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BreakpointDas Rezept, um reich zu werden

Du willst reich werden? Dann geh ins Gym. Bau neben deinem 9-to-5-Job ein Side Hustle auf. Fang an zu meditieren. Dusch kalt. Schau keine Pornos. Dann kommen Geld und Erfolg von ganz allein.

Abgebrannte Streichhölzer
Die „Hustle Culture“ kennt keine Burnouts – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Anne Nygård auf Unsplash

Mit der richtigen Tagesroutine können wir alle zu Erfolg und Reichtum gelangen. Das glaubst du nicht? Dann folgst du den falschen Leuten in den sozialen Medien.

Denn dort werden millionenfach Anweisungen gepostet, wie du und ich zu Milliardären werden können. Unter den Hashtags #BillionaireMindset, #MillionaireMindset oder auch #BillionaireRoutine finden sich allerhand Tipps für all jene, die mit stählernem Willen reich werden wollen.

Früh morgens um 4 Uhr aufstehen. Meditieren, Sport machen, E-Mails checken. Drei Ziele für den Tag setzen. Ein rohes Ei mit Müsli und Magerquark frühstücken. Um 7 Uhr anfangen zu arbeiten. In der Mittagspause: joggen und die Aktienmärkte checken. Um 18 Uhr dann nach Hause, um am Side Hustle zu arbeiten. Spätestens um 21 Uhr ins Bett. Guter Schlaf ist wichtig.

Mach es wie Buffett, Gates und Zuckerberg

Mit dieser Routine ist ein Vermögen in zehnstelliger Höhe nahezu garantiert – aufs Mindset kommt es an. Schließlich machen es Warren Buffett, Bill Gates, Mark Zuckerberg und Co. angeblich genauso.

Doch was die sogenannte „Hustle Culture“ vor allem gegenüber jungen Menschen propagiert, ist ein leeres Versprechen: Du wirst nicht reich, indem du genug Proteine isst und auf Pornos verzichtest. Auch Gates und Buffett sind nicht dadurch zu Milliardären geworden. Sie hatten wohlhabende Eltern. Und die kann man sich nicht im Gym antrainieren.

Dessen ungeachtet widmen sich unzählige Accounts der Frage, wie jeder zum „Billionaire“ aufsteigen kann. Mit ihren vagen Empfehlungen scharen die Influencer zigtausende Follower hinter sich. Unter dem Hashtag #BillionaireMindset finden sich auf Instagram rund 1,8 Millionen Postings, unter MillionaireMindset sind es sogar ganze 9,1 Millionen.

Beliebig wie ein Wandtattoo

Dabei verbreiten die Influencer Weisheiten von einer Tiefe, wie sie auch Wandtattoos aus dem Baumarkt bieten: „Geh Risiken ein!“, „Arbeite super hart!“, „Hör nicht auf den kleinen Mann!“.

Die Hustle Culture ist – trotz des fehlenden Wohlfühlcharakters – ein weiterer Selbstoptimierungstrend. Wie bei ähnlichen Trends in den sozialen Medien, geht es auch hierbei darum, sich zu vergleichen und vermeintlich zu optimieren: Wer fährt die meisten Bugattis, wer kennt die meisten Musk-Zitate, wer frühstückt die meisten rohen Eier? Dafür bieten die sozialen Medien eine ideale Bühne – weshalb der scheinbar veraltete Trend zum Workaholism im Netz neu aufflammt.

Die Selbstoptimierung der Hustle Culture zielt damit auch nicht nur darauf ab, ein „perfektes Leben“ zu führen. Vielmehr geht es darum, unter größtmöglicher Selbstausbeutung möglichst viel Geld zu verdienen. Das angebliche Ziel der Hustler: Freiheit.

Leben, um zu arbeiten

Aus diesem Grund blicken Hustler meist verächtlich auf 9-to-5-Jobs. Die gewöhnliche Lohnarbeit verunglimpfen sie allzu gerne als rat race, als Rattenrennen.

Versteckt sich hinter der Jagd nach den Milliarden also in Wahrheit doch eine Systemkritik? Keineswegs. Das wird spätestens dann deutlich, wenn die Mindset-Bubble Buffett, Gates und Zuckerberg zu Gallionsfiguren der Leistungsgesellschaft hochstilisieren.

