Frontal21 über Gefahren durch persönliche Daten im Netz

Frontal21 hatte heute einen Beitrag über die Risiken der Veröffentlichung personenbezogener Daten im Internet. Zuerst sah es so aus, als würden sie nur die alte Leier von den Personalchefs, die sich Partyfotos der Bewerber bei StudiVZ ansehen, nochmal aufkochen. Es kamen allerdings dann noch ein paar recht drastische Beispiele, für die sich der Beitrag schon gelohnt hätte. Aber am Ende haben sie dann auch noch Victor Mayer-Schönberger vor die Kamera geholt, der neben Daniel Solove und Helen Nissenbaum gerade einer der wichtigsten theoretischen Vordenker im Bereich Datenschutz im Internet ist. Sogar in der Abmoderation wird sein Konzept, personenbezogene Daten mit einem Verfallsdatum zu versehen, zitiert. Das ist doch mal massentaugliche Reportage auf dem aktuellen Stand der akademischen Debatte. Mehr davon!

(Wer mehr will: Mayer-Schönberger ist aktuell im JCast zu hören und auch sonst gerade viel in deutschen Medien, weil er für eine Weile nicht in Harvard, sondern in Berlin ist. Aber lest ruhig mal wieder Aufsätze und Bücher, das bildet ungemein.)

Update von Markus: Die Aufzeichnung bei Youtube:

In diesem Fenster soll ein YouTube-Video wiedergegeben werden. Hierbei fließen personenbezogene Daten von Dir an YouTube. Wir verhindern mit dem WordPress-Plugin "Embed Privacy" einen Datenabfluss an YouTube solange, bis ein aktiver Klick auf diesen Hinweis erfolgt. Technisch gesehen wird das Video von YouTube erst nach dem Klick eingebunden. YouTube betrachtet Deinen Klick als Einwilligung, dass das Unternehmen auf dem von Dir verwendeten Endgerät Cookies setzt und andere Tracking-Technologien anwendet, die auch einer Analyse des Nutzungsverhaltens zu Marktforschungs- und Marketing-Zwecken dienen.

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21 Ergänzungen

  1. Tja, und wenn Frontal 21 mal den eigenen Beitrag vorab gesehen hätte, dann wär Frontal21 vielleicht auch mal auf die Idee gekommen, auch die ganzen Screenshots zu anonymisieren…

  2. Seba: Oder falls nicht anonymisiert, hätte der tolle Personalberater etwas dazu sagen können, was denn diese zwei typischen Fotos aus Sicht des Arbeitsgebers aussagen.

  3. PS: Und am Schluss die ultimative Killerphrase: „Das Internet vergisst nichts“. Eine Lüge – ist es vielleicht eine nützliche Lüge? Nicht wirklich – denn es entbindet den Stalker, der die Fake-Pornos hochlädt von seiner Verantwortung: Das bin ich nicht, das ist das böse Internet…

  4. Schade, dass ich den Beitrag nicht sehen kann, weil ich dazu – wie auf der Seite des WDR übrigens auch – dazu gezwungen wäre, noch ein weiteres Medienplayer-Plugin zu installieren. Wieso können die sich nicht mal am momentan verbreiteten Standard mit Flashplayer orientieren?
    Na ja, vielleicht konvertiert ja wieder ein freundlicher Zeitgenosse das Video und stellt es bei Youtube oder Sevenload rein …

  5. Nach Lektüre der ersten paar Seiten des Papers von mayer-Schönberger kommen mir unsortiert einige Argumente in den Sinn:

    – Verfall von Daten: „on Demand“ beim jeweiligen Datenspeicherer? womöglich nur über einen erzwungenen Passus in den AGB o.ä. möglich.
    – programmiertechnische Implementierung? Das klingt nach dem einstmals großen Versprechen à la Palladium, NGSCB, und/ oder letztlich DRM – indem die Wiedergabe/ Anzeige kontrolliert und evtl. unterbunden wird. Wollen wir mehr Infrastruktur?
    – ein social contract: User geben ihre Daten nur „auf Widerruf“, und halten eine Art Sonderkündigungsrecht, mit dem sie Langzeitprofilierung und die ungewollte, aber bei Preisgabe der Daten noch nicht abgesehbare „künftige Nutzung“ verhindern können – der Tod für berauschtes Investment in Web 2.0 und solcherlei Dinge, die gerade auf großes Potential „künftiger Nutzung“ abzielen?

