Die Datenpaketkontrolle

Die Taz hat Professor Rüdiger Weis von der Beuth-Hochschule und vom Digitale Gesellschaft e.V. zu Deep-Packet-Inspection interviewt: „Nacktscanner fürs Internet“.

taz.de: Herr Weis, können Sie für Otto Normalnutzer in drei Sätzen erläutern, was Deep Packet Inspection (DPI) eigentlich ist?

Rüdiger Weis: Bei der DPI werden die versendeten Internet-Datenpakete komplett gelesen und analysiert, unter Umständen zeitlich zurückgehalten, einfach weggeworfen oder sogar inhaltlich verfälscht. Kaum vorstellbar, dass in der Offline-Welt ein Paketbote bei einem derartigen Verhalten juristisch ungeschoren davon käme. DPI ist damit eine Art Internet-Version der zurecht auf große Ablehnung gestoßenen Nacktscanner, mit der tief in die Intimsphäre eingegriffen wird.

Wir suchen ja immer noch die passende Übersetzung für Deep-Packet-Inspection. Und damit meinen wir keine Wortgenaue Übersetzung, sondern gleichzeitig die passende Umschreibung. „Datenpaketkontrolle“ oder „Datenpaketüberwachung“ sind bisher unsere Favoriten. Habt Ihr noch Ideen?

38 Ergänzungen

  1. Dateninhaltskontrolle? Laien können sich u.U. nicht so genau vorstellen was mit einem „Datenpaket“ gemeint ist.

    1. Ja, das mit dem „Paket“ hat mich auch gestört.
      „Dateninhaltskontrolle“ ist schon nicht schlecht, klingt aber IMHO noch etwas sperrig.

      Mein Favorit: Datenflusskontrolle

      1. Kontrolle klingt imho zu sehr nach stichprobenartiger Überprüfung. DPI ist aber keine Stichprobe, sondern eine Analyse und Verarbeitung aller Pakete auf die Art des Inhalts.

        Also eher eine Datenpaket-Inhalts-Separation, was aber auch doof klingt. Inhaltliche Datenpaket-Separierung ist auch nicht viel besser, oder? Vielleicht Inhaltliche Datenverkehrs-Trennung… (klingt nach Verkehrsregelung, zu positiv). Inhaltliche Datenstrom-Spaltung?

    2. Dateninhaltskontrolle oder -analyse, oder einfach nur Inhaltskontrolle oder Inhaltsanalyse. Denn der Unterschied zwischen DPI und dem was normal ist ist eben, dass der Inhalt angefasst wird.

    1. „Datenpaketdurchleuchtung“ fände ich gut.

      @Sprocket: Ein Laie weiß zwar nicht, was ein Datenpaket ist, aber die Assoziation, dass Daten in Paketen verschickt werden, ist ja so falsch nicht.

      Als Bild wäre das für mich: Die Daten werden in Pakete gepackt, verschickt und dann müssen die durch eine Zollkontrolle wie am Flughafen.

      1. Gefällt mir auch, genau so wie der Nacktscanner. Immerhin hat das Thema Nacktscanner ja für Medienaufmerksamkeit gesorgt.

    1. Digitale Brieföffnung ist zwar noch nicht perfekt, aber es geht in die richtige Richtung. Briefe öffnen, verzögern, wegwerfen etc. dürfte eine der größten Analogien sein und eine weite Schnittmenge mit der Öffentlichkeit haben.

  2. Datenstromdurchleuchtung?
    Daten-Strom ist vielleicht verständlicher als Daten-Paket…???

    Internet-Zugriffs-Durchleuchtung?
    Internet-Zugriff ist ja donwload und upload.

    Datendiskriminierung?
    Das ist das Ergebnis von DPI …. :-)

    Datenrassismus? –> Sehr vorbelegt.

    Internet-Aktivitäts-Kontrolle?
    –> Packets sind ja nicht anderes als unsere Aktivität im Internet. Allerdings ist ‚Kontrolle‘ vielleicht übertrieben…

    1. Euch ist aber schon allen klar, das DPI nicht nur aus Überwachungsgründen eingesetzt wird, sondern auch um Datenströme zu trennen, weil in IP vergessen wurde Verbindungsorientiert zu arbeiten?

      1. Das ist zwar technisch gesehen auch DPI, aber es wird nur gezielt nach einem zweiten Header gesucht, nicht das ganze Paket „durchwühlt“.

        Und um dies geht es doch bei der Diskussion überhaupt nicht, der Begriff kann durchaus für diese spezielle Form der Überwachung gemünzt werden. Wer sich aus rein technischen Gründen damit beschäftigt, wie von dir beschrieben, braucht eh keine deutsche Übersetzung.

  3. Worte sind Waffen, und die wollen mit Bedacht gewählt werden.

    Wenn man „Dateninhaltskontrolle“ als normalen Begriff nimmt, könnte man „Datenstriptease“ in geeigneter Form einfließen lassen.

    Das Wort „Nacktscanner“ für die Terahertzdinger war genial: es verband den Ekeleffekt mit der (wahren) Aussage, dass man bis auf die Haut und kurz darunter durchleuchtet wird.

    So etwas braucht man auch für DPI.

    1. Salve!
      Vll. Datenstruktruraler Persistenz Integrator oder: euphemistisch:
      DFÜ Datenfreiheitsüberbringer
      oder englisch:
      deep pocket integration
      oder
      DeppenProgrammIntegration
      oder oder…

  4. Daten-Nacktscanner

    Ich frage mich eigentlich wie will man Verschlüsselte oder Gepackte Daten damit Kontrollieren möchte?
    Bei einem Einsatz von DPI würden doch ziemlich sicher diese Gegenmaßnhmen kommen?

  5. Digitaler-Nacktscanner ist schon mal nicht schlecht.
    Was die Verschlüsselung betrifft. Wenn man anfangen muss, sich vor seinem eigenen Staat zu verstecken, dann sind eh andere Fragen zu klären. Abgesehen davon gibt es diese euphemistische Form der DPI schon längst, anders ist sowas nicht erklärbar … „37.292.862 E-Mails von Geheimdiensten mitgelesen“ [abendblatt de]

  6. Man könnte den Begriff der „Selektion“ einfließen lassen – ist natürlich eine starke Assoziation (Bezug zur Selektion der Nazis nahe liegend ..):

    * Daten-Selektion,
    * Datenpaket-Selektion oder
    * Datenstrom-Selektion

    Andererseits wird dadurch auch der autoritäre Charakter der Maßnahme deutlich, der tatsächlich ja auch vorhanden ist.

  7. Ich finde sehr gut „Digitaler Nacktscanner“ oder „Digitale Brieföffnung“. Dann noch ein umfassend oder Total, also Umfassende Digitale Brieföffnung.
    Oder ein Abkürzung die mit Inhalt gefüllt wird, wie z.B.: Datenpaket Kontrolle und Manipulation kurz DAPKOM

  8. Übersetzung hin oder her, auf jeden Fall heisst es »deep packet inspection« und nicht »Deep-Packet-Inspection«.
    Eine Art Deppen–Bindestrich [–] der in Wirklichkeit dann auch nur ein Minuszeichen [-] ist …

  9. Daten-Stasi trifft es, glaube ich, am Besten, weil es auch den Aspekt der Manipulation beinhaltet.

    Schön ist auch die Konnotation, zu
    „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“

    nämlich
    „Niemand hat die Absicht, diese in Deutschland entwickelte Software so anzuwenden,
    wie es die Anwender in anderen Ländern tun.“

  10. „ergebnis- , zweck- und fürsorgorientierte Dateneinsichtnahme“
    „Datenflutschanalyse“
    „Datenschleusenturbo“
    „Informationsbeschleunigungs-Flux-Kompensator-Schaltwerk“

  11. Imho treffen viele Begriffe aus den Kommentaren den Nagel auf den Kopf. Geht es darum, das Ganze mit einem medienwirksamen Ausdruck zu versehen, würde ich „digitale Brieföffnung“ oder auch „Paketdaten-Stasi“ bevorzugen, einfach deshalb, weil die Assoziationen auch für Laien sofort verständlich sind und so die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

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