Facebook-Internet: „Free Basics“ soll in die USA kommen

Nach Rückschlägen in Ägypten und Indien geht Facebook in die Offensive und plant angeblich, sein beschnittenes Internetangebot „Free Basics“ in den USA einzuführen. Am grundsätzlichen Problem ändert sich jedoch nichts, denn solche Praktiken gefährden die Netzneutralität.

Auf den ersten Blick vermittelt „Free Basics“ von Facebook ein gutes Gefühl, da das Angebot kostenlosen Internetzugang verspricht. Doch dieser ist nur auf ausgewählte Dienste beschränkt und gefährdet als Kollateralschaden die Netzneutralität. CC BY 2.0, via flickr/Maurizio Pesce

Facebook lässt nicht locker und möchte sein umstrittenes Angebot „Free Basics“ offenbar in die USA bringen, berichtet die Washington Post. Die Initiative, auch als Teil von internet.org bekannt, hat sich bislang in erster Linie an Länder des globalen Südens gerichtet, die über eine schlecht ausgebaute Infrastruktur verfügen.

In Kooperation mit Mobilfunkbetreibern bietet „Free Basics“ Smartphone-Nutzern Zugriff auf ausgewählte Angebote wie Gesundheits- oder Wetterdienste – und selbstverständlich auf das eigene soziale Netzwerk. Dabei anfallendes Datenvolumen wird nicht angerechnet („Zero Rating“). Facebook will laut Eigenaussage so mithelfen, die „nächste Milliarde“ Menschen, die in unterversorgten Gebieten leben, ans Netz zu bringen.

Einem geschenkten Gaul …

"Free Basics" bietet eingeschränkten Zugriff auf ausgesuchte Dienste.
„Free Basics“ bietet eingeschränkten Zugriff auf ausgesuchte Dienste.

Doch das auf den ersten Blick gut klingende Projekt hat gleich mit mehreren Problemen zu kämpfen: Man erreicht nicht das Internet darüber, sondern nur einen kleinen, von Facebook vorausgewählten Ausschnitt; es ist nicht kostenlos, da die Nutzer mit ihren Daten bezahlen und sich mitunter langfristig an Facebook binden; und es ist entgegen der Behauptung von Facebook nicht wirklich offen. Interessierte Diensteanbieter müssen ihre Webseiten an „Free Basics“ anpassen, die Teilnahme von Facebook genehmigen lassen und müssen sich darüber hinaus zur absoluten Verschwiegenheit verpflichten, etwa, was Zugriffszahlen betrifft. Nicht von ungefähr hat beispielsweise Indien das Angebot bereits verboten.

Laut Washington Post verhandelt Facebook schon seit dem Frühjahr mit kleineren US-Netzbetreibern und der US-Regierung, wohl um ein ähnliches Debakel wie in Indien zu vermeiden. Dort hatte der IT-Konzern mit manipulativen Argumenten versucht, sowohl Regulierer als auch die Öffentlichkeit für die Initiative zu gewinnen, war damit aber gescheitert. Augenscheinlich geht man es nun vorsichtiger an, kann sich der bekannten und unverändert gebliebenen Kritik an Zero-Rating-Angeboten jedoch nicht entziehen. „Zero Rating ist schädlich, unfair und unnötig“, erklärte etwa die Infrastrukturexpertin Susan Crawford der Zeitung. Die Praxis würde bloß alteingesessenen Unternehmen helfen, die ein starkes Interesse daran hätten, den Status Quo beizubehalten, so Crawford.

Entscheidung mit Signalwirkung

Ähnlich wie in der Europäischen Union erlauben die USA Zero Rating, allerdings bleibt der zuständigen Regulierungsbehörde FCC das Recht vorbehalten, einzelne Angebote einer Einzelfallbetrachtung zu unterziehen und diese gegebenenfalls zu untersagen. Sollte die FCC „Free Basics“ zulassen, könnte von dieser Entscheidung eine gehörige Signalwirkung ausgehen. Wann es soweit ist, bleibt vorläufig unklar – Facebook hat bislang weder dementiert noch bestätigt, die Initiative auch in den USA ausrollen zu wollen. Die FCC wiederum untersucht noch potenziell schädliche Nebenwirkungen von Zero Rating, bis auf Weiteres ohne konkrete Ergebnisse. Man versuche, die gesamten Implikationen der Praxis zu verstehen, sagte FCC-Chef Tom Wheeler letzten Monat.

5 Ergänzungen

    1. Danke für den Hinweis, da habe ich etwas zusammengerührt, was so nicht zusammengehört (nun korrigiert).

  1. Im IT-getriebenen Hyper-Kapitalismus ist nichts umsonst – doch nützliche Idioten merken das nicht.

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