Mehr als 700 Fälle hat die Plattform Copservation.de schon in ihrer Datenbank gesammelt. Die Fälle reichen von Polizeigewalt gegen Journalist:innen bis hin zu Falschmeldungen der Polizei wie dem „elektrifizierten Türknauf“. Für die Webseite arbeitet eine Recherchegruppe, die öffentlich diskutiertes polizeiliches Handeln seit 1990 chronologisch und kartografisch aufarbeitet und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen will.
Grundlage für die Recherchearbeit sind dabei Artikel und Berichte öffentlich zugänglicher Print- und Onlinemedien: „Wir erfassen polizeiliches Handeln, das Gegenstand öffentlicher Kritik ist, sowie Berichte über Ermittlungs- und Disziplinarverfahren und juristische Verurteilungen von Polizeibeamt:innen“, heißt es auf der Webseite.
„Eine Vollzeitstelle“
Die anonymen Macher:innen bezeichnen sich selbst als eine Gruppe parteiunabhängiger und unentgeltlich arbeitender Menschen. „Die Arbeit, die wir in das Projekt stecken, könnte auch eine Vollzeitstelle erfüllen“, sagt ein Sprecher von Copservation.de gegenüber netzpolitik.org zum Umfang der Arbeiten.
Bislang gibt es weder staatliche noch ehrenamtliche Projekte, die in diesem Ausmaß versuchen, bundesweit polizeiliches Fehlverhalten zu erfassen. Hinzu kommt die selbst auferlegte gründliche Arbeitsweise: Die Fälle werden durch mindestens eine weitere Person überprüft, damit die Einträge so akkurat und wertfrei wie möglich sind, erklärt der Sprecher weiter.
Die kürzlich vorgestellte Webseite und die mehr als 740 dokumentierten Fälle sind das Ergebnis von zwei Jahren Arbeit. Das Ziel des Projektes sei die Dokumentation und nicht so sehr die Kampagne. „Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf die Dokumentation der Fälle und wollen somit Journalist:innen, zu diesem Thema arbeitenden Initiativen und für Bürger:innen eine Diskussionsgrundlage bieten“, so der Sprecher gegenüber netzpolitik.org. Das Projekt richte sich dabei nicht nur an eine polizeikritische Öffentlichkeit, sondern auch an Menschen, die noch nicht soviel mit dem Thema zu tun gehabt hätten. Dabei solle es auch Zusammenhänge sichtbar machen, wie beispielsweise beim Nordkreuz-Skandal in Mecklenburg-Vorpommern.
Fälle selber melden
Interessierte können auf der Seite Fälle auch selber melden. „Jeder gemeldete Fall nimmt uns Arbeit ab und ermöglicht es uns, die Chronik schneller zu vervollständigen. Es gibt ja auch einen regionalen Vorteil, wenn Menschen in ihrer Regionalzeitung etwas lesen, was wir vielleicht übersehen“, so der Sprecher von Copservation. Derzeit kämen auf diesem Weg jeden Tag etwa zwei neue Fälle rein, welche das Team dann bearbeitet und auf der Seite freischaltet.
Mitmachen ist derzeit auf anderem Wege noch nicht möglich. Ob in Zukunft auch Spenden gesammelt werden oder gar eine feste Stelle geschaffen werde, lässt das Projekt noch offen. Die Macher:innen freuen sich in jedem Fall über Aufmerksamkeit und wenn Menschen dem Projekt auf Twitter folgen und es mit anderen Menschen teilen.
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