Die Ablehnung der Möchtegern-Millionäre richtet sich nicht gegen das System der Lohnarbeit und dessen Profiteure. Stattdessen verachten sie all jene, die arbeiten müssen, um zu überleben.

Schließlich könnte es jeder schaffen: Wenn er nur das richtige Frühstück äße, die richtigen Investments tätigte, die richtigen Freunde hätte und die richtigen Podcasts hörte.

Harte Arbeit ist der Weg zum Erfolg, so lautet das Mantra. Wer aber arm ist, der trägt daran selbst Schuld. Diese Menschen haben einfach das falsche Mindset: Sie würden sich ständig beschweren, nicht dazu lernen wollen und die Zukunft fürchten. Kurzum, sie leiden an einer „Pleite-Mentalität“.

Hustler beschweren sich hingegen nicht. Sie denken groß. Sie investieren. Sie duschen kalt. Derlei selbstauferlegte Entbehrungen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich hinter dem sinnleeren Aufstiegsversprechen vor allem eines verbirgt: eine große Selbsttäuschung.

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74 Ergänzungen

  1. Die besten Geschäfte lassen sich machen mit Menschen, die ambitioniert sind und wenig Wissen/Bildung besitzen. Das sind viele! Diesen armen Geschöpfen muss eine libertäre Elite Möhren vor die Nase halten, damit sie auf keine besseren Gedanken kommen. Es braucht schon eine illusionäre Perspektive, wenn man die Kloschüsseln putzen muss. Und Menschen wie Elon Musk wollen ihre eigenen Kloschüsseln nicht putzen, wobei der Gedanke, dass niemand mehr bereit ist, sich für solche Menschen zu verdingen, ein recht reizvoller ist.

    Zur begrifflichen Einordnung:
    https://dictionary.cambridge.org/us/dictionary/english/hustle
    https://en.wikipedia.org/wiki/Side_job

    https://www.nytimes.com/2019/02/01/opinion/burnout-hustle-culture-gentrification-work.html

    1. „Bürgergeld“ beantragen (also Hartz-IV)?
      Wieso tun alle so überrascht bei diesem „Hype“? Es sind dieselben Sprüche neoliberaler Apologeten, die seit Jahrzehnten mehr oder weniger armen Menschen weismachen wollen, sie seien selbst Schuld an ihrer wirtschaftlichen Lage. Verstehe: Damit jemand reich (im Sinne von Millionär, Milliardär) werden kann, müssen viele andere Menschen arm bleiben bzw. werden. Das ist ein Grundprinzip des Kapitalismus.
      Wer nun meint, man könne ja selbst Unternehmer(in) werden, vergisst die prekäre Lage der meisten Selbständigen. Reich ist nur. wer ein Unternehmen geerbt hat oder zufällig – durch Spekulation oder Glück – viel Geld eingenommen hat, um ein anderes Unternehmen gründen zu können (siehe Elon Musk). Arme Menschen haben meist nicht mal die Chance dazu.
      Insofern bietet Selbständigkeit zwar die Chance, den eigenen Broterwerb freier gestalten zu können, eine Garantie auf „Reichtum“ ist sie indes nicht.

      1. Die „prekäre Lage der meisten Selbständigen“ ist ein Mythos, der insbesondere von einer Politik bemüht wird, die von eigenem Versagen ablenken möchte. Selbständigkeit basiert auf Freiwilligkeit und bietet immerhin eine Chance auf Wohlstand. Davon sind Angestellte weiter entfernt als je zuvor.

        Und nein: Lieferdienstradlerinnen sind ebensowenig selbständig wie Paketbotinnen oder Uber-Fahrerinnen. Dennoch müssen sie für Propaganda gegen gut verdienende Selbständige beispielsweise in der IT herhalten. Das ist auch bequemer, als sich Gedanken darüber zu machen, warum so viele Menschen solche Tätigkeiten ausüben. Hinweis: Die Rahmenbedingungen wurden genau dafür gestaltet.

