Überwachung: Einfach mal die Luft anhalten

Über das traurige Niveau des “Widerstandes” gegen die Überwachungsprogramme

Wir halten jetzt alle so lange die Luft an, bis ihr mit der Überwachung aufhört. Auf diesem Niveau, so scheint es, findet derzeit der “Widerstand” statt: Gegen die von vielen Staatsregierungen mitgetragenen oder zumindest geduldeten Überwachungsprogramme der Tele- und Internetkommunikation.

Jüngstes Beispiel: Eine von über 550 Schriftstellerinnen und Schriftstellern unterschriebene Petition – pardon – ein “Aufruf”, der unlängst in diversen Ländern erschien. Wie es sich hierzulande standesgemäß gehört, ganzseitig in der gedruckten FAZ. Wahrscheinlich, weil die Zeitung so ein tolles Feuilleton hat oder weil die soviel Entscheider lesen oder gar beides. Jedenfalls gaben die Initiatoren der Eingabe, die Schriftsteller Juli Zeh und Ilija Trojanow, im selben Blatt dann flankierend ein Interview.

Trojanow ist eines der bekannteren Opfer des NSA-Regimes aus hiesigen Breiten, weil es einmal Probleme gab bei seiner Einreise in die USA. Und Zeh darf, in Nachfolge der Piratin Marina Weisband, derzeit die betroffene SchülerInnensprecherIn der Nation in diversen Talkshows geben.

“Wir wollten den Aufruf und die Unterschriften ja an einem einzigen Tag veröffentlichen, deswegen mussten wir das im Verborgenen vorbereiten. Es war gar nicht möglich, auf flächendeckende Netzwerke zuzugreifen – die Gefahr eines Lecks war einfach zu groß”, weiß Zeh zu berichten.

Klandestine Cryptoparties

Wie es wohl gelungen war, mit den über die Welt verstreuten 550+ Unterzeichnern verborgen vor den Augen von NSA & Co heimlich zu kommunizieren? Hatte man sie per Brieftauben und berittenen Kurieren kontaktiert? Ihnen so mit unsichtbarer Tinte geschriebenen Depeschen zukommen lassen? Oder hatte man per klandestinen Cryptoparties allen PGP beigebracht, die Häscher durch vermeintlich harmlose Goetheinstitut-Lesereisen getäuscht? Leider wird im Interview nicht weiter auf die “Gefahr”, die Zeh und Triljanow dräute, eingegangen. Aber vielleicht ist das auch besser so, sonst dringt noch mehr nach außen, ihr wisst schon.

Gut, ich könnte mich jetzt noch ellenlang weiter über dieses Interview lustig machen, in dem treuherzig darüber geredet wird, dass man ja “überhaupt keinen Schuldigen” nennen will. Aber man irgendwie doch radikal sein will, aber dennoch den Aufruf möglichst allgemein halten will, um niemanden vor den Kopf zu stoßen.

Aber das bringt einen nicht weiter, weil die Situation so traurig ist. Weil dieser Aufruf nebst Interview offenbar das Niveau derer wiedergibt, die sich selbst als Intellektuelle bezichtigen. Auf dem sie eine längst verfestigte Gestalt eines digitalen Panoptikums analysieren und entgegentreten wollen. Liest man die dreizehn Statements von Autoren zum Aufruf, die die FAZ ebenfalls bringt, klingt nur bei wenigen eine tiefergehende kritische Sicht auf den Sachverhalt durch.

Nullkommanichts Neues 

Meist ähneln sie aber dem Phrasenhaften des Aufrufs, der Nullkommanichts Neues in die Debatte einbringt; der keinen einzigen inspirierenden Gedanken in sich trägt. Der meint, letztlich sei das mit der demokratischen Kontrolle der Geheimdienste nur ein wenig schiefgegangen. Also Augen zu und Luft anhalten –  wenn wir nur ganz fest wollen, dann wird alles wieder gut.

Eine Analyse, die nicht zu sehen vermag, wie weit die Überwachungsprogramme Teile der Sicherheits-, Militär- und Wirtschaftspolitik sind. Die Programme werden wohlwissend von Manchen in den Regierungen betrieben, gefördert und geschützt. Dabei muss man sich immer wieder klar machen: Es ist nicht Kompetenz, die die Leute an entscheidende Positionen spült, wovon etwa Innenminister Friedrich beredtes Zeugnis abgibt.

Seit es so etwas wie Staaten gibt, agieren Teile ihrer Institutionen und Agenten im Verborgenen. Weil sie sich zueinander in Konkurrenz um Märkte und Ressourcen sehen, was immer wieder auch zu Krieg führt; derzeit sind Staaten – in der Regel im stillschweigenden oder lautstarken Einverständnis der Mehrheit ihrer Bürger – eben Einrichtungen, die den Lebensstandard ihrer Einwohner mindestens bewahren, wenn nicht steigern sollen. Intern verstehen es manche Milieus/Schichten/Klassen ihre Interessen besser durchzusetzen. Um den Status Quo zu wahren, wissen sie wohl das Instrument der Aufstandsbekämpfung nach Innen zu schätzen.

Notstandsgesetze und Inlandsgeheimdienste

Folglich gibt es hierzulande weiterhin die Notstandsgesetzgebung und Inlandsgeheimdienste, die selbstredend soviel wie möglich der Kommunikation der eigenen Bevölkerung abschöpfen. Und es ist durchaus ein Zeichen, wenn sich eine Exportnation wie Deutschland neben Pullach einen pompösen BND-Neubau mit 4000 Arbeitsplätzen mitten in Berlin leistet. Man will wissen, ob Handelswege bedroht werden könnten, was bei den Mitbewerbern der eigenen “Volkswirtschaft” sowie der alten und potentiellen neuen Kundschaft los ist. Und ist es nicht praktisch, dass die dafür notwendige technologische Infrastruktur den heimischen Mittelstand fördert? Und obendrein drittverwertet werden kann, um die tatsächlichen und imaginierten Terroristen zu beäugen?

Nein, es ist doch viel einfacher, die Überwachungsprogramme als Effekt einer aus dem Ruder gelaufenen Trauerarbeit der USA nach 9/11 zu sehen. Also, Juli Zeh kann die US-Amerikaner bestimmt auch irgendwie ein Stück weit verstehen. Aber hey, zum Glück hat sie eine Idee: Die kommende Große Koalition, die bald eine siebzigprozentige Mehrheit im Bundestag haben werde, könne doch schlicht einen neuen Artikel ins Grundgesetz einfügen, der die digitale Privatsphäre ausdrücklich schützt. Zwei-Drittel Mehrheit, you know. Zeh: “Es ist ganz einfach, ich könnte das in fünf Minuten formulieren.”

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100 Ergänzungen

  1. lohnt nicht, zu jammern. gegen die „ich hab ja nichts zu verbergen und ohne VDS sterben wir alle, ausserdem ist es grundrechtsschonend, alternativlos und wenn ich glück habe, gibts auch noch mehr netto vom brutto“-haltung in diesem unserem lande ist kein kraut gewachsen. letzte demo gegen überwachung: 250 teilnehmer, demo gegen pkk-verbot: 5000 teilnehmer.

  2. Ich suche immer noch die bessere Alternative, die der Artikel vorschlägt. Irgendwelche Anregungen was man besser machen sollte. Sehe ich’s nur nicht, oder ist da nichts? Dieser Artikel markiert mit Abstand die Untergrenze dessen, was ich bisher auf diesem Blog gelesen habe.

    1. Ja, das ist ein beliebter Vorwurf, wenn man etwas kritisiert. Üblich ist etwa „Mach’s doch besser“. Tatsächlich habe ich neben meiner Polemik angedeutet, was ich für den richtigen Weg hielte: Erst mal die Situation versuchen richtiger zu analysieren. Und nein, leider habe ich nicht die Superlösung. Trotzdem erlaube ich mir Sachen zu kritisieren, die ich nicht für zielführend halte, wie eben diesen Aufruf.

      1. Mensch, Du spürst doch die Reaktionen auf Deine Worte .. jetzt ertrag‘ auch den Sturm – jeder Versuch sich jetzt (und in Folge Deines Textes) zu wehren, geht doch nach hinten los. Regel Nr. 0: „Wenn Du Scheiße gebaut hast – dann steh‘ auch dazu!“ Das geht so: „Ja, ich habe Scheiße gebaut!“

      2. Weil ein paar Kommentatoren meinen Beitrag blöd finden, habe ich „Scheiße gebaut“? Du liest noch nicht lange Blogs und kennst dich wenig mit der entsprechenden Kommentarkultur aus, oder?

      3. Das ist eure About Seite:

        Über Uns
        netzpolitik.org ist eine Plattform für digitale Bürgerrechte. Wir thematisieren die wichtigen Fragestellungen rund um Internet, Gesellschaft und Politik und zeigen Wege auf, wie man sich auch selbst mithilfe des Netzes für digitale Freiheiten und Offenheit engagieren kann. […]“
        das ist euer Anspruch an euch. Dafür müsst ihr euch Kritisieren lassen.

      4. Habe ich das richtig gelesen: Du kritisierst oben, daß der Aufruf nichts bringt und daß er nichts Neues in die Diskussion einbringt, schlägst aber vor, erstmal in Ruhe die Situation zu analysieren?! Kann es sein, daß du etwas zuviel Merkel konsumierst hast?

        Ich habe kein Problem damit, wenn du sachliche Kritik äußern würdest. Aber auch noch nochmaligem Lesen, finde ich die nicht. Da steht, daß du den Aufruf doof findest, weil … naja … er deiner Meinung halt doof ist. Mit der Begründung, daß du ihn doof findest. Weil er ja nunmal ganz offensichtlich wirklich doof ist.

        Das sind Behauptungen ohne jegliche Argumentation.

        1. Nein, du hast nicht richtig gelesen: Ich schrieb: „Erst mal die Situation versuchen richtiger zu analysieren.“ Das „in Ruhe“ hast du dort hineingelesen. Es ist keine Behauptung, dass in dem Interview steht, mit dem Aufruf wolle man keine Schuldigen benennen und niemanden weh tun. Das finde ich, wie du es nennst, doof; ich kritisiere in Form einer Polemik den Gestus, der in dem Interview rübergebracht wird; bemängele, dass der Inhalt des Aufrufs niveaulos sei und benenne Aspekte, die meines Erachtens außen vorgelassen wurden. Dass du das für „inhaltloses Blabla“ hälst, ist dein gutes Recht. Würde aber auch erklären, warum du deine eigenen Kommentare wahrscheinlich für sachlich argumentiert und den Aufruf für eine inhaltlich bedeutende Sache hältst.

