Deutsche Telekom: Die Zukunft von Neubaugebieten liegt im funkbasierten Teilnehmeranschluss?

Die Saarbrücker Zeitung berichtete am vergangenen Samstag, dass die Deutsche Telekom künftig prüfen möchte, ob man Neubaugebiete noch ans Telefon-Festnetz anschließen wolle,

Wenn Städte und Gemeinden Baugebiete ausweisen oder Baulücken schließen, die aus Sicht der Telekom unrentabel sind, sollen keine Kupferkabel mehr verlegt werden. Das kann Bezirke am Stadtrand oder im ländlichen Raum treffen. Die Telekom will so Kosten reduzieren.

Geplant ist jetzt ein Pilotprojekt in Neubaugebieten, wo man parallel Kabel-Festnetz und einen „funkbasierten Teilnehmeranschluss“ testen möchte. Laut dpa soll der Test ein Jahr lang laufen und dabei „soll festgestellt werden, ob sich ein drahtloser Anschluss als gleichwertige Alternative eignet“.

Das sorgt natürlich noch für zusätzliche Kritik im Rahmen der aktuellen Drosselkom-Pläne. Denn ein „funkbasierter Teilnehmeranschluss“ über LTE macht auch nur Spaß, wenn man die Funkzelle nicht mit vielen teilen muss. Wenn man alleine drin surft, kann man eventuell noch viel von den „bis zu 100 MB/s“ haben. mit jedem weiteren Nutzer teilt man sich diese. Darüber hinaus hat die Deutsche Telekom im Moment zwei „große“ LTE-Verträge im Angebot. Den „Mobile Data L eco“ gibts für 49,95 Euro mit ganzen 10 GB Transfervolumen und der „Mobile Data XL eco“ beinhaltet 30 GB Transfervolumen bis zur Drosselung für 69.95 Euro. Soweit, so gut. Das ist nur ein weiterer Nachteil dieser Alternative.

Der richtige Teufel steckt am Detail. In diesem Fall in der AGB, die unscheinbar in hellem Grau ganz unten auf der Seite zu finden ist und wo ich diese auch erstmal überlesen habe. Und wo erstmal erklärt wird, wie man die Netzneutralität in diesen Tarifen verletzt:

Die Flatrate kann nicht für BlackBerry, Instant Messaging und Peer-to-peer Verkehre genutzt werden.

Einerseits wird hier Konsumententäuschung betrieben, weil man etwas als Flatrate deklariert, aber einen Volumentarif verkauft. („Daten-Flatrate zum schnellen Surfen und E-Mailen“). Und dann verbietet man einfach die Nutzung von Jabber, Skype-Chat, Facebook-Chat, sowie „Peer-to-Peer Verkehre“ auch. Und was die Deutsche Telekom unter „Peer-to-Peer-Verkehre“ versteht, erklärt sie auf telekom-hilft.de:

Frage: Was versteht die Telekom unter Peer-to-peer, ist hiermit auch eine VPN Verbindung zwischen einen UMTS Gerät und einem anderen Rechner gemeint?

Antwort: Wenn du über UMTS das Endgerät mir deinem Rechner verbindest, dann nutzt du unser Netz und somit ist damit auch diese Verbindung gemeint. Sorry! Liebe Grüße, Annika

Mit anderen Worten: Da wird etwas als Internet verkauft, wo die Nutzung des Internets aber im Kleingedruckten untersagt wird. Denn der eigene Rechner darf sich nicht mit anderen Rechnern im Netz verbinden.

16 Ergänzungen

  1. Vielleicht verstehe ich da da was nicht, aber wird diese Portfilterei der Telekom nicht am Ende dazu führen, dass alle Welt Apps baut, die sämtliche Dienste durch den http-Port tunneln? Den können die ja wohl nicht dicht machen.

    1. Eventuell schafft hier Deep-Packet-Inspection die Abhilfe, die den Dienst auch erkennt wenn er über Port 80 umgeleitet wird. Von daher isses so einfach nicht. Oder sie führen einen ZwangsProxy ein, der wirklich nur http verarbeitet, was vor Jahren schonmal einem das nutzen der Mobile-Netze vermieste.

