Piratenpartei könnte in Berlin erstmals 5%-Hürde knacken

Screenshot der Webseite des RBB
Screenshot der Webseite des RBB vom 30.08.2011

Die Piratenpartei könnte in Berlin erstmals in ihrer Geschichte die 5%-Hürde für ein Landesparlament erreichen und am 18. September ins Abgeordnetenhaus von Berlin einziehen. Bereits seit mehreren Wochen halten sich die Umfragewerte verschiedener Institute zwischen 4% (Emnid) und 4,5% (Infratest dimap, Forschungsgruppe Wahlen, INFO GmbH).

Nach Angaben der rbb-Abendschau (unter Bezug auf Infratest dimap) vom Mittwochabend ist im Osten von Berlin die magische Hürde sogar bereits gefallen: 5% gaben dort an, ihre Stimme an die PIRATEN zu vergeben, wenn am kommenden Sonntag Abgeordnetenhauswahl wäre (siehe Screenshot). Dies würde voraussichtlich 7 Abgeordneten entsprechen. Die Zahlen gelten als repräsentativ.

 

Screenshot der Webseite des RBB
Grafik: Screenshot der Webseite des RBB vom 30.08.2011

Insgesamt käme die Piratenpartei nach aktueller Lage auf 4,5%. Am meisten Stimmen könnte die SPD mit 30% auf sich vereinen. CDU und GRÜNE erreichten jeweils 22%, Die LINKE erhielte 11%. Die FDP dagegen würde mit den heutigen Umfragewerten von 3% den Einzug ins Abgeordnetenhaus verpassen. Aktuelle Umfragewerte für Berlin gibt es stets auf wahlrecht.de.

(Quelle Grafik: Screenshot der Webseite des RBB vom 30.08.2011)

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34 Ergänzungen

  1. Ich glaube sogar, dass diese Zahlen noch zu niedrig sind. Die werden immer noch nach der um-18:00h-auf-dem-Festnetz-anrufen-Methode ermittelt. Und die Piraten-Zielgruppe ist sicher in Bezug auf Festnetz und um 18:00h zu hause sein unterrepräsentiert.

    1. Hoffen wir mal, dass du Recht behalten wirst. Ich werde jedenfalls zur Wahlparty in Berlin sein. Ich freue mich schon jetzt auf das Knistern in der Luft :) Für eine zeitgemäße Netzpolitik.

      Klarmachen zum Ändern!

  2. Ich wage mal zwei persönliche Prognosen für die Berlin-Wahl. Und bin da gar nicht mal allein mit, wie ich heute wieder erfahren durfte:

    Am Wahlabend liegt die CDU vor den GRÜNEN und liegen die PIRATEN vor der FDP.

    Ich bin jedenfalls sehr gespannt!

  3. Ich habe lange auf den Bildchen suchen müssen, um zu erkennen ob sie Ost oder West meinen… kann es sein, dass ihr da was verwechselt habt, oder liegt der oben zitierte Osten bei RBB in West?
    Ändert das was an der Einschätzung von Dir?

  4. Leider geben die „Institute“ bei solchen Umfragen selten einen Fehlerbereich oder zumindest eine Fehlerabschätzung an. Immerhin wird dazu gesagt, wie viele Personen befragt wurden. Meist sind es knapp über 1000 Personen pro Umfrage, was nach einer offenbar willkürliche gesetzten Daumenregel dann – ohne weitere Begründung – als „repräsentativ“ gilt.

    Ich würde bei solchen Umfragen mit einer Ungenauigkeit von mindestens 2% rechnen. Nichts Genaues wissen sie nicht.

    1. Die Ungenauigkeit von 2% ist wiederum Willkür :-) Aber sehen wir es mal so: Es waren nun drei umfragen, die bei 4,5% rauskamen (mit je über 1000 Befragten) Hinzu kommt die Emnid Umfrage mit weniger als 600 Befragten, die bei 4% rauskam. Am Ende sind die Piraten gerade nicht in der „repräsentativen“ Gruppe, der am Telefon befragten vertreten. Man kann also bei der Ungenauigkeit eher von einem kleinen Plus am Wahlabend ausgehen. Arr!

    2. > was nach einer offenbar willkürliche gesetzten Daumenregel dann –
      > ohne weitere Begründung – als “repräsentativ” gilt.

      Da gibts schon mehr als „willkürliche gesetzten Daumenregeln“. ZB wird geschaut, ob die befragte Gruppe hinsichtlich gewisser Merkmale (Sachen wie Alter, Geschlecht, Einkommen etc) dem Schnitt der Bevölkerung entspricht (hier eben die Berliner).
      Ob das eine Stichprobe repräsentativ macht ist natürlich auch fraglich und es lässt sich lange drüber streiten (allein ob die Zahlen, die man von der Gesamtbevölkerung hat stimmen), aber es ist mehr als Willkür.

