfen, kann es allerdings dann geben, wenn man eigene Annahmen härter prüft als die des Gegenübers.

  4. Ein Problem mit Verlinkung von anderen ’seriösen Quellen‘ als Gegenargument ist, dass man vielleicht bei dem betreffenden Aspekt der Meinung der seriösen Quelle ist, aber man nicht alle jemals getätigten Aussagen oder den kompletten Lebensinhalt der seriösen Quelle kennt. Das verschwörungsmytenaffine Gegenüber wird aber mit ziemlicher Sicherheit ein-/zwei fragwürdige Aussagen oder Eigenschaften der seriösen Quelle ausfindig machen und einem diese unter die Nase reiben, um einen damit zu diskreditieren.

    Aus meiner Sicht ist es daher nicht empfehlenswert Andere für die eigene Argumentation vorzuschützen. Die im Text genannte Mai Thi Nguyen nennt ja in ihren Videos m.W. auch ihre Quellen. Diese Quellen könnte man für die eigene Argumentation copy/pasten… wobei das natürlich Arbeit macht, weil man dafür idealerweise nachschauen müsste, ob die Quelle auch zum Argument passt. :-) Dadurch vermeidet man aber, dass die Diskussion vom sachlichen Thema abgeht, und man sich in Zukunft unter dem Spitznamen „Mai-Thi-Fan“ ständig für jede Aussage und Einstellung der YouTuberin mitverantwortlich gemacht wird. Klar, das ist nur gegenüber hardcore Verschwurbelungsmissionaren so, aber von denen gibt’s ja offenbar mittlerweile leider mehr als genug.

    Außerdem habe ich für ein Leben bereits genug Videoempfehlungen bekommen. ;)

  5. Ich habe noch mit keiner Diskussionsstrategie irgendwelche Erfolge im Kampf gegen das Denken von Verschwörungstheoretikern erzielt und glaube inzwischen, dass im Einzelfall nur lange Therapien helfen. Wer einmal im Sumpf steckt, kommt nur durch massive Anstrengungen vieler wieder heraus.

    Darum glaube ich, dass nur eine langfristige Strategie wirklich hilft. In Schulen müssen wissenschaftliches Denken und Medienkompetenz als Basisfähigkeiten vermittelt werden, vielleicht sogar im Rahmen eines eigenständigen Schulfachs.

    1. Ich hatte das mal mit einem Arbeitskollegen versucht. Das war noch zur Pre-Coronazeit. Er glaubte an Dinge wie „Klimawandel ist nicht menschengemacht und dient nur den wirtschaftlichen Interessen“ oder „die Amis waren nie auf dem Mond“.

      Der Vorteil bei dem Kollegen war, dass er für Diskussionen (sofern man ihn ernst nahm) offen war. Während der Arbeit, soweit es möglich war, habe ich dann fast täglich über solche Dinge geredet. Der Klimawandel stand dabei im Fokus. Das Fazit nach einem Monat war immerhin ein mäßiger Erfolg. Wichtig sind die Argumente, die man wählt. So bringt es nichts nur (aber auch) auf wissenschaftliche Fakten zu bauen. Man muss auch viel die widersprüchlichen Interessengruppen beleuchten. Am Ende hat er zumindest etwas im Sinne von „da wird schon was dran sein“ gesagt, was nicht ganz überzeugend war, aber deutlich besser klang als zu Beginn.

      Ähnlich wird es wohl auch bei Corona sein. Wer jemand aus der Verschwörungsmythosebene herausholen will, muss viel Zeit, Geduld und gute Argumente mitbringen, darf dem „Gläubiger“ aber nicht als bescheuert darstellen (sonst blockt die Person sofort ab). Das alles für zähe Fortschritte. Aber ein „bisschen“ an Mythos glauben ist für Familienmitglieder wohl besser als komplett in dem Weltbild gefangen zu sein. Also es bringt schon etwas, man sollte nur nicht davon ausgehen die Leute komplett aus dem Weltbild herausziehen zu können. Das wäre dann eher der Hauptgewinn, wenn das gelingt.

  6. Ich hatte der netzpolitik.org Redaktion zweimal im Abstand von einigen Wochen Links bzgl. eines Spiels zur Thematik geschickt.

    Keine Ahnung wieso darauf nicht reagiert wurde, evtl. weil ich den Humanistischen Pressedienst verlinkt hatte, der mit der Entwicklerin Victoria Schrank ein Interview geführt hat und der von irgendwem in der np-Redaktion nicht gemocht wird?

    Hier das Interview mit der Entwicklerin:
    https://hpd.de/artikel/den-umgang-verschwoerungsglaeubigen-spielerisch-erlernen-18682

    Und hier das bereits fertige Spiel:
    https://www.talktome.games/de/

  7. Ich weiß nicht um welchen Bereich es gehen soll…

    „Virus aus Labor“ z.B. ist ohne weiteres möglich. Das kann sogar designt sein – nicht von der Wissenschaft wie wir sie „kennen“ an sich, sondern von „Praktikern“. Da kann man eine Barriere auch mal schneller überspringen. Natürlich experimentiert man mit verschiedenen Tieren, vielleicht mit Populationen in „Freiheit“, vielleicht auch mit Menschen. Wahrscheinlichkeit… who knows, wer würde ein Flugzeug in ein Hochhaus steuern, nur um zwischendurch mal die Nachrichten zu dominieren?

    Oder geht es um „Echsenmenschen fressen Menschen“, sind eigentlich zwar selbst keine Menschen, sehen aber wie welche aus, und kommen gerne mal „in Frieden“ vorbei?

    Oder geht es um „Bill Gates will alle Chippen“ Als Golffanatiker oder Fußballanalphabet oder nur wirtschaftlich? Vielleicht will er noch Weltherrschaft? Will Facebook persönlich Alexa-Gehirnschnittstellen an „arme Trottel“ verkaufen?

    Was „glauben“ die Leute denn „wirklich“? Glaubt irgendwer, dass die Antwort „ja“ auf eine Frage hin wirklich die Wahrheit wiedergibt, machen wir da beamtisch.deutsch.treudoofe Datenaufnahme?

    Geht es nur um Leute, die wirklich der Meinung sind, solches treffe zu? Was ist eine Meinung, spricht Politik Wahrheit, gibt Werbung die Realität wieder, sind Medien allgemein neutral, gibt es den Weihnachtsmann?

    Ich würde an eurer Stelle eine KI damit füttern, um die eigentlcih dahinterstehenden Informationen zu extrahieren :),

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.