    Das Paper sagt dazu:

    The second problem with a conventional legislative response is structural. Laws are societal compromises frozen in time. They were enacted under particular circumstances and within a specific historical context. As new technologies emerge, economics change, and society evolves the delicate balance of values implicit in legal rules may become unhinged. To the extent such an imbalance energizes and mobilizes the citizenry, it may lead to an adjustment of the law. The fundamental aim of such corrective action is to re-establish the original balance.

    Ralk, wie so oft hast Du Recht: Lesen bildet. Aber die Moral dieser Geschicht ist vielleicht nur, dass Lobbygruppen die Sache kräftig befördern müssen, weil sonst nichts der Privatsphäre zuträgliches passiert.

  6. @4: Falls das Satire sein soll – reverse trolling sozusagen, ist es nicht sehr witzig. Sollte das allerdings ernst gemeint sein, ist es traurig: Mediaplayer-Plugins wie die von VLC oder MPlayer sind quelloffen und spielen auf einer großen Anzahl von Plattformen diverse Formate ab, Flash hingegen ist hochproprietär und AFAIK nur auf drei Plattformen verfügbar.

    @5: Mit MPlayer kannst du einen Rechtsklick auf den Film machen und „kopiere URL“ auswählen, wget erledigt den Rest. Ansonsten empfehle ich einen Blick auf den Quelltext.

  7. Danke für den Hinweis und das Video. Etwas spanisch kommt mir bei ca 3.50 vor: „Jeder vierte Deutsche präsentiert sich und seine Freunde in Social Networks.“
    Hmmm. Wo kommt denn diese Zahl her?
    Da ja nur etwa 60% der Deutschen online sind, müssten über 40 Prozent aller Onliner SNS nutzen. Laut ARD/ZDF-Studie erreichten SNS 2007 aber nur ca 12-15% der Onliner, also in etwa jeden Zehnten Deutschen.

  8. @ Carsten: Natürlich geht sowas nicht ohne politischen Einfluss. Leute wie VMS, Solove und Nissenbaum geben aber wertvolle Hinweise darauf, /für was/ man sich politisch einsetzen könnte. Das hat auch Lessig für die Free-Culture-Bewegung getan.

  9. „…Etwas spanisch kommt mir bei ca 3.50 vor: “Jeder vierte Deutsche präsentiert sich und seine Freunde in Social Networks….“ So wie ich die ganzen Redaktionen dieser Magazine kenne, werden die diese Zahl entweder irgendwo aufgeschnappt haben, oder selber Pi mal Daumen berechnet haben. Von seriösem Journalismus sind doch mittlerweile selbst unsere Öffentlich-rechtlichen Programme meilenweit entfernt.

  10. Wirklich sehr interessant, auch wenn man jetzt schon öfter solche Dokumentationen gesehen hat.

    Nur die Sache mit dem StudiVZ finde ich merkwürdig, einerseits kann man die IP-Adressen des Nutzers zurückverfolgen und andererseits könnte man das Anlegen von Profilen auf ihren Namen einfach sperren, genauso wie man in Foren gewisse ungewünschte Begriffe sperren und zensieren kann.

    Dann wäre die erste Hürde, dass diese Fotos unter ihrem Namen auftauchen, überwunden, weiteres Einstellen unter anderem Namen hat dann nicht direkt den Rückschluss auf ihren Namen.

  11. Vielen Dank fuer die vielen Kommentare zu meinem Vorschlag. Eines als Klarstellung gleich nochmals fuer alle, die mein Paper nicht im Original gelesen haben: Mein Vorschlag mit dem Verfallsdatum von Informationen im Internet zielt nicht darauf ab, DRM gleichsam durch die Hintertuere und nun mit dem Ziel des Datenschutzes einzufuehren. Mein Ziel ist keine technische Loesung – denn mir ist klar, dass dies weder erreichbar noch erstrebenswert ist. Stattdessen moechte ich, dass wir Nutzer durch die Frage nach dem Ablaufdatum uns stets aufs Neue mit der Frage konfrontiert sehen, wie lange wir denn Informationen speichern wollen. Es geht mir also um eine Veraenderung unserer Einstellung zu Aufbewahren und Vergessen.

  12. tja da gibts den schönen spruch „zuerst gehirn einschalten before social networking“ – das gejammer ist dann später immer wieder gross – interessante reportage !

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