    2. 100% zustimmung. aber wie das halt so ist, mit ideen, auf die man selbst nicht kommt oder der unterstützung, die einem selbst abgeht: alles ist sooo dooof, nöl, heul, jammer. das ist so deutsch und neidgesteuert, daß ich kopfschüttelnd frage, warum die hier den klingelbeutel herumreichen. von mir bekommen sie nur den knopf, den sie mir gerade an die backe nähen wollten …

  3. An diesem Artikel wird mir schlagartig klar, wieso niemand größeren „Wiederstand“ formierien möchte. Wenn man als aktivist erstmal so einen Artikel rein gewürgt bekommt – aus den eigenen Reihen – dann hätte ich da auch keine Motivation mehr zu.
    Liebe Menschen hinter Netzpolitik.org … ich finde es sehr beschämend – nein, mir wird kotzübel, wenn ich sehe – wie ihr aktiv den bestehenden „Wiederstand“ in die Tonne kloppt und im gleichen Artikel verwundert feststellt, dass es keinen angemessenen Wiederstand gibt.
    Einen Aufruf für mehr Wiederstand halte ich im allgemeinen für äßerst unterstützenswert. Aber doch nicht so.

    Sehr schade, dass ihr auf dieses Niveau gesunken seid.

    1. Netzpolitik.org ist eine Plattform auf dem einige Leute schreiben können. Der Beitrag steht einzig und alleine für meine Meinung und nicht die von
      netzpolitik.org. Lässt du dich wirklich von einem Beitrag, der nicht deiner Meinung entspricht, aus der Bahn werfen? Muss ich alles toll finden, nur weil die Leute meinen, sie würden damit etwas gegen die Überwachung tun?

      1. Ich find die Schriftsteller-Aktion ja gut, alleine schon deshalb weil sie beiträgt, das Thema weiter in der Öffentlichkeit zu halten. Aber ich freue mich auch, dass wir hier unterschiedliche Meinungen haben, die aus verschiedenen Perspektiven auf Themen blicken.

      2. Gibt da ein Problem:
        Netzpolitik ist kein öffentlicher Ort in dem jeder schreiben kann wie und was er will (wie ein Marktplatz) sondern eine privat betriebene Institution, die als „Ganzes“ auftritt.

        Anders gesagt, wer hier schreibt gibt Netzpolitik ein Gesicht durch seine Artikel. Sich auf seine Meinung zu berufen und so zu tun als wäre Plattform und Autor zwei verschiedene Dinge – nach der gleichen Logik dürfte auch hier nicht mehr über „die Geheimdienste“ und „die Staaten“ kritisiert werden, schließlich sind das immer ienzelne Menschen. Die da zwar arbeiten und deren Ressourcen nutzen, aber laut deiner Logik ist das kein Grund von dem einen auf das andere zu schließen.
        (ODER WENIGSTENS WIE BSPW BEI GOLEM MIT „IMHO DES AUTORS“ KENNZEICHNEN)
        Anders gesagt: Für die reine eigene Meinung gibt es den eigenen Blog, Facebook oder Twitter. Wer unter dem Namen einer Institution schreibt, schreibt im Namen der Institution.

        PS: Benutze fett weil ich mit den Tags nicht umgehen kann.

      3. Markus, ich suche immer noch die Perspektive, die der Artikel mir aufzeigen will. In dem Artikel steht, daß der Author den Aufruf doof findet. Das ist seine Meinung und die darf er natürlich haben. Im Prinzip darf er die natürlich auch jederzeit öffentlich kundtun. Nur lese ich netzpolitik.org, weil mich inhaltsleeres Blabla langweilt oder nervt und hier normal ein anderes Niveau geboten wird.

  4. Nicht zur vergessen: Außenpolitik. Und Außenwirtschaftspolitik.

    Guter Artikel, was meinen Vorredner geritten hat, versteh ich nicht. Polemik: Vielleicht auch ein Problem: die vielen Spinner im Netz, die einem die Energie nehmen.

  5. Oh come on.

    Solange Netzpolitik.org mit Cookies um sich wirft (zB mein Pseudonym+e-mail Adresse so speichert, das es auch der letzte Depp auslesen kann), Werbung mit Trackern einbindet…

    Irgendwas mit Glashaus und Steinen!

  6. Das ist ja wirklich ein trauriges Niveau. Wo inhaltliche Kritik durchaus möglich, an Äußerlichkeiten aufgehangen .. warum? Ja wer hat Interesse – Menschen mit gleichen Zielen zu spalten? WER? Ja, genau – „der politische Gegner“! Doch bevor ich vermute, netzpolitik.org sei unterwandert – unterstelle ich dem Autor jugendliche (verbale) Leichtsinnigkeit .. – und will nachsichtig sein ;-)

    Fachliche Kritik am Aufruf der Schriftsteller von Markus Kompa http://www.kanzleikompa.de/2013/12/11/fachliche-kritik-am-aufruf-der-schriftsteller

    1. Äh, naja, da haben wir wohl unterschiedliches Verständnis davon, was „Äußerlichkeiten“ sind und was inhaltliche Kritik ist. Und woher weisst du, dass die „gleichen Ziele“ bei den „Menschen“ bestehen? Welche genau sollen das sein? Und wer ist bitte der „politische Gegner“, für den ich in meinem vermeintlichen jugendlichen Leichtsinn in deinen Augen netzpolitik.org unterwandert habe?

      1. Mensch, Du spürst doch die Reaktionen auf Deine Worte .. jetzt ertrag’ auch den Sturm – jeder Versuch sich jetzt (und in Folge Deines Textes) zu wehren, geht doch nach hinten los. Regel Nr. 0: “Wenn Du Scheiße gebaut hast – dann steh’ auch dazu!” Das geht so: “Ja, ich habe Scheiße gebaut!”

      2. Weil ein paar Kommentatoren meinen Beitrag blöd finden, habe ich “Scheiße gebaut”? Du liest noch nicht lange Blogs und kennst dich wenig mit der entsprechenden Kommentarkultur aus, oder?

    2. Lorentz Matzat schrieb:

      Gut, ich könnte mich jetzt noch ellenlang weiter über dieses Interview lustig machen, in dem treuherzig darüber geredet wird, dass man ja “überhaupt keinen Schuldigen” nennen will.

      ….

      Meist ähneln sie aber dem Phrasenhaften des Aufrufs, der Nullkommanichts Neues in die Debatte einbringt; der keinen einzigen inspirierenden Gedanken in sich trägt.

      Manchmal muss man Sachen auch ganz oft wiederholen, damit sie den Leuten ins Bewusstsein treten und dort eventuell bleiben. Dh dieses Thema in der öffentlichen Disussion zu behalten kann alleine schon wichtig sein. Für viele Menschen ist „Überwachung“ an sich eventuell ein recht diffuses Thema und das Geschichtsbewusstsein bzw. Kenntnisse über politische und rechtliche Sachverhalte sind in der Regel sehr verschieden. Es gibt da sicher auch grosse Unterschiede in der Auffassung von „Privatheit“. Harald Jähner hat das in seiner Kolumne „Ich lach mich weg“ ganz gut beschrieben, Was und warum tun wir uns da was an?

      Ich war auch nicht unbedingt happy mit all den Inhalten des Aufrufs, aber insgesamt mir doch so ein eher vorsichtig formulierter Aufruf begrüßenswert. Da machen sich Menschen Sorgen, was mit uns passiert und sprechen das aus. Ich finde das aber jetzt auch nicht schlecht, dass der Aufruf jetzt hier ein wenig „seziert“ wird, das kann eventuell weiterhelfen.

      Die fachliche Kritik ist in diesem Zusammenhang daher interessant. Ich verstehe da allerdings so ein paar Sachen nicht, ich bin ja auch kein Rechtsgelehrter:

      Überwachung ist nicht “Diebstahl”. (Dieser Vergleich ist ähnlich sinnlos wie der Begriff “Raubkopie”, da er Sachenrecht mit Informationsrecht vermengt.)

      Ich weiss nicht wie hilfreich hier eine Unterscheidung in Sachenrecht und Informationsrecht ist ?? 3D Drucker bewegen sich ja hier auch auf einer Grenzlinie. Dh. insbesondere werden die Daten in der Regel nicht „weggenommen“ sondern „kopiert“. Dh. der oder die „Eigentümerin“ merkt ja oft noch nichtmal, dass „etwas“ mit den Daten (Sachen) geschah. Und wenn man die Daten nicht weiterbenutzen würde (zB. für politische Repressalien, wirtschaftliche Vorteile), dann sind in der Regel ja oft viele sogar damit einverstanden, dass ihre auch recht persönlichen Daten zB von Maschinen gelesen und ggfs rumkopiert werden (siehe auch GMAIL). Dh. was genau mit den (kopierten) Daten (weiter)passiert müsste eventuell ausführlicher thematisiert werden.

      Die Forderung, dass jeder Bürger das Recht haben müsse, mit zu entscheiden, in welchem Ausmaß seine persönlichen Daten gesammelt, gespeichert und verarbeitet werden und von wem, schießt ein bisschen über das Ziel hinaus, da es nun einmal gesetzliche Befugnisse zum Datensammeln gibt. (Hätte jeder ein Mitspracherecht als Voraussetzung hierzu, könnten wir die Polizei, Staatsanwaltschaften, Finanzämter, das Wahlregister und eigentlich so ziemlich jede Behörde abschaffen …)

      Welche Daten gesammelt werden sollen und wieviel Eigenentscheidungsspielraum der einzelne dabei hat, sollte in einer demokratischen Gesellschaft normalerweise ein Konsens sein, der in Gesetzen „formuliert“ wird (das diese Gesetze mitunter schlecht zu verstehen sind ist da ein anderes Problem…). Dh. in „gewisser Weise“ kann daher jeder Bürger über seine Daten, wenn auch vielleicht nicht immer unmittelbar, mit/entscheiden. ???

      Auch die Unschuldsvermutung, an welche die Schriftsteller “erinnern”, kann Geheimdienste schwerlich vom Datensammeln abhalten. (Im Gegensatz zu Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichten prüfen Geheimdienste keine (Un-)Schuld.)

      Ob Geheimdienste davon abgehalten werden können ist eine Sache, ob sie dazu aber rechtlich legitimiert sind, ist doch aber eine andere??

  7. Genau! Was kann man/wir/ich denn jetzt konkret tun? Scheiß drauf wenn die Lösungsansätze das vorhandene Problem nicht zu 100% beheben können, oder wenn Initiativen wie diese gefühlt am Kern des Problems vorbeischrammen. Lieber erste Schritte in die richtige Richtung gehen, ohne genau zu wissen wie es dann weitergehen wird, als alles minutiös zu debattieren um auch jede Unstimmigkeit zu finden, und sich dann gelähmt durch all die Komplexität ganz deutsch in Untätigkeit zu verlieren.

    1. Inwiefern ist der von mir kritisierte Aufruf ein Schritt in die „richtige Richtung“. Welche ist die „richtige Richtung“?

      1. Öffentlichkeit herstellen. Daher auch die „Geheimhaltung“. So was hat nun mal mehr Bumms, wenn es unerwartet kommt.

  8. Natürlich ist ein Text, auf den sich 500 Schriftsteller einigen können, etwas abgeschwächter, als wenn Juli Zeh und Ilija Trojanow alleine einen geschrieben hätten. Aber wer kennt die schon außerhalb jeweiliger kleinerer Filterbubbles? Dann doch lieber ein paar Nobeltpreisträger dabei.

