Open Library of Humanities: Open Access Megajournal für Geistes- und Sozialwissenschaften gestartet

Logo der Open Library of Humanities

Eines der Vorzeigeprojekte im Bereich Open-Access-Zeitschriften ist die Public Library of Science (PLoS) und deren Megajournal PLoS One. PLoS bietet liefert einerseits eine Plattform für themenspezifische wissenschaftliche Zeitschriften (z.B. PLoS Medicine) und bietet mit PLoS One andererseits die Möglichkeit, themenunabhängig Beiträge nach anonymem Begutachtungsverfahren zu veröffentlichen. Während bei den Zeitschriften auch eine Prüfung von Neuheit und Relevanz – und damit eine starke Auslese eingereichter Beiträge – erfolgt, steht bei PLoS One die faktische Richtigkeit im Zentrum. Einige der PLoS Zeitschriften (z.B. PLoS Biology) zählen mittlerweile zu den anerkanntesten in ihren jeweiligen Disziplinen. Der Schwerpunkt von PLoS liegt jedoch ganz klar auf Naturwissenschaften, auch wenn PLoS One prinzipiell für Einreichungen jeglicher Art offen ist.

An diesem Punkt setzt die nach dreijähriger Vorbereitungsphase Ende September offizielle gestartete Open Library of Humanities (OLH) an. Sie möchte auch WissenschaftlerInnen in den Geistes- und Sozialwissenschaften für offene Publikationsmodelle gewinnen. Wie bei PLoS gibt es auch bei der OLH Fachzeitschriften, noch mehr steht jedoch das namensgleiche Megajournal im Vordergrund. Im Unterschied zu PLoS One fallen allerdings nicht einmal Autorengebühren für eine Veröffentlichung an; die Finanzierung erfolgt durch Mittel von Wissenschaftsbibliotheken und anderen Förderern, die unter den bisweilen horrenden Abogebühren klassischer Zeitschriften leiden. Den Aufbau der OLH haben Stiftungen wie die Andrew W. Mellon Foundation unterstützt. Deutsche Einrichtungen zählen bislang nicht zu den Finanziers der OLH.

Bei Wisspub.net hat Marco Tullney, Open-Access-Beauftragter der Technischen Informationsbibliothek und Universitätsbibliothek Hannover, eine ausführliche Analyse des OLH-Ansatzes verbloggt und lobt vor allem den Verzicht auf Autorengebühren:

Article processing charges (APC) sind ein Problem – die Zahlungen sind intransparent, schwierig zu steuern und zu verwalten, sie stellen (nicht nur finanzielle) Hürden für Autor/innen auf. Darüber hinaus haben sie in Sozial- und Geisteswissenschaften einen schlechten Ruf (was angesichts sonstiger Zahlungen an Zeitschriften und Verlage und angesichts üppiger Zahlungen für Buchveröffentlichungen etwas verwundert). Ein APC-loses, nachhaltig finanzierbares, innovatives Modell aufzustellen und in beeindruckender Qualität erfolgreich zu starten, ist bewundernswert. Das Projekt ist für mich auch ein Beispiel, was eine kleine Anzahl Menschen mit den richtigen Ideen und mit viel Engagement erreichen können, wenn sie auf notwendige Entwicklungen aktiv hinwirken und nicht nur an andere appellieren, etwas zu tun.

Besonders lobend erwähnt Tullney auch die Möglichkeit, in verschiedenen Sprachen zu veröffentlichen – ein Ansatz, der besonders in den Geisteswissenschaften auf Zustimmung stoßen sollte. Auch Tullneys Fazit kann ich mich nur anschließen:

Die Open-Access-Publikationslandschaft ist reicher geworden. Wie sich das Projekt nach seinem offiziellen Start weiterentwickelt, wird man beobachten und kritisch begleiten müssen. Erst einmal: Viel Erfolg!

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