      1. Nur um meine Argumente nochmal zu begründen: Die machen da auf Grund von mehr oder weniger belastbaren Angaben von ca. 0,05% der Wahlberechtigten* eine Prognose. Dabei geben einige einen Wert mit einer Nachkommastelle an. Dies heißt normalerweise, dass der tatsächliche Wert nicht mehr als 1% von der Prognose abweicht. Das kaufe ich denen nicht ab.

        Ich habe gerade noch einmal in die Wikipedia geschaut, um meine schwachen Stochastik-Kenntnisse etwas aufzufrischen. Dort gibt es zum Thema Zufallsauswahlverfahren ein passendes Beispiel. Um eine Prognose mit der Genauigkeit 1% bei einem absoluten Fehler von 5% zu bekommen, müssten sie mehr als 2150 Personen befragen, also ca. doppelt so viele.

        Nebenbei, die Anzahl der Wahlberechtigten sollte aber schon vor der Wahl bekannt sein, oder?

        Achja, natürlich ist meine Angabe zur Ungenauigkeit Willkür gewesen, deshalb ja auch „mindestens 2%“. Trifft aber offenbar ganz gut, wenn ich das mit dem Wikipedia-Beispiel vergleiche.

        *(Anzahl laut wikipedia, Wahl 2006, von mir auf die jetzige Wahl geschätzt, aber mit Sicherheit nicht mehr als 0,09%)

      2. Dass da „nur“ 1.000 befragt werden ist ein Erfahrungswert. Früher wurden mehr befragt aber man hat eben festgestellt, dass die Zahlen auch nicht ungenauer werden, wenn man nur 1.000 befragt.

        Und wie auch „egal“ drunter schreibt: Den Wert, den der RBB da sendet (und natürlich auch die anderen Fernsehsender, Zeitungen etc.) ist eine starke Verkürzung der Aussage des Instituts. Kein Wahlforschungsinstitut sagt „Die Piraten bekommen 4,5%. Punkt.“ sondern veröffentlichen immer noch Fehlerquoten (und auch Aussagen wie „wenn die Grundgesamtheit der Wähler hinsichtlich relevanter variablen mit unserer Stichprobe übereinstimmt blablabla“).
        Das ist dann halt nicht mehr ein kleines Tortendiagramm, sondern ein mehrseitiges Heftchen. Und das will sich (kaum) keiner durchlesen.

      1. > Das die Fehlerquoten nicht veröffentlicht werden liegt glaub ich
        > nicht an den Instituten sondern an den Medien.

        Ja. Die jährliche Studie des Münchner ifo-Instituts zum Wirtschaftswachstum hat mehrere hundert Seiten, in der mehrere Szenarien mit ausführlichen Rechnungen (und auchn Fehlerquoten) stehen. Die Medien veröffentlichen eine einzige Prozentzahl daraus (die so alleine nirgends in der Studie steht…).

  5. Vergleicht doch einfach mal die Umfragen mit den ergebnissen der letzten Jahre. Die sind schon recht genau, vor allem, weil da die Erdfahrungen der letzten wahlen mit einfließen.
    Ich hoff mal, dass die Piraten die 5% Hürde knacken. Verdient haben sies.

  6. Wenn man die SPD bestrafen will (Stichwort: VDS), ist Piratenpartei wählen noch besser als die Grünen zu wählen. Zudem bestraft man damit noch die FDP, was auch gut ist. Man kann nur hoffen, dass die so gewählten Piraten wirklich etwas auf die Reihe bekommen …

    1. Schlimmer als so mancher Umfaller aus den eigenen Reihen kann selbst die Piratenpartei nicht sein..
      Hoffentlich kriegen sie in Berlin die 5% so das sie zeigen können ob sie nen gewisses Vertrauen wert sind, und ob sie es auch aushalten im Politikgeschäft ohne irgendwem in den Arsch zu kriechen wie so manch andere die ich hier besser nicht nenne…

    2. Auch wenn sie die 5 % schaffen, sie werden in der Opposition sitzen, also relativ wenig aktiv bewegen können.

      Aber ein schöner Weckruf wäre es allemal, auch für andere Bundesländer.

      1. Klar werden sie in der Opposition sitzen und das ist meiner Meinung nach für den Anfang auch gut.
        Aber dadurch das sie drin sitzen, können sie halt in den Punkten in denen sie mit Wissen glänzen und (hoffentlich zumindest.. ich kenn in Berlin keinen persönlich, die in BW und Bayern haben hingegen recht viele Fachleute drin die wissen wovon sie ggfs reden ^^) ordentlich kontra geben können.

        Man sieht halt wie sie sich schlagen (viel Verantwortung für die ersten die Einziehen werden… umfallen wie so mancher pseudoaktivist zuletzt und die Partei ist gleich wieder Geschichte…) und vor allem kriegen sie weiter mehr Aufmerksamkeit inklusive dem „Wow, die Stimme ist vielleicht doch nicht verschwendet“ feeling.