    Also ich freue mich über jeden, der sich gegen die Überwachung ausspricht. Ob das nun 500 Schriftsteller auf der einen Seite sind oder Google, Apple, Facebook, Twitter, Microsoft, Yahoo auf der anderen Seite.

    Und zumindest die Schriftsteller bringen das Thema in etwas andere Zielgruppen, die wir in unserer Web- und Netzpolitik-Filterbubble, in der wir schon seit der Jahrtausendwende gegen die immer erdrückendere Überwachung anreden, gar nicht wahrnehmen und überhaupt nicht erreichen können. Ist doch schön! Davon brauchen wir viel mehr!

    Jetzt bitte noch die Gamer gegen Überwachung (Wow und Second Life werden ja auch überwacht) und die Modeblogger gegen Überwachung und die mittelständischen Unternehmer gegen Überwachung (und damit Betriebsspionage) und Musiker gegen Überwachung und Fußballfans gegen Überwachung und Nörgelblogger gegen Überwachung und und und.

    1. Genau so ist es. Die Überwachungsspirale wird erst enden, wenn die Mehrheit der Leute es lautstark fordert. Wir als ein paar Netzmenschen stellen diese Mehrheit nicht.

      Da hätte ein Statement der IG-Metall gegen Überwachung wohl mehr Durchschlagskraft bei der Politik also wir.

  9. Juli Zeh sagte u.a., man habe den kleinsten gemeinsamen Nenner finden wollen, um ein möglich breites Bündnis auf die Beine zu stellen. Trotzdem mochte keine einzige US-Publikation die Stellungnahme veröffentlichen, weil ihnen der Inhalt zu gewagt erschien.
    Das erklärt doch wohl einiges.
    Für unsereinen mag das Statement der Autoren eine lahme Ente sein. Auf der anderen Seite zeigen die politischen Reaktionen seit dem Sommer, dass uns dieses Thema noch sehr lange beschäftigen wird – Ende offen.
    Von daher begrüße ich jeden Versuch, Öffentlichkeit und Problembewusstsein zu schaffen.

  10. Wurde hier auf Netzpolitik nicht mal auf Fefe gebasht*, weil er eine Position der Digiges (oder einer ihr nahestehenden Gruppe, bin nicht ganz sicher und zu faul zum suchen) nicht radikal genug fand und das deutlich gesagt hat? Und jetzt macht ihr hier das Gleiche. (Full Disclosure: Ich stand damals auf Fefes Seite, ließ mich aber überzeugen, dass selber machen besser ist als nörgeln)
    Klar kann man unterschiedlich dazu stehen, aber wenn der Aufruf spezifischer und radikaler wäre, hätte er nie so viel Öffentlichkeit erreicht (oder wäre als Geschrei von Spinnern abgetan worden).
    Um es direkt zu sagen: Ihr seid nicht die Zielgruppe dieses Aufrufs, ihr müsst nicht mehr überzeugt werden. Er richtet sich an die Sorte netzpolitisch unbedarfter FAZ-Leser, die die Große Koalition gewählt haben, und ist so abgefasst, dass er von denen gelesen und verstanden werden kann.

    *nicht dass gegen Fefe-bashing im Allgemeinen etwas einzuwenden wäre…

    1. Wie gesagt, auf netzpolitik.org schreiben verschiedene Leute; es gibt keine Redaktionslinie und niemand nickt hier Artikel ab. Insofern kann hier so alles mögliche gebasht worden sein. In dem Fall habe ich hier unabhängig und ohne mir vorher eine Genehmigung einholen zu müssen, meine persönliche Meinung geäußert – nicht weniger, nicht mehr.

      1. Und in der Sache stimme ich mit Dir überein; mir ist der Aufruf auch nicht radikal genug. Ich warne nur davor, polemisch über etwas herzuziehen, das a) gar nicht an uns adressiert war und b) ein Schritt in die richtige Richtung ist.

    2. Ich kann Autolykos da nur zustimmen.
      Auch wenn in dem Aufruf in der Sache nichts neues drin stand und das ganze nach Schmusekurs klingt, ist es doch wenigstens gelungen vielleicht ein paar Menschen zum Nachdenken zu bewegen, die anders nicht zu erreichen sind, weil sie Blogs wie Netzpolitik oder andere Informationsquellen schon für zu radikal halten.
      Ich finde den Kommentar für den üblichen Ton auf Netzpolitik sehr ätzend. Ist nicht so mein Geschmack und geht anscheinend auch anderen so.

      1. Mit Verlaub: Nach sechs Monaten permanenten neuen Enthüllungen, die nicht nur im Netz zu lesen waren, sondern z.b. hierzulande auch ihren Weg in die Tagesschau fanden – und einem Strauss an Petitionen etc. glaubst du wirklich, dass es durch solch‘ einen Aufruf gelingen könnte, Leute zum Nachdenken zu bringen, die damit bislang nicht angefangen haben?

        Zum Ton: Ja, Polemik ist so eine Sache. Aber nach diesem Interview konnte ich nicht anders.

  11. Laut einem alten Sprichwort führen bekanntlich viele Wege nach Rom. Man sollte nicht auf einander einprügeln, weil manche lieber auf anderem Wege dahin gehen. Kritisiert lieber diejenigen, die gar nicht erst loslaufen!

  12. Seit Wochen wird von den den Geheimdiensten zuarbeitenden Kreisen behauptet, die Massenüberwachung der Geheimdienste interessiere die Bevölkerung nicht. Klar, man kann versuchen unter dem Deckmantel netzpolitik.org den Widerstand gegen die Spionage zu zersetzen.

    Die Musik spielt dann woanders, wo die Zersetzer nicht so einen großen Mund haben und respektlos andere niedermachen.
    In den USA ist die Geheimdienstaffäre im Parlament, der Drohnenliquidator und Beerdigungsstörer Obama wird langsam unruhig und die großen Internetfirmen habe die Nase davon voll, wegen der Geheimdienste massiv Geschäft zu verlieren.

    Ich finde es gut, dass sich jetzt auch die 560 klar geäussert haben. Alleine gestern haben über 40.000 Bürger dazu eine Petition unterzeichnet. (Beim Zugangserschwerungsgesetz waren es ingesamt 140.000).

    Es ist zynisch zu fordern, dass Bürger offen in Massen gegen ihre Geheimdienste opponieren sollen, wo jeder genau weiss, dass diese tatenlos die Massenmorde der NSU geduldet haben. Wo jeder weiss, dass die Politik gegen diese Verbrecher mittlerweile machtlos geworden sind und diese die NATO-Staaten plündern, um ihre verbrecherische Massenüberwachung ohne Widerstand aus den Parlamenten zu finanzieren, mit der sie unkontrollierten Mist machen, aber bei Terror total wirkungslos sind oder gar Teil der Veranstaltung sind, wie beim Celler Loch, wo der niedersächsische Verfassungsschutz Bomben legte unter Ernst Albrecht, CDU, dem Vater der Ursula von der Leyen.

    Es ist zynisch, den Bürgern entgegen zu schleudern, warum seid ihr nicht gegen Gestapo und Stasi auf die Straße gegangen.

    ich finde es traurig, dass netzpolitik.org Zersetzern hier die Plattform bietet, die das Geschäft der Geheimdienste betreiben und hier den Widerstand bekämpfen.

    Die Verbrechen der Geheimdienste werden aufhören. Auch wenn Zersetzer hier dagegen sich aufbäumen.

    1. Mache dich mal schlau, wer als erstes den Begriff „Zersetzer“ aus der Biologie für die widerlichen denunziatorischen Zwecke entliehen hat, für den auch du ihn hier einsetzt.

      1. Recht hat der Autor, wenn er behauptet, dass Überwachung aus sicherheitspolitischen sowie wirtschaftlichen Gründen geführt wird. Doch erklären diese Motive alleine nicht die Massenüberwachungen von Bürgern.

        Jedes Machtsystem möchte die Stimmungen in der Bevölkerung kennen, um dann ggfs. gegensteuern zu können. Oder wie es Chomsky treffend sagt, ein Machtsystem sieht vor allem die größte Bedrohung in der eigenen Bevölkerung. In diesem Sinne übertrifft die NSA die Stasi hinsichtlich ihrer Bespitzelungen um ein vielfaches. Was beide Dienste unterscheidet sind lediglich einige Machtbefugnisse.

        Nun ist die Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben möchten. Auch wenn wir zunächst als Privatperson uninteressant sind, so sind unsere Stimmungen in ihrer Gesamtheit entscheidend. Mit PR Kampagnen, die man vor allem dann auffährt, wenn unpopuläre Entscheidungen wie Kriege anstehen, soll die Bevölkerung manipuliert und auf Linie gebracht werden.

        Wer auf dem Weg nach oben ist, muss damit rechnen, dass die NSA alles über ihn weiß und bei politischen „Ungehorsam“ erpressbar ist. Man hat beispielsweise bei Snowden gesehen, dass Chatprotokolle ausgewertet wurden, um seine Integrität und Glaubwürdigkeit als „Perversling“ zu untergraben.

        Wer nicht in einer solchen Gesellschaft leben möchte, muss etwas dagegen unternehmen, andernfalls macht man sich zum Komplizen einer Stasi. Deswegen ist der Autoren-Widerstand ein wichtiges Zeichen, dass uns bewusst macht, was wir zu tun haben, wenn wir nicht auf unsere elementaren Grundrechte verzichten wollen.

    2. Wenn ich „Zersetzer“ höre, denke ich an die, die ebensolche in Konzentrationslager in Mitteleuropa oder in sibirische Lager eingesperrt, ausgebeutet, erniedrigt, durch Krankheiten und Mord getötet haben.

    3. Danke für die Belehrungen zum „Zersetzer“ in der Biologie und anderen Kulturkreisen. Ich bleibe lieber bei deutschen Geheimdiensten und damit beim Thema:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Zersetzung_%28Ministerium_f%C3%BCr_Staatssicherheit%29

      Dem Aufruf „Demokratie verteidigen im digitalen Zeitalter“ habe sich seit gestern knapp 60.000 Bürger angeschlossen:
      http://www.change.org/de/Petitionen/die-demokratie-verteidigen-im-digitalen-zeitalter

      Beim Zugangserschwerungsgesetz waren es insgesamt 140.000.
      Es geht also auch anders als nur zersetzend.

      Zum Thema, wo man sich zersetzend verbreitet: es gibt nur ganz wenige Leute, die auf netzpolitik.org Hauptartikel schreiben dürfen mit Erlaubnis der redaktionell verantwortlichen. Die fallen dann auch auf den Ruf von netzpolitik.org zurück. Unabhängig ist was ganz anderes.

