Beihilfe zu Urheberrechtsverletzungen: Durchsuchungen und Festnahme bei Werbevermarktern von kino.to

Follow the money: Letzte Woche gab es weitere Durchsuchungen in drei Bundesländern im Fall kino.to. Die Beschuldigten sollen Werbung vermarket haben, die neben den Streams auf den Filehostern angezeigt wurde. Eine Person wurde verhaftet, eine weitere nach einem umfassenden Geständnis zunächst entlassen.

Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen schreibt sich den Erfolg auf die Fahnen:

Am Ausgangspunkt dieses Verfahrens standen umfangreiche Vorermittlungen der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) gegen mehrere Internet-Werbeanbieter seit dem Frühjahr 2011. Damals wurde die GVU auf eine der Agenturen aufmerksam, da deren Werbelayer auf der Eingangsseite eines kino.to-eigenen Streamhosters geschaltet waren. Im Verlauf der anschließenden Untersuchungen verdichteten sich die Indizien auf weitere Überschneidungen mit den von der Generalstaatsanwaltschaft Dresden geführten Verfahren im Komplex kino.to, weshalb die GVU der Behörde ihre gesammelten Erkenntnisse im Januar 2012 zur Verfügung stellte.

Danach gehören die Werbevermarkter zu einem Firmengeflecht, das Ende 2011 aus vier aktiven Unternehmen bestand. Zwei andere Internetdienste dieses Netzwerks waren zu dem Zeitpunkt bereits wieder eingestellt worden. GVU-Erkenntnissen zufolge haben mindestens zwei Tochterunternehmen Raubkopien- und Erotikportale sowie Filehoster vermarktet – in der Szene als „Sonderfallseiten“ bezeichnet. Zahlreiche Indizien verweisen auf intensive Geschäftsbeziehungen zu wenigstens zehn illegalen Filehoster- und Streaming-Portalen, mehreren einschlägigen File- bzw. Streamhostern sowie einer Vielzahl Erotikportalen.

Ole Reismann hat weitere Informationen auf Spiegel Online:

Die beiden sollen über die mittlerweile von den Betreibern abgeschaltete Website eads.to Anzeigen vermittelt haben. Diese waren bei den Filehostern zu sehen, auf denen die Betreiber von kino.to die illegal kopierten Filme und Serien abgelegt hatten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen gewerbsmäßiger Beihilfe zur gewerbsmäßigen Verletzung von Urheberrechten.

Konkret geht es um 35 Werbebuchungen. Auf der Website warb eads.to damit, Werbung für „Sonderfallseiten“ wie Szene- und Erotikprojekte sowie File- und Imagehosting zu besorgen. Im Impressum war eine Firma in Panama angegeben. Die Anzeigenbanner sollen laut Staatsanwaltschaft für Erotik- und Abzockangebote geworben haben.

Die beiden genannten Seiten sind mittlerweile offline, ein Bild machen kann man sich in der Wayback Machine des Internet Archive: eAds.to und tldAdserv.com.

14 Ergänzungen

  1. Interessant was da so für Strukturen dahinterstecken. Die haben sich echt clever vermarktet.

    1. Dir ist aber schon klar, dass das ein paar Leute waren die sich mit der Arbeit anderer bereichern wollten, und nicht etwa Robin Hood oder so?

      1. Wenn wir mal annehmen, dass illegale Kopien den Urhebern tatsächlich schaden, dann ist es völlig irrelevant, ob jemand anderes dabei noch einen Gewinn erzielen konnte. Eine schlechte Tat wird durch ehrenamtliche Ambitionen nicht besser. Oder anders Formuliert: Der Zweck heiligt nicht die Mittel.

        Wir können aber gerne darüber diskutieren, ob das derzeit illegale Kopieren überhaupt objektiv eine schlechte Tat darstellt. Und zwar Unabhänig vom Schaden. Denn auch durch legitime Aktionen können Schäden entstehen, wie beispielsweise Streiks.

