Die GEMA hat endlich mal etwas revolutionäres festgestellt und gehandelt: 6484 erkannte Werke.
„Wir gingen sehr lange davon aus, dass das Programm in den Diskotheken identisch mit dem Programm aus dem Radio ist“, sagt Hans-Herwig Geyer, Gema-Sprecher in München.
Und zwar ging es um die Schlüsselverteilung der GEMA-Tantiemen und die grosse Frage, wieso Britney Spears und der ganze Rest aus dem Radio (soviele sind das dann auch wieder nicht) immer den ganzen Kuchen bekamen und die Indies eher kaum etwas. Man zählte halt immer nur die Radioairplays. Das ist ja jetzt geklärt und man hat ein revolutionäres System in Form einer Blackbox in 100 ausgewählten Clubs aufgestellt, das automatisch erkennen soll, welche Musik der/die DJ(ane) gerade gespielt hat. Die scheinen aber wiederum weitgehend in Clubs zu stehen, wo Radio-Musik gespielt wird, oder aber die manuelle (!) Auswertung zeigt leichte Mängel: Nach einem Testjahr waren die Gewinner aus der Blackbox-Auswertung Michael Jackson und Bruce Springsteen… In dem Artikel standen keine Zahlen, aber irgendwo hab ich mal gelesen, dass diese Blackboxen extrem teuer waren/sind.
Dieses nach Angaben der Gema repräsentativ in 100 deutschen Clubs verteilte System schneidet Teile des jeweiligen DJ-Programms mit, die Mitschnitte werden später von Experten ausgewertet – durch Zuhören. Wie kompliziert das ist, kommt auf das Genre an. In Mainstream-Discotheken ist das kein Problem, weil da die Hitparade rauf und runter gedudelt wird. In Underground-Clubs gestaltet sich die Sache schwieriger. Die Stücke werden ineinander gemischt und in Geschwindigkeit und Tonhöhe verändert.
Wie muss man sich eigentlich den Job dieses „Zuhör-Experten“ vorstellen? Sitzen die die ganze Woche über in ihrem Büro und hören sich die Musik des vergangenen Wochenendes an?
In einem anderen Fall wird in zehn Jahren vielleicht mal ein Gema-Sprecher sagen:
„Wir gingen sehr lange davon aus, dass Podcaster in einem Podcast Lieder nur zu 50% spielen wollten und die Podcasts nie länger als 30 Minuten waren“…
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Weisa. Das gehört ja eigentlich auch in die Rubrik „na dann“…
Die armen „Experten“, die die Mixe von Profi-DJs wieder auseinanderbasteln müssen… Sollen die etwa jedes Whitelabel und jede Kleinstauflage von irgendeinem Remix kennen und dann noch checken, ob das jetzt live gemixt und gefiltert wurde oder doch original so auf der schwarzen Scheibe drauf ist? Und warum fragen sie nicht einfach den DJ des Abends nach seiner Playlist? Vielleicht wäre es auch sinnig, mal die persönlichen Charts, die viele DJs regelmäßig auf ihren Webseiten haben, auszuwerten. Wäre ja irgendwie schon mal nett, wenn statt SonyBMG, EMI und den anderen großen mal Kompakt oder Kitty-Jo etwas vom GEMA-Kuchen abkriegen würde.
Ich finde es erstaunlich, dass Discotheken nicht eh verpflichtet werden, Playlists abzugeben (so deute ich zumindestens die Meldung). Bei unseren Veranstaltungen (Demoszene-Parties und eine Netlabel-Night) mussten wir das tun – andernfalls gilt hier eine umgekehrte Beweislastumkehr und die GEMA geht davon aus, dass 100% GEMA-pflichtige Musik gespielt wird.
Nur 6484 erkannte Werke innerhalb eines Jahres klingt fast wie ein schlechter Witz.
6484 erkannte Werke, das könnte auch heißen, dass die anderen ca. 37000 einfach nicht erkannt wurden, aus Gründen, wie sie Ralf anführt… :D
Andererseits.. wenn nur große Firmen erkannt werden können, die also auch in heavy rotation im Dudelfunk laufen (was für eine absurde Welt!), dann mag das stimmen. Ich hatte mal ein Gespräch mit dem Chef vom berliner Radio Energy, und der sprach von der Größenordnung ~180 verschiedene Musikstücke pro Woche spielen sei ‚Stand der Dinge‘. Davon die Hälfte Evergreens und die andere Marketing-weise gepusht (und entsprechend häufiger gespielt). Da kommt nicht viel zusammen, weder an Kulturbeitrag der Mainstreamradios noch an nicht-GEMA-Masse.
Die Veranstalter müssen der GEMA mitteilen, was sie spielen, dann gehen die 20 Cent nicht an Rod Steward. Bei kleineren Radiosendern ist das genauso.
Die meisten sind leider zu faul, das zu tun. Zahlen müssen sie aber ohnehin, sehr schlau ist das somit nicht.
also ich hab drei kupels die dj’s sind. (alle im bereich electro/techno) als ich noch mehr mit denen zu tun hatte konnte ich abends in nen club gehen und kannte 90% aller lieder. ob das ganze gepitcht oder gemixt ist is wurscht. eine software mag damit probleme haben, aber für einen menschen is das wirklich einfach.
und die „gema-experten“ sollten eigenlich noch mehr lieder erkennen können. (die werden schliesslich dafür bezehlt)
entweder sind diese 100 repräsentativen clubs eben nicht repräsentativ oder die experten sind keine experten. anders kann ich mir diese kläglichen 6400 lieder echt nicht erklären.
@brodo: Deine drei Kumpels sollten, sofern die Klubs in denen sie spielen eine Konzession haben, ihre Setlist bei der GEMA anmelden. Dann braucht es keinen GEMA-Experten, der sich das anhört.
Ich hab schon erlebt, dass einige DJs Tracks, die sie besonders gut finden, öfter auf Setlists geschrieben haben, als sie sie eigentlich gespielt haben.