  13. Genau! Was kann man/wir/ich denn jetzt konkret tun?

    Hier ein heißer Tipp, mit der Wahrscheinlichkeitsfolge eines beginnenden Gähnanfalls gepaart mit einem Grauschleier im Hirn, welche wiederum Ursachen für das im Artikel genannte Problem an sich sind:

    Lernt das Grundgesetz, lernt die Grundrechte an sich, dann diese als Abwehrrechte des Bürgers gegen den Staat zu verstehen und anzuwenden. Lernt, dass ihre unmittelbare Rechtswirkung und die verfassungsrechtliche Bindung der öffentlichen Gewalt an diese ein juristisches Novum sind, welches nicht nur weltweit einmalig ist, sondern – das Wissen darum vorausgesetzt – andere Völker vor Neid erblassen ließe. Wir müssten uns zu Recht fragen lassen: »Ja, zum Teufel, warum nutzt ihr das denn nicht? Ihr Deppen!«

    Das Grundgesetz und ganz speziell die Grundrechte befinden sich derzeit in einem vor allem durch das Nichtwissenwollen seitens der Grundrechtsträger zu verantwortenden nicht genutzen Zustand, den der Buddhismus als »Wunscherfüllendes Juwel unter der Zunge einer Leiche« bezeichnet. Auch als »Ferrari ohne Fahrer-Syndrom« bekannt. Ja, und wenn den dann einer klaut und uns weismacht, er könne den besser fahren als wir, stehen wir heulend da und fragen: »Ja, was soll ich denn machen? Hinterher laufen?« Nee, fahren lernen! Wenn jeder Deutsche als Voraussetzung zum Erwerb der Fahrerlaubnis einen Grundgesetztest absolvieren müsste, hätten wir weder Überwachung noch andere Grundrechtsverletzungen, von denen die Überwachung leider nur die kleine Spitze eines Eisberges ist, vor dem sich die meisten fürchten würden, wüssten sie um seine wirklichen Ausmaße. Unsere paar Privatdaten spielen da nur eine oft überschätzte, aber in Wahrheit untergeordnete Rolle. Es geht um nicht weniger als um das nackte Überleben.

    Wer von euch weiß zum Beispiel, dass in Deutschland weder Amtsmissbrauch noch Folter unter Strafe gestellt sind? Die Täter also nicht einmal strafrechtlich zu belangen sind? Oder das unbequeme Menschen ohne Rechtsschutz den Rest ihres Lebens hinter Gittern verbringen oder das eure Einkommen- und Lohnsteuern heute noch auf Befehl Adolf Hitlers (EstG v. 16.10.1934) exekutiert werden? Das nur mal b.t.w. am Rande zur groben Kenntnisnahme.

    Lernt vor allem, dass Bitten an die Täter, ihren Opfern weniger zuzusetzen, diese nicht von ihren Taten abhalten werden, denn sonst wären sie keine Täter und es gäbe keine Opfer. Petitionen und Unterschriftenaktionen helfen hier nicht. Hier hilft nur die Anwendung des Grundgesetzes und der Grundrechte. Kompromisslos!

    Im nächsten Schritt muss also die kompromisslose Einforderung der Grundrechte von den Behörden folgen, und diese Grundrechte im Bedarfsfall als Abwehrrechte gegen die Behörden in Stellung gebracht werden, inklusive der Entmachtung der Verfassungsfeinde. Steht alles im Grundgesetz als ranghöchste Rechtsnorm in Deutschland.

    Gähn. Och, das olle Grundgesetz. Das kennt doch keiner. Die machen doch eh, was sie wollen. Ich bin doch kein Jurist.

    EBEN!!!

    Dann halten wir anstatt dessen jetzt alle so lange die Luft an, bis die mit Grundrechtsverletzungen und Verfassungsverrat aufhören. Wir müssen nur durchhalten. Nur noch ein bissel. Wir haben es fast geschafft. Das wird schon. Irgendwann.

    Danke für den Beitrag.

  14. Die Netzavantgarde ist beleidigt, dass die Autoren in den Nachrichten kommen, während sich ausserhalb der Filterbubble kein Schwein für sie interesseirt… Warum nur? Lest selbst.

  15. Die Überwachung wurde nicht über Nacht eingeführt und es bedarf auf der Politik der kleinen Schritte sie wieder aufzulösen. Wichtig ist nur die Richtung – und das wir gemeinsam unaufhaltsam sie zurücktreiben.

    Einen ersten Schritt setzten. zb hier: keine 3 tracking cookies, bei der Hauptseite bei SSL keine unverschlüsselte Sachen nachladen. Und hier im Kommentar keine E-mail Adressen, solange wir wissen das Überwachungsprogramme diese sammeln.

  16. Was will uns dieser Artikel eigentlich sagen? Der Schutz der Privatsphäre ist doch eigentlich Bestand des Grundgesetzes. Trotzdem muss diese wieder dahingehend gestärkt werden, dass sie auch respektiert wird. So einfach ist das.

  17. Mit diesem völlig demotivierenden, zynischen „Bringt doch alles nichts“-Artikel demonstriert ihr super, warum das mit dem „Netzaktivismus“ nichts wird und ihr selbst dafür sorgt, dass dieses „das bringt ja alles nix“ eine selffulfilling prophecy wird. Anstatt zusammen zu arebiten und zusammen zu halten macht ihr einen auf „Judäische Volksfront“. Sowas peinliches hätte ich von euch nicht erwartet. Sehr enttäuschend, das.

  18. Der Artikel ist ein schönes Beispiel dafür, wie man völlig Recht haben kann und trotzdem komplett daneben liegt.
    Recht hast du, wenn du sagst: Die Surveillance-Programme haben doch eine politische Funktion und sind nicht nur eine Beeinträchtigung des persönlichen Wohlbefindens (eigentlich aber eine banale Erkenntnis).
    Unrecht hast du, wenn du meinst, das müsse man alles erst analysieren, bevor man versuchen dürfe, einen Stich dagegen zu setzen.
    Wenn das hier eine Site wäre „Netzpolitische Theorie“, würde ich den Aufruf zur Arbeitsgruppenbildung ja noch verstehen. Ergebnis 10 Bände „Struktur, Funktion, Technologie und Finanzierungsformen der staatlichen High-Tech-Superüberwachung und erste Überlegung zu einer möglichen Gegenwehr“.
    Die Site heißt aber „Netzpolitik“. Dann sollten die Macher sich einmal überlegen, wie Politik funktioniert. Dann käme man vllt auf den hier fehlenden Gedanken, dass Politik die Fähigkeit zur Allianzbildung ist. Wenn ihr keine Allianzen sucht, dann lasst es halt. Dann braucht ihr euch auch nicht Netzpolitik nennen und könnt euch auch eigentlich auch gleich ganz entspannt gehackt legen. Nichts leichter als mit Cheftheoretikern fertig zu werden. Es geht aber nicht darum, die Welt zu interpretieren (remember?), sondern die Formeln zu finden, hinter denen sich Leute in Massen versammeln können. Das hätte Kraft.

    1. Vermutlich sitzt du dem gleichen Missverständnis auf, wie auch so mancher anderer Kommentator hier. Das ganz hier ist nicht das Netzpolitikbüro, sondern ein Blog, das sich als „Plattform“ versteht, auf der verschiedene Meinungen nebeneinander existieren können. Unter anderen meine. Und ich wage zu bezweifeln, dass es mit der Strategie des blinden Aktionismus dir und der Allianz der Chefpraktiker gelingt, die Massen hinter euch zu versammeln.

  19. An alle die, die sagen, dass man Schritte in die Richtige Richtung nicht niedermachen sollte. Ich stimme dem durchaus zu aber man auch aufpassen, dass was Zählbares am Ende bei raus kommt. Als Bsp. sei mal das neue Grundrecht auf Informationelle Selbstbestimmung genannt. Was haben wir denn Effektiv davon? Der Staat hat es mit dem Supergrundrecht Sicherheit in die Versenkung degradiert.
    Oder dann wird sich gefreut, dass Google, Microsoft und Konsorten sich auch gegen (staatliche) Überwachung in Position bringen.
    Ja was machen denn diese Unternehmen mit ihren Usern? Die Überwachen sogar noch die Inhaltsdaten um „bessere“ Werbung schalten zu können. Und da soll man glauben, dass da irgend was sinnvolles bei raus kommt wenn die sich jetzt gegen staatlich. Überwachung engagieren? Oder anders gesagt, es hilft niemanden wenn jemand aus Quartalszahlengründen plötzlich eine bestimmte Meinung hat. Quartalszahlen ändern sich.

    Und auch wenn ich mich wiederhole, es sollte immer darauf geachtet werden, dass am Ende was zählbares bei raus kommt. Und genauso wie man Fragen kann, ob es sinnvoll ist, jeden noch so kleinen Schritt in die Richtige Richtung zu kritisieren, weil er nicht weit genug geht, kann man auch Fragen ob man nicht Gefahr läuft, dass dann nur auf einen kleinen Schritt von Seiten der Politik eingegangen wird. Und dann wird sich hingestellt und gesagt, sehr her, wir haben doch auf euch gehört.
    Im konkreten Fall kann man sich z.B. Fragen ob nicht das vergiftete Lob vom Gabriel für die Aktion nicht schon unter solch einem Stern steht.

    Und ich kann das Argument nachvollziehen, wir sollten unsere Energie nicht damit verschwenden, dass wir untereinander darüber diskutieren und streiten welches der Richtige weg ist. Aber ohne das jetzt Begründen zu können sagt mir mein Gefühl, dass diese Herangehensweise Falsch ist. Aber wahrscheinlich weil es in die Richtung Freiheitseinschränkung für ein (vermeintlich) höheres Ziel geht.

  20. Herrlich, dieser polemische Artikel von Lorenz Matzat, allein die Charakterisierung dieser Talkshow-Tante Juni, pardon, Juli Zeh.
    Diese Unterschriftenlisten gab es schon lange vor dem Internet im guten alten Westdeutschland, immer voran Grass, Böll, Jens, danach die unbekannte zweite bis zwölfte Garde, immer gegen die jeweilige von der Mehrheit der Bevölkerung gewählte Regierung, was ja erlaubt ist und nicht falsch sein muss. Da steckt viel Eitelkeit dahinter, ein veraltetes Elite-Denken.
    Wieso sollen Schriftsteller von der übertriebenen Überwachung betroffener sein als Schornsteinfeger oder Verkäuferinnen?
    Das Gegenteil ist der Fall. Früher wurden Schriftsteller noch wichtig genommen von Regierungen und Geheimdiensten, sowohl von den USA als auch von der Sowjet-Union und ihren Verbündeten, z.B. BRD und DDR.
    Heute wird jeder überwacht, jeder, jeder, jeder. Was für eine Demütigung der großen und kleinen Schriftsteller.

