ARD-Dokumentation „Sexobjekt Kind“ in der Mediathek (ab 22 Uhr)

Gestern Abend lief die aktualisierte Fassung der NDR-Dokumentation „Sexobjekt Kind“ von Sebastian Bellwinkel im Ersten (Wdh. am 25.04 um 3.05 Uhr auf EinsExtra):

Unsere Gesellschaft hält den Schutz von Kindern im Prinzip für sehr wichtig. Wie kann es dann sein, dass in Deutschland jedes Jahr nach Expertenschätzung Zehntausende Kinder, Opferverbände sprechen von bis zu 200.000 Kindern, Opfer sexueller Gewalt werden? Mit dieser Kern-Frage hat sich NDR Autor Sebastian Bellwinkel für seine Dokumentation „Sexobjekt Kind“ auf Spurensuche begeben.

Wer die Sendung verpasst hat, kann sie sich derzeit auch in der Mediathek des Ersten ansehen. Allerdings nur, wie Matthias Schwenk bei Carta schreibt, zwischen 22 und 6 Uhr (Der JMStV lässt abermals grüßen). Die knapp 45 Minuten zu investieren, lohnt aber durchaus. Schwenk resümiert:

Es fehlt den Staatsanwaltschaften, der Polizei aber auch in der Medizin das Personal, um einerseits schneller und konsequenter gegen Straftäter vorzugehen und andererseits Pädophile präventiv therapeutisch zu begleiten. Die Stopp-Schild-Initiave Ursula von der Leyens wird als reine Symbolpolitik ohne praktische Wirkung entlarvt.

Endlich eine Doku, die aufrüttelt und bei der nicht einmal die Sperrgegner etwas zu meckern haben? In der Tat, es gibt nur wenige Punkte, die man kritisieren könnte. Da wäre zum Beispiel die Behauptung, laut UNICEF gäbe es 4 Millionen Webseiten mit Kinderpornographie im begleitenden Off-Kommentar. Die hätte man durchaus hinterfragen können.

Ebenso wie die Rolle der „privaten Kinderschutzorganisation“ ECPAT für die Gesamtdebatte, die ein klein wenig mehr tut, als von Kosmetikketten gesponsorte Aufklärungsveranstaltungen für Polizisten und Staatsanwälte zu organisieren. ECPAT war z.B. in Schweden(!) nach eigenen Angaben maßgeblich an der Einführung der Websperren verantwortlich.

Wie die in Bellwinkels Doku vorgestellte Mechthild Maurer, Geschäftsführerin ECPAT Deutschland, argumentiert, kann man sich übrigens in diesem Streitgespräch mit Frank Rieger vom CCC anhören (Markus schrieb damals: „Argumentativer Totalverlust für die Gegenseite“). Aber das sind Kleinigkeiten.

Problematischer scheinen mir da schon eher 2 längere Zitate zu Beginn der Sendung, die laut Kommentar aus einschlägigen Webforen stammen sollen. Im Heise-Forum sollen inzwischen die zugehörigen Links gepostet worden sein. Da stellt sich natürlich die Frage, ob sowas sein muss – auch, wenn die konkreten Inhalte evtl. nicht strafbewehrt sein sollten.

23 Ergänzungen

  1. Hierzu eine wie ich finde nicht ganz unberechtigte Kritik anlässlich
    des Adolf-Grimme-Preises:

    „Sehr geehrte Damen und Herren,

    auf der Homepage des NDR habe ich von der Nominierung der Reportage
    „Sexobjekt Kind“ zum Adolf-Grimme-Preis 2010 erfahren. Ich begrüße es
    sehr, wenn Menschen sich für den Schutz von Kindern einsetzen und auf
    Probleme und Schwachstellen aufmerksam machen. Die nominierte
    Reportage von Autor Sebastian Bellwinkel ist jedoch deutlich über das
    Ziel hinausgeschossen. Herr Bellwinkel scheint sich mit seinem
    Beitrag mehr gegen pädophile Menschen zu wenden als sich dem
    eigentlichen Schutz der Kinder zu widmen. Ich möchte Ihnen im
    folgenden erläutern, warum ich eine Nominierung oder gar Auszeichnung
    der Reportage für den Adolf-Grimme-Preis nicht für richtig halte.

