Remote Chaos ExperienceNetzpolitische Programmempfehlungen zwischen den Jahren

Das Programm der diesjährigen Remote Chaos Experience ist bunt und vielfältig. Wir geben Tipps, was ihr euch anschauen könntet. Von digitalem Gesundheitswesen über Kaffeefahrten ins Darknet bis zu Bundestagsnähkästchen ist für alle was dabei.

Das Sendezentrum in der RC3-Welt
Auch dieses Jahr wird es wieder eine 2D-Welt geben. Sendezentrum in der 2D-Welt des letzten Jahres

Zum zweiten Mal müssen wir auf eine CCC-Jahresendveranstaltung in Präsenz verzichten. Als Trost bleibt uns die Remote Chaos Experience, kurz RC3, die uns mit spannenden Inhalten zum Anschauen versorgt. Der Stream geht auch ganz ohne Ticket, wir haben uns das Programm angeschaut und einige vielversprechende, netzpolitische Vorträge entdeckt.

27. Dezember, Tag 1

Um 13:30 Uhr sprechen Rena Tangens und Matthias Eberl darüber, Warum personalisierte Werbung verboten werden muss. „Es geht nicht nur um ’nervige Cookie-Banner‘. Es gibt eine Menge guter Gründe, warum Werbetracking und Überwachungswerbung nicht nur schädlich, sondern sogar gefährlich sind“, heißt es in der Beschreibung.

Um Tracking für die gute Sache geht es dagegen in Fluchtboote mit Satelliten finden um 16 Uhr. Es ist eine Projektvorstellung von Space-Eye, einer Organisation, die mit Satellitenbildern Boote auf dem Mittelmeer aufspüren will. Es geht um Projektansätze und „technische und nicht-technische Herausforderungen“.

Aus dem Maschinenraum berichtet Svea Eckert in ihrem Talk Facebook Files Explained, der auch um 16 Uhr auf Englisch stattfindet. Er verspricht bisher ungeschriebene Geschichten und Einblicke aus der Arbeit mit den 1.200 geleakten Facebook-Dokumenten.

Natürlich darf auch die digitale Pandemiebewältigung nicht fehlen. Bianca Kastl, „Digitalisierungstante und disruptives Element in einer städtischen Verwaltung“, will uns mitnehmen auf die „abenteuerliche Reise durch die wunderbare Welt der Digitalisierung in einem Gesundheitsamt“. Das verspricht unterhaltsam und erschreckend zu werden. Um 20 Uhr geht es los mit „Digitalisierung. In einer Pandemie. Im Gesundheitsamt!“.

Nils Melzer, UN-Sonderberichterstatter über Folter, und die Journalistin Stefania Maurizi analysieren ebenfalls um 20 Uhr den Fall Wikileaks und Julian Assange in ihrem Vortrag Julian Assange and WikiLeaks: Anatomy of a Persecution. Es geht darum, wie Staaten Journalismus bekämpfen und Journalist:innen einschüchtern.

28. Dezember, Tag 2

Um 11:30 Uhr berichtet Donncha Ó Cearbhaill von Amnesty Internationals Security Lab in Catching NSO Group’s Pegasus spyware darüber, wie die Sicherheitsforscher:innen die vermeintlich unentdeckbare Pegasus-Spähsoftware aufspüren können. Dabei geht es auch um das Tool MVT, das zum Entdecken von Infektionen genutzt werden kann.

Es folgt ein Klassiker: der netzpolitische Jahresüberblick aus der Schweiz. „Auch im Schatten von Corona ging es in der Schweizer Netzpolitik drunter und drüber. Wir blicken mit gewohntem Schalk auf das netzpolitische Jahr 2021 zwischen Bodensee und Matterhorn zurück – und diskutieren jene Themen, die relevant waren und relevant bleiben.“ Um 15 Uhr geht es los.

Wer nach all den harten Infos etwas Unterhaltsames braucht, wird vielleicht bei „Entbehrliches – Unterhaltsames Wissen aus der Wikipedia“ fündig. Um 17 Uhr soll es einen Ritt durch 600 lustige oder skurile Wikipedia-Artikel geben.

Was tun, wenn man eine Sicherheitslücke findet? Linus Neumann und das Hacker:innen-Kollektiv Zerforschung klären um 18 Uhr auf, was dann zu beachten ist und wie Unternehmen mit gemeldeten Sicherheitslücken umgehen sollten. Spoiler: Die Finder:innen anzeigen ist wohl nicht der richtige Weg.

Die Europäische Bürger:inneninitiative Reclaim Your Face! hat dieses Jahr ganz schön Action gegen biometrische Überwachung gemacht. Ella Jakubowska von EDRi resümiert um 21 Uhr, was die Bewegung bisher erreicht hat und was sie im neuen Jahr noch plant.

29. Dezember, Tag 3

Ohne Heizdeckenkaufpflicht, aber dafür Einsteiger:innen-kompatibel und mit ganz viel Basiswissen laden Isa und Catrinum 12:30 Uhr auf eine Kaffeefahrt ins Darknet. „Wolltest Du schon immer mal wissen, wie es auf der ‚anderen Seite‘ des Internets aussieht. Mal einen Blick in das als ‚digitale Unterwelt‘ verschriene Darknet erhaschen, um das sich so viele Mythen ranken?“ Dann könnte dieser Vortrag das Richtige sein.

Um 16 Uhr gibt es den Jahresrückblick von NSU-Watch. Er versucht, eine Bilanz zu zehn Jahren Aufklärungsversuchen zu ziehen, und erklärt, warum wir genug wissen, um Konsequenzen zu ziehen, obwohl noch nicht alles aufgeklärt ist.

Wer noch gute Vorsätze fürs nächste Jahr sucht, könnte sich mal beim digitalen Ehrenamt umschauen. Daniel Domscheit-Berg, Felix Just und Katarina Peranić „sprechen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede von digitalem Ehrenamt in Stadt und auf dem Land. Darüber, welche Unterstützung und Anerkennung digitales Engagement braucht und, wie wir zu einem gemeinsamen Wirken kommen.“ Das Ganze gibts ab 17:55 Uhr.

Später um 20 Uhr gibt Anke Domscheit-Berg Einblicke in das netzpolitische Nähkästchen einer Abgeordneten. Wie hat der Bundestag in der Pandemie gearbeitet? Was macht man als Digitalpolitikerin? Und was waren die schlimmsten WTF-Momente? Aber bei Rückblick soll es nicht bleiben: auch Tipps, wie wir selbst Anliegen ins Parlament bringen können, soll es geben.

30. Dezember, Tag 4

Um 11:30 Uhr gibt Florian Gallwitz einen Überblick über „The Rise and Fall of ‚Social Bot‘ Research“. Er kündigt eine Abrechnung mit pseudowissenschaftlichen Methoden an und will zeigen, dass vermeintliche Bots oft ganz normale Menschen sind.

Als letztes wollen wir euch einen Vortrag über Kartierung von Überwachungskameras als Gegenwehr empfehlen, der um 13:30 Uhr losgeht. Das Projekt unsurv will Werkzeuge zur Erfassung von Überwachungskameras bereitstellen und dadurch mehr Überblick verschaffen.

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