  21. Ich finde den Artikel lesenswert und die Kritik wichtig. So notwendig der Aufruf der Autoren ist, so ist er doch trotzdem eine Bankrotterklärung. Man stellt fest, dass der Staat sich selbstständig gemacht hat und die Kontrollorgane (das Parlament) ihre Arbeit nicht tun, und die vierte Gewalt, die Presse auch nur sehr bedingt. Hilflosigkeit, ein Gefühl, das mich seit Jahren begleitet. Man greift zu drastischen Massnahmen (Achtung, Ironie): Eine Anzeige in der Zeitung. Aber es interessiert einfach niemanden. Warum ist das so? Vordringen zu der Ursache der Gleichgültigkeit der Menschen. Nur das Materielle zählt? Der Wohlstand wird durch Überwachung anscheinend nicht eingeschränkt, sondern vielleicht sogar noch gesichert? Oder liegt es nur daran, dass man Überwachung nicht anfassen, nicht spüren kann? Stockholm-Syndrom? Was ist es?

  22. Ich bin etwas verblüfft und enttäuscht. Ich sag’s mal ganz ohne Ironie und Sarkasmus: Ich finde sowohl den Tonfall als auch die Argumentation dieses Artikels weit unter dem Niveau, was ich hier bisher erwartet habe. Das ist kaum noch ein ernsthafter Beitrag. Mit diesem Artikel hat sich Netzpolitik.org selbst geschadet. Sehr schade.

    1. ben, das ist der grund, warum ich „netzaktivisten“ bzw. die „bloggosphäre“ verachte: kleinkarierte neidgetriebene wichtigtuer, denen es nur um die bespiegelung ihres eigenen egos geht und sich in ihrer wischdischkeit komplett selbst überschätzen.

      das einzige, wofür sie „zu nutze“ sind, ist ihre spaltpilzfunktion.

      damit nutzen sie allerdings genau denen, die sie angeblich zu bekämpfen angetreten sind, die sie im grunde aber um ihren erfolg beneiden. ich kann jedenfalls nicht feststellen, daß -w ie heisst noch mal der autor? – ach ja, lorentz maztat – auch nur etwas ansatzweise so gehaltvolles abgesondert hätte, wie das, was juli zeh hervorbringt, wenn sie den mund nur aufmacht.

      dieser artikel steht in der besten tradition der ganzen k-gruppen der 60er und 70er und wenn man sich fragt, warum es nicht voran geht, findet man eine ganz gute erklärung in diesem artikel: kleine egomaden auf dem selbstverwirklichungstrip.

      ich poste lieber weiter bilder und musik. mit dieser art selbstverliebter grottenolme will ich lieber nichts zu tun habem-

  23. Es ist nicht so, dass die NSA Aktivitäten keine Folgen haben. Amerikanische Unternehmen, wie Microsoft, Google, Amazon aber auch andere grosse IT Anbieter beklagen momentan einen massiven Einbruch im Cloud Business, vor allem bei Firmenkunden in Europa.
    Cloud Dienste sind der nächste grosse Hype, der die IT revolutionieren wird. Die grossen IT Konzerne haben hier viel Geld investiert. Aber zumindest europäische Firmen spielen nicht mit. Sie geben ihre Daten nicht aus der Hand, mit expliziten Verweis auf die NSA Aktivitäten und die Haltung der amerikanischen Poltitik und Justiz. Deshalb beginnen sich auch Microsoft, Yahoo, Google und Co gegen die NSA zu wehren. Es geht mittlerweile deutlich an ihren Geldbeutel und schreddert ihre Businesspläne.

    1. Und dann? Gibt es denn nennenswerte europäische Cloud-Anbieter, und wenn ja, wie lange noch. Die werden ausgeforscht und aufgekauft. Globale Märkte. Woran liegt es denn, dass man auch in DE so gut abhören kann. Weil ein signifikanter Teil der Infrastruktur bereits in amerikanischer Hand ist (z.B. Level3). Und wer stellt „Enterprise“ Netzwerktechnik her? Cisco? Juniper? Lucent? IBM, HP? Avaya?

  24. Lieber Lorenz Matzat,

    ich möchte Dir freundlich und respektvoll antworten. Ich hoffe, Du antwortest auch mir, trotz der Kommentarschwemme.

    Lorenz, was ist Dein Beitrag für eine bessere Welt?
    Hast Du schon mal vom alten römischen Herrschaftsprinzip „Teile und herrsche“ gehört?

    Du trägst mit Deinem Artikel dazu bei, dass sich die Gruppe der Überwachungskritiker untereinander streitet.
    Damit schwächst Du den Widerstand gegen den Überwachungswahn.

    Jeder von uns Überwachungskritikern hat die Aufgabe und die Pflicht, jeden Tag an die Grenzen der eigenen Fähigkeiten zu gehen.

    Protest.
    Widerstand.
    Alternativen bauen.

    Politisch.
    Technisch.
    Rechtlich.

    Das ist die Marschroute für uns alle.

    Protestieren gegen Überwachungswahn.
    Widerstand leisten gegen Überwachungsfanatismus.
    Alternativen bauen, um Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie zu fördern.

    Lorenz, inwiefern hat Dein Artikel jetzt dazu beigetragen, dass die Verhältnisse sich zum Besseren wenden?

    Die über 500 Schriftsteller haben sich mutig hervorgewagt. Diese Autoren aus aller Welt haben ihr Schweigen gebrochen und ihr Privileg des intellektuellen Weitblicks genutzt. Sie haben sich ohne Rücksicht auf ihre Verlage politisch eingemischt. Das ist ein Anfang. Das ist zu würdigen.

    Jeder Freund von Freiheit und Demokratie muss einen Beitrag leisten. Die Schriftsteller haben auf ihre Art das getan, was sie für hilfreich empfinden. Wir müssen jeden, der für die gemeinsame Sache kämpft, begrüßen. Wir sitzen im selben Boot!

    Wenn Du, lieber Lorenz, andere Mittel und Methoden für hilreich und wirksam hältst, dann fang an damit!
    Hör auf, andere Überwachungskritiker herabzusetzen.
    Mach mit! Es gibt so viele Ideen und Gruppen da draußen, die jetzt gerade dabei sind, für unsere Freiheit zu kämpfen.
    Nutze Deinen netzpolitik.org-Autorenaccount und sag uns, was Du tust oder tun willst!

    Protest.
    Widerstand.
    Alternativen bauen.

    Politisch.
    Technisch.
    Rechtlich.

    Jeder macht das, was er/sie am besten kann.
    Arsch hoch! Jetzt!

    PS: Ich wäre Dir über eine Antwort dankbar. :-)

    1. Was ist daran mutig, sich öffentlich gegen (zu viel) Überwachung auszusprechen? Dem Verlag, der Juli Zehs Bücher herausgibt, wird das bestimmt nicht schaden, denn der Absatz ihrer Bücher dürfte eher steigen.

      1. Lieber Angelo,

        ich begrüße auch Dich freundlich und respektvoll.

        Auch Dich möchte ich fragen, was ist Dein Beitrag für eine bessere Welt?
        Durch welche mutigen Worte und vor allem mutige Taten bist Du als Überwachungskritiker aktiv?
        Warum verschwendest Du Deine Energie, andere engagierte Bürger für ihr Engagement zu kritisieren?
        Wenn Du bessere Ideen und Methoden hast, erzähl sie uns!
        Wir haben keine Zeit mehr, uns gegenseitig mit Kleinklein zu traktieren! Jeder von uns muss etwas tun! Fang auch Du damit an!

        Ich kenne Deine persönlichen Lebensverhältnisse nicht.
        Aber hast Du Dir schon mal bewusst gemacht, wie viele Menschen aus Furcht vor Repressionen und Nachteilen keine Kritik äußern?

        Ist Dir klar, dass neben Juli Zeh viele andere Schriftsteller aus aller Welt an dem Appell teilnehmen?

        Glaubst Du, es ist in keinem der über 80 Herkunftsländer und bei keinem der Hausverlage der über 500 Autoren ein Problem, sich öffentlich als Überwachungskritiker zu offenbaren?

        Du solltest nicht immer nur von Deinem deutschen Horizont ausgehen. Auch wenn in Deutschland viele gefährliche Entwicklungen und Missstände bestehen, sieht es in den meisten Ländern der Welt schlechter aus.

        Übrigens: Mach mal den Praxistest.
        Kritisiere Deinen Chef/Arbeitgeber, sag ihm Deine ehrliche Meinung, was Du von ihm und seiner Arbeit hältst.
        Erzähl Deinem Chef/Arbeitgeber zusätzlich Deine politischen Ansichten. Sag ihm, dass Du Überwachungskritiker und Regierungskritiker bist.
        Ich bin gespannt, wie sich Dein Arbeitsverhältnis danach entwickelt.

    2. Emilie, Danke für deinen Kommentar. Entgegen dir, gehe ich von keiner homogenen „Gruppe der Überwachungskritiker“ aus; und mir wäre neu, dass sich so eine Gruppe gebildet und über ein gemeinsames Vorgehen verständigt und geeinigt hat; geschweige denn ist mir eine Gruppe bekannt, die ein breites Mandat erhalten hat, den „richtigen Weg“ vorzugeben in Sachen „Widerstand“ gegen die Überwachung.

      Deine Forderung nach „Protest, Widerstand, Alternativen bauen“ klingt gut – aber ausser dem ersten Teil dieser Formel, hat der von mir kritisierte Aufruf nichts zu bieten; die Art der Protestform – ein Abdruck einer Petition in der bürgerlichsten aller Zeitung hierzulande – halte ich für alles andere als mutig und ich habe versucht zu zeigen, warum ich den vom dir angesprochenen „intellektuellen Weitblick“ der Schriftsteller kaum etwas zu entdecken vermag.

      Vorwürfe der Spaltung und des Schadens einer Sache gegenüber denjenigen, die Kritik äußern, hat es immer gegeben. Immer als Methode, sich nicht auseinandersetzen oder selbst in Frage zu stellen. Als Freundin von Meinungsfreiheit und Demokratie, die du ja offenbar bist, solltest du eigentlich nicht zu solch‘ Todschlagargumentation greifen.

      Ich halte für eine Protestbewegung nichts für schädlicher, als von einem gefühlten Konsens auszugehen, über den sich gar nicht verständigt wurde. Genau das führt früher oder später zu einer Spaltung wenn nicht kompletten Auflösung, weil man nur noch mit internen Querelen befasst ist. Nur gegen die Überwachung zu sein, kann nicht die gemeinsame Grundlage sein. Das Thema Überwachungsregime wird uns noch Jahrzehnte begleiten. Es bräuchte einen Austausch darüber, was man wie erreichen will.

      Ein Vorgehen dagegen, bei dem jede Gruppe das macht, was sie für richtig hält, weil es vermeintlich der Sache dient, halte ich für kontraproduktiv. Der Aufruf der Schriftsteller bringt niemanden einen Schritt weiter; er ventiliert nur sattsam Bekanntes und macht keinen einzigen konstruktiven Vorschlag. Das zu kritisieren, halte ich für legitim, auch wenn die Form der Polemik möglicherweise die falsche ist.

      Und übrigens überschätzt du die Wirkungsmacht eines einzelnen Artikels auf netzpolitik.org gewaltig.

      1. Lorenz, danke für Deine schnelle Antwort.

        Ich freue mich immer wieder über spannende Unterhaltungen, wie diese jetzt hier mit Dir.

