Der Netzpolitik-Podcast 069 ist ein Interview mit dem Wikipedia-Gründer Jimbo Wales. Wir unterhalten uns über die Zukunft der Wikipedia, die Wales vor allem in den Staaten der sich entwickelten Welt sieht, die gerade das Netz erobern. Vor allem in Indien sieht er Entwicklungen, die wir in Deutschland schon vor einigen Jahren erlebt haben. Weiter geht es um seine Sicht auf die deutsche Wikipedia-Community, die er als sehr stark ansieht. Deutsche seien u.a. bekannt für ihre Qualitätsansprüche und ihr intellektuelles Erbe. Ausserdem wollen viele junge Deutsche einfach was Gutes tun.
Weiter geht es um die Rolle von Creative Commons Lizenzen für die Wikipedia und ihre Seitenprojekte. Die von der Wikipedia verwendete Free Document Licence (FDL) ist seiner Ansicht nach ein historischer Unfall und CC-Lizenzen eignen sich oftmals besser, z.B. für Bilder. Zum Zeitpunkt der Wikipedia-Gründung gab es keine vergleichbare freie Lizenz für Texte. Philosophisch betrachtet hat die FDL dieselbe Zielrichtung wie die CC-BY-SA Lizenz. Allerdings sind sie beide noch unkompatibel zueinander. Die CC 3.0 Lizenzen sind schon dahingehend verändert worden. Laut Jimbo Wales wird die Free Software Foundation in den nächsten 3-6 Monaten eine neue FDL-Version veröffentlichen, so dass Inhalte dann in beide Richtungen transferiert werden können und die Freiheit erhalten bleibt. Dieser Zeitplan war mir neu und ich freue mich, dass das Kapitel dann demnächst mal abgeschlossen ist.
Zum Schluß geht es um die Frage, wie unsere neue soziale Bewegung denn am besten bezeichnet werden kann. Hierüber hatte ich mich auch schon im letzten Netzpolitik-Podcast 068 mit Leonard Dobusch unterhalten. Jimbo Wales präferiert die Bezeichnung „Free Culture“. „Access to knowledge“ würde nur Teilaspekte wie „Open Access“ abdecken. Ich bin noch unentschlossen. Das liegt aber auch daran, dass „Free Culture Movement“ cool klingt, aber ins deutsche mit „Freie Kultur Bewegung“ übersetzt klingt es etwas uncooler.
Das Interview ist ca. 15 Minuten lang und liegt als MP3 und OGG vor.
Etwas sehr viel uncooler und wie staubig sich erst „Studenten für Freie Kultur“ anhört ;)
Moin, moin.
Im neuesten wisscomm podcast wurde gerade über die Open-Access-Tagen in Berlin berichtet und Betroffene interviewt. Open access, wie ja kurz in Deinem Artikel Monopoly des Wissens und auch oben angeklungen, ist mehr oder weniger das Pendant zu Creative Commons in wissenschaftlichen Kreisen. Soweit mir bekannt ist das klassische Modell bei wissenschaftlichen Publikationen noch „knebelhafter“ als in der Musikindustrie, weil man üblicherweise jegliche Rechte am Artikel abtritt und das Magazin (z.B. ACM, Nature, Science,…) dann auch noch teuer verkauft wird (selbst online). Ich sehe in der Aufruhr in Wissenschaftskreisen sehr viele Parallelen zu jener um und bei Film- und Musikindustrie sowie ganz allgemein bei der Patentdiskussion.
Zusätzlich zumindest bei öffentlichen Universitäten kommt da auch das „bürgerliche“ Interesse mit ins Spiel, dass Forschung ja (zumindest teilweise) mittels Steuergeldern passiert und ich als Bürger (->Bibliotheken) und erst recht nicht als Wissenschaftler doppelt zahlen will. Und auch nicht will, dass Fachjournal-Verleger (zugespitzt formuliert) durch Steuergelder Finanziertes einfach abschöpfen und damit Geld verdienen.
Diese Thematik ist sicher ein „Blick über den Tellerrand“ wert.
Tschö.