      2. Dir ist schon klar, dass Deine Beschreibung auf jeden Unternehmer passt? Und vor allem die Verwerter, die sich auf Kosten der Urheber bereichern sind ja hier die, die die Anklage führen.

      3. Es ist doch okay wenn ein Verwerter Gewinn macht / sich „bereichert“. Freiwillige Vereinbarungen zwischen Leuten sind okay. Wir können aber natürlich darüber diskutieren, ob oder warum es mit den Verwertern irgendwelche Probleme gibt.

  2. Da ich mich als Komponist auch intensiv mit der Frage beschäftige wie man in Zukunft noch von seiner Kreativität leben soll; wenn alles für Lau zu haben ist.

    Ich sehe da zwei Seiten. Auf der einen Seite die User die es toll finden alles sofort und unkompliziert zu finden. Was ich auch gut finde denn dafür ist das Netz gemacht. Auf der anderen Seite sehe ich Verwerter wie You-Tube die der GEMA das unverschämte Angebot von 120-150 Euro pro eine Millionen Klicks macht. Davon kann kein Komponist, nach Steuer und Kostenabzug, selbst bei 400 Millionen Klicks LEBEN!!!

    Ich finde solche Strafverfolgungsmaßnahmen nur dann sinnvoll, wenn wie hier geschehen, sich ein ganz kleiner Personenkreis wissentlich an der Kreativität und dem Kapitaleinsatz einer großen Gruppe bereichert. Netz-User, die ein solches Angebot annehmen, sollten nicht verfolgt werden. Ganz klar, wer als User die Kreativen unterstützen will, der soll so etwas einfach nicht nutzen.

    Bei You-Tube sehe ich die Sache schon wieder anders.
    Obwohl nun gerichtlich festgelegt wurde das You-Tube (resp. Google Inc.) sehr wohl für die Inhalte verantwortlich ist; sträubt man sich den Urhebern ein ordentliches Angebot zu machen.

    Dabei sind die Zeiten bei You-Tube vorbei wo der Content darin bestand Videos, in schlechter Qualität, mit sinnlosem Inhalt hochgeladen wurden. Längst ist You-Tube zu einer Art „Online MTV“ avanciert und macht damit fast 2 MRD Dollar Gewinn pro Jahr. User suchen gezielt nach Musikvideos. Die junge Genration hört sogar nur noch Musik auf solchen Plattformen.

    You-Tube war bereit mit den großen Labels (Verlagen), für nicht deutsche Komponisten, den Labels ein sehr gutes Angebot zu machen. Was diese auch angenommen haben. Man ist jedoch nicht breit der Mehrheit der Komponisten, die durch die GEMA vertreten werden, ein ebenso gutes Angebot zu machen.

    Bevor nun das GEMA Bashing hier los geht.
    Wer der Meinung ist er müsse seine Musik verschenken und von der neuen Währung Aufmerksamkeit leben, das sicher auch spannend ist, der kann dies bereits heute tun indem er kein Mitglied einer Verwertungsgesellschaft wird und all seine Werke CC stellt.

    Den Komponisten die das aber nicht wollen, weil dieses Konzept, zum Bespiel beim Filmkomponisten, nicht funktioniert; die sollen doch auch die Freiheit haben Mitglied der GEMA zu bleiben.

    Last but not least muss man sagen dürfen das sich guter Content nicht ohne Zeit und Kapitaleinsatz erstellen lässt. Das wird von der Lobby von Google gerne vergessen. Man will es lieber umsonst haben.

    Streng genommen, durch das neue Urteil, müsste nämlich auch You Tube nun von den Behörden verfolgt werden, genauso wie Kino.to. Nur gegen Geld und Marktmacht kommt man selten an als Staat.

