Seit Juli 2016 darf ich den Bereich „Internet“ im ZDF-Fernsehrat vertreten. Was liegt da näher, als im Internet mehr oder weniger regelmäßig über Neues aus dem Fernsehrat zu berichten? Eine Serie.
Eine immer wieder erfreuliche Folge von Vorträgen vor Twitter-affinem Publikum ist, dass dieses manche Kernbotschaften auf weniger als 280 Zeichen verdichtet und damit prägnanter zu fassen vermag, als man es selbst im Vortrag hinbekommen hat. Bei meinem diesjährigen re:publica Vortrag bin ich zum Beispiel Stefan Schulz zu Dank verpflichtet, der meine Kritik an vorherrschenden öffentlich-rechtlichen Plattformstrategien folgendermaßen auf den Punkt getwittert hat:
Wichtiger Hinweis von @leonidobusch: Öffis pumpen Geld und Programm in Youtube und Facebook, aber 0,00 Euro und Inhalte in Wikipedia. Priorität nur für intransparente Profitmaschinen aus dem Silicon Valley. Nix für die offene Gesellschaft im Internet. #rp18
— Stefan Schulz ☀️ (@friiyo) 2. Mai 2018
Offene Lizenzen im öffentlich-rechtlichen Eigeninteresse
Dass der völlige Verzicht auf freie Lizenzierung aber nicht nur der offenen Gesellschaft im Internet schadet, sondern auch der Reichweite der eigenen öffentlich-rechtlichen Angebote, wurde mir am offiziellen re:publica-Stand des ZDF vor Augen geführt. Gemeinsam mit anderen Fernsehratskollegen wurden uns dort die neuesten Virtual-Reality-Formate präsentiert. Unter anderem werden im ZDF aufwändige Rekonstruktionen historischer Gebäude oder Ereignisse entwickelt, die dann sowohl in klassischen Fernsehdokumentationen als auch für VR-Brillen optimiert eingesetzt werden können.
#Historisch auf der @republica: Mitglieder des @zdf–#fernsehrat @HuckyBecker, @leonidobusch und Beate Bäumer mit @HubertKrech auf virtueller Zeitreise in #Goseck #ffm oder den (Flug-)Häfen #Hamburg & #Tempelhof – ziemlich real auf #rp18 und https://t.co/sK3cRkwuwQ #vr #360grad pic.twitter.com/KhosTw0k8Y
— ZDF-Fernsehrat (@ZDFfernsehrat) 3. Mai 2018
Hubert Krech, einer der dafür verantwortlichen ZDF-Redakteure, verwies auf den schulischen Geschichtsunterricht als mögliches Anwendungsfeld. Gleichzeitig stelle sich schon noch die Frage, wie diese neuen, vollständig eigenproduzierten Inhalte Verbreitung finden könnten.
Eine Frage, die sich mit einem Wort beantworten lässt: Wikipedia. Gerade historische Rekonstruktionen wären eine ideale bewegtbildliche Ergänzung der historischen Wikipedia-Artikel. Und weil offene Creative-Commons-Lizenzen einen Verweis auf den Urheber eines Werkes erfordern, wäre der Verbreitungseffekt ein beträchtlicher. Tatsächlich ist es heute bereits so, dass in Wikipedia-Fußnoten verlinkte Quellenverweise (z.B. auf öffentlich-rechtliche Podcasts) ein relevanter Klicklieferant sind und sich gleichzeitig positiv auf Suchmaschinenrankings und damit auf die Auffindbarkeit öffentlich-rechtlicher Inhalte auswirken.
Ein Verzicht auf offene, Wikipedia-kompatible Lizenzierung bedeutet deshalb auch, auf zunehmend wichtigere Werbe-, Traffic- und Auffindbarkeitseffekte in digitalen Kontexten zu verzichten. Abseits linearer Verbreitungswege sind Wikipedia-Links einfach (Reichweiten-)Gold wert. Wenn also schon nicht das Argument überzeugt, dass offene Lizenzierung von eigenproduzierten Inhalten dem öffentlich-rechtlichen Auftrag entspricht, dann sollte es wenigstens das Reichweitenargument tun. Und vielleicht führt das dann auch dazu, sich noch einmal eingehender mit einigen offenen Fragen zu Creative Commons im ZDF auseinanderzusetzen.
jawoll ! Der Deutsche Steuerzahler muss natürlich dafür bezahlen, damit Google und Co über die googleübliche Contentsteinbruchtätigkeit bei WIKIPEDIA Geld mit den ÖFR content scheffeln kann, ohne eigene Kohle in Datenbanken und content investieren zu müssen. Ein Tipp, viel Polemik über die Plattformkapitalisten Tarnkappenfunktion der WIKIMEDIA würde dann entfallen, wenn die WIKIMEDIA Ihren „Wissensallemende ( Hüstel ) “ Auftrag mit einer anderen CC Lizenz so gestalten würde, dass unbeschränkte kommerzielle Weiternutzung ausgeschlossen wird. MACHT SIE ABER NICHT. Schließlich benötigt Google und apple und amazon und sonstwer das ganze für SIRI, Alexa, sonstwas.
Ja da muss ich zustimmen die Wikimedia Foundation sollte ausschließlich die Creative Commons Lizenzen mit dem Rechtsmodul NC (Non-Commercial) zulassen.
Tja die sind halt auch eine Firma, denn das der Wiki-Content nur pseudofrei ist wird den Leuten dann schlagartig klar werden, wenn die Wikimedia Foundation ihre Server dicht macht, oder einfach abschaltet…
Oder will dann irgendwer klagen?
Kann eine Foundation verklagt werden, weil die Nutzer, welche ihr ohne Gegebedingung ihren Content bereitgestellt haben auf diesen nicht mehr zugreifen können?
Das gesamte Wissen der Welt gehört in öffentliche Hände, staatlich gefördert, vollkommen transparent finanziert (von Steuergeldern am besten) und dezentral gespeichert.
Und vorallem ohne diese ganzen hierachiegeilen Idioten wie es sie in der Wikipedia zu finden gibt, denn JEDES Wissen ist relevant!