Heise berichtet über den „World Information Access“-Report der University of Washington in Seattle: Internet-Zensur: Gefängnis für immer mehr Blogger. Die Wissenschaftler haben Medienberichte untersucht und herausgefunden, dass weltweit seit 2003 ingesamt 64 Blogger (=Online-Schreiber) zusammen 940 Monate im Knast verbracht haben. Die durchschnittliche Haftstrafe sei dabei 15 Monaten gewesen. Allerdings müsse man eine höhere Dunkelziffer vermuten, weil nicht immer gibt es mediale Aufmerksamkeit auf einzelne Fälle.
Am gefährlichsten sind Ostasien und der Mittlere Osten:
„Ägypten, Iran und China sind die gefährlichsten Orte, um über das politische Leben zu bloggen“, erläutert der Forschungsleiter, Phil Howard, die Ergebnisse der Medienanalyse. Die Regierungen und Behörden dieser drei Länder seien für die Hälfte der Verhaftungen verantwortlich, „seit das Bloggen eine große Sache geworden ist“, weiß der Kommunikationsprofessor. Als Reaktion auf die Unterdrückung seien viele Bürger-Journalisten auf anonymes Bloggen umgestiegen oder würden undurchsichtigere Web-2.0-Seiten wie MySpace oder YouTube nutzen.
Bei Knast kann nicht geschwiegen werden. Nicht nur Blogger, sondern zehntausende von kritischen Geistern sitzen in diesen Ländern hinter Gittern. Das Web 2.0 kann allerdings durch die schnelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit dazu beitragen, dass es für diese Regierungen unangenehmer wird.Selbst die chinesische Regierung wird auf Dauer einsehen müssen, dass die Bloggerszene nicht zu kontrollieren ist und traditionelle Kommunikationsstrukturen und Zensurmechanismen nicht mehr greifen.