    2. Man unterschreibt aber keinen Vertrag, der einem Dinge untersagt, und versucht daraufhin technisch die Limitierungen zu umgehen. Natürlich kann und wird die Telekom nicht alles dicht machen, darum geht es aber auch garnicht.

  2. Was soll da ein komplizierter Funkanschluss, wenn man doch über vielleicht 100 Jahre hinweg in einer Gegend Telefonanschlüsse benötigt?! Dann können die auch die Straßen dort weglassen – weil das zu teuer ist – und jedem Anwohner einen Hubschrauber zur Verfügung stellen. Mit Kanonen auf Spatzen schießen im Jahre 2013.

  3. Ich kann mich der Panikmache nicht ganz anschließen, da ich den Artikel zu Ende gelesen habe und zitiere deshalb daraus:

    Ihr Vorhaben hat die Telekom bereits der Bundesnetzagentur vorgestellt, die den Wettbewerb im Telefonmarkt überwacht. Sowohl von dort als auch aus der Politik kommt scharfe Kritik. Die Telekom habe bisher nicht nachweisen können, dass das Mobil-Angebot und das Festnetz qualitativ gleichwertig seien.

    Und (weil das btw: mein Fachgebiet ist): Es besteht sehr wohl auch im Mobilfunk die Möglichkeit Resourcen fest an Nutzer zu vergeben, aber das wäre ja dann wieder network management und damit des Teufels (oder so)…

    1. Die Frage ist nur, was soll dabei rauskommen? Auf absehbare Zeit kann so ein LTE Mast nicht einmal ansatzweise die Leitung bieten welche durch Kabel oder Glasfaser möglich ist. Denn sobald mehrere Leute über diesen Mast ins Internet wollen sinkt ja für alle die Bandbreite, shared medium, oder nicht?

      Das Ganze hat nur einen Zweck, mehr Gewinn durch geringere Investitionen. Der „Ausbau“ erfolgt dann duch nen Mast und das wars. Die „qualitative gleichwertigkeit“ des Mobilangebotes versucht man ja bereits herzustellen, indem der Kabelbereich auf Mobilniveau heruntergeschraubt wird.
      Das hängt alles zusammen, ein ganz perfider Plan um mit einem Minimalaufwand die Kunden trotzdem abzocken zu können.

      1. Natürlich hat das Ganze nur den Zweck die Investition der Tcom zu deckeln und trotzdem den Gesetzestext zu erfüllen.

        Und natürlich kann Mobilfunk nie Glasfaser ins Haus ersetzten.
        Aber so 3-5 Mbit pro Teilnehmer (selbst bei 20-40 Tln) sollten schon drin sein.

  4. Nur der Form halber: Du zitierst da die AGB der mobilen LTE-Tarife; die für daheim nennen sich Call & Surf Comfort via Funk, die haben andere Preise und mglw. auch andere AGB.

  5. Das ist doch eine tolle Sache !
    Die Telekom muß jeden Anschließen (Grundversorgungsverpflichtung). Wenn also ein Funk Anschluß das selbe wie Festnetz ist dann muß doch an so einem Funkanschluss die gleiche Netzneutralität gelten wie an dem Normalen Festnetz, denn wenn das nicht so währe würde die Telekom ja diesen Kunden nicht wirklich anschließen und damit gegen geltende regeln verstoßen, nicht wahr?
    Ist also ein prima Argument um die Sonderstellung des Mobilfunks nieder zu reißen. Denn wenn da die Bandbreite so limitiert ist das man ohne den Kunden zu knebeln nicht leben kann na dann sollte man auf dem Lande den Leuten doch lieber ein Festnetz geben damit der Funkkanal freigehalten wird, oder nicht?

  6. Hmm, ist dann auch immer noch garantiert, dass man auch be Stromausfall den Notdienst anrufen kann wie bei einer Kupferleitung? Ich mein, wenn der Mast im selben Viertel steht…

    Greetz,
    GHad

    1. Wenn die Telekom bis 2016 ihr NGN aufgebaut hat ist bei nem Stromausfall auch basta.
      Da haste dann nämliche IP-Telefonie und keine, wie jetzt oft noch genutzte, analoge Telefonie mit Stromspeisung via HVT (und die haben zu Sicherheitszwecken immer nen Notstromdiesel)
      Wenn bei dir zu Hause der Strom weg ist, ist also Sense mit Festnetztelefonie.

