Drossl: Warum die Telekom „Drosselung“ DSL-Anschlüsse funktional kaputt macht

drosslMit den neu angekündigten Telekom-Tarifen wird ein 50 MBit/s Anschluss in Wahrheit zu einem Anschluss mit weniger als 1 MBit/s. Die Webseite der Telekom braucht nach der „Drosselung“ fast zwei Minuten zum Laden. Die neue Seite Drossl.de rechnet aus, wie tief der Eingriff in die Internet-Anschlüsse wirklich wird. Wir haben Sebastian ‚yetzt‚ Vollnhals, Programmierer bei OpenDataCity interviewt:

netzpolitik.org: Warum so ein Rechner?

Sebastian Vollnhals: Bislang kursierten im Netz verschiedenste Einschätzungen, was die Drosselung konkret für die jeweiligen Tarife bedeutet. Da die Bandbreiten im Netz der Deutschen Telekom aber sehr variieren, liegt es nahe, einen Rechner zu entwickeln, mit dem die individuellen Folgen der Beschränkung erfasst werden können. Gerade die nicht so offensichtlichen Auswirkungen, wie die rapide gesunkene effektive Durchschnittsbandbreite lassen sich so besser erfassen als mit den verwirrenden Tariftabellen und Leistungsbeschreibungen auf der Telekom-Webseite.

netzpolitik.org: Geht es nur darum ein Serviceangebot zu schaffen?

Sebastian Vollnhals: Die Telekom verweist ja gerne darauf, dass die Inklusivvolumina für „normale Nutzung“ ausreichten und hohe Bandbreiten nur von illegalen Raubkopisten benötigt würden. Völlig ausgeblendet wird in dieser Debatte die Tatsache, dass es bei dieser Verknappung vornehmlich jene trifft, deren kulturellen Teilhabe eher einer Förderung statt einer Einschränkung bedarf.

netzpolitik.org: Wie ist das Video entstanden, dass mit 384kb/s die Telekom-Website lädt?

Sebastian Vollnhals: Zu diesem Zweck haben wir einen lokalen Proxy-Server verwendet, mit dem wir die Bandbreite entsprechend der Telekom-Drosselung eingeschränkt haben. Normalerweise dient diese Software dazu, das Ladeverhalten von Webseiten zu testen um diese für Benutzerinnen mit geringer Bandbreite zu optimieren. In diesem Fall haben wir die Webseite der Telekom über diese nun eingeschränkte Verbindung aufgerufen und diesen Vorgang aufgezeichnet. Es stellte sich heraus, dass das Laden Webseite der Telekom mit der hauseigenen Internetverknappung 101 Sekunden dauert.

netzpolitik.org: Die App wird durch einen DSL-Anbieter „unterstützt“ – macht ihr da nicht einfach Werbung für einen Telekom Konkurrenten?

Sebastian Vollnhals: Klar geht es dem Anbieter um Werbung für sein Produkt. Da arbeiten wir wie jede Zeitung oder auch ihr, und schalten Werbung, um unsere Arbeit zu finanzieren. Die Aussage der Anwendung wird dadurch nicht verfälscht.

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12 Ergänzungen

  1. Das Drossel-Thema veranlasste mich die letzten Tage(wie bestimmt viele andere auch), mich nach Jahren mal wieder mit dem Thema TrafficVolumen auseinander zu setzen.

    Dachte mir gerade ich schaue mal wie gross meine runter geladenen (Orginal/Free)Spiele/Programme sind (ohne Saves etc) die ich auf dem Rechner habe.

    Steam > 472 GB
    Origin > 60 GB
    Sonstige Clients > 44 GB
    Gesamt > 576 GB

    Müsste ich alles mal neu saugen (zB nach neuem Aufsetzen von Win) und sagen wir mal ich habe kein BackUp der Daten (oder das BackUp ist defekt) – wie lange würde ich dafür brauchen ?

    Etwas gerechne >>>

    1 byte = 8 bits, was bedeutet falls die Download-Geschwindigkeit 1 Mbit/s ist dann kann man
    0,125 MB/s
    bzw
    7,5 MB/Min.
    bzw
    450 MB/Std.
    bzw
    10,8 GB/Tag
    downloaden.

