Die griechische Küstenwache hat den Test eines Luftschiffs zur Überwachung ihrer Seegrenzen vor der Insel Samos beendet. Zum Einsatz kam ein an einer 1.000 Meter langen Leine befestigter Aerostat, den die EU-Grenzagentur Frontex zur Verfügung gestellt hat. Das Pilotprojekt war Teil der vor über zehn Jahren begonnen Frontex-Operation „Poseidon“ im östlichen Mittelmeer und dauerte einen Monat. Auch die Bundespolizei ist seit 2016 in „Poseidon“ mit zwei Schiffen vor der türkischen Küste präsent.
Der 35 Meter lange Zeppelin stammt von dem französischen Hersteller A-NSE. Die Firma ist spezialisiert auf die zivile und militärische Beobachtung aus der Luft. Zur Ausrüstung gehörten laut dem griechischen Marineministerium ein Radar, eine Wärmebildkamera und ein automatisches Identifikationssystem (AIS) für Bewegungen größerer Schiffe. Die Firma A-NSE gibt als maximale Einsatzdauer des Luftschiffs 40 Tage an. Es soll dabei Windgeschwindigkeiten von bis zu 110 km/h überstehen. Die Zuladung beträgt bis zu 200 Kilogramm, dem Hersteller zufolge können auch Anlagen zur „elektronischen Kriegsführung“ befördert werden.
Auswertung in mobilem Lagezentrum
In dem Frontex-Projekt hat der Aerostat irreguläre Grenzübertritte über die an ihrer engsten Stelle nur zwei Kilometer breite Straße von Mycale überwacht. Die aufgenommenen Videos wurden von einer mobilen Sensorstation der portugiesischen Nationalgarde empfangen und ausgewertet. Befand sich ein Boot oder Schiff noch in türkischen Hoheitsgewässern, sollte die griechische Küstenwache die zuständige türkische Seenotleitstelle informieren.
Aus der Türkei flüchten derzeit vorwiegend Menschen aus Syrien und Afghanistan in die Europäische Union. Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR sind in diesem Jahr rund 4.500 Asylsuchende aus der Türkei nach Samos übergesetzt. Insgesamt kamen über die Seegrenzen rund 26.000 Personen nach Griechenland. Letztes Jahr starben bei der Überfahrt mindestens 174 Menschen, in Jahr 2015 waren es sogar fast 800.
„Hotspots“ weiterhin überfüllt
Auf Samos und den anderen Ägäis-Inseln Chios, Leros, Kos und Lesbos werden die Geflüchteten von Frontex und dem Europäischen Unterstützungsbüro für Asylfragen in sogenannten „Hotspots“ untergebracht. Diese Lager sind seit Jahren überfüllt. In den vergangenen Tagen kamen allein auf Lesbos mehr als 1.000 Geflüchtete an. Hintergrund sind vermutlich die von der türkischen Regierung angedrohten Abschiebungen vieler Menschen aus Afghanistan und Syrien.
Der neue konservative Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat bei seiner Amtsübernahme im Juli eine harte Migrationspolitik angekündigt. Die Prüfung von Asylanträgen soll beschleunigt und mehr Asylsuchende in die Türkei zurückgebracht werden. Im Rahmen des EU-Türkei-Abkommens wäre dies jedoch lediglich für syrische Staatsangehörige möglich.
Hoher Personalaufwand
Bei dem Pilotprojekt in der Ägäis handelte sich um den ersten Einsatz eines Luftschiffs durch Frontex. Für den kurzen Einsatz haben die Beteiligten vergleichsweise viel Personal eingesetzt. Auf Bildern der griechischen Küstenwache sind über 40 Personen zu erkennen. Zehn Monate zuvor hatte die Grenzagentur Tests zum Einsatz von Langstreckendrohnen begonnen. Eine israelische „Heron 1“ startete dabei von Kreta, eine italienische „Falcon“ flog noch im Sommer dieses Jahres von Sizilien.
Die Bilder der unbemannten Luftfahrzeuge werden vermutlich auch zum Frontex-Hauptquartier in Warschau gestreamt. Im Rahmen des Projekts „FRONTEX Compatible Operational Image“ erprobt die Agentur die Verbesserung der Echtzeit-Übertragung für ihre Einsatzmittel. In einem ähnlichen EU-Forschungsprojekt nutzt die Europäische Kommission ein mobiles Lagezentrum der deutschen Firma Elettronica.
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