  7. Ich hoffe ja auf so eine Art umgekehrten CDU-Effekt – je mehr Zeit vergeht desdo mehr Piratenwähler werden geboren *g*

  8. Bleibt auf den Teppich. Wahlprognosen gab es schon viele, auch optimistische. Eskann jedenfalls noch viel passieren, was die Stimmung kippt und die Wähler an andere Dinge denken lässt.

  9. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf die Ergebnisse. Wenn die Piraten wirklich über die 5% kommen, wären schonmal zwei Nichtwähler-Argumente entkräftigt:

    1. „Ich verschenke doch nicht meine Stimme an eine Partei, die’s eh nicht über 5% schafft“ und
    2. „Ich weiß doch gar nicht, wie sich diese Nerds in der Politik schlagen würden.“

    Eine Herausforderung für diese „ersten“ wird es auf jeden Fall. Mit ihnen würde ein großer Teil der Zukunft der PP entschieden werden. Ich drücke jedenfalls die Daumen.

  10. 5% hin oder her. Für die FDP (Für Drei Prozent / Two and a half Prozent) ist es ein debakel. Und die habe ich mal gewählt :/.

    Ich drück den Piraten beide Daumen.

  11. Eigentlich waren die Piraten ja einen gute Idee und haben den Politbetrieb aufgemischt durch ihre neuartigen Methoden, ich frage mich nur ob ihre Programmatik noch viel mit den Themen zu tun hat, für die sie einmal gegründet wurden. Sie hat jetzt in einigen Politikfeldern ohne viel Betrachtung von Alternativen ziemlich extreme Positionen angenommen. Bin ja mal gespannt wie sich das entwickelt.

    1. Ja ein Dilemma, wann man erst mal im Rampenlicht steht. Denn dann muss jede Partei zu jedem Thema eine Meinung vertreten und genau hier liegt der Spagat, den die Piraten meistern müssen. Daher wünsche ich den Piraten mind. 5%, damit sich die Stimme gelohnt hat, aber auch nicht viel mehr, denn dann beginnt die Schwierigkeit ggf. Regieren zu müssen und nur zu vielleicht 50% der gefragten Themen Position beziehen zu können.

      1. Mach dir darüber mal keine Sorgen. Wenn man als Pirat lieber und sicher besser die Kernthemen behandelt als andere Politikfelder, so ist es dennoch nicht unmöglich, sich mit anderen Themen gewissenhaft und sorgfältig zu befassen. Anderen Parteien bzw. deren Politikern wird ja schließlich auch nicht vorgeworfen, dass sie sich nicht in allen Themengebieten auskennen. Dass genau dadurch nicht selten beschlossene Gesetze vorm BVG landen, ist Realität. Wie soll man denn je wissen, wie die Piraten mit Verantwortung in der Politik umgehen, wenn man sie nicht läßt und dies mit fadenscheinigen Spekulationen begründet. Ein Dilemma ist es viel mehr, dass ein Klaus Wowereit ohne große Anstrenungen trotz vieler eklatanten Fehler sich offensichtlich keine Gedanken um sein Amt und seine Zukunft machen muss. Traut man wirklich den anderen Parteien so viel mehr zu als den Piraten?

  12. Ich denke aber auch das die Piraten diesmal einziehen werden. Beim letzten mal wars falsche Vorfreunde, aber jetzt ist es wirklichkeit.

  13. Wenn sich die Umfragen auf diesen Werten stabilisieren sollten, gibt es für mich noch einen weiteren Grund, Piraten zu wählen: Wowereit zwingen, mit den Grünen statt mit der Linken zu koalieren.

    Wenn nämlich die Piraten die 5%-Hürde schaffen, reicht es rechnerisch nicht mehr für rot-rot und die SPD muß, auch wenn sie viel lieber mit der folgsamen Berliner Linken koalieren würde, mit den Grünen regieren.

  14. Meine Prognose ist das die Piraten nicht reinkommen, aber dafür Grüne und CDU genug für eine Koalition haben. Diese Koalition ist für mein Empfinden der Super-GAU und man muss davor warnen (auch wenn es Markus sich nicht gefällt).

  15. Seitdem ich mich mit der Piratenpartei näher beschäftigt habe, finde ich, sie zu wählen ist einen Versuch wert. Internetwissen im Berliner Abgeordnetenhaus würde nicht schaden. Das weitere Programm der Piraten liest sich sehr liberal: Staat, halte dich aus den Leben deiner Bürger raus, keine Bevormundung, gib ihnen nur die Unterstützung und Sicherheit, die sie brauchen! Wie die Piraten zur Wirtschaft stehen, lese ich kaum heraus: Opensource-Förderung, lockeres Urheberrecht? Die Ökonomie möge den Menschen weniger bestimmen?
    Jedenfalls, nicht weniges aus dem Parteiprogramm, was sich unklar anhört, würde in politisch oppositioneller Verantwortung und Praxis deutlicher.

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