Ich bin auf der Popkomm und gerade gab es eine Keynote von Eric Garland, dem Mitgründer und CEO von BigChampagne. BigChampagne macht Trendforschung in Tauschbörsen. Die Rede brachte zwar nichts Neues, ich hab aber trotzdem mal mitgetippt.
Stirbt das Album online? Garland geht nicht davon aus und zitiert erstmal aktuelle iTunes-Statistiken, da kommen imme rnoch auf 15 Einzeldownloads ein Album. Aber in den Piratenmärkten könne man sehen, dass der Trend zu ganzen Alben geht. Sowas muss man der Zielgruppe hier im Raum wohl erstmal erklären. Das liegt daran, dass bei den gängigen Tauschbörsen (Bittorrent / eMule) in der Regel das ganze Album unkomplizierter herunterzuladen ist als ein einzelner Song. Das war bei Napster und Kazaa noch anders. Daher gibts laut Garland ein Comeback der Alben online. Da können wir uns ja mal bei den Tauschbörsen bedanken.
Hat die Strategie der Musikindustrie mit Tauschbörsenbekämpfung die Nutzung von p2p gebremst? Die Zahlen geben das nicht her, da sieht man ein ständiges Wachstum, obwohl die Massnahmen immer mehr radikalisiert werden.
Warum hat iTunes den Markt für Musikprodukte nicht gerettet? Die einfache Antwort ist laut Garland,
dass das, was Piraterieproblem genannt wurde, hätte eigentlich nichts mit piraterie zu tun sondern mit marktversagen. es gab keine grossen anstrengungen, produkte zu schaffen, die kunden wollen. iTunes ist ein verspäteter Versuch, alte Geschäftsmodelle zu schaffen. Das nUtzungsverhalten hat sich geändert und bei iTunes kann man immer noch nach dem alten Modell „eine CD“ kaufen.
Die rechltiche Bekämpfung von Napster war ein grosser Fehler. Man hätte eine zentrale Möglichkeit gehabt, den neuen Markt zu umarmen. die Bekämpfung von Napster und der direkten Nachfolger hat zu dezentralen INfrastrukturen geführt. Der Markt hat sich um die Musikindustrie herum entwickelt.
Die Klagen gegen Napster haben dazu geführt, dass Entwickler ein Handbuch bekommen haben, wie man zukünftig Technologien zu entwickeln hat, die nicht so einfach von Gerichten angreifbar sind.
Ist DRM dead? DRM sei nicht tot, trotz dass die Anbieter von Musik-Stores auf MP3 zurückschwenden. Musik würde immer mehr als Service angesehen. Ein Services wäre den Zugang zu Musik zu schaffen. Dies wird immer mehr durch Streaming-Dienste gemacht. Das neue Napster ging schon diesen Weg, seit letzter Woche sendet MySpace Musik als DRM-Stream. Der Konsum dieser Streams sei laut Garland akzeptiert (Das würde ich so nicht unterschreiben, irgendwann merken die Kunden, dass sie Geld ausgeben und keine Musik besitzen, wenn sie das Abo kündigen.)
Und was ist jetzt mit Film und Fernsehen? Es ist noch unklar, ob die Filmindustrie die Lehren aus dem Musikbereich gelernt hat. Es gäbe zwar einige Ansätze, den Bedürfnissen der Verbraucher nachzukommen, die selbstbestimmt entscheiden wollen, wann sie was im Fernsehen schauen wollen. Allerdings gibt es immer noch zuviele Geschäftsmodelle, die darauf aufbauen, dass man Märkte zu unterschiedlichen Zeiten bedient. (Kennt man ja aus Deutschland, wo alle die neuen US-Serien über Bittorrent herunterladen und nicht fünf Jahre warten wollen, bis sie vielleicht mal hier erscheinen) Das würde so nicht mehr im Internet funktionieren.
Was ist denn jetzt mit dem Gefühl, Musik in Form von CDs, LPs oder als MP3 zu besitzen, wenn Musik als Flatrate gestreamt wird? Streaming wächst zwar, aber Musikbesitz (music ownership) ist nachhaltiger, da Menschen gerne sammeln.
Überraschung: Musik kaufen ist ansonsten viel zu kompliziert. Es gibt einen zu grossen Unterschied zwischen dem bequemen herunterladen von Musik in Tauschbörsen und dem Kauferlebnis in einem Musikstore. (Kann ich bestätigen, das macht keinen Spass. Erstmal muss man aufwändig schauen, welche Musik in welchem Format in welchem Store verfügbar ist und dann kompliziert den Transaktionsvorgang managen.)
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