  7. Hier kommt wohl eher das Festnetz & DSL Zuhause Komplettpaket „Call & Surf Comfort via Funk“ der Telekom aus dem Produktbereich Call & Surf Comfort zum Surfen & Telefonieren, das für Privatkunden als exklusives Angebot für Gebiete ohne bzw. mit eingeschränkter DSL-Versorgung und als die Alternative/der Ersatz für Festnetz-DSL beworben wird, zum Zuge!
    http://www.telekom.de/privatkunden/internet/komplettpakete/call-und-surf-comfort-pakete

    Telekom Werbeslogan: Call & Surf Comfort via Funk Die Alternative zu DSL. Auch bei Ihnen zu Hause.
    http://www.telekom.de/privatkunden/internet/komplettpakete/call-und-surf-comfort-pakete/call-und-surf-comfort-via-funk

    Beispiel: Der Tarif M im Zuhause Komplettpaket Call & Surf Comfort via Funk

    Bandbreite SpeedOn (Down/Up)*: 50 Mbit/s / 10 Mbit/s
    Inklusivvolumen**: 15 GB
    Zeit bis zur Drosselung***: 40 Minuten
    Drosselung Downstream um den Faktor: 130.21
    Drosselung Upstream um den Faktor: 156.25
    Drosselung Downstream in %: 99.23
    Drosselung Upstream in %: 99.36
    Bandbreite SpeedOff (Down/Up): max. 384 kbit/s / 64 kbit/s

    *genutzte angenommene dauerhaft stabile zur Verfügung stehende (bis zu) Bandbreite
    **Internet Flat bzw. Inklusivvolumen bis zur Drosselung / Abschaltung des Zugangs
    ***Ein Monat hat zwischen 40320 und 44640 Minuten.

    Das neuste unverschämte Angebot der Telekom für Kunden des Pakets Call & Surf Comfort via Funk ist die Option SpeedOn, diese Option kann nach erfolgter Zwangsabschaltung (SpeedOff – Downstream auf max. 384 kbit/s für den Downstream und 64 kbit/s für den Upstream begrenzt) aufgrund des übertragenen Datenvolumens von z.B. 10 GB (Tarif S) gebucht werden.
    Die Option SpeedOn ist eine kostenpflichtige und überteuerte Freischaltung der ursprünglichen Bandbreite für 10 GB des schon bezahlten Volumens der Internet Flat.

    Zitat: „Das Buchen von 10 GB Volumen kostet 14,95 Euro und ist nach Einsetzen der Bandbreitenbeschränkung möglich:“

    Die Telekom zwingt Ihre Kunden, Call & Surf Comfort via Funk Kunden deutlich früher als andere Call & Surf Comfort Kunden, durch eine nicht mehr nutzbare Bandbreite (384 kbit/s / 64 kbit/s), auf ihre Option zur Wiederinbetriebnahme, die Option nennt sich ja nicht ohne Grund SpeedOn, des Anschlusses zurückzugreifen!

    In den neuen Drosseltarifen erhält man bei einem Internetanschluss mit einer Bandbreite von bis zu 50 Mbit/s ein Inklusivvolumen von immerhin noch 200 GB, bei der sogenannten Alternative zu DSL erhält der Kunde bei gleicher Bandbreite im Tarif M nur 15 GB, das sind 92.5 % weniger bei gleicher Anschlussgeschwindigkeit!

    Weitere Fakten unter:
    http://forum.telekom.de/foren/read/service/service/tarife/call-surf-via-funk/lte-drosselung-lte-die-alternative-zu-dsl-breitbandausbau,899,11128677.html

    http://forum.telekom.de/foren/read/service/service/tarife/call-surf-via-funk/speedon-fuer-call-surf-via-funk-tarife-ab-2-mai-2013,899,11131656.html

    Die Zukunft – die funkbasierten (Teilnehmer-)Anschlüsse (der Ersatz für Festnetz-DSL) sind leider heute schon in vielen Regionen Realität!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.