        Gerne gehe ich auf die einzelnen Punkte Deiner Antwort ein. Vielleicht kann ich mich über eine weitere Antwort von Dir freuen. :-)

        Ebenso wie Du gehe auch ich NICHT von einer homogenen Gruppe der Überwachungskritiker aus. Es gibt keine gemeinsamen organisatorischen Strukturen, keine gemeinsamen politischen Detailkonzepte und schon gar keine Führungsperson(en).

        Uns alle einen jedoch gemeinsame Ziele.
        Wir wollen Demokratie, Freiheit und Rechtsstaat.
        Wir wollen Menschenrechte und Bürgerrechte.
        Wir wollen Ermittlung bei konkretem Anlass und begründetem Verdacht statt Totalüberwachung von unschuldigen und unbescholtenen Bürgern.

        Natürlich wird nicht jeder derselben Meinung sein, welche Methoden, Mittel und Wege zum Erreichen dieser Ziele sinnvoll und wirksam sind.
        Natürlich werden selbst diese Ziele im Detail nicht von allen genauso gesehen.

        Aber wir alle haben eine grobe Vorstellung von der Welt, in der wir leben wollen. Wir sind also nicht primär GEGEN Überwachung, sondern primär FÜR eine Welt, die obige Ziele verwirklicht.
        Fangen wir an, jeden Tag für diese bessere Welt zu kämpfen!

        Wir müssen füreinander arbeiten, nicht gegeneinander.
        Wir können nicht warten, bis es 100 % ausdiskutierten Konsens unter den Überwachungskritikern oder gar in der gesamten Bevölkerung gibt.

        Veränderungen zum Besseren wurden in der Menschheitsgeschichte meist von wenigen Gruppen oder gar Einzelpersonen erreicht.
        Es braucht Vorbilder, an denen sich andere orientieren.
        Es braucht Vorkämpfer, die andere überzeugen und gewinnen.

        Du solltest bedenken, dass die über 500 Schriftsteller aus über 80 Ländern weltweit kommen. Der Aufruf wurde in dutzenden Zeitungen weltweit veröffentlicht. Die FAZ ist eine unter vielen.
        In Deutschland ist es vielleicht nicht mutig, solch einen Aufruf in der FAZ zu veröffentlichen, aber ist es überall in der Welt genauso (relativ) angenehm wie (noch) hier in Deutschland?
        Überwinde Deine deutsche Perspektive!
        Ich empfinde Anerkennung für die Initiatoren des Appells, so viele Menschen, Zeitungen und Kulturen unter einen Hut zu bringen.

        Wenn wir größere Teile der Menschen für uns gewinnen wollen, müssen wir raus aus unserem Milieu, raus in die Welt. Zu dieser Welt gehört eben auch das bildungsbürgerliche, intellektuelle Milieu rund um die FAZ.
        Durch die FAZ werden Milieus erreicht, die in ganz anderen Lebenswelten zu Hause sind. Das bringt uns alle sehr wohl einen Schritt weiter.

        Nicht jeder ist so gut im Thema wie Du.
        Der pensionierte 70-jährige Beamte und langjährige FAZ-Abonnent liest diesen Aufruf, den einige seiner Lieblingsautoren mittragen.
        Und schon haben wir einen weiteren Menschen angelockt.

        Die Schriftsteller zeigen sehr wohl intellektuellen Weitblick.
        Sie analysieren die aktuellen Entwicklungen, sie verdeutlichen die Bedeutung und Tragweite dieser Entwicklungen für unser Staats- und Gesellschaftssystem weltweit und sie geben einen Ausblick darauf, wohin uns der Überwachungswahn treiben wird.

        Die Schriftsteller machen zudem sehr wohl konstrukive Vorschläge, trotz der Kürze des Appells: informationelle Selbstbestimmung und eine globale, verbindliche UN-Konvention.

        Ich greife nicht zu einem Totschlagargument, wenn ich Dich darum bitte, die Gruppe der Überwachungskritiker nicht dadurch zu schwächen, indem Du internen Streit hervorrufst. Kritik spaltet und schadet nur dann, wenn sie destruktiv und nicht sachdienlich ist.

        Bitte sei deshalb konstruktiv und kreativ. Wir sind hier nicht in einem politischen Seminar an der Hochschule, wo wir zum Selbstzweck um uns selbst kreisen und jedes Wort, jede Handlung auf die Goldwaage legen und sezieren.

        Wir sind im Krieg. Um diesen Krieg zu gewinnen, brauchen wir jeden. Alt und Jung. Mann und Frau. Arm und Reich. Ungebildet und Gebildet. Deutsch und Nicht-Deutsch. Nerd und Bauarbeiter. Bürgerrechtler UND Polizist.

        Wir sind womöglich die letzte Generation, die noch in den Genuss der Reste von Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechten kommt.
        Das ist der bittere Ernst. Der Ernst der Lage erfordert entsprechend entschlossenes und schlagkräftiges Handeln.

        Ich begrüßte jeden Deiner Vorschläge, der „Protest, Widerstand und Alternativen bauen“ fördert.
        Du willst einen Austausch, was man wie erreichen will. Fang damit an! Werde konkret und konstruktiv!
        Du hast Schreibrecht auf netzpolitik.org. Du bist Multiplikator.

        Wir können nicht länger warten und uns mit ästethischen Kleinigkeiten aufhalten.

        Übrigens:
        Ich überschätze die Wirkungsmacht eines einzelnen Artikels auf netzpolitik.org NICHT gewaltig.
        netzpolitik.org ist größtenteils IRRELEVANT.
        Hier versammelt sich ein bestimmtes Milieu, das es sich in seiner Opferrolle gemütlich gemacht hat.
        Jeden Tag gibt es neue bad news von der Überwachungsfront.
        Jeden Tag wird der Glaube an die Überlebensfähigkeit von Demokratie, Freiheit, Rechtsstaat und Menschenrechten weiter zertrümmert.
        Jeden Tag beklagen und bedauern sich die Freiheits- und Menschenrechtsfreunde gemeinsam in den Kommentarspalten.

        SO GEHT ES NICHT WEITER!
        Jeder Kommentar sollte die Frage beantworten: „Was kann ich tun?“.
        Wir dürfen unsere kostbare Zeit nicht mit Jammern verschwenden.

        netzpolitik.org muss zur Kampfplattform werden und diese Fragen beantworten:

        „Was macht der Gegner?“ OPEN SOURCE INTELLIGENCE + HUMAN INTELLIGENCE

        „Wie kann ich mich schützen?“ OPERATIONS SECURTIY

        „Was kann ich konkret für eine bessere Welt tun?“ TAKE ACTION GUIDE

        Dafür braucht es Geld, Zeit und Engagement.
        Also Leute,
        weniger Geld für (legale (und natürlich illegale)) Drogen,
        mehr Geld für netzpolitik.org, CCC, Digitalcourage, Digitale Gesellschaft, Tor Project, torservers.net etc.!

        Ausreden gelten nicht mehr!
        Zeit für Resignation und Fatalismus habt ihr genug, wenn ihr tot seid!

      2. Ein paar Anmerkungen:

        Entgegen dir, kann ich nicht beurteilen, wie die Situation in den einzelnen 81 Ländern ist, aus denen die Unterzeichner des Aufrufs stammen. In wie vielen davon aufgrund einer solchen Schrift, Repressionen zu erwarten sind, kann ich schlicht nicht sagen. Sicher ist nur, nicht in allen.

        Ich bin mir auch recht sicher, dass niemand der Autoren und Betreiber von netzpolitik.org aus dem Blog/ der Plattform ein „Kampfplattform“ machen will. Warum du das willst, bleibt unklar, alldieweil du die Website ja eigentlich für irrelevant hälst.

        Ansonsten würde ich sagen: Über diverse Aspekte können wir uns noch lange austauschen ohne je auf einen Nenner zu kommen. Denn laut dir dürften Worte nicht auf die Goldwaage gelegt werden, weil das akademisch sei. Unter dieser Vorgabe kann ein Diskurs nur im Ungefähren bleiben, man redet aneinander vorbei und ein Austausch erübrigt sich.

      3. Ohh, das war meines Erachtens aber etwas heftig. lächel…
        Richtig ist, das man sich leider häufig erst einmal über Begriffsbestimmungen einig werden muss, da es häufig vorkommt, das sich die Leute unter dem selben Begriff ganz ańdere Dinge voraussetzten.
        Was wir aber wirklich dringend benötigen ist eine Kanalisierung des Unmutes, das unbedingt in die richtigen Bahnen gelenkt werden muss. :-)

      4. Lorenz, ein paar Anmerkungen auch noch von meiner Seite:

        Merkst Du was? „Kampfplattform“ stößt Dir auf.
        Warum? Weil das Wort Kampf darin vorkommt? Du hast Dich gegenüber polemischen Übertreibungen bisher nicht abgeneigt gezeigt. Jetzt doch so empfindlich?
        Sagt ihr nicht selbst, dass ihr eine Plattform seid? Eine Plattform wofür? War da nicht was mit Bürgerrechten und so?
        Wettkampf, Wahlkampf. Kampf hat nicht immer etwas mit Gewalt und Radikalismus zu tun.
        Und wo befinden wir uns sonst, wenn nicht in einem Kampf um unsere Freiheit?

        Die Goldwaage ist eine Metapher dafür, sich nicht im Kleinklein zu verrennen. Anstatt selbst konstruktiv nach vorne zu gehen, kritisierst Du diejenigen, die mit einem Appell nach vorne gehen. Statt dessen könntest Du mit eigenen Vorschlägen vorausgehen und um Mitstreiter werben. Handeln statt Reden!
        Dir scheint eher daran gelegen, alles erst einmal nach wissenschaftlichen Standards akademisch durchzuanalysieren und auszudiskutieren.
        Das reale Leben ist kein Soziologie- oder Politologie-Seminar! Im realen Leben bekommen wir keine guten Noten, wenn wir uns in selbstreferenziellen Diskursen um uns selbst drehen.

        netzpolitik.org ist (überspitzt gesagt) irrelevant, ja. Damit bin ich keineswegs zufrieden.
        Deshalb möchte ich mich engagieren. Ich will kämpfen. Konkret, kreativ, konstruktiv.
        Warum und wie? In Ausschnitten steht das in meinen (langen) Texten. Du musst nur lesen. ;-)

        Merkst Du noch etwas anderes?
        Du hast nach wie vor nicht beantwortet, was DU für sinnvolle und wirksame Vorschläge hast, um uns vorwärts zu bringen. Fang mal an! :-)

        Übrigens:
        Der einzige von uns beiden, der im Ungefähren bleibt und am anderen vorbeiredet, bist Du. ;-)
        Ich nehme Dir das aber nicht übel, weil Du vermutlich einfach nicht genug Zeit hast.
        Wir sind alle Getriebene.