    Die JETZIGE tägliche maximale Auslastung liegt bei (THEORETISCH & GERUNDET) >>>
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 16 Mbit/s: 161 GB
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 50 Mbit/s: 503 GB
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Mbit/s: 1006 GB
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 200 Mbit/s: 2012 GB

    Die JETZIGE monatliche(30 Tage) maximale Auslastung liegt bei (THEORETISCH & GERUNDET) >>>
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 16 Mbit/s: 4830 GB
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 50 Mbit/s: 15090 GB
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Mbit/s: 30180 GB
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 200 Mbit/s: 60360 GB

    Die neuen Tarife(Obergrenzen für volle Leistung) sehen wie folgt aus >>>
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 16 Mbit/s: 75 GB
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 50 Mbit/s: 200 GB
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Mbit/s: 300 GB
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 200 Mbit/s: 400 GB
    Nach Überschreiten des Datenlimits 384 kbit/s (0.384 Mbit/s !)

    Mit voller Geschwindigkeit nutzbare Datenmenge in % vom maximalen Möglichen (THEORETISCH & GERUNDET) >>>
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 16 Mbit/s: 75 GB < 1,55 %
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 50 Mbit/s: 200 GB < 1,33 %
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Mbit/s: 300 GB < 0,99 %
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 200 Mbit/s: 400 GB >>
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 16 Mbit/s: 75 GB < 11:11:05
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 50 Mbit/s: 200 GB < 09:32:39
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Mbit/s: 300 GB < 07:09:29
    Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 200 Mbit/s: 400 GB >>
    Die Games sind also 576 GB Gesamtgrösse.
    Die ersten 200 GB mit 50 Mbit/s > 09:32:39
    Rest > 376 GB
    Die nächsten 29 1/2 Tage (710 Std. 27 Min. 21 Sek.) auf 384 kbit/s (0.384 Mbit/s !) gedrosselt schafft man 114 GB (114.633 GB) !
    Rest > 262 GB
    Dann ist wieder ein neuer Abrechnungs-Monat – frische Rate – also wieder 200 GB mit 50 Mbit/s > 09:32:39
    Rest > 62 GB
    Die holen wir uns dann wieder mit 384 kbit/s (0.384 Mbit/s !) > 385:15:16 – etwas über 16 Tage.
    Macht dann insgesamt 46.5 Tage nur um die Spiele neu zu laden.

    Noch toller wird es mit 16 Mbit/s >>>
    Die Games sind also 576 GB Gesamtgrösse.
    Die ersten 75 GB mit 16 Mbit/s > 11:11:05
    Rest > 501 GB
    Die nächsten 29 1/2 Tage (708 Std. 48 Min. 55 Sek.) auf 384 kbit/s (0.384 Mbit/s !) gedrosselt schafft man 114 GB (114.368 GB)!
    Rest > 387 GB
    Dann ist wieder ein neuer Abrechnungs-Monat – frische Rate – also wieder 75 GB mit 16 Mbit/s > 11:11:05
    Rest > 312 GB
    Die nächsten 29 1/2 Tage (708 Std. 48 Min. 55 Sek.) wieder auf 384 kbit/s (0.384 Mbit/s !) gedrosselt schafft man wieder 114 GB (114.368 GB)!
    Rest > 198 GB
    Dann ist wieder ein neuer Abrechnungs-Monat – frische Rate – also wieder 75 GB mit 16 Mbit/s > 11:11:05
    Rest > 123 GB
    Die nächsten 29 1/2 Tage (708 Std. 48 Min. 55 Sek.) wieder auf 384 kbit/s (0.384 Mbit/s !) gedrosselt schafft man wieder 114 GB (114.368 GB)!
    Rest > 9 GB
    Endlich ist wieder ein neuer Abrechnungs-Monat – frische Rate – also die letzten 9 GB mit 16 Mbit/s > 01:20:31
    Macht dann insgesamt 90 Tage und ein paar Stunden nur um die Spiele neu zu laden.

    Aber das auch nur, wenn ich keinen anderen Traffic hätte.

