EU verspricht kostenloses WLAN für alle. Alle sind aber nur wenige.

Die EU-Kommission verspricht WLAN für alle. Das klingt erst mal gut, aber ist auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Und der Teufel könnte im bisher unbekannten Detail stecken.

WLAN für 8.000 Gemeinden würde nicht einmal die Gemeinden Deutschlands abdecken. – CC0 Ole Elutu

Die EU-Kommission hat heute das WiFi4EU-Programm vorgestellt, das „Kostenloses WLAN für alle“ bringen soll. Dazu startet die Initiative mit 120 Millionen Euro, die über drei Jahre verteilt bis 2019 ausgegeben werden sollen.

Die EU-Kommission schreibt, dass sich an der Initiative im öffentlichen Auftrag tätige Einrichtungen beteiligen können und zählt explizit Gemeindeverwaltungen, Bibliotheken oder Gesundheitszentren auf. Mit den 120 Millionen Euro sollen aber nur Ausrüstung und Installation der „Internet-Zugangspunkte“ bezahlt werden, die Netzanbindung und die Instandhaltung zahlt die Einrichtung.

120 Millionen Euro klingt erst mal viel, in der Planung geht die EU-Kommission von „mindestens 6.000-8.000 Gemeinden“ aus, über die sagenhafte 40-50 Millionen Anschlüsse pro Tag laufen sollen. Wenn die EU-Kommission also 15.000 Euro an 8.000 Gemeinden vergibt, stellt sie sich 6.250 Anschlüsse pro Tag vor – pro Hotspot. Und die Gemeinden müssen sich dann überlegen, ob sie überhaupt eine Breitbandverbindung vor Ort haben und die weiteren Kosten für die Instandhaltung bezahlen wollen.

Unklar ist nach dieser Einigung hinter verschlossenen Türen bisher, wer die Hotpots einrichten soll. Hier gab es Streit, ob die Vergabe an große Telekommunikationsunternehmen oder aber auch an kleine und mittelständische Unternehmen vor Ort erfolgen kann. Es macht einen Unterschied, ob die EU die Ausrüstung EU-weit an ein Unternehmen vergibt oder Gemeinden vor Ort entscheiden können, wen sie mit der Installation betreuen. Hier würden sich auch Freifunk-Communities anbieten, wenn es die Ausschreibung zulässt. Der Teufel könnte also im Detail versteckt sein, das bisher nicht bekannt ist.

Die EU-Kommission verweist auf die Rede zur Lage der Union von Jean-Claude Juncker im September 2016, als der Kommissionspräsident WLAN für jedes Dorf versprochen hatte:

Wenn der Netzausbau allen zugutekommen soll, heißt das auch, dass es keine Rolle spielen darf, wo man lebt oder wie viel man verdient. Wir schlagen deshalb heute vor, bis 2020 die wichtigsten öffentlichen Orte jedes europäischen Dorfes und jeder europäischen Stadt mit kostenlosem WLAN-Internetzugang auszustatten.

Wikipedia hat eine Auflistung der Gemeinden pro EU-Mitgliedsland. Deutschland hat alleine 11.054 Gemeinden, Frankreich alleine das Dreifache.

Von den versprochenen Zielen Junckers ist die Initiative, die auch erst mal noch von EU-Rat und EU-Parlament bewilligt werden soll, eher weiter entfernt und wenig ambitioniert. Zwar besser als nichts, aber eben auch kein kostenloses WLAN für alle. Für so ein Ziel braucht es mehr Anstrengungen.

11 Ergänzungen

  1. Wir wissen wie’s läuft: Für 80% der Mittel wird in den Plazas einiger Nobelviertel ein ultraschnelles WLAN an allen Ausschreibungen vorbei von Politikerspezlfirmen errichtet, für den Rest fallen almosengleich ein paar weitere Telekom-Hotspots vorzugsweise an konsumintensiven Orten wie Einkaufszentren oder Fußballstadien ab.