        Es ist übrigens noch nicht lange her, da hat das gleiche Politikpersonal Arbeislose aktiv in die „Selbstständigkeit“ abgeschoben (Stichwort: Ich-AG).

        1. Selbständig bin ich vor allem dem Namen nach. In Wahrheit stellt man im meiner Branche keine Lehrer fest oder befristet an. Aber ich habe wenigstens einen Verdienst. Die Krankenversicherung zahle ich vollständig selbst, ich verzichte auf Renten- und Arbeitslosenversicherung, verdiene unter 2000 Brutto im Monat und leiste mir kein Auto, nur eine 20 qm Wohnung und habe keine Familie. Mir doch egal, ob ich im Alter arm bin. Und ob einer meint, dass alle Selbständigen eine Chance auf Wohlstand haben.
          Wer reich werden will, muss andere für sich arbeiten lassen. Durch eigene Arbeit wird man nur selten reich. Aber in der Scheinselbständigkeit abseits des Arbeitsdrechts und der Tarifverträge gibt es kaum Sicherheit. Ob man gut verdient ist dann, wie bei Festantellungen auch, eher eine Frage der Branche.

    2. > Wenn ich mit meiner Arbeit andere reich mache, dann sollte ich damit aufhören und …

      lieber einer gemeinnützigen Tätigkeit nachgehen.

  2. Natürlich verstehen die Low-Performer von netzpolitik mal wieder nicht, wie man mit dem richtigen Hustler Mindest zum Fantastillionär wird. Der Trick liegt ja auch gar nicht im Leben der Routine, sondern im erfolgreichen Propagieren derselben: Wenn mir nur genug Leute auf Instagram zuschauen, wie ich um 4 Uhr morgens mit Haferschleim und 100 Klimmzügen in den Tag starte und dann mein Workout-Programm, Alpha-Seminar und Buch kaufen, werde ich zwar nicht zum Milliardär, aber immerhin springen regelmäßig ein paar Tausend Euro auf Kosten der naiven jungen Männer raus, die sich davon blenden lassen.

    Tragisch eigentlich, wie diese Ideale zu so einem universell erstrebenswerten Lifestyle werden konnte: Materialismus und Konkurrenz über alles, oft noch mit einer Prise Frauenverachtung und Armenhass.

    PS: kleiner Typo: „[…] wert frühstückt die meisten rohen Eier“

  3. ich arbeite hart,

    damit mein Boss auf den Golfplatz kann,
    damit mein Boss das Kerosin für seinen Learjet bezahlen kann,
    damit mein Boss Champagner und Kaviar geniessen kann,
    damit mein Boss in einer gepanzerten Limousine fahren kann,
    damit mein Boss seine Sklaventreiber entlohnen kann,
    damit mein Boss in einer Villa leben kann,
    damit mein Boss sein Schwarzgeld in Singapur bunkern kann.

    Ich muss es tun, damit ich und meine Familie überleben kann.

      1. Ja, das hatte ich auch einmal. Selbstständigkeit als großes Mittel zum Ziel des Reichtums. Inzwischen arbeite ich ehrenamtlich und ausschließlich für soziale Einrichtungen. Ich bin glücklich und froh meines Lebens. Das letzte Hemd hat keine Taschen.

        1. Das sagen die Geistlichen den Armen auch, das sie dann auch in Himmel kämen, schön brav für die Reichen ackern, den Jene kämen nicht in Himmel……Aber im Dasein, sind Geistliche und Reiche im gleichen Bunde.

    1. Du arbeitest für dich, deine Nächsten und das Fortbestehen deiner Art. Das es wenige gibt, die mehr profitieren als die Meisten, ist ein Fehler im System aber kein Grund es komplett in Frage zu stellen, solange es funktioniert.