  25. Was mir beim Durchlesen der Beiträge und Kommentare immer wieder auffällt ist, das es meist nur am Symptom herumdoktern aber die eigentlichen Ursachen und Wirkungen außer Acht lässt.
    Warum werden wir alle weltweit Überwacht?
    Wer bezweckt was damit?
    Das es hier nie um Terrorismus ging dürfte wohl jedem mittlerweile klar sein.
    Es geht darum die Menschenrechte weltweit derart zu senken, so das wir angepasste Sklaven werden, deren Rechte sich auf ein absolutes Minimum beschränken.
    Solange wir wachstumsorientiert dem Profitdenken verfallen, wird sich nichts ändern.
    Was wir dagegen tun können?
    Hier ein kleiner Vorschlag meinerseits:
    Passiver Widerstand, ein paar Gedanken dazu.
    Die Grundnahrungsmittel in der Umgebung kaufen, achtet auf „Faire Trade“, wie zum Beispiel bei der Teekampagne, in Berlin.
    Kauft keine neuen Autos mehr, denn die alten sind meist viel billiger. Das ist mein Spezialgebiet, ihr könnt mir glauben, dass die neuen Autos allesamt eine Hightech-Wegwerf-Ware darstellen.
    Glaubt nicht an den Quatsch von Abgasnormen, niedrigeren Co2 Ausstoß.
    Das ist wie mit der Feinstaubplakette und vielen Anderem auch, eine absolute Verarschung.
    Breitbandbildschirme, Handys, PC´s auch mal ein paar Jahre länger benutzen, viele technische Geräte braucht sowieso kein Mensch.
    Erteilt dem Konsum eine klare Absage, kauft keine „Apple“ Produkte mehr und kauft nicht bei Amazon, keine Markenklamotten, tankt kein E10 und spendet nicht an den WWF!!!(Der Pakt mit dem Panda anschauen).
    Reden, Diskutieren, Stellung beziehen….informiert euch….Und sucht nicht mehr mit „GOOGLE“ sondern z.B. mit „IXQUICK“ und stellt euer Betriebssystem endlich auf “LINUX” um.
    Keine Aktien und Börsenspekulationen, nehmt nicht vorschnell Kredite auf, am besten ihr verzichtet ganz darauf.
    Vergesst nicht, dass unser gesamtes System auf Kredite und unbegrenztes Wachstum aufgebaut ist.
    Treibt wieder Tauschhandel wenn irgend möglich.
    Das gleiche gilt für die Kreditkartenbenutzung, benutzt wieder Bargeld, das ist nicht zurück zu verfolgen.
    So bekommt man dass System in die Knie.
    Schaut mal nach, ob ihr wirklich all Eure Versicherungen überhaupt braucht, die ihr Euch in all den Jahren angeschafft habt.
    Wenn die Menschen nur noch das kaufen würden, was sie wirklich benötigen, wird sich dieses System ganz schnell als ad acta bestätigen.
    Ach, und holt euer Geld von der Bank, falls ihr noch Welches habt…;-)
    Fazit: Die einzige Handlungsalternative sei „eine Kultur der Verweigerung“. Dies bedeute, „jede Mitverantwortung für ‚Marktwirtschaft und Demokratie‘ zu verweigern, nur noch ‚Dienst nach Vorschrift‘ zu machen und den kapitalistischen Betrieb zu sabotieren, wo immer das möglich ist“.

    1. das gute an diesem Artikel finde ich ist, dass er ja ganz offenbar zu Diskussionen und Positionierungen führt.

      auch ich würde aber nicht dabei stehen bleiben, nur zu sagen, die ganze Überwachung soll wieder aufhören, sondern weiter fragen:
      warum wird überhaupt dieser ganze Aufwand betrieben, nicht nur von Unternehmen, die die gesammlten Daten versuchen zu verwerten, sondenr auch von Teilen der ach so demokratischen Staaten?

      eine Antwort ist für mich: es ist ein Aspekt präventiver Aufstandsbekämfung im Inneren, wie sie Nato und Bundeswehr schon vor (ich meine) zwei Jahren veröffentlicht haben. Dahinter stehen Ängste, die mit den Folgen der immer noch laufenden Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2008 zusammenhängen. auch wenn es in Dland ja noch vergleichsweise glimpflich abläuft (aber dafür steigen hier Phänomene wie zB Working Poor), sehen die einschlägigen Kennziffern der Wirtschaft in einigen anderen Ländern alles andere als rosig aus.
      Sind diese Ängste berechtigt? Warum baut die Bundeswehr in der Altmark eine ganze Stadt (Name: Schnöddersburg) samt unterschiedlicher Viertel wie „Vorort“ oder „Innenstadtghetto“ und Ubahn-System zum Training von EInsätzen in Städten?

      Sicher gibts viele Gründe und Zwecke. Aber Überwachung passiert nicht im luftleeren Raum und sollte nicht als Selbstzweck gedacht werden, sonden im gesellschaftlichen Kontext, in dem sie entsteht.

  26. Auch wenn das jetzt sehr negativ klingt, mich enttäuscht das Verhalten der sogenannten mündigen Bürger schon viele Jahre nicht mehr. Ehrlich gesagt erwarte ich es sogar ;-)

    1. Mündig war der noch nie, aber kein Wunder bei der Konditionierung.
      Das Lamm geht freiwillig zur Schlachtbank…:-(

  27. „Sabotage“ des kommenden Systems (VDS) wäre wohl die beste Möglichkeit.

    Ich könnte mir da ein plug-in für Browser vorstellen, welches eine Liste von URLs (frei editierbar, z.B. Cdu.de, SPD.de etc.pp :D) im 5-10 min-Rhythmus (einstellbar?) abrackert. Das erzeugt Datenmüll und die Analysen werden deutlich schwieriger, wenn nicht sogar gänzlich unmöglich. Eventuell könnte man noch eine Art Spider mitreinhängen, welcher links verfolgt (Anzahl random).

    Nur ne Idee.

    1. Diese Art des Sand ins Getriebe Streuens ist eher nicht besonders wirkungsvoll.

      Die Systeme der NSA und anderer technisch hoch entwickelten Staatssicherheitsapparate können deinen Random-Traffic erkennen und als Rauschen rausfiltern. Damit hast du also nichts gewonnen.
      Die heutigen Systeme kennen kaum noch die Grenzen von früher (Speicher-, Rechen-, Analysekapazität).

      Du riskierst eher sogar noch mehr, weil du als Troublemaker getagged wirst, der die NSA bewusst ärgern will. Das ist eher suboptimal, wenn du deine persönliche Sicherheit steigern willst.

      Außerdem kannst du dir durch Zufallsverbindungen zu dubiosen oder eindeutig kriminellen Websites noch mehr Ärger einhandeln. Niemand wird dir glauben, dass nicht du bewusst, sondern dein Random-Robot auf diese zwielichtigen Sites gesurft ist.

      1. Darum geht es ja nicht. Es geht darum, Masse an Daten zu erzeugen.

        Wie will ein Analyseprogramm diese Daten filtern?

        Wenn diese z.B. Tagesanhängig, zeitabhängig, per Zufall aus einer frei editierbaren Liste angesurft werden.

    2. @ Marc

      Es nützt nicht viel, Masse an Zufallsdaten zu erzeugen.

      „Wie will ein Analyseprogramm diese Daten filtern?“
      Da fragst du am besten mal die NSA. Oder du fragst den Chefmathematiker deines Vertrauens. ;-)

      Deinen Random-Traffic kann man jedenfalls rausfiltern. Neben diesem Zufallsmuster gibt es nämlich dein echtes Verhaltensmuster. Das Rauschen filtert man raus, dein Real-Traffic bleibt übrig.

      Das ist vielleicht etwas mehr Aufwand, aber deshalb wirst du auch als Troublemaker getagged.

      1. Ich bin ohnehin schon als Troublemaker geatgged. Mir ist das egal.

        Wenn nun x User solch ein Plug-in nutzen, willst Du noch iegendwas filtern können? Viel Spaß.

        Ich kenne zwar Methoden, mit denen das möglich wäre, aber wenn man zeitabhängg, zufällige Zufallsseiten zufällig ansurft wird es seeeeehr schwer. Nicht unmöglich, aber das Rauschen nimmt dann ein Niveau nahe der Realität ein. Und je mehr Menschen ein solches Plug-in nutzen würde, desto mehr Schwachsinn kommt dann raus.

        Vor allem deshalb, weil mögliche andere Korrelation ebenso zutreffen könnten. Die Aussagekraft der Analysen wäre jedenfalls extrme angeschlagen. Und das ist das Wichtige!

    3. IMHO ist die Schwäche der „Bewegung“ die offensichtliche technische völlige Unwissenheit vieler derjenigen, die zwar ordentlich empört sind, jedoch technisches Wissen über diese Systeme und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten unter Computerbild-Niveau pflegen.

      Fakt ist: Es bedarf einer Menge Sitzfleisch und Interesse, sich auch nur in einen technischen Teilaspekt dessen einzuarbeiten, um was es hier geht. Und bevor das ebenfalls offensichtliche völlige Desinteresse an den hard facts sich nicht ändert, wird gar nichts nennenswertes passieren, denn um Kritik üben zu können muss man erstmal verstehen, was eigentlich vor sich geht und was möglich ist.

      Konkret zu deinem Vorschlag: Bullshit. Du schlägst solche Leute nicht mit den popeligen „Massen“ die du zu erzeugen glaubst. Ist dir klar, dass du mit Leuten spielst, die genug Dollar und Brain haben, Satelliten zu bauen oder ganze Spionage-U-Boot-Flotten zu betreiben? Es ist überhaupt kein Problem z.B. DEINEN Browser immer wieder zu erkennen, so viel kannst du gar nicht jedesmal zufällig ändern, dass das unmöglich wäre. Das fängt schon damit an, dass du nicht genug Zufall in deinem Plug-In haben wirst, wenn du nicht gerade eine Strahlungsquelle anzapfst oder deine Zufallszahlen von einem Satelliten bekommst oder was weiß ich. Und da sind wir genau beim Punkt von oben.

      Tipp: Wenn du etwas ändern willst, rüste intellektuell auf und beschäftige dich mit Krypto, Netzen und Software. Und lies Tom Clancy-Romane.

  28. Völlige Diskreditierung dieser Site – da mag Beckefajl noch so oft von Pluralismus reden. Das was hier und bei Schwätzern wie Seemann geschieht ist genau das, wie heute Lobbyisten emanzipatorische Projekte untergraben. Die Schriftsteller protestieren gegen Überwachung – und diese Praktikantenprosa sagt: aber aus den falschen Gründen. Ein Einflussagent wäre neidisch.

  29. Umberto Eco, Tom Stoppard, T.C.Boyle, Elfriede Jellinek und über 500 führende Schriftsteller der Welt plus 100 000 Menschen innerhalb eines Tages reagieren auf die Tat eines 28jährigen, dem der Pass entzogen wurde und der für eben diese Tat seine Freiheit zu verlieren droht. Und ein Lorenz Matzat redet ja nicht nur dagegen: ihm missfällt das Design. Vielleicht auch zu langsames wifi. Der Gestus ist: sie sind so naiv, man muss radikal sein wie Lorenz Matzat. Man darf darauf nicht reinfallen. Es ist das Gesicht der Reaktion, der NSA-Intellektuelle im Gewand des Berlin-Mitte-Revolutionärs.

