Als „die einzig zertifizierte Verhütungs-App“ bewirbt Natural Cycle sich selbst. Anhand von Daten sollen Menschen mit der Anwendung ihre Periode und fruchtbaren Tage vorhersagen können. Allerdings regen sich Zweifel an der Zuverlässigkeit der Methode: Unter den 668 Frauen, die in einem Stockholmer Krankenhaus zwischen September und Dezember 2017 Abtreibungen haben vornehmen lassen, befanden sich 37 Nutzerinnen der Anwendung, schreibt der Guardian. Dem Bericht zufolge alamierte das Krankenhaus deshalb die schwedische Aufsicht für Medizinprodukte.
Das Problem der mangelnden Zuverlässigkeit in der Vorhersage fruchtbarer Tage bestehe bei den meisten Apps für Zyklus-Tracking, erklärte die Soziologin und Entwicklerin Marie Kochsiek neulich bei uns im Interview:
Viele Apps gehen einzig und allein von Mittelwerten aus und sagen dann Blutungen oder fruchtbare Tage voraus, obwohl sie sich auf keine der anerkannten Methoden zur Bestimmung von Zyklen berufen können. Das ist höchst fragwürdig und kann zu großer Verunsicherung bei den Nutzenden führen. Wenn Apps die entsprechenden Informationen wie zum Beispiel Körpertemperatur nicht abfragen, dann sind sie schlicht nicht in der Lage, genaue Vorhersagen zu treffen. Das müssten einige Apps ihren User*innen deutlicher machen oder die Vorhersagen rausnehmen.
Natural Cycle geht hier einen Mittelweg: Im Kern der Berechnung stehen Angaben über vorherige Zyklen, ergänzend soll man aber auch Körpertemperaturen angeben. Allerdings arbeitet die Anwendung nicht nach anerkannten Methoden wie der Natürlichen Familienplanung, bei der noch weitere Körpermerkmale zur Vorhersage mit einbezogen werden. Bei der Stiftung Warentest fiel Natural Cycles mit einer glatten 5,0 deshalb kürzlich durch.
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