  4. Reiche Eltern sind nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte: skrupelloses und gnadenloses Verfolgen der eigenen Geld- und Macht-Vermehrung. Bezos, Musk, Zuckerberg, …

    Im übrigen folgt dieser Trend dem üblichen: Sich ständig vergleichen, besser sein wollen als die anderen und so weiter. Wir kennen das ja auch von /beauty/ oder wie immer man das nennen möchte. Das treibt Jugendliche, vor allem weibliche, in die Magersucht und zum plastischen Chirurgen. Und in die Depression natürlich auch, weil man ja nie gut (reich, schön, …) genug sein kann. :-(
    Die Lebenseinstellung dahinter ist eine der Segnungen, die wir den USA zu verdanken haben. Dort lebt man kontinuierlich in irgendwelchen mehr oder weniger ernsten Wettbewerben. Alles ist /competitive/. Die Verbreitung dieses körperlich und seelisch gesundheitsschädlichen Unsinns wird erst durch die asozialen Plattformen ermöglicht. Wobei, Gurus, die mit solchen wohlfeilen Rat-Schlägen Geld scheffelten, gab es auch schon vor f.c.book & Co., Beispiel https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_H%C3%B6ller

    Wie froh bin ich über einen alten Lehrer, der immer sagte: Du musst nicht perfekt sein, nur gut. :-)

    1. Die „hustle culture“ ist in meritokratischen Kreisen der IT-Branche weiter verbreitet als man es annehmen möchte. Selbstausbeutung bis zum Burnout ist nicht gerade selten. Das kann Netzpolitik nicht ignorieren.

        1. „was hat rente aus aktien mit leistung zu tun?“

          Ist das eine Antwort auf einen bereits gelöschten Beitrag?
          Ich finde keinen Ansatzpunkt zu dieser Frage.

          Aktien sind nun mal ganz gut, langfristig. Die Idee eine Generation für die Renter der vorherigen in vollem Umfang aufkommen zu lassen ist eine furchtbare Idee – Steuergeld zum Ausgleich ist eine andere Sache, da ist „Solidarität“ drinnen, aber über die Generationen betrachtet, bekommen die Boomer nicht IHRE Leistung ausgezahlt, sie kriegen auf Basis einer spezifischen Leistungsmessung mehr oder weniger, haben in ihrem Leben aber nicht ansatzweise so viel für die Renter der vorhergegangenen Generationen geleistet wie ihre Nachfolgegenerationen für wiederum ihre leisten (werden) müssen. Die Rente wie sie war, ist also ein Antileistungsapparat. Die Boomer haben sich noch nicht mal selbst vermehrt, es ist einfach alles leistungsloses Renteneinkommen auf Kosten zukünftiger Generationen, die unweigerlich in einer Wolke aus Hass verpuffen werden.

          1. Der Profit aus den Aktien kommt nur durch Betrügerei zustande und nicht, weil irgend etwas nützlichen geschaffen wird.
            Stichwort „Ponzi“, Gelddrucken durch Zentralbanken für Inflation von Aktien,
            Aktienrückkauf, Korruption (Aktienrente, Riester), Betrug, Lohndrückerei, Raub durch Momopole und Privilegien (Miete, Wasser, Kommunikation, Bildung, Gesundheit, …), …

          2. Öhm nö?

            Aktien werden VON UNTERNEHMEN ausgegeben, um Geld einzusammeln. Dafür handeln die sich den Teufel des Anlegers und der Aktionärsversammlungen ein.

            Kurse werden ALGORITHMISCH bestimmt. Ja, da gibt es allerlei Effekte, aber beliebige Betrügerei ist es nachweislich nicht. Kurse steigen nicht, weil jemand verliert, sondern wegen der ALGORITHMEN, die auf Basis von Angebot und Nachfrage einen Kurs bestimmen. Es gibt viele Details und Sachen die man wissen sollte, aber es gibt auch weniger riskante, und dann wieder riskante Investments.

            Was kommt als nächstes? Steuern Zahlen ist Betrug? Halten Sie womöglich Staatsanleihen für Vodoo und irgendein Crypto für eine Alternative für eine staatliche Währung?

            Zeit für Bildung!

          3. „Der Profit aus den Aktien kommt nur durch Betrügerei zustande und nicht, weil irgend etwas nützlichen geschaffen wird.“

            Nein, das ist doch Unsinn. „Der Profit“:
            – Unternehmen sammeln mit Aktien Geld ein, und geben dafür einen Teil Entscheidungsgewalt ab, unterwerfen sich den entsprechenden Gesetzen. Das Prinzip des Investments.
            – Anleger der Gewinnt: Verkauft zu höherem Kurs als eingekauft. Rest ist Mathe (und Geschichte). Mit Betrug hat das nichts zu tun.