      1. Oh, was ein netter Beißreflex :-),
        gehen wir davon aus , dass die EU eine Wirtschafts – und Währungsgemeinschaft wäre. Und gehen wir davon aus , dass manche Probleme in eben dieser fest gestellt hätte. Probleme des Zusammenhaltes und der Finanzen.
        Diese WuWG (das sähe doch schei… aus , nicht wahr ?) kommt eventuell zu der Ansicht, eine PR Kampagne wäre die geeignete Maßnahme (WLAN-Hotspot), um die schwindende innere Identität wieder zu gewinnen.
        Diese Maßnahmen brauchen geeignete Medienunterstützung. Der Kaiser junckert durchs Land, wohl eher nicht.
        Das erste Geld ist die Anschubfinanzierung um im Fall eines Erfolges und einer Nachfrageerhöhung den Kostenanteil der Maßnahme ( Zuschussmaßnahme ) zu verschieben , sprich zu verringern.
        Die Werbung für die Selbstpromotion kostet auf jeden Fall einen großen Anteil der Budgets.

        Ein Netz sie zu finden , und ewig zu binden…..,mal sehen.

  2. Wenn auch nur ein Bruchteil der Gemeinden einen Hot-Spot auf diese Art bekommt, kann das trotzdem viel bringen: Wir wissen zwar noch nichts über das Kleingedruckte. Aber genau im Kleingedruckten könnte sich ein weiterer Vorstoß in der Liberalisierung der Zugangsbedingungen für „freies“ WLAN verbergen. Und wenn nicht, gibt es dann zig staatliche Betreiber, die Erfahrungen sammeln konnten und die die Liberalisierung zukünftig in kleinen Schritten verbessern helfen.

    Dieser „zähe Haufen Politiker“ im Lande und der EU hat zwar den Nachteil, dass sich sowas ewig ziehen kann. Der Vorteil aber: Die Abschaffung der EU und der Demokratie dürfte zumindest ähnlich zäh verlaufen. Und da ist die Zähigkeit wiederum wichtig: Sie stellt „Lernzeit“ für alle zur Verfügung. Um nicht in eine selbst verstärkende Spirale zu geraten. Ergo: Entschleunigung in der Politik hat auch was Gutes.

  3. Die EU hat das Thema WLAN auf ihre Agenta geschrieben und stellt einen 3-stelligen Mio Beitrag zur Verfügung. Das dieses Geld nicht ausreichen wird, um die ganze EU mit WLAN zu versorgen ist klar, aber es sollte auch klar sein, dass es nicht die Aufgabe der EU ist, Steuergelder für so ein Projekt auszugeben. 120 Mio Euro sind doch völlig okay, um einfach das Thema WLAN in der Öffentlichkeit und bei den vielen Gemeinden bekannter zu machen.

    Hier in Deutschland gibt es kaum öffentliche Geäude, die ein offenes WLAN anbieten. Warum soll die EU diese Situation alleine lösen. Ich denke, dass der Autor die Idee hinter dem Projekt einfach falsch verstanden hat. Es geht nicht darum, dass wirklich jeder EU Bürger kostenloeses WLAN bekommen soll. Ich interpretiere es so, dass die EU den WLAN Ausbau ind er Öffentlichkeit anschieben will.

    Warum die EU dafür gleich wieder kritisiert werden muss und der Teufel erwähnt wird?

  4. Der Teufel könnte also im Detail versteckt sein, der bisher nicht bekannt ist.

    Warum ist das nicht bekannt?

    1. Weil es ein Trilog-Verfahren mit Einigung hinter verschlossenen Türen gab und die EU-Kommission erst mal nur das Ergebnis mit dem Geld verkündet hat, auch um damit einen Spin zu setzen.

  5. Das Eine sagen und das Andere tun.
    Ich glaube nicht, dass in Deutschland tatsächlich
    der politische Wille zu freien WiFi existiert!

    Es fehlt dann nämlich auch die Kontrolle,
    wer sich welche Daten anschaut oder mit wem spricht.

    Für deutsche sind das aber wichtige Informationen,
    welche doch lieber auf die Datenhalden der Regierigen abgelegt werden sollen.

    Aktuell gibt eine Mehrheit der Bürger die ihre Freiheit aufgeben,
    um Sicherheit zu bekommen.
    … das klappt gut, denn die Menschen haben Angst.

    Am Ende werden wir dann alles verlieren.

  6. In wie weit ist das Aufbauen von vielen kleinen WLAN Hotspots besser als ein kostenlos machen / Vergünstigungen von Mobilfunk (LTE)?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.