Google: 768 Regierungsanfragen nach deutschen Nutzerdaten

Google hat seinen Transparenzbericht für 2010 veröffentlicht. Deutsche Behörden haben im vergangenen Jahr 118 Bitten an Google gerichtet, Inhalte zu entfernen. Diesen wurde in 97% der Fälle entsprochen.

Für die Herausgabe von Nutzerdaten gab es 768 Anfragen – denen in 76% der Fälle Folge geleistet wurde. Insgesamt gab es in den 26 Ländern, über die berichtet wird, 14.000 solche Anfragen. Deutschland ist an siebter Stelle, die USA mit 4.600 Anfragen auf Platz 1

Die reine Anzahl der Anfragen ist aber kein Indikator für eine Zensur- oder Spionier-Motivation der jeweiligen Staaten: Die Einwohnerzahlen müssen mit berücksichtigt werden – und es könnte ja auch „gute“ Gründe geben. Nehmen wir dafür einmal in Ermangelung von Alternativen Google als Maß, und schauen, wie viel Prozent der Anfragen aus bestimmten Ländern erfolgreich waren:

Ungarn und die Türkei haben zwar nur wenige Anfragen nach Nutzerdaten gestellt, aber auch keine davon durchgeboxt bekommen. Das kleine Polen mit gerade einmal halb so vielen Einwohnern wie Deutschland stellte ganze 272 Anträge, bekam aber nur 12% davon bewilligt.

Die meisten Löschanträge kamen aus Brasilien. Mit 76% Trefferquote steht man dort noch besser da, als in Indien, wo nur 22% der 67 Löschanträge Folge geleistet wurde.

Weitere Zahlenspiele hier. Auch mit bunter Karte. An dieser Stelle sei nochmal auf die EFF-Kampagne „When the government comes knocking, who has your back?“ verwiesen, auf die Twitter-Wikileaks-Angelegenheit, und auf die Google-Richtlinien fürs In-die-Pfanne-Hauen.

7 Ergänzungen

  1. Was wäre denn überhaupt ein „guter“ Grund (wie er im Artikel genannt wird), um die Daten herauszugeben?

  2. Auf was man die Zahlen normiert kann man sich bestimmt auch gut streiten. Eigentlich doch auf die „mit Hilfe des Internets begangenen“ Straftaten oder?

  3. „Observations on User Data Requests
    There are no notes to display for this time period. The number of requests we receive for user account information as part of criminal investigations has increased year after year. (…)“

    (Überall: DE, US, NZ)

    Sagt eigentlich alles.

    Ich würde gerne wissen, warum Userdaten angefragt wurden. Der Rest interessiert mich nicht besonders.

  4. Interessant wäre es jetzt zu wissen, ob die Deutschen wirklich anteilsmäßig soviel mehr durchkriegen, weil ihre Anfragen berechtigter sind, oder ob die deutschen Ermittlerungsbehörden einfach politisch schwergewichtiger sind als ihre polnischen Kollegen :/

  5. Interessant – zwischen Juli und Dezember 2010 hat demnach die Polizei/Exekutive ein Video bei Youtube wegen „Government Criticism“ sperren lassen … in Deutschland…

  6. Was genau ist bei Google denn mit „Herausgabe von Nutzerdaten“ gemeint? Eine Statistik, welche Suchbegriffe man eingegeben hat? Das Googlemail-Passwort?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.