            „Stichwort „Ponzi““
            – Der Betrug passiert eher auf Influencerebene.

            „Gelddrucken durch Zentralbanken für Inflation von Aktien,“
            – Ursache und Wirkung.
            – Wann wird Geld gedruckt? (Bzw. was ist Gelddrucken?)
            – (Mehr Liquidität, bzw. Geld auf der Kante, heißt i.d.R. mehr Geld wandert in Aktien.)

            „Aktienrückkauf“
            – Oft ein Qualitätsmerkmal. Das Unternehmen hat lots of cash und stützt den Kurs. Das ist normale Börsenphysik.

            „Korruption (Aktienrente, Riester)“
            – Riester ~ naja, hust…
            – Aktienrente… KORRUPTION? Das muss man erst mal sehen. Vgl. Rentenstruktur USA, oder Norwegen, oder…

            „Betrug, Lohndrückerei, Raub durch Momopole und Privilegien (Miete, Wasser, Kommunikation, Bildung, Gesundheit, …), …“
            – Allgemeiner Rundumschlag für Menschheit mit Wirtschaft, oder was?
            – Es gibt sehr große Aktienunternehmen, die irgendwo Monopole besitzen. Wo sind die Wettbewerbsbehörden?
            – Lohndrückerei kann passieren, wenn die Aktionäre Druck machen, oder wenn die Geschäftsführung Lust drauf hat (z.B.). Wer setzt die Rahmenbedingungen?
            – Privilegien? Welche?
            – Es gibt den Verantwortungsbingo (oder ohne b?): Aktionäre machen Druck, Geschäftsführung kann ja nicht anders usw. usf., und Aktionäre tragen natürlich nie jemals Verantwortung für auch nur irgendwas, Investoren generall nicht (so halb +-). Da sehe ich auch Fragezeichen, die aber nicht so simpel auflösbar sind.

          4. Ja, es ist nur der Versuch einer Klärung. Aber viel zu kurz gegriffen.

            Das Umlagesystem bei der Rente ist schon eine ziemlich gute Sache. Nur leider wurden die Parameter im Lauf der Zeit nicht angepasst.

            Derzeit werden 120 Mrd Euro vom Bundeshalt (ca. 25%) für die Rentenversicherung benötigt. Bis 2050 wird sich dies verdoppeln.

            Heutzutage haben wir vermutlich die zehnfache Produktivität als noch vor 50 Jahren. Wie viele Arbeiten wurden damals von Hand erledigt? Wie viele Arbeitschritte wurden seitdem automatisiert? Wieviele Menschen verloren seitdem ihre Arbeit? Folgerichtig wäre es, die Löhne zu verzehnfachen um auch eine Verzehnfachung der Einnahmen für die Rentenversicherung zu generieren. Das würde die weniger werdenden Beitragszahler kompensieren. Und wenn schon auf das Fortpflanzungsverhalten der Babyboomer angespielt wird, was wäre wohl bei allem Automatisierungswahn passiert, wenn sich die menschliche Reproduktionsrate genauso fortgesetzt hätte wie zwischen 1957 und 1965?

            Stattdessen, ist politischer Konsenz: „Dies können wir den Arbeitgebern nicht zumuten.“ Bisher sprach ich nur von Produktivität. Dies ist nicht der einzige Faktor um Unternehmensgewinne sprudeln zu lassen. Um dem Aktionär weiterhin üppige Dividen zahlen zu können, können wir doch noch ein paar Werkverträge, Leiharbeiter, Ich-AGs, Minijobber oder andere prekäre Beschäftigungsformen erfinden.

            Ich denke hier wird zu Unrecht auf die Rentenversicherung geschimpft.

