Die Politik in Europa hat damit nicht gerechnet und schaut erstmal fassungslos zu

Die Futurezone hat ein Interview mit dem Kulturökonomen Paul Stepan zum Urheberrecht: „Die Politik ist verunsichert“

Die Nutzer wollen heute beim Urheberrecht mitreden?

Das haben auch die Proteste gegen ACTA gezeigt. Sie sind großteils nicht aus der Politik, sondern aus der Zivilgesellschaft gekommen. Bislang war das Urheberrecht in der Poltik eine beliebte Materie, denn die Politiker konnten jeder Verschärfung zustimmen und damit zeigen, dass sie sich für die Kunst einsetzen. Für die Politik waren das sehr billige Maßnahmen, denn sie belasteten in der Regel nicht die öffentlichen Budgets. Natürlich waren solche Verschärfungen nie kostenneutral, aber die Kosten wurden eben dezentral von den Konsumenten getragen. Nun gibt es zum ersten Mal massiven Widerstand. Die Politik in Europa hat damit nicht gerechnet und schaut erstmal fassungslos zu.

3 Ergänzungen

  1. Der Herr Kulturökonom hat offenbar keine Ahnung:

    „Wenn wir einen durchschnittlichen Preis einer CD von 15 Euro annehmen, gehen in der Regel zehn Prozent an Verwertunggesellschaften. Das ist der Kuchen, den sich alle Kreative untereinander aufteilen.“
    Um die zehn Prozent des Verkaufspreises gehen (in Deutschland über die GEMA) an die Komponisten und Texter. Aber gewöhnlich werden auch die Interpreten bezahlt, je nach Vertrag zwischen 10 bis 25 Prozent. Der „Kuchen, den sich alle Kreativen untereinander aufteilen“ ist zwei bis dreimal so groß wie behauptet.

    „Die restlichen 90 Prozent setzen sich unter anderem aus Logistik, physischer Produktion, Transport, Regalmieten, Marketingstrategien etc. zusammen“
    Der „Rest“ beträgt nicht 90, sondern 75 bis 80 Prozent. Die aufgezählten Posten machen maximal die Hälfte des „Rests“ aus. Die andere Hälfte (eher deutlich mehr, jedenfalss bei Erfolgstiteln) ist Gewinn.

    „Etwa zwei Drittel dieser Kostenfaktoren lassen sich im digitalen Umfeld einsparen. Das sind die Umsatz- und Gewinneinbußen der Industrie.“
    Das Gegenteil ist richtig: Wenn Kostenfaktoren weg fallen, steigt der Gewinn (auf Labelebene).

    „Bei neuen Geschäftsmodellen fallen sehr viele Einnahmen für die Verwertende Industrie weg, für Kreative ändert sich dadurch jedoch nichts.“
    Wenn beim Verkauf einer CD 15 Euro eingenommen werden, beim Verkauf von Downloads aber nur fünf Songs zu je 1,50 Euro verkauft werden, also insgesamt 7,50 Euro eingenommen werden, dann ändert sich für die „Kreativen“, die prozentual an den Einkommen beteiligt werden, sehr wohl etwas: Ihr Einkommen halbiert sich.

    „Prinzipiell ist die Kultur-Flatrate eine interessante Idee. Es gibt aber viele Detailfragen, die geklärt werden müssen: Wie soll das Geld verteilt werden? Durch wen soll das Geld verteilt werden? Nur an professionelle (registrierte?) Künstler_innen oder auch an im besten Sinne des Wortes ` Dilettanten`? Wie sieht es mit der Porno-Industrie aus?“
    Detailfragen? Wer und wie auf welcher Basis verteilt, ist der Kern der Problems der „Kulturflatrate“.
    Und was soll die Unterscheidung zwischen „Künstlern“ und „Dilettanten“, der Hinweis auf die Porno-Industrie? Inhalt ist Inhalt. Wo kommen wir denn hin, wenn irgendjemand (wer?) darüber entscheidet, ob ein Werk „wertvoll“ genug ist, um einen Anteil aus der „Kulturflatrate“ zu erhalten?

    „Dabei geht es auch um den freien Zugang zu Information und Kultur. Das ist seit Jahrhunderten eine politische Forderung. Jetzt gäbe es die Möglichkeit für alle, die einen Zugang zu einem Computer haben, auf Informationen frei zuzugreifen.“
    Wo ist die Partei, die einen „freien Zugang“ für alle zu Computern fordert? Warum den zweiten Schritt (freier Zugang zu über das Internet/Computer verbreitete Inhalte fordern) vor dem ersten tun?

    1. Das sagt aber immer noch nichts darüber aus, wieso ein Geschäftsmodell, dass von ‚Mangel‘ (Scarcity, kann grad nicht auf Deutsch denken) und ‚Endlichkeit‘ ausgeht, in einer Realität funktionieren soll, wo es Mangel und Endlichkeit im Prinzip nicht gibt.

    2. Wieviel die Kreativen bekommen, hängt von ihrem Vertrag ab; das liegt so zwischen 10 und 25% und ist NICHT verallgemeinerbar. Und oh, ich meine hier gerade nur Musikkünstler, bei anderen Kreativschaffenden weiß ich es nicht. Aufgrund der extrem hohen Diversität des Begriffes von Kreativen bin ich mir aber sehr sicher, dass man generell hierzu nur sagen kann, dass man nichts allgemein sagen kann….
      Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Bundestag eine Reform des Urheberrechts diskutieren muss.

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