Zweiter Platz beim Medienpreis Politik 2015 des Deutschen Bundestages

Gestern fand in Berlin die Verleihung des Medienpreis Politik 2015 des Deutschen Bundestages statt. Wir waren mit einem Live-Blog aus dem Geheimdienst-Untersuchungsauschuss von einer unabhängigen Jury unter die ersten drei Plätze nominiert worden.

Für den ersten Platz, vergütet mit 5000 Euro, reichte es leider nicht. Den gewann Sandra Stalinski mit ihrem schönen Radio-Feature „Rhetorik der Macht. Wie wird man (als) Politiker?“.

Dafür haben wir eine schöne Laudatio-Rede auf unsere Arbeit gewonnen und waren das erste unabhängige Netz-Medium, was jemals für diesen Preis auf die Shortlist kam.

Uns freute zusätzlich, dass wir mit dem zweiten Platz für das Jahr 2015 von einer Institution ausgezeichnet werden, die uns 2014 noch die Akkreditierung als Journalisten verweigern wollte, weil wir ja „nur Blogger“ seien und keine parlamentarische Berichterstattung machen würden.

Und das ist die Begründung der Jury für unsere Nominierung:

Markus Beckedahl und André Meister: „Wir wollten aus Snowden-Dokumenten lernen, ob wir das auch können“

Live-Blog auf Netzpolitik.org aus dem 1. Untersuchungsausschuss-Ausschuss der 18. Wahlperiode, 21. Mai 2015

Der Live-Blog zeichnet die Abläufe, Aussagen und Fragerunden im Geheimdienst-Untersuchungsausschuss detailliert nach. Regelmäßig erklären Parlamentskorrespondenten, dass es im Plenum des Bundestages so leer sei, weil ja die eigentliche Arbeit in verschiedenen Gremien und Ausschüssen stattfindet. – Der BND-Untersuchungsausschuss ist so ein Ort parlamentarischer Arbeit, und zwar einer, an dem es richtig kompliziert wird.

Der Live-Blog ist sicherlich keine klassisch-journalistische Arbeit. Sie können sich vorstellen: wir haben in der Jury ausführlich über diese Frage diskutiert. Aber wir sind zu dem Schluss gekommen: Es ist durchaus Journalismus, wie Markus Beckedahl und André Meister über die exakte Protokollierung der Geschehnisse im Ausschuss hinausgehen und zugleich ein breites Hintergrundwissen zur Sache wie zu den politischen Zusammenhängen beweisen.

Die Lektüre des Blogs ist bestimmt nicht vergnügungssteuerpflichtig, sie setzt politische Neugier voraus – und belohnt sie: Die Nutzer erhalten nicht nur Zugang zum Geschehen, sondern auch mindestens erste Hinweise auf entscheidende Ergebnisse oder neue Erkenntnisse.

Zeugen in der protokollierten Ausschuss-Sitzung sind BND-Mitarbeiter Hartmut Pauland und BND-Präsident Gerhard Schindler. Die knappen Notizen der Aussagen sind quasi Eisbergspitzen – unter ihnen schwimmen Information und Eindrücke von der Arbeit des Bundesnachrichtendienstes, die in den Statements und Fragerunden deutlich werden.

Netzpolitik.org macht damit parlamentarische Arbeit in einem seltenen Maße transparent. Die Kollegen stehen für einen aufklärerischen Journalismus und für wichtige – aber sperrige – Themen: Internet-Daten-Geheimdienste… Unter den vielen schönen Porträts und personalisierten Geschichten sticht ihr Beitrag deutlich heraus.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

2 Ergänzungen

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.