Urheberkongress 2013: Suche nach Balance im Urheberrecht

Nach den heftigen Auseinandersetzungen rund um das Urheberrecht im Jahr 2012 ist im Schatten von PRISM und Drosselkom die öffentliche Debatte diesbezüglich etwas ruhiger geworden. Für die Suche nach praktikablen Lösungen ist das vielleicht gar nicht einmal die schlechteste Situtation. Der am 6. September vom Think Tank iRights.Lab und der von ver.di getragenen Initiative Urheberrecht ausgerichtete Urheberkongress 2013 begibt sich jedenfalls wieder auf die Suche nach der Balance im Urheberrecht. Der Titel „Selbstbestimmung im digitalen Netz – Urheberrecht und Nutzerinteressen in der Balance?“ und die Beschreibung trennt aber (allzu) deutlich zwischen Urhebern auf der einen und Nutzern auf der anderen Seite:

Auf der einen Seite stehen die Urheber, ausübenden Künstlerinnen und weitere Rechteinhaber, die nicht auf eine angemessene Vergütung auch für private Nutzungen ihrer Werke oder Nutzungen in Schulen verzichten können und die Integrität ihrer Werke gewahrt wissen wollen. Auf der anderen wollen Privatleute, Wissenschaftlerinnen und Pädagogen die technischen Möglichkeiten nutzen, die ihnen das Internet, digitale Geräte und Speicher bieten, ohne dabei Gesetze zu verletzen.

Die Diskussion auf dem Kongress soll klären, ob und unter welchen Bedingungen hier neue Lizenzmodelle, zusätzliche Schranken und andere Regularien sinnvoll und vertretbar sind. Ziel ist es, in der Diskussion über verschiedene politische Konzepte dem kommenden Deutschen Bundestag eventuellen Handlungsbedarf zu verdeutlichen, der in diesem Feld zwischen Praxis und Recht besteht. Es sollen Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, die in naher Zukunft umgesetzt werden können.

Wie die Interviews im Rahmen der Initiative „Recht auf Remix“ zeigen, ist diese klare Trennung und die damit implizierte homogene Interessenslage innerhalb der beiden Gruppen eine Fiktion. Balance im Urheberrecht ist also im Interesse beider Seiten, deren Unterscheidung in vielerlei Hinsicht ohnehin verschwimmt. So sind die erwähnten „Privatleute, Wissenschaftlerinnen und Pädagogen“ mehr und mehr selbst als Urheber im Internet tätig.

Das Format des Kongresses sieht eine Serie von Streitgesprächen zu den Themenkreisen Private Nutzung, neue Finanzierung sowie Nutzung in Schule, Hochschule und Wissenschaft vor. Teilnahme ist kostenlos, zur Anmeldung geht es hier entlang.

Disclaimer: Ich bin Teilnehmer in einem Streitgespräch zum Thema „Am liebsten gratis? Fair use als Schranke?“

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