Hu Jia erhält Sacharow-Preis

Der chinesische Bürgerrechtler Hu Jia (胡佳), der für dreieinhalb Jahre im Gefängnis sitzt, erhält dieses Jahr den Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Eurpoäischen Parlaments. Bereits letztes Jahr war er nominiert, auch weil er einen mutigen Brief über die Zustände Chinas geschrieben hatte. Darin hieß es:

„Wenn Sie die glitzernden Fassaden und die großen Sportpaläste sehen, dann ist das ein Teil der Wahrheit, aber es ist eben nicht die ganze Wahrheit. Es gibt nach wie vor Unterdrückung von ethnischen Minderheiten, Todesstrafe und Folter.“

In China, wo gerade der Asien-Gipfel ASEM beginnt, sorgt die Verleihung für Verstimmung. Man rücke damit einen Kriminellen in das Licht der Öffentlichkeit, sagt ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums:

Das Vorgehen verstoße gegen internationale Normen und gegen den Respekt, den Länder sich gegenseitig entgegenbringen sollten. Er glaube aber nicht, dass die Angelegenheit den bevorstehenden Asien-Europa-Gipfel (ASEM) in Peking beeinträchtigen werde. Verglichen mit den wichtigen Entwicklungen in der Welt sei die Vergabe des Menschenrechtspreises „nicht der Rede wert“.

Frau Merkel könnte das ändern. Sie könnte um einen Besuch im chinesischen Gefängnis bitten. Wird sie aber nicht. Zu abhängig sind alle wirtschaftsgetriebenen Interessen vom großen Markt, und China mit Respekt zu behandeln könnte kulturell der aussichtsreichere Weg sein, China zu ändern. Ich bin da durchaus gespalten und lasse mich gerne belehren.

Hu Jia (Wikipedia) ist der zweite Chinese, der den Preis erhält. 1996 ging die Auszeichnung an Wei Jingsheng (魏京生; Wikipedia), der seit 1976 für eine Demokratisierung Chinas eintritt und heute in den USA lebt. Erinnert sich noch jemand? Auch damals hieß es von deutschen Politiker immer, man müsse „Menschenrechte thematisieren“. Hier hat sich Europa eher wenig geändert, China dagegen schon.

Mehr gibts auch bei der Peking Duck und bald EastSouthWestNorth.

Update: Inside-Out-China hat einen kritischen Beitrag dazu: Who is Hu Jia?

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