    Hinzu kommen aber der ganz normale alltägliche Traffic >>>
    SoftwareUpdates zB Installer für WinUpdates, Java, Adobe, Browser etc >>> ca 1.5 GB / Monat

    Gerade eben hatte ich Steam an – 4 Spiele brauchten Updates >>> ca. 6 GB

    Das harmloseste sind ja dabei noch die Webseiten – Dank Adblock etc reduziert sich das dort sogar um einige % was an Traffic auf den Rechner kommt.
    Da ich aber wiederum beim freigeben von Skipten etc(NoScript, RequestPolicy) die Seiten erneut laden muss, hebt sich das da wieder auf…
    Aber wenn genug Kleinkram zusammen kommt, macht es auch schon etwas aus…

    Dann kommen noch Music/Bilder/Filme dazu >>>
    Habe nachgelesen, dass ein 360p-Video ziemlich genau 7 MB pro Spielminute hat. Ein 3-Min.-Song hat dann 21 MB Datenmenge, ein 4-Min.-Song 28 MB.
    Bei meinen Selbstversuchen sah es so aus >
    3:33 Min – 360p – 14 MB

    ABBRUCH … geht mir jetzt auf den Keks…

    Werde die Tage mal mein DatenTraffic kontrollieren – habe nun NetSpeedMonitor nach Ewigkeiten wieder die DatenverkehrsAufzeichnung aktiviert – 2 neue VolumenZähler + SecuritySuite die auch mit zählt.
    Zudem die Tage auch mal die Grössen von Music/Filmen und Webseiten + SpieleTraffic Verbrauch ermitteln.
    Muss noch mal über ein paar Tage hinweg die Geschwindigkeiten der DSL-Leitung testen – glaube mich zu erinnern das es beim letzten Check im Durchschnitt 37 Mbit/s waren.

    Danke liebe Telekom – ihr wolltet bestimmt nur ein Beschäftigungsprogramm für die Bevölkerung entwickeln, dass sie sich nicht mehr so viele Videos anschauen können – jetzt verstehe ich

    MfG
    Sitte

    1. Könnte bitte jemand mal eine hübsche Infografik aus dem Kommentar basteln? Die könnte man dann wunderbar den Gamern vor die Nase halten, die auf den „Wer mehr Traffic produziert, soll auch gefälligst mehr bezahlen“-Zug mit aufspringen.

  2. Etwas off-topic, sorry dafür. Kurzer Aufruf: Kann mal jemand aus der „Netzgemeinde™“ dieses alte Werbevideo der Telekom kreativ umarbeiten?

    youtube.com/watch?&v=N7mTyLBcU4s

    Wäre super! Mir fehlen dazu leider sowohl die Kenntnisse als auch softwaretechnische Voraussetzungen.

  3. Genau das ist das Problem mit dem Ressourcenverschwender Werbung: Die Aussage steht im keinem Verhältnis zum Nutzen.

  4. Ich versuche mich gerade ein bisschen mit dem Thema zu befassen, da meine Frau als Bloggerin von zuhause aus arbeitet und dementsprechend auf das Internet angewiesen ist. Mit der Drosselung wird sie wohl sehr schnell an ihre Grenzen kommen. Fraglich ist nur, ob bis 2016 nicht auch andere Anbieter schon nachgezogen haben..

  5. Hallo zusammen,

    bei ehrlicher Betrachtung ist es so, dass Flatrates immer Mischkalkulationen sind. Es ist doch Realitätsfern Forderungen wie echtesnetz.de aufzustellen und dann auch noch zu denken es würde bei einer theoretischen Umsetzung nicht für alle teurer. Tatsache ist doch, dass ein kleiner Anteil der Nutzer eine große Last Produziert.
    Warum hat sich eigentlich bei KabelDeuschland niemand so aufgeregt? Die haben eine entsprechende Regelung schon lange! Das gilt auch für 1&1.

    Theoretische Betrachtungen wie von drossl.de aufgestellt sind doch wertlos. Sie spiegeln keinerlei praktische Relevanz wieder. Es scheint vielmehr darum zu gehen sich polemisch in den Vordergrund zu drängen.

    Entspannte Grüße

  6. Ich habe mich ja schon schweren Herzens daran gewöhnen müssen das Flatrate heutzutage nicht gleich Flatrate heißt aber das geht dann doch zu weit. Die Telekom kann damit doch nur auf die Schnauze fallen. Wenn dieses Drosselungs-Unterfangen so durchgezogen wird wie geplant, werden der Telekom doch gute 98% aller Kunden wegbleiben.
    Und das Medienecho das diese ganze Aktion mit sich bringt, müsste auch Neukunden davon abhalten einen Vertrag bei der Telekom zu unterschreiben.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.