Apple hat eine neue Funktion gegen digitale Gewalt namens Sicherheitscheck für iOS 16 angekündigt. Die neue Version des Betriebssystems soll im Herbst verfügbar sein. Der Sicherheitscheck soll vor allem Menschen helfen, die sich von häuslicher, digitaler Gewalt befreien möchten.
Der Check kontrolliert, wem Nutzer:innen Zugriff auf Passwörter, Nachrichten, Apps und den iCloud-Account gewähren. Ein Notfall-Button kappt die Verbindungen zu anderen Nutzenden. Häufig werden Betroffen häuslicher Gewalt über ihre Geräte und Online-Accounts von Täter:innen verfolgt und bedrängt. Der Notfall-Button beendet etwa die Standortfreigabe des iPhones und setzt die Datenschutzberechtigungen für jede App zurück. Alle weiteren per iCloud eingeloggten Geräte werden abgemeldet. Andere Nutzer:innen können dann nicht mehr auf Fotos und Nachrichten zugreifen.
Der neue Sicherheitscheck von Apple erscheint nach öffentlicher Kritik an einigen Features des Tech-Konzerns. So werden etwa die mobilen Peilsender namens AirTags missbraucht, um Menschen zu stalken.
Nutzen des Notfall-Buttons begrenzt
Häufig gehen häusliche und digitale Gewalt Hand in Hand. Smartphones stellen für Betroffene ein Sicherheitsrisiko dar, wenn Partner:innen Zugang zu ihren Apps und Accounts haben und dort mitlesen. In diesem Fall kann es schon eine Gefahr bedeuten, eine Webseite zur Unterstützung bei häuslicher Gewalt aufzurufen. Apples Funktion ist für Nutzer:innen konzipiert, die gerade aus einer gewaltsamen Situation fliehen wollen und schnell per Knopfdruck mehr Kontrolle über ihr Handy gewinnen möchten. Darüber hinaus ist das Feature auch für alle andere Nutzer:innen interessant, die Zugänge zu ihren Accounts und Daten möglichst eingrenzen wollen.
Das neue Sicherheitsfeature hilft Betroffenen häuslicher, digitaler Gewalt allerdings nur in bestimmten Situationen. So ist es etwa ausschlaggebend, wann genau sie den Notfall-Button betätigen. Betroffene sollten zu diesem Zeitpunkt bereits einen sicheren Ort aufgesucht haben – ansonsten könnten Täter:innen versuchen, sie an der geplanten Flucht zu hindern.
Wenn Täter:innen direkten Zugriff auf das Handy von Betroffenen haben, könnte der Notfall-Button auch eine gegenteilige Wirkung haben: Per Knopfdruck könnten Betroffene isoliert werden, die vielleicht zur eigenen Sicherheit ihren GPS-Standort mit vertrauten Personen geteilt haben. Der Notfall-Button hilft auch nicht, wenn Täter:innen die entsprechenden Zugangsdaten gespeichert haben und sich einfach erneut einloggen können. Betroffene müssten also ihre Passwörter ändern.
Hilfe und Rat finden Betroffene häuslicher und digitaler Gewalt in der bundesweiten Beratungsdatenbank. Die Beratung ist kostenfrei, vertraulich und auf Wunsch auch anonym möglich.
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