  30. Das ist mit Abstand der unterirdischste, dümmlichste und unnötigste Artikel, den ich je auf netzpolitik.org gelesen hab. Die Energie, die hier reingesteckt wurde, um einen sehr erfolgreichen Ansatz zu zerfleischen, hätte man besser in ein gemeinsames Vorgehen gesteckt. Stattdessen treibt man lieber einen Keil mitten durch die Bewegung und stiftet Unruhe. Dabei ist das Thema dank der Schriftsteller-Initiative seit gestern schlagartig wieder deutlich präsenter in den Medien. Daher spreche ich auch von einem sehr erfolgreichen Ansatz. Man muss in einer Bewegung ja nicht jede Position und jeden Vorschlag zu hundert Prozent teilen. Aber was hier angerichtet wurde, ist ohne Worte. Damit wird einer gemeinsamen Bewegung schweren Schaden zugefügt, indem ein Keil mittenrein getrieben wurde. Ein Paradebeispiel dafür, wie man’s nicht macht.

    1. Totale Übereinstimmung hier. Ich finds deshalb so schlimm, weil der Typ sich einfach nur ein Stückchen Aufmerkersamkeitsmarkt, Konferenzpanel etc. sichern will für seine tolle Firma.

  31. Die Amerikaner sind nicht einsichtig, nicht reformwillig und nicht mal in Ansätzen zum auch nur drüber reden bereit, wenn es um Kompromissfindung geht. Die machen alles so weiter wie bisher und berufen sich auch noch auf das US Supreme Court Ruling, dass bei Telefon-„Metadaten“ niemand Privatsphäre zu erwarten habe. Auf dem Niveau „verhandeln“ die da! Was für eine Farce.

  32. Wenn die „SchülerInnenSprecherIn“nen von ihrem selbstgemauerten Podest ein bisschen heruntergeholt werden, bricht der Shitstorm der Besserwisser herein. Das ist typisch für diejenigen, die Toleranz immer nur als Affirmation ihrer eigenen Meinung, ihres eigenen Urteils versteht. Alles andere gehört verboten, diskreditiert die Webseite oder ist „dümmlich“. Der Pluralismus, in Sonntagspostings beschworen, ist nichts anderes als ein hohle Phrase: „Bild dir meine Meinung“ hieß vor einigen Jahren ein Buch, dass Medien und Medienschaffende vorstellt, die derartig agieren und agitieren. Es wäre problemlos auf die Netzkommentatoren anzuwenden, die sich immer wieder verbitten, jenseits des Tellerrands zu blicken. Warum soll man auch die Fenster öffnen, wenn der eigene Mief so behaglich ist?

    Dass jemand, der etwas kritisiert, es nicht unbedingt bessere Vorschläge machen muss, ist eine Binsenweisheit seit Lessing. Aber wenn man Deutsch abgewählt hat, kennt man das natürlich nicht. Also geschenkt. Auch dass man von der Textform „Polemik“ wenn überhaupt vermutlich zuletzt auf der Schule gehört hat – lassen wir’s.

    Interessanter die Einschätzung, es handele sich um einen „unnötigen“ Artikel. Das bedeutet ja nichts anderes als dass man die Notwendigkeit und Nützlichkeit von Artikeln alleine und exklusiv bestimmt. Gestatten, dass mir vor dieser Vorstellung graut.

    Tendiere immer mehr dazu, Byung-Chul Han zuzustimmen.

    1. Wieso darf man den Artikel nicht unnötig finden :D? Das ist eine Vorstellung vor der mir graut.

      Und wenn man schon obigen Artikel mit dem Verweis auf Polemik und deren Sinn und Berechtigung begründet, dann sollte man wohl so konsequent sein das „Recht auf Polemik“ auch denen zuzugestehen, die andere Meinung sind, nicht?

    2. Das „Bild dir meine Meinung“ verlangt doch der Autor. Pluralismus in einer Bewegung heißt, dass man auch andere Aktionsformen als die eigene anerkennt, auch wenn man nicht mit allem übereinstimmt. Was hier stattdessen passiert, ist eine Spaltung einer Bewegung ohne Not – m. E. zum Zwecke der Selbstprofilierung auf Kosten der Sache. „Seht her, nur wir wissen, wie man es richtig macht, und alle anderen sollten besser die Luft anhalten! „. Das ist kein Pluralismus, sondern Narzissmus. Und natürlich fällt das auf ganz netzpolitik.org zurück.

    3. Noch eins: Lessing würde sich bei deinen Worten im Grabe umdrehen. Nein, er würde rotieren. Denn dieses Pamphlet ist keine Kritik. Es ist ein selbstverliebter Verriss einer sehr erfolgreichen Initiative. Richtig, Kritik muss nicht zwingend sagen, wie es besser gehen kann. Aber sie sollte sachlich sein und nicht spalten sowie anerkennen, was das Kritisierte auch erreicht. Und das ist hier einiges. All das lässt dieser Verriss vermissen. Übrigens ebenso wie dein Pamphlet. Über meine Kenntnisse der deutschen Literatur kannst du sicher nicht im Geringsten urteilen. Also lass es.

  33. Juli Zeh’s und Ilija Trojanow’s Ansinnen kann man sicherlich derart missververstehen und fehlinterpretieren. Aber das erfordert schon einiges an Anstrengung.

    Grundsätzlich finde ich diese Form von Kritik aber nicht besonders schlau, denn der Sache selbst (dem Kampf gegen diesen Überwachungszustand) nutzt der Artikel sicherlich genausowenig, wie der kritisierte Aufruf und das „lustige“ Interview.
    Daher erschließt sich mir nicht, was dieser Text da oben bezwecken soll?

    Ich meine zugegeben, wenn man im Thema lange drin ist erscheint der Aufruf nicht besonders.
    Aber die meisten Leute, die den Aufruf lesen sind wohl weder netzpolitik.org Leser noch sonst besonders Tief in diesem Problemkreis drin.

    Und insoweit jeder Adressat des Aufrufs ist, bringt er sehr wohl etwas in die Debatte, das vielen nicht bewusst ist. Sie selbst sind es die die Daten produzieren, die gesammelt werden. Das klingt da deutlicher mit als anderswo, gerade im Zusammenhang mit dem Interview.

    Unabhängig davon erschließt sich mir nicht, wozu man Leuten die für die selbe Sache streiten so dreist wie hier im Artikel nichts geringeres als Einfältigkeit unterstellt.
    Obendrein bietet der Artikel selbst auch nichts an als Fatalismus und angeführe von Sachen, die hier die meisten Leser ohnehin schon wissen, oder?
    Damit haben wir dann eine Kritik die fast jeden Fehler den sie dem anderen vorwirft selbst auch macht. Das immerhin ist eine Leistung :D

  34. Völlig richtig! Ich fand auch die Bürgerrechtsbewegung in der DDR immer doof, weil die immer so hässliche Stonewashed-Jeans getragen haben immer und ihren Cappuccino immer mit Sprühsahne gemacht haben immer! So macht man doch keine Revolutionen nicht! Da braucht es schon Trommler vom Schlage des Herrn Matzat mit Haaren auf der Brust, sonst wird das nix.

  35. widerstand ja, aber nur durch euch, gäll! man fragt sich, warum man gerade hier auf diese unsachliche art auf zeh und trojanow einschlagen muss. es zeigt einmal mehr, dass netzpolitik.org für die meinungsführerschaft in sachen netzpolitik schon lang nicht mehr geeignet ist.

  36. deutlich perfider finde, ich dass diese fliessbandarbeiter der content-industrie allen denkbaren einschränkungen und überwachungen ethusiastisch zustimmen, sofern sie mit dem schutz des „geistigen eigentums“ begründet werden. (bzw „kampf gegen kinderporno“, da die gleichen leute ja auch als moralisch entrüstete instanzen nebenjobben).

    leider gleitet der verfasser dann schnell in ausgelutschte verschwörungstheorien und simplifikationen ab, die nicht intelligenter sind als die beklagte petition.

  37. Hallo zusammen,

    was den Aufruf für mich wertvoll macht, ist die Solidarität, die dort gelebt wird. Mir persönlich ist der hier veröffentlichte Beitrag zu unsolidarisch. Ich weiß, dass es nicht mehr en vogue ist von Solidarität zu sprechen geschweige denn zu sie zu leben.

    Ich fand auch das Interview interessant. Dort liest warum manche Schriftsteller nicht unterschrieben haben. Um etwas zu bewegen, muss man auch bereit sein, sich auch mit Aufrufen zu solidarisieren, die man anders formuliert hätte. Oder ist gegen das was dort gefordert wird, etwas einzuwenden?

    Und damit meine ich grundsätzlich und nicht mäkelnd.

    Ilija Trojanow hat mit dem Essay „Der überflüssige Mensch“ einen Beitrag geleistet, der Brücken bauen könnte. Beispielsweise zum Text des Papstes „Evangelii gaudium“. Da gibt es viel Spannung und widersprüchliches aber ein gemeinsames Ziel. Oder um es mit Camus in Richtung Christentum zu sagen: „Wir können es vielleicht nicht verhindern, dass diese Schöpfung eine Welt ist, in der Kinder gemartert werden. Aber wir können die Zahl der gemarterten Kinder verringern. Wenn Sie uns dabei nicht helfen, wer soll uns dann helfen?“

    Grüße
    Stenz

  38. Keine Ahnung wieso die ganzen Hater und Spammer und Flamer jetzt Druck machen und sich aufregen. Der Typ hat völlig Recht. Die Mehrheit scheißt auf den NSA Skandal und argumentiert nach wie vor mit dem debilen Argument man habe nix zu verbergen oder was soll die NSA mit ihren Daten schon anfangen … m(

    Euer Fehler ist dass ihr von euch ausgeht. Aber nur weil es euch interessiert oder ihr da was dagegen macht indem ihr z.b. verschlüsselt oder VPN nutzt heißt es nicht dass der Rest es auch macht – aber genau um die geht es. Die ganzen Scheiß CDU und SPD Wähler die das weiterhin ermöglichen genau das sind die elenden Vollpfosten wegen denen alles so bleibt wie es ist !

    Denn eine Sache – vergesst das nicht :

    http://www.propagandafront.de/187070/gehirnforschung-80-der-menschen-konnen-besorgniserregende-meldungen-uberhaupt-nicht-verarbeiten.html

    1. Der Link kommt von einer Person, der eine Mailadresse vom Kopp-Verlag verwendet. Finde den Fehler zum Thema „80% der Menschen können besorgniserregende Meldungen überhaupt nicht verarbeiten“. Man könnte auch sagen, genau darin liegt das Geschäftsmodell vom Kopp-Verlag. (Falls mich jemand fragt)

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.