    In der Reportage „Sexobjekt Kind“ werden pädophil empfindenden
    Menschen triebhafte Impulse und eine gestörte Wahrnehmung
    unterstellt, immer wieder wird in der Reportage „Sexobjekt Kind“ das
    Klischee des pädophilen Sexmonsters als eine Art tickende Zeitbombe
    propagiert. Dass Pädophile sich in Kindern – als menschliche Wesen
    mit all ihren Stärken und Schwächen – verlieben, wird an keiner
    Stelle erwähnt. Ebenso lässt man es aus, dass Pädophilie keineswegs
    nur die sexuelle „Gier“ nach Kindern ist. Herr Bellwinkel verschweigt
    die Tatsache, dass Pädophilie auch die emotionale Zuneigung zu
    Kindern bedeutet und eine Vielzahl der pädophilen Menschen aufgrund
    der sexuellen Orientierung gänzlich auf ihr Sexualleben verzichten.

    Viel schlimmer noch – es wird suggeriert, dass Kindesmissbrauch in
    der Regel durch pädophile Menschen erfolgt. Dabei verfehlt man das
    eigentliche Ziel der Reportage gänzlich, denn bei den meisten
    Missbrauchsfällen handelt es sich bei dem Täter nicht um einen
    Pädophilen, sondern um eine nahestehende Person innerhalb der Familie
    (dass Pädophile nur etwa einen Anteil von etwa 1 – 12 % der Täter bei
    sexuellem Kindesmissbrauch ausmachen ist mehreren wesentlichen
    Dunkelfeldstudien von anerkannten Wissenschaftlern zu entnehmen). Der
    typische Tätertyp ist nicht pädophil sondern sadistisch veranlagt –
    er greift auf das Kind als Ersatzobjekt zurück. DAS sind die
    eigentlich schlimmen Taten, wenn ein Kind unter Gewalt, Druck oder
    Zwang gar vom eigenen Vater oder Stiefvater vergewaltigt wird.

    Herr Bellwinkel greift bei der Reportage auf stilistische Mittel
    zurück, die den Zuschauer in Angst und Wut versetzen, das ist ihm
    wahrlich gut gelungen. Mit traurig gestimmten Hintergrundton wird von
    Sexualmorden in Verbindung mit sexuellem Kindesmissbrauch berichtet.
    Auch hier versäumt er jedoch, zu erwähnen, dass in der zuletzt
    vorliegenden polizeilichen Kriminalstatistik (PKS 2008) nicht ein
    einziger solcher Fall auftaucht (2007: 1 Fall). Es wird Panik
    geschürt wo es gar nicht notwendig ist. Warum zeichnet man nicht eine
    Reportage aus, die über die jährlich 50 bis 60 toten Kinder im
    deutschen Straßenverkehr berichtet?

    Immer wieder wird eine Zahl von jährlich 200.000 in Deutschland
    sexuell missbrauchten Kindern in den Raum gestellt. Am
    Wahrheitsgehalt dieser Aussage lässt man keine Zweifel. Tatsächlich
    gibt es Bundesweit jährlich etwa 2.700 Verurteilungen nach den §§ 176
    ff. (PKS Schlüssel 13100; Zahlen siehe „Lange Reihen zur
    Strafverfolgungsstatistik“, Statistisches Bundesamt, 2007), nimmt man
    die in der Wissenschaft immer wieder erwähnte Hellfeld – Dunkelfeld
    Relation von 1 : 5 an, dann kommt man auf etwa 13.000 Fälle jährlich.
    Diese Zahl schließt sexuelle Kontakte aller Art mit Personen unter 14
    Jahren ein, sowohl intensives zärtliches Küssen als auch alle
    einvernehmlichen Kontake mit geringfügigem Altersunterschied.

    Ich möchte auf die genannten Zahlen gerne näher eingehen: Wenn z.B.
    ein 13-jähriges Mädchen mit ihrem 14 jährigen Freund Zärtlichkeiten
    austauscht, dann taucht dies ebenso in der Statistik der sexuellen
    Missbrauchsfälle auf wie die Vergewaltigung eines kleinen Kindes
    durch einen älteren Mann. Das Gesetz schreibt es so vor – ohne Wenn
    und Aber. Auch wenn in der Reportage vermittelt wird, dass die Täter
    meistens ältere Männer sind, so sind tatsächlich in etwa 1/3 aller
    Fälle die Täter selbst noch unter 21 Jahre.

    Die Zahl von „200.000 Fällen sexueller Gewalt an Kindern“ hat nicht
    den geringsten Bezug zur Realität: Bei etwa 8% der Fälle „sexuellen
    Kindesmissbrauchs“ wird der Beischlaf oder ähnliche Handlungen
    vollzogen (PKS Schlüssel 131500; nach § 176a Abs. 2 Nr. 1 StGB; das
    schließt vaginalen, oralen, analen Verkehr und ähnliche Handlungen
    ein). Nimmt man diese Zahlen und errechnet somit alle Fälle sexuellen
    Missbrauchs (inklusive nicht vollendete (Versuche ohne Tathandlung)
    und Dunkelfeld) von Kindern durch über 21-jährige Personen bei denen
    der Beischlaf oder ähnliche Handlungen vollzogen wurde, so kommt man
    auf eine Zahl von etwa 800 Fällen jährlich. Verrechnet man diese Zahl
    noch mit der Höchstgrenze des oben genannten Anteils pädophiler Täter
    bleiben ganze 100 solcher Fälle durch pädophile Täter jährlich übrig.
    Ich wiederhole: inklusive Dunkelfeld.

    Eine Aussage wie „50% weniger Rückfälle heißt 50% weniger Opfer“ soll
    wohl suggerieren, dass man am besten alle Sexualstraftäter
    lebenslänglich einsperren sollte. Dass man sich damit nur in
    trügerischer Sicherheit wähnt (anhand der Rückfallquoten wären es
    tatsächlich ’nur‘ etwa 6% weniger Opfer), daran scheint keiner zu
    denken. Genauso schlecht recherchiert ist die Behauptung, dass
    pädophile Menschen bei dem Projekt „Kein Täter werden“ der Berliner
    Charité nicht abgelehnt werden. Das Gegenteil ist der Fall – über 90%
    der Hilfesuchenden werden abgelehnt. Herr Beier und sein Team such
    sich gezielt Fälle heraus, vor allem bereits straffällig gewordene
    Menschen.

    Die oben genannten Kritikpunkte waren nur ein kleiner Auszug dessen
    was ich zu kritisieren habe. So werden zum Beispiel Horrorzahlen zu
    kinderpornographischen Schriften auf Computern von mutmaßlichen
    Tätern genannt. So spricht man von 182 nicht ausgewerteten Fällen,
    einer Datenmenge von 48 Terrabyte und rechnet diese pauschal auf 365
    Millionen (365.000.000) Bilder hoch. Dass diese Datenmenge
    tatsächlich ALLE Daten, wie legale DVD’s, CD’s oder ganz normale
    Systemdateien von Windows oder von Spielen und Office-Programmen
    einschließt erwähnt man nicht. Wie hoch der Anteil
    kinderpornographischen Materials tatsächlich ist, sagt man vermutlich
    deshalb nicht, weil dieser vernichtend gering ist.

    So berichtet z.B. Rechtsanwalt Vetter auf seinem Blog
    (http://www.lawblog.de) von einem Fall wo angeblich 50.000 Bilder
    sichergestellt wurden. Tatsächlich fanden die Ermittler am Ende
    gerade mal ein halbes Dutzend Bilder, die als kinderpornographisch
    durchgehen könnten. Der Staatsanwalt und das Gericht sahen dahin
    gegen keine einzige Datei als Kinderpornographie an. Das Leben eines
    solchen Mandanten ist dennoch zerstört, denn die Nachbarn oder Presse
    interessieren sich nicht mehr dafür, da Gerüchte, Hass und Wut
    bereits die Runde durch das Dorf gemacht haben. Leider sind solche
    Fälle viel häufiger als die tatsächlichen Verurteilungen. Damit, dass
    der Reporter, Herr Bellwinkel, die Gerichte oder Staatsanwälte unter
    Druck setzt ist, niemandem geholfen.

    Es fällt mir schwer, eine Reportage, die den Schutz von Kindern zum
    Ziel hat und auf Probleme aufmerksam machen will, als Hetzjagd zu
    verurteilen. Im Grunde ist „Sexobjekt Kind“ aber nichts anderes. Es
    wird Angst- und Panikmache betrieben, Fakten und Tatsachen verfälscht
    dargestellt und Zahlen ungeprüft in den Raum geworfen. Diese
    Reportage scheint mir viel mehr der Profilierung des Autors auf
    Kosten einer sexuellen Minderheit als den eigentlichen Schutz der
    Kinder zu dienen. Ehrlicher und gut recherchierter Journalismus – der
    durch den Adolf-Grimme-Preis eigentlich ausgezeichnet werden sollte –
    sieht anders aus.

    Mit freundlichen Grüßen“

  2. @nb:

    immer wieder wird in der Reportage “Sexobjekt Kind” das Klischee des pädophilen Sexmonsters als eine Art tickende Zeitbombe propagiert. Dass Pädophile sich in Kindern – als menschliche Wesen mit all ihren Stärken und Schwächen – verlieben

    Selten so einen ekelhaften Unsinn gelesen. Woher ist das, aus der Mitgliederzeitschritt der „Krummen13“? Ich bitte um Verständnis, wenn ich auf die anderen Relativierung nicht weiter eingehe, ich möchte gleich noch essen.

    Was man der Doku tatsächlich vorwerfen könnte (nicht unbedingt muss) ist der Umgang mit Zahlen und Statistiken. Da stellt sich aber auch die Frage, wie weit und wissenschaftlich ein auf 45 Minuten ausgelegtes Reportageformat arbeiten kann. Von „Angst- und Panikmache“ zu sprechen, ist aber Unsinn.

    Disclosure: Ich saß die letzten beiden in der Nominierungskommission zum Grimme Online Award. Der hat mit dem Fernsehpreis allerdings nur den Ausrichter gemein.

  3. Ich fand die Dokumentation recht gut gelungen.
    Wie die Datenenge auf Bilder hochgerechnet ist mir zwar auch negativ aufgefallen, aber auch wenn man das abzieht kommt das heraus, was der Polizist damit veranschaulichen wollte: Es gibt viel zu wenig Personal in diesen Abteilungen, und da Abhilfe zu schaffen ist ein Anliegen das ich nur unterstützen kann.
    Trotz solcher Mängel eine Dokumentation der man ansieht, dass sich Herr Bellwinkel wirklich darum bemüht hat einen Beitrag zu schaffen, der den Opfern wirklich nützt.

  4. In der Dokumentation Sexobjekt Kind wird ganz klar der Fokus auf männliche Pädophile gelegt.
    (Eigentlich nur)
    Als wäre das ein männliches Problem was es aber zu 100% nicht ist.
    Warum?
    Natürlich kann es möglicherweise sein, dass in Deutschland Männer eher pädophil werden als Frauen.
    Aber es gibt genug Fälle in denen auch Frauen (besonders Lehrerinnen) pädophile Straftaten begangen haben.
    Hier ein paar Beispiele:

    http://www.bild.de/BILD/news/2010/01/01/sex-lehrerin-gerichts-urteil/20-jahre-knast-gefaengnis.html

    http://www.shortnews.de/id/747915/Tschechien-Internet-Video-zeigt-Lehrerin-und-Schueler-beim-Sex

    http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,311610,00.html

    http://news.feed-reader.net/90805-lehrerin-verfuehrt-schueler.html

    Und so weiter.
    Wie kann es sein, dass in der Dokumentation Sexobjekt Kind über Kastration männlicher Straftäter gesprochen wird, aber nicht über das Entfernen der Oberweite oder das Zunähen der Scheide weiblicher Sexstraftäter?
    Wie krank ist es überhaupt so etwas zu fordern?
    (Das Verstümmeln von menschlichen Körperteilen)
    Wie krank kann man sein so etwas zu produzieren und dann noch zu veröffentlichen und zu denken man hätte etwas Gutes getan?

  5. @Harkai:

    Aber es gibt genug Fälle in denen auch Frauen (besonders Lehrerinnen) pädophile Straftaten begangen haben.

    Soso, „besonders Lehrerinnen“. Vielleicht sollten Sie davon absehen, Dritten die Welt googeln zu wollen. Tatsächlich wird wohl niemand bestreiten, dass auch Frauen zu Tätern werden, ihr Anteil ist, zumindest in den mir bekannten Statistiken, mit 10 bis 15% aber überschaubar.

    Ganz abgesehen davon, dass die Doku keine Kastration fordert (sondern, ganz im Gegenteil, vor allem das Fehlen von Therapieplätzen thematisiert), sind Perversitäten wie „Entfernen der Oberweite“ oder „Zunähen der Scheide“ wohl kaum vergleichbar.

    Falls Sie mit jemandem über das Thema sprechen wollen (es scheint mir nötig) finden Sie unter http://www.einslive.de/sendungen/domian/adressen.jsp ein paar Adressen und Telefonnummern.

  6. @Jörg-Olaf Schäfers

    So als Laie gefragt: Ist es ausgeschlossen, dass sich ein Pädophiler in ein Kind verliebt?

  7. Die Spitze der totalen Desinformation & Falschdarstellung ergibt sich jedoch aus einigen Zitaten von Users im Deutschen Jungsforum für Pädophile/Boylover. Dieses Forum dient den Pädophilen neben dem Deutschen Girlloverforum zur Hilfe der Selbsthilfe und ist deshalb von erheblicher Bedeutung für die Betroffenen. Zusätzlich beinhalten diese Foren politische Debatten zum Sexualstrafrecht, Medien und Sexualwissenschaft. Es ist journalistisch unverantwortlich, wenn Sie daraus einzelne Zitate der User vollkommen aus dem Zusammenhang greifen und dem unwissenden Zuschauer präsentieren. Das ist ein vorsätzlicher Missbrauch der Pressefreiheit. Mit keinem Wort werden diese Foren erläutert, geschweige denn vorgestellt. Bei allen anderen Personen/Projekten haben Sie dies so gehandhabt. Beide Internetforen bestehen seit vielen Jahren und sind inhaltlich vollkommen legal. Die Pädophilen nehmen in diesen Foren das Recht der Freien Meinungsäußerung gemäß Grundgesetz wahr. Ihre Art und Weise der unseriösen Darstellung dieser Foren wird von uns und mit Sicherheit von fast allen der Hunderten Usern dort scharf verurteilt. Ich gehe davon aus, dass sich bereits viele User dieses Forums bei Ihnen beschwert und Protest eingelegt haben. Es bleibt deshalb zu hoffen, dass Sie auch diesen Protest ernst nehmen und in einer Ihrer nächsten Sendungen die verdrehten bis falschen Darstellungen richtigstellen werden.
    http://k13-online.krumme13.org/news.php?s=read&id=1675

  8. @J.S.: Nein, und? Entschuldigt das sexuellen Missbrauch? Und nun bitte keine Verweise auf angeblich „konsensuale Erfahrungen“ und „Kinder, die es doch auch wollen“. Das ist eine Debatte, die hier nicht stattfinden wird. Wer hier den Missbrauch von Kindern relativiert, wird gelöscht.

    Ich kann – zumindest rational, emotional weniger – durchaus nachvollziehen, dass Pädophile in einem brutalen Konflikt stehen* und würde mir wünschen, dass sie im Interesse möglicher Opfer professionelle Hilfe bekommen, aber: Wer sich tatsächlich an Kindern vergreift, bekommt zu Recht Probleme.

    *Dabei ist es völlig unerheblich, ob man, imo verharmlosend von einer „Neigung“, oder wissensschaftlich von Paraphilie, also einer pathologischen Zwangsstörung spricht.

  9. es ist ja teilweise entsetzlich, was hier manchen an den absichten Sebastian Bellwinkel missverstehen oder missverstehen wollen.

    ich finde das Resüme das schreit nach einer (oder gleich mehreren) petition(en) im deutschen bundestag:

    der deutsche bundestag möge beschließen, das „züricher modell“ bei der gerichtlichen beurteilung von sexualstraftätern als standard festzulegen.

    der deutsche bundestag möge beschließen, die benötigten finanziellen mittel zur operativen ermittlung und bekämpfung von pädophilie bereitzustellen.

    der deutsche bundestag möge beschließen, pädophilie als chronische krankheit anzuerkennen, um eine psychotherapeutische behandlung potentieller täter kassenärztlich zu finanzieren.

    request for comment, please. bin kein jurist und kenne mich nicht mit dem petitionrecht aus (zuständigkeit des bundestages?), aber vielleicht hat hier jemand ein paar ergänzungen.

  10. @Jörg-Olaf Schäfers:

    Ich glaube, der Stein des Anstoßes liegt hier in unterschiedlichen Definitionen von „Pädophiler“. Du scheinst davon auszugehen, dass dieser Begriff Täter bezeichnet bzw. solche Menschen, die mit enorm hoher Wahrscheinlichkeit zu Tätern werden.

    Im von @nb zitierten Text scheint der Begriff dagegen eher (und korrekterweise, laut wikipedia) Menschen mit einer solchen Neigung zu bezeichnen, die zudem nur in vergleichsweise seltenen Fällen zu entsprechenden (und selbstredend verabscheuungswürdigen) Taten führt.
    Ich erinnere mich an ein Gespräch, das glaube ich auch hier verlinkt war, in dem sich ein Akademiker (ich glaube Sexualprofessor), eine Frau einer Opferhilfsorganisation und ein Missbrauchsopfer, der sich aber nicht als „Opfer“ verstanden wissen wollte, im Rahmen der Debatte um die katholischen Kirche unterhielten, und in dem die gleiche Unterscheidung getroffen wurde, zudem der Akademiker auch darauf hinwies, dass sich (seiner Definition nach) Pädophile in der Tat in Kinder verlieben würden und ich meine mich noch dunkel daran zu erinnern, dass nur etwa 5% der wirklichen Täter als pädophil gelten könnten. Kann nicht zu lange her sein, finde es aber gerade nicht :(

    Worauf ich eigentlich hinaus will: solange hier ein und der selbe Begriff mit 2 verschiedenen Definitionen verwendet wird, werdet ihr auf keinen grünen Zweig kommen können, da ihr den jeweils anderen immer missverstehen werdet und ihm u.U. Absichten („verharmlosend“) unterstellt, die einzig eurer verschiedenen Definitionen geschuldet sind.

  11. @Aniota:

    Ich glaube, der Stein des Anstoßes liegt hier in unterschiedlichen Definitionen von “Pädophiler”. Du scheinst davon auszugehen, dass dieser Begriff Täter bezeichnet bzw. solche Menschen, die mit enorm hoher Wahrscheinlichkeit zu Tätern werden.

    Nein. Pädophile sind Menschen, die sich auf Grund einer Paraphilie zu Kindern hingezogen fühlen. Das kann, besser: muss, ich rational akzeptieren. Nicht akzeptieren kann ich, wenn es zu sexuellen Übergriffen kommt. Meine Grenzlinie als medizinisch/ psychologischer Laie ist somit eher pragmatischer Natur. Ich unterscheide nicht zwischen – vermeintlich – harmlosen und tatsächlich gefährlichen Pädophilen, sondern zwischen Tätern und Nichttätern. Ich erwarte, auch von einem „verliebten“ Pädophilen, dass er seine Neigung/Paraphilie soweit im Griff hat, dass er sich nicht an Kindern vergreift.

    Dabei ist es völlig unerheblich, ob man, imo verharmlosend von einer “Neigung”, oder wissensschaftlich von Paraphilie, also einer pathologischen Zwangsstörung spricht.

    Und ja, statt dumpf „Schwanz ab!“ zu fordern, erwarte ich von Politik und Gesellschaft, gerade auch im Interesse potentieller Opfer, dass Pädophile professionelle Hilfe in Anspruch nehmen können, um solche Übergriffe zu verhindern.

    Ich erinnere mich an ein Gespräch, das glaube ich auch hier verlinkt war, in dem sich ein Akademiker (ich glaube Sexualprofessor)

    Das könnten die Thesen von Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch bei Freitag.de gewesen sein:

    http://www.freitag.de/kultur/1014-sigusch-thesen-zur-missbrauchsdebatte

    Aber wie gesagt, es ist für mich unerheblich, ob der Pädophile „verliebt“ ist oder gar ein Einverständnis auf Seiten des Kindes sieht oder erhofft. Wer sich als Erwachsener im Zuge seiner Paraphilie an Kindern vergreift, überschreitet eine Grenze. Die Überschreitung dieser Grenze ist zu Recht sanktioniert.

    Und bevor die nächste Relativierung kommt: Auch angeblich konsensuales „Kuscheln“/“Anfassen“ zählt für mich im Kontext einer Paraphilie zum sexuellen Missbrauch.

  12. Es ist doch ganz egal wer,wie,was sich an Kindern vergreift. Es ist und bleibt das schlimmste was man einem Kind an tun kann. Für sexuellen Missbrauch an Kindern gibt es einfach keine Entschuldigung. Was ist das für eine Aussage, das so etwas auch Frauen machen. Sexueller Missbrauch an Kindern darf überhaupt nicht passieren, egal von wem. Die Rechenaufgabe war ja sehr interessant, aber Tatsache ist das schon ein missbrauchtes Kind zuviel ist. Egal ob die Zahlen von der Reportage die in der ARD Sexobjekt Kind, stimmen oder nicht. Hier wird behauptet das es ja gar nicht so viele Kinder sind und das überwiegend Kinder in ihrer häuslichen Umgebung sexuell Missbraucht werden. Dann wird hier kommentiert das diese Täter Sadisten sind und keine Pädophilen. Ich wiederhole mich noch einmal, niemand hat das Recht sich an wehrlosen unschuldigen Kindern zu vergreifen. Nur für die eigene Sexuelle Befriedigung den Kinder so zu schaden und ihr ganzes Leben kaputt machen. Egal ob jemand krank ist oder nicht. Wenn es mir nicht gut geht und ich hatte ein schlechtes Leben, ich bin auch krank und von vielen Menschen schlecht behandelt worden, kann ich auch nicht Amok laufen und aus Wut Menschen umbringen. Da könnt ja jeder kommen. In der Reportage Sexobjekt Kind wurde auch sehr gut dargestellt das sehr wenig zum Schutz unserer Kinder getan wird. Das stimmt zu 100%. Wenn es nicht so wäre, warum sind die Täter von den sexuell Missbrauchten und teilweise getöteten Kindern meistens Wiederholungstäter? Also die schon mindestens 1 mal auffällig wurden und sich an Kindern vergriffen haben. Wie viele Kinder könnten noch Leben wenn sie die Täter nie mehr raus gelassen hätten. Auf jeden Fall hat die Reportage die Sache auf dem Punkt gebracht und gezeigt was schon längst überfällig war, nämlich das für unsere Kinder viel zu wenig getan wird und das sich an den Gesetzen viel ändern muss. Die Behörden müssen mehr mit den Kindergärten und Schulen zusammen arbeiten. Es muss mehr für die Opfer getan werden. Aber dafür ist kein Geld vorhanden und das wurde auch in der Reportage ganz klar gesagt.Was auch richtig ist. Kinder bedeuten Leben und unsere Zukunft. Sie sind nicht für die Sexuelle Befriedigung von Erwachsenen geboren worden. Die Täter wissen gar nicht was sie den Kindern und ihren Eltern ein leben lang an tun. Die sich im häuslichem Umfeld, an ihren Kindern vergreifen sind meiner Meinung nach sowieso, dafür gibt es kein Wort. Es ist traurig und beschämend genug das man über so ein Thema überhaupt reden muss, das es so etwas überhaupt gibt. Keine Gewalt an Kinder, so muss es heißen. Wir haben doch alle ein Kopf zum denken bekommen, oder? Wer nicht denken kann muss ja dann geisteskrank sein.

  13. > Auch angeblich konsensuales “Kuscheln”/”Anfassen” zählt für mich im Kontext einee Paraphilie zum sexuellen Missbrauch.

    So bastelt sich halt jeder seine eigene Definition und niemand weiß was gemeint ist.

    Beste Aussichten auf Missverständnisse und Fehlurteile. Oder gleich Willkür: _Exakt_ die gleiche Handlung ist in einem Fall sexueller Missbrauch (Pädo kuschelt/streichelt und verspürt dabei eventuell etwas) und im anderen („Normalo“ kuschelt/streichelt und empfindet dabei deutlich weniger) nicht? Sind die Empfindungen vom Erwachsenen ausschlaggebend? Oder wie darf ich den „Kontext“ verstehen?

    Mich dünkt der Gesetzgeber hat (noch?) eine andere Auffassung. Aber ich lasse mich gerne belehren.

  14. > Es ist und bleibt das schlimmste was man einem Kind an tun kann.

    Jetzt atmen gerade die ganzen Kindermörder, die totschlagenden und Kinder verhungern lassenden Eltern auf. Puh. Gerettet. WIR sind nicht die schlimmsten. Das sind die anderen.

    Moment ich habe auch gerade den Fritzl aufatmen hören.

  15. So bastelt sich halt jeder seine eigene Definition und niemand weiß was gemeint ist.

    Wie gesagt, dass ist meine persönliche Meinung.
    Für die juristische Bewertung ist das Strafgesetzbuch relevant. Einschlägig sind § 176 ff: http://dejure.org/gesetze/StGB/176.html

    _Exakt_ die gleiche Handlung ist in einem Fall sexueller Missbrauch (Pädo kuschelt/streichelt und verspürt dabei eventuell etwas) und im anderen (“Normalo” kuschelt/streichelt und empfindet dabei deutlich weniger) nicht

    Es ist eben nicht „exakt die gleiche Handlung“. Vor allem handelt es sich aber nicht um kein Thema, das sich in der Kommentarspalte eines netzpolitischen Blogs abhandeln lässt.

    Oder wie darf ich den “Kontext” verstehen?

    Kontext bedeutet im allgemeine Sprachgebrauch „in Zusammenhang mit“. Da gibt es wenig misszuverstehen. Wer z.B. elterliche Nähe ernsthaft mit einer sexuellen Annäherung im Rahmen einer Paraphilie gleichsetzt – oder gar eigenes Handeln zu relativieren versucht – sollte ernsthaft über die Inanspruchnahme professioneller Hilfe nachdenken.

    Jetzt atmen gerade die ganzen Kindermörder, die totschlagenden und Kinder verhungern lassenden Eltern auf. Puh. Gerettet. WIR sind nicht die schlimmsten. Das sind die anderen.

    Ein Zyniker könnte nun antworten, dass ein ermordetes oder verhungertes Kind sein Leid wenigstens hinter sich hat. Ich bin kein Zyniker und finde obige Relativierung schlicht zum Kotzen.

  16. Sehenswerte Dokumentation, vor allem weil gezeigt wird wo die eigentlichen Probleme sind. Und das sind nicht die Milliardenmärke im www. Es sind nicht die zufällig auf Kippo-Seiten surfende Pädos die dann erst zu Tätern werden.
    Ganz im Gegenteil, es ist einfach die Bequemlichkeit und Bürokartisierung eines Staates, bei dem (fast) alles nur nach Mommons Pfeife tanzt.
    Wenn ich überlege wieviel tatsächlich Sinnvolles, was nur darauf wartet etwas Geld zu bekommen oder Beachtung (siehe #10), gemacht hätte werden können. Aber nein, lieber das Ego, die Freunde und die Wirtschaft mit so tollen Sachen wie Stopp-Schildern subventionieren.

  17. Diese Sendung ist für Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet. Der Clip ist deshalb nur von 22 bis 6 Uhr verfügbar.

    Kann man dieses Video nicht befreien?! Wenn ich mir vorstelle, dass dieser Schriftzug mit dem JMSSV überall zu finden sein wird bekomme ich Angst.

  18. @Diskussion:

    Ich fürchte, dies ist leider ein Thema, bei dem sich (persönliche) Ethik und Definitionen derb unterscheiden können und das aufgrund der Emotionalität schnell hochkochen kann.

    Für mich ist z.B. der Tod um einiges schlimmer als eine Vergewaltigung. Und das obwohl ich kein Mann bin. Über Misshandlungen *kann* man (muss nicht) hinwegkommen, das Lebensende ist aber endgültig. Bringt in dem Zusammenhang aber nicht viel, da hierzu vermutlich jeder seine eigene Meinung hat.

    Natürlich gibt es für keinerlei Kindesmisshandlungen eine Rechtfertigung, egal aus welchem Motiv. Nichtsdestotrotz stimmen die Zahlen, dass die Misshandlungen im privaten, engen Umfeld um einiges häufiger sind und somit meist eher unter „Handlungen als Bestrafung/Wutventil“ denn „Handlungen zwecks sexueller Befriedigung“ zählen. Wie gesagt, beides ist schlimm! (was genau für das Kind schrecklicher ist, hängt von der Psyche des Individuums ab)
    Und genau an dem Punkt hätte die Reportage nachhaken können/sollen. Denn Sex per se ist in dem Zusammenhang nicht unbedingt *rein* Mittel zur Befriedigung und ist in diesem Falle keine Störung der Sexualität, sondern ein psychisches Macht/Ohnmacht-Problem (eben Sadismus).

  19. Nichtsdestotrotz stimmen die Zahlen, dass die Misshandlungen im privaten, engen Umfeld um einiges häufiger sind

    Das wird soweit niemand bestreiten. Tatsächlich hat die Dokumentation dieses Problemfeld ja auch aufgemacht.

    und somit meist eher unter “Handlungen als Bestrafung/Wutventil” denn “Handlungen zwecks sexueller Befriedigung” zählen.

    Das hingegen schon. Bereits die Konjunktion „und somit“ ist sinnfrei. Ein sexueller Übergriff ist und bleibt ein sexueller Übergriff.

    Denn Sex per se ist in dem Zusammenhang nicht unbedingt *rein* Mittel zur Befriedigung und ist in diesem Falle keine Störung der Sexualität, sondern ein psychisches Macht/Ohnmacht-Problem (eben Sadismus).

    Aus Sicht eines Opfers dürfte es sekundär sein, ob es aus Geilheit oder Sadismus vergewaltigt wird. Abgesehen davon, dass auch Sadismus als Paraphilie gilt.

  20. für das Opfer ist das freilich egal, das wollte ich auch gar nicht zur Debatte stellen ;)

    Im Bezug auf Prävention, Erkennung/Symptomatik und Therapie hingegen ist es nicht egal.
    Durch „Sprengen von Kinderpornoringen“ oder dergleichen kommt man z.B. solchen Tätern nämlich schwer auf die Schliche, da sie das Material vermutlich gar nicht interessiert.

    Gut, beim Sadismus hatte ich vermutlich auch eine andere Schublade vor Augen, eine von der sexuellen Erregung losgelöstere, die sich rein auf Machtphantasien stützt, auch wenn sie sich zum Teil in sexuellen Handlungen zeigt. War ein soziologischer Ansatz, der noch in meinem Hinterkopf rumschwirrte und nicht der „allgemeingültigen“ Definition des Sadismus als echte Paraphilie entspricht. Mea culpa.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.