Am vergangenen Wochenende fand zum zweiten Mal “Jugend hackt” statt, eine Veranstaltung der Open Knowledge Foundation. Ein Wochenende lang kamen 120 Jugendliche aus ganz Deutschland in Berlin zusammen, um gemeinsam mit Gleichgesinnten an Softwareprojekten rund um die Themen Überwachung, Bildung, Gesundheit, Gesellschaft, Freizeit und Umwelt zu arbeiten.
Die Jugendlichen waren überwiegend zwischen 12 und 18 Jahren alt und entwickelten insgesamt 27 Projekte, mit denen sie ein deutliches Statement gegen den beliebten Narrativ der politisch desinteressierten Jugend setzten. Sie zeigten nicht nur, dass sie technisch versiert und kreativ mit Computern umgehen konnten, sondern auch einen wachsamen und kritischen Blick auf gesellschaftliche und politische Herausforderungen haben. Die Projektideen sind selbstständig von den Jugendlichen erarbeitet und umgesetzt worden. Für Fragen standen den Teilnehmerinnen und Teilnehmer das ganze Wochenende über erwachsene Mentorinnen und Mentoren ehrenamtlich zur Seite.
Die Ansätze waren so unterschiedlich wie die Themen und Teilnehmenden selbst. Einige fanden ganz praktische konkrete Lösungsansätze für alltägliche Problemstellungen. Das Team “Aweareness” beispielsweise hat mithilfe eines 3D-Druckers ein Armband angefertigt, das vibriert, sobald Überwachungskameras in der Nähe sind und macht damit die Allgegenwärtigkeit von Überwachung spürbar. Eine andere Projektgruppe hat eine intelligente Pillenbox entworfen, die ältere Menschen an die Einnahme ihrer Medikamente per App erinnert und die korrekte Dosis automatisch ausgibt. Von der Projektgruppe “Pet Finder” stammt die gleichnamige Webanwendung, die das Wiederfinden verlorener Haustiere ermöglicht. Mit den Worten “wir haben uns überlegt, wir wollen die Welt verbessern” eröffneten die Erfinder der Recycling-App “Dein Müll” ihre Projektpräsentation und zeigten, wie die App dabei hilft, Mülleimer in der Nähe zu finden.
Andere versuchten, komplexe Zusammenhänge aus offenen Datensätzen verständlich aufzubereiten. So wie die Entwicklerinnen von „Wat ham’se denn“, einer Website, die über Behandlungskosten aufklärt. Auch die spannende und lange Diskussion am Freitagabend, die sich an den Vortrag über Hackerethik von Frank Rieger, Sprecher des Chaos Computer Clubs, anschloss, zeigte, dass die Jugendlichen sich Fragen über Politik und Gesellschaft stellen.
Als OrganisatorInnen bleiben uns Erinnerungen an ein aufregendes Wochenende mit unheimlich aufgeweckten, interessierten und begabten Kids und Jugendlichen, die mit nur einer Mate am morgen bis 1 Uhr nachts durchhacken können – im Gegensatz zu uns Erwachsenen. Dabei bewiesen sie nicht nun Verantwortungsbewusstsein im Miteinander und in der Teamarbeit, sondern auch für die Bedürfnisse anderer Menschen und Gruppen. Man darf gespannt sein auf das, was kommt, denn an einigen Projekten wird fleißig weiter gearbeitet und wir sind uns sicher – viele der Jugendlichen werden wir nicht zum letzten Mal gesehen und bewundert haben.
Wir können abschließend nur wärmstens ans Herz legen, sich die Projekte anzuschauen, die von den Teilnehmenden entworfen wurden. Die Gesamtliste ist auf dem Hackdash von YRS einsehbar.
Fotos der Veranstaltung gibt es auf Flickr (und stehen unter Angabe des Fotografen Leonard Wolf frei zur Verfügung)
Die Autorin war als Mitarbeiterin der Open Knowledge Foundation Deutschland e.V. an der Organisation der Veranstaltung beteiligt.
Fotos: Leonard Wolf
Jugend hackt auch in Österreich am 11. und 12. Oktober
Unter dem Namen „Young Coders Festival“ kommt das Konzept von Jugend hackt auch nach Österreich. Im Schloss Laudon bei Wien gibt es am 11. und 12. Oktober die Möglichkeit für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren ihre Programmier-Ideen umzusetzen. Mehr Infos auf YoungCoders.at und bei der Open Knowledge Foundation Österreich.
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