          5. „Der Profit aus den Aktien kommt nur durch Betrügerei zustande“

            Abgesehen von der Frage, wer eigentlich in dem Statement Profiteur ist, also aus welchem Winkel was betrachtet wird, sehe ich einen Weg, das Statement halb zu retten:
            – Aktienunternehmen könnten sich gezwungen sehen, Ausschüttungen zu machen, um so attraktiv für Aktionäre zu bleiben. Hängt natürlich auch mit den Abstimmmöglichkeiten der Aktionäre zusammen. Dadurch haben Unternehmen weniger Investitionsspielraum. Hier verhakt sich das Argument allerdings darin, dass die Aktien ja erst Kohle reingebracht haben. Niemand hätte das Unternehmen daran gehindert, einfach so nach Investoren zu suchen…
            – Aktienrückkauf. Es gibt eine Kontraposition, da hier wirklich Mittel vom Unternehmen reinfließen, die sonst investiert werden könnten. Sinn hängt von der Art des unternehmens ab, ob es eine Kursstabilisierende Maßnahme ist, oder Dauerprogramm, kurz um, ob es wirtschaftlich Sinn ergibt. Tja und letzteres lässt sich nicht allein durch den Umstand des Aktienrückkaufes feststellen. Immerhin gibt es Kritiker.
            – (Aktienrückkauf durch Schuldenaufnehmen. Finger weg!)

          6. Der Absatz ist schon als „Wuff-Beiß mit Boomern“ formuliert, wegen des implizit angesprochenen „Leistungsgedankens“.

            Versatzstücke für das Potential:
            – Boomer: „Leistet doch erst mal was, dann kriegt ihr auch ne Rente (o. Gehalt, o.ä.).“
            – Aktien sind Leistungsloses Einkommen (?).
            – Niedriglohnjobs: Leistet doch mal was (und Überstunden gerne Umsonst)!
            – Zahl der Boomer nicht zu vernachlässigen. Die gehen Morgen in Rente (bzw. jetzt), da ist nichts mehr mit Produktivitätssteigerungen, oder 50 Jahre Warten, hätte man vor 20 Jahren überlegen sollen. Könnte man andersherum frotzeln: Nur eine richtige Aktienrente hätte die Performance gehabt, um den Boomern eine Rente zahlen zu können.
            – Ist auch nicht unlogisch: eine sehr große Generation sorgt für Konsum und steigende Kurse, also deren Rente mit höherem Aktienanteil stützen?

            Wie auch immer anpassungsfähig das System sein mag, man muss es eben doch machen, und der Politische Wille zu architekturellem Fleiß, geschweige denn Folgenabschätzungen, hat es über die letzten Dekaden nicht mit der Sonne über den Horizont geschafft. (Gerne das Verteidigen, es betrifft sicherlich nicht alle Gebiete gleichzeitig.)

        2. So gut wie jedes Investment hat gewisse Risiken.

          Die bisherige Rente arbeitet gegen kleinere Generationen, oder einfach direkt gegen die Sparer, also haben wir bestenfalls einen Verarmungszyklus – konvenient für die Leistung der Leister, nicht so cool für die Gesellschaft. Daher ist Aktienrente durchaus eine sinnvolle Denkrichtung.

          1. Das ist die Geschichte, die die erzählen, die am meisten von der Aktienrente profitieren: die Finanzindustrie.

          2. Jener Teil ist nun mal die Realität, und zurecht in der Kritik. Welche Anpassungen werden denn bei so massiven SO LEICHT VORHERSEHBAREN Änderungen getätigt? Solche wie beim Fachkräftemangel, nehme ich mal an: „Plötzlich da!“.

            Die Geschichte mit den Aktien… hängt sehr von der Implementierung ab.
            „Die finanzindustrie“ – ja sollse denn gleich ganz weg? Das ist doch Blödsinn. Mit einer Börse ergibt ein Staatsfond als Teil der Vorsorge selbstverständlich Sinn, oder eben zugängliche Broker, wenn nicht sogar Neobroker und eine günstige Besteuerung für die schlank bis zu selbst gemanagte Vorsorge mit Aktien, wie es sehr viele Menschen in den USA machen – und auch hier gilt nach wie vor: jedes Investment hat ein gewisses Risiko! (Aktien sind langfristig so ziemlich das Beste. Man kann aber nicht irgendwas kaufen und dann irgendwas machen.)

