Was vom Tage übrig blieb: Immer Ärger mit Google und Facebook

Targeted Advertising lohnt sich laut einer Studie für Verlage nicht, doch Google stimmt sie mit immer neuen Geldgeschenken gewogen. Der Guardian berichtet indes, dass Googles „Künstliche Intelligenz“ ein Potemkinsches Dorf ist und eine US-Juristin hält Privatsphäre für ein Wettbewerbsargument gegen Facebook. Die besten Reste des Tages.

Trotz Wolken erwarten wir ein warmes Wochenende in Berlin. Juhu! CC-BY 4.0 netzpolitik.org

Behavioral Ad Targeting Not Paying Off for Publishers, Study Suggests (Wall Street Journal)
Google und Facebook dominieren das weltweite Geschäft mit der Online-Werbung. Ihren Wettbewerbsvorteil zementieren sie, neben ihrer Größe, mit Targeted Advertising – Werbung, die gezielt an Einzelpersonen und kleinste Kundensegmente ausgespielt werden kann. Für die Konzerne ist das ein Milliardengeschäft, weitaus weniger profitabel ist es allerdings für Verlage, die ihre Werbeflächen oft auf den Anzeigenmärkten der Konzerne verkaufen und durch Cookies auf ihren Nachrichtenseiten den beiden Großen beim Sammeln von Daten über ihre Leser helfen. Eine Studie berichtet, dass Verlage für jede durch Targeting vermittelte Werbung (pro Ad Impression) nur vier Prozent mehr Erlös bekommen als für eine nicht gezielt ausgespielte Werbung. Anzeigenkunden seien hingegen bereit, 2.68 Mal mehr für Targeted-Ads zu zahlen. Die satte Differenz versickert im „Ad-Tech“-Ökosystem, dass die Digitalkonzerne und Datenbroker errichtet haben.

After four years of handing out money for European news projects, Google is expanding its funding to North America (Nieman Lab)
Die vergangenen Jahre wurde Google durch seine großzügigen Geschenke an Europas Presseverlage zum wohl größten Journalismussponsor der Welt. (Anlass für die Großzügigkeit Googles waren nicht zuletzt Debatten über sogenannte „Google-Steuern“ in einigen europäischen Ländern.) Nun kündigt Google auch in den USA und Kanada große Summen für Verlage an. Zugleich ist Google in einem Wettlauf mit Apple darum, künftig zur zentralen Schaltstelle für Online-Zeitungsabos zu werden. Google Geldgeschenke sind wohl ein Weg, in der US-Debatte um ein strenges neues Datenschutzgesetz guten Willen zu zeigen – und zugleich die Verlage von seinem Abo-Angebot zu überzeugen.

‚A white-collar sweatshop‘: Google Assistant contractors allege wage theft (Guardian)
Hinter der angeblichen Künstlichen Intelligenz von Google Assistant stehen, in der Manier des Zauberers von Oz, letztlich eine Heerschar an menschlichen Angestellten, die mit der Bearbeitung der linguistischen Datensets betraut sind, wie der Guardian in einer anschaulichen Geschichte berichtet. Demnach sind die meisten Mitarbeiter des „Pygmalion“ genannten Teams, das daran arbeitet, Zeitarbeitskräfte einer ausgelagerten Firma, die seit Jahren unter Druck gesetzt werden, unbezahlte Überstunden zu machen. OK, Google.

Why Privacy Is an Antitrust Issue (New York Times)
Facebook machte von Beginn seiner Firmengeschichte immer wieder vollmundige Privatsphäre-Versprechen an seine User. Doch spätestens seit der Konzern andere Plattformen wie Instagram und WhatsApp schluckte, hat er einen solchen Wettbewerbsvorteil, dass er die Privatsphäre-Wünsche seiner Nutzer praktisch ignorieren kann, schreibt die US-Wettbewerbsrechtlerin Dina Srinivasan in einem Gastbeitrag für die New York Times. Datenschutz sei ein wichtiges Argument in der Debatte um die (zu große) Marktmacht von Facebook.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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