Aktuell verklagen die Generalstaatsanwälte von 13 US-Bundesstaaten und der Hauptstadt Washington, D. C. TikTok. Sie werfen dem sozialen Netzwerk vor, Kinder und Jugendliche bewusst süchtig zu machen.
Nun hat das US-Rundfunknetzwerk National Public Radio (NPR) Inhalte aus einem Gerichtsdokument veröffentlicht. Demnach ist TikTok das Suchtpotenzial der Video-Plattform für Jugendliche bekannt. Und offenbar zeigen Präventionsmaßnahmen des Unternehmens bislang kaum Wirkung.
Die Details sind wegen einer Kommunikationspanne öffentlich geworden, weil Angaben in einem Dokument nur unzureichend unkenntlich gemacht worden waren.
Süchtig in angeblich nur 35 Minuten
Das Dokument enthält interne E-Mails, Untersuchungen und Präsentationen von TikTok. Sie geben einen Einblick darüber, wie es um das unternehmensinterne Wissen hinsichtlich möglicher Risiken für junge Nutzer:innen steht.
Den Untersuchungen zufolge geraten junge Menschen schon in eine Abhängigkeit, wenn sie in geringer Zeit mehr als 260 Videos ansehen. Aufgrund der charakteristisch kurzen Dauer von TikTok-Videos könnte dies demnach bereits nach 35 Minuten geschehen.
Um dem Suchtpotenzial entgegenzuwirken, hat die Plattform mehrere Präventionsmaßnahmen in der App eingebaut. Eine davon ist die automatische Limitierung der Bildschirmzeit für Minderjährige auf 60 Minuten pro Tag. Dabei handelt es sich aber lediglich um eine wegklickbare Nachricht in der App.
In den veröffentlichten Gerichtsunterlagen findet sich eine von TikTok durchgeführte Untersuchung, wonach dieses Mittel kaum Wirkung zeigt: Die durchschnittliche Nutzungsdauer unter Jugendlichen hat sich dadurch um gerade einmal 1,5 Minuten auf insgesamt 107 Minuten pro Tag verringert.
Geopolitischer Konflikt im Internet
Die US-Regierung sieht TikTok seit Jahren zusehends kritisch. Im April dieses Jahres verabschiedete Präsident Joe Biden ein Gesetz, das die chinesische Mutterfirma ByteDance vor ein Ultimatum stellt: Entweder sie verkauft die App oder TikTok wird in den USA verboten.
Bürgerrechtsorganisationen kritisieren das Vorgehen der US-Regierung als Zensur. Aus ihrer Sicht geht es der Regierung vor allem darum, den geopolitischen Schlagabtausch mit China über das Internet auszutragen – und dazu eine der beliebtesten Plattformen der USA aus dem Land zu drängen.
Gerichtsdokumente nur unzureichend geschwärzt
Der Konflikt wird auch vor US-Gerichten ausgetragen. Mehrere US-Bundesstaaten beschuldigen TikTok, Kindern und Jugendlichen zu schaden. Aus dem Fall in Kentucky liegt NPR ein 119-seitiges Gerichtsdokument vor. Große Teile des Dokuments waren unkenntlich gemacht worden, allerdings nur unzureichend. Eine Reporterin kopierte den geschwärzten Text aus dem Gerichtsdokument und fügte ihn lesbar in ein neues Dokument ein.
Ein TikTok-Sprecher sagte gegenüber der Associated Press, dass es unverantwortlich sei, ein solches Dokument zu veröffentlichen. Außerdem würde die Berichterstattung irreführende Zitate herauspicken und veraltete Dokumente aus dem Kontext reißen.
Ein US-Bundesgericht ordnete auf Ersuchen der Generalstaatsanwaltschaft mittlerweile an, die Beschwerde zu versiegeln, um weitere Leaks zu verhindern.
Es ist nicht direkt die Schuld von Tik Tok. Es ist unser Problem darüber aufzuklären wie Körper und Geist von Menschen funktioniert und anhand welcher Daten ein Algorithmus das schon nach wenigen Millisekunden ausnutzen kann.
Natürlich ist Tik Tok indirekt schuld, aber wir Menschen ticken nun mal so. Was geht wird getan, sind die andren Schuld wenn sie nicht Klug oder reich genug sind um das zu verstehen. So tickt die Evolution. Do je näher wir der Singularität kommen umso verwerflicher ist es, finde ich aufgrund der Etik…
Mit Zucker, Zigaretten, Alkohol und Schmerzmittel ist es genau so nur sind es andere Rezeptoren. Es gibt hier keinen Unterschied.
Auch bei Facebook ist man sich über das Suchtpotenzial bewusst und trotzdem wird nur beim chinesischen Anbieter über ein Verbot diskutiert. Was zeigt, wie unterwürfig man in Europa gegenüber den USA ist.