          3. Unternehmen profitieren nicht? Das ist doch kein Luftgeldzyklus.

            Sonst denken Sie sich einfach ein anderes Beteiligungssystem, das Sinn ergibt, also mit Rendite, und wie Rentenfonds sich daran beteiligen. Von mir aus können die auch direkt Anteile an Unternehmen kaufen, aber so wie bisher, wird das immer wieder Scheiße. Und jetzt mal raten: wer außer Superreichen profitiert denn davon dann?

          4. „Welche Anpassungen werden denn bei so massiven SO LEICHT VORHERSEHBAREN Änderungen getätigt?“

            Bei soll heißen: bereits bei Vorhersehbarkeit, also bevor die Änderungen manifest sind.

    2. denke z.B. an Geplante Obsoleszenz (Handys, Router, …)
      Oder: Weil die Regierung mit Steuergeldern eine Schule gebaut hat, ist die Umgebung
      attraktiver geworden. Deshalb kann (der Polizei sei Dank) der Vermieter mehr Miete verlangen,
      weshalb Netzpolitik.org umziehen muss, weil die Miete zu teuer ist.

    1. > Selbstoptimierung ist schon in Ordnung solange sie dazu dient …

      eine korrekte Rechtschreibung zu erlangen.

      s/Guilotinen/Guillotinen/

  5. Als erfolgreicher Unternehmer und Selbständiger behaupte ich von mir selbst, ein wenig Insights zum Thema zu haben. Ich halte Vorträge, leite Seminare, bin Mentor & Coach und unterstütze andere Menschen dabei, u.a. ihren Traum von der Selbständigkeit oder einem eigenen Haus zu verwirklichen.
    Im Prinzip ist es wie in einem Verein. Dort kommen Menschen zusammen, die gleiche Interessen haben. Niemand geht in einen Sportverein, um jede Woche den anderen Vereinsmitgliedern mitzuteilen, dass durch Sport schwere Verletzungen passieren können, sondern um den jeweiligen Sport auszuüben und das obwohl ein gewisses Verletzungsrisiko immer damit einhergeht…
    Inhaltlich ist dieser Artikel unterirdisch und es gibt überhaupt keine Quellen dazu, die irgendwelche Aussagen belegen können. Also, wer sind diese Menschen überhaupt, von denen Frau Siepmann schreibt? Ich selbst bin gut vernetzt und habe diese Art von Menschen nie kennengelernt.
    Wer bitte gründet denn ein Unternehmen mit der alleinigen Motivation reich zu werden? So etwas habe ich noch nie gehört, schließe aber auch nicht aus, dass es solche „Spezialist/innen“ gibt.
    Der Artikel greift dennoch wichtige Punkte der Unternehmensführung auf und vermittelt ein düsteres Bild. Selbstverständlich bedarf es harte Arbeit, ein Unternehmen hochzuziehen und natürlich muss der Fokus darauf liegen, erst einmal Zeit und Energie da reinfließen zu lassen. Was ist daran denn falsch? Eine Mitgliedschaft im Gym reicht auch nicht aus um Gewicht zu verlieren und Muskeln aufzubauen, wenn du aber regelmäßig dort hin gehst und trainierst, wirst du Erfolg haben.
    Ich habe mal bei der Post ein paar Wochen gearbeitet und seither weiß ich was „Hustlen“ ist – als Angestellte/r kann das nämlich genauso krass oder auch noch krasser sein, wie es hier auf Unternehmertum übertragen wird. Ist also eigentlich beliebig und gar kein Argument – hängt total davon ab, was man macht.

    1. In einem Sportverein predigt der Vorsitzende allerdings nicht jede Woche, dass die Mitglieder, wenn sie sich nur ranhalten, es alle zu Olympia schaffen und zur Medaille bringen werden. Der weiß nämlich ganz genau: Jeder, der sich genug reinhängt, kann es schaffen, aber alle können es nicht. So wie im Lotto jeder Millionär werden kann, aber nicht alle.
      Die „Hustler“, von denen im Artikel die Rede ist, spekulieren darauf, dass ihr Publikum den Unterschied zwischen „jeder“ und „alle“ intellektuell nicht durchdrungen hat.

      Und immer, sobald Menschen Erfolg haben, neigen sie dazu, das ausschließlich auf ihre Leistung zu schieben und all die glücklichen Zufälle, die dahin geführt haben, auszublenden