    1. Keiner kann dir garantieren, das du von deinem Wunsch-Job leben kannst. – frag mal die Heizer auf den E-Loks ;-)

      Wieso sollte youtube den Forderugen der Gema nachkommen wenn sie nicht wollen bzw. denen das zu teuer ist? Dann bleibt die Gema halt draussen. Und keiner zwingt dich, bei der Gema mitzuspielen.

      Wenn du nicht willst, dann bleib einfach weg bei youtube – und illegal hiochgeladenen Inhalte werden da schnell gelöscht. Aber von youtube zu verlangen, dir Raum zu bieten und dir dafür auch noch Geld zu zahlen, geht halt nicht. Da muss man sich einigen – und das wird mit der Gema wohl nichts – also entweder youtube oder Gema.

      btw – bis auf Extremisten will keiner „alles für lau“. Jedoch die Unvwerhältnismäßigket, mit der die Verwerter ihre Profitinteressen gegen Bürger- und Grundrechte versuchen durchzusetzen, erweckt zumindest bei mir einen aktiven Widerwillen, der „Content Mafia“ aktiven Widerstand entgegen zu bringen – also keine Käufe mehr und Tauschringe von Privatkopien im Freundeskreis. Dabei ist der Krerative an sich „bloß“ ein Kollateralschaden.

      1. Der Vergleich zu den Heizern und E-Loks übersieht nur leider, dass der Bedarf nach professioneller Kunst nach wie vor da ist. Natürlich gibt es Berufsgruppen, die aussterben, weil die Technik sie ersetzt hat oder bessere Alternativen gefunden wurden, dass alles trifft auf professionelle Kunst aber nicht zu.

        Die Leute wollen professionelle Kunst, sind aber (teilweise) nicht mehr bereit dafür zu zahlen. Mit diesem „im Zeitalter des Internets kann man von seiner Kunst halt nicht mehr leben, basta“ macht man es sich zu einfach.

    2. Sehr geehrte Komponist, Sie komponieren also nur gegen Bares. Wo bleibt da eigentlich die Kunst? Wissen Sie, dass viele Künstler nie von ihren Werken leben konnten und erst nach nach deren Tod die Werke an Bedeutung gewonnen haben? Wollen Sie mir jetzt wirklich sagen, dass Sie eine Vergütung für Ihre Werke einfordern?
      Entweder machen Sie das aus Spaß oder als Auftragsarbeit (da kriegen Sie ja die Kohle vom Auftragsgeber) oder Sie lassen es.

      Ich habe es echt satt, immer dieses Jammern zu hören, dass man ja gar nicht von seinen Werken leben kann. Was soll man denn tun? Buhuu!
      Ich habe von meiner Musik auch nicht leben können, aber sollte ich deswegen den Spaß, den ich damit hatte, aufgeben? Keineswegs!

      Nur noch Geld hier, Geld da. Manchmal sollte man sich echt mit dem zufrieden geben, was man angeboten bekommt. Und zum Thema Google: Ich dachte ja immer, dass Videos auf youtube eine perfekte Werbeplattform sei, aber einige können den Rachen nicht voll genug kriegen. Jetzt soll Google sogar für die kostenlose Werbung bezahlen.
      Nur mal so ein Gedankengang:
      – Google bietet eine Plattform
      – Musikvideos werden dort hochgeladen
      – Künstler werden recht bekannt
      – Künstler will aber Kohle dafür, dass Google sie bekannt macht
      – Wo bleibt da das Dankeschön an Google?

      Ich werde das nicht mehr verstehen. Gute Künstler müssen nicht die bestbezahlten Künstler sein. Und Kohle ist nicht alles. Und wenn man auf die Kunst deswegen verzichtet, fehlt sowieso das wichtige Bestandteil der Kunst – Herzblut.

      1. Soso und du arbeitest natürlich nur, weils dir Spaß macht ;-)

        Und wenn dein Chef morgen zu dir kommt und sagt, die Kunden mögen deine Arbeit zwar nach wie vor, wollen aber nicht mehr dafür zahlen, du musst also in Zukunft ohne Bezahlung arbeiten, hättest du natürlich auch nichts dagegen. Kann ich nicht so ganz glauben…

        Das Problem ist einfach, die „Kunst“ von der wir reden besteht bei weitem nicht nur aus Herzblut. Was sind das den für Filme, für deren kopieren du wirklich verfolgt wirst, was lief da hauptsächlich bei kino.to? Blockbuster aus Hollywood! Filme, deren Produktion nicht selten Millionen gekostet haben. Kann mir keiner erzählen, so ein Produzent denkt sich „joar, ich hab jetzt nen paar Millionen Dollar in so einen Film investiert, aber hey habe ich ja nur aus Liebe zur Kunst gemacht, will da jetzt kein Profit mit machen“ …schwachsinn.
        In der Musikbranche genauso.

        Kunst, wie sie in den heutigen Mainstream-Medien läuft hat nicht mehr viel mit „Herzblut“ zu tun…

    3. Andreas Oberholz schrieb : „Obwohl nun gerichtlich festgelegt wurde das You-Tube sehr wohl für die Inhalte verantwortlich ist; sträubt man sich den Urhebern ein ordentliches Angebot zu machen. Streng genommen, durch das neue Urteil, müsste nämlich auch You Tube nun von den Behörden verfolgt werden, genauso wie Kino.to.“

      LOL, streng genommen wird es wohl ja eher so aussehen, dass du das Urteil auch nicht richtig verstanden hast und du dich lieber an diesen Lügengeschichten orientierst, die die GEMA auf ihre Seite verbreitet ..

      Um die ganze Sache nur noch einmal klarzustellen: Nach dem von dir gemeinten Urteil, ist nämlich ausdrücklich derjenige für den Inhalt bei YouTube verantwortlich, der den Inhalt auch dort hochgeladen hat. Und nicht YouTube. Und desweiteren um darauf auch nochmal drauf hinzuweisen : Bis zum heutigen Tag bestand für YouTube zu keinen einzigen Zeitpunkt die Pflicht, sich überhaupt mit der GEMA einigen zu müssen bzw. den Urhebern ein Angebot unterbreiten zu müssen. Deswegen kann auch, wenn es denn so war, dass YouTube der GEMA ein Angebot von 120-150 Euro pro eine Millionen Klicks gemacht hat, dies auch nicht unverschämt, sondern höchstens nur angemessen sein, weil es eh schon auf freiwilliger Basis von YouTube gezahlt worden wäre. Deswegen auch: Ehrlich gesagt, ich hasse die GEMA dieser verlogene Laden wie die Pest ..

  3. @JS

    du sagst, du machst Musik.
    Ich möchte dir ein paar (unpersönliche) Fragen stellen, wärst du so nett diese ehrlich zu beantworten?

    1. wie alt bist du?
    2. wovon lebst du?
    3. wieviel Zeit investierst du in deine Musik?

    Nur nebenbei – zu behaupten,es wär verwerflich für Geld Musik zu machen, denn einem echten Künstler gehts ja allein um’s Herzblut
    „Herzblut“ oder „Ruhm“ haben bis jetzt noch keinen leeren Magen gefüllt, oder?

    1. Gegenfragen:

      1. Wie oft kaufst Du Lebensmittel bei Discountern?
      2. Wie oft kaufst Du Wohnungsinventar bei Möbelketten?
      3. Wie oft kaufst Du Kleidung bei Modelabels?
      4. Wie oft lässt Du Photos online entwickeln?
      5. Wie oft liest Du Zeitung im Internet?

      Bist Du bereit angemessenes Geld für Handwerk, Kunst und Dienstleistungen zu bezahlen?
      Wenn ja, warum gibst Du das Geld dafür aus?
      Wenn nein, wann würdest Du Geld dafür ausgeben?

      Ich würde es machen, wenn es etwas Besonderes, mich Ansprechendes und keine Massenware ist, natürlich in Abhängigkeit von meinem Einkommen.

      Und Du?

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