Auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung findet sich ab sofort ein umfangreiches Dossier zum Thema Wikipedia. Die Bandbreite an darin behandelten Themen rund um die freie Enzyklopädie ist beeindruckend.
Im Bereich Geschichte beschäftigen sich die Beiträge nicht nur mit der Geschichte der Wikipedia selbst sondern auch deren historischen Vorläufern, der Temporalisierung von Wissen und der Frage, ob die Mediengattung „Enzyklopädie“ unter den Voraussetzungen der digitalen Wissensgesellschaft weiterleben kann:
Schon der Name Wikipedia verweist auf die Verschmelzung des Alten und Bewährten (Enzyklopädie) mit dem Neuen und Innovativen (Wiki-Technologie). Dabei darf freilich nicht übersehen werden, dass Innovation in gewisser Weise immer auch die Veränderung des bislang Gültigen bedeutet. Im Falle der Wikipedia scheint der Grat zwischen Kontinuität und Umbruch besonders schmal, denn hier treffen die strengen Qualitätsansprüche der Buchkultur auf die Offenheit, Dynamik und Flexibilität der digitalen Wissensgesellschaft.
Gleich fünf Beiträge beschäftigen sich mit Machtstrukturen, zum Beispiel mit der Frage „Wer (oder was) beherrscht Wikipedia?“ und ob es sich bei der Wikipedia um eine geschlossene Gesellschaft handelt. Grundsätzlicher versucht sich Felix Stalder in diesem Zusammenhang an der „Bestimmung der Freiheit in freier Kultur“.
Im Bereich „Globalisierung des Wissens“, zu dem ich auch einen Beitrag über „Formale Organisation und informale Gemeinschaft“ beisteuern durfte, wird die vermeintliche Globalität der Wikipedia kritisch unter die Lupe genommen. In „Die Welt in der Wikipedia als Politik der Exklusion“ dokumentiert Mark Graham dass „große Teile der Welt […] in der Wikipedia nicht abgebildet [werden], andere sind hingegen überrepräsentiert.“ Deutschlands wohl profiliertester Wikipedia-Journalist Torsten Kleinz wiederum, der auch für den Beitrag zur Wikipedia-Geschichte verantwortlich zeichnet, widmet sich in einem weiteren Artikel „Unerwünschtes Wissen“ dem Thema Wikipedia und Zensur. Außerdem vergleicht Johanna Niesyto die deutsche und die englische Version der Wikipedia in „Konsens in zwei Sprachversionen“ und Maja van der Velden beschäftigt sich mit indigenem Wissen und Datenbanken:
Möglichst viel vom Wissen der Welt soll in nur einer Datenbank zusammenfließen. Was aber wenn indigenes Wissen grundsätzlich anders funktioniert. Wenn Wikipedia in seiner Ordnung des Wissens sogar die falschen Fragen stellt?
Weitere Themenbereiche des Dossiers sind Journalismus, (Politische) Bildung, und Wissenschaft.
Re: Umfangreiches BpB-Dossier zu Wikipedia
Klingt alles sehr spannend. Ab vielleicht bin ich etwas ungeschickt: Kann man as „Dosiser“ in Gänze als PDF runterladen oder als Buch bestellen? Odre gibt es nur die Einzebeiträge? Hilfe wird dankbar entgegen genommen.
Willem
Lieber Willem,
Unter „Dossier“ fassen wir unsere Themenzusammenstellungen zusammen. Im Moment lässt sich das gesamte Dossier nur online lesen (oder aber einzelne Beiträge per Druckfunktion als PDF ausspielen). Wir arbeiten aber gerade an einer Möglichkeit, wie User sich Dossiers u.a. Themen zusammenstellen können und auch auf eine Download-Variante zugreifen können. Viele Grüße
Petra Bäumer
Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
„verantwortlich zeichnen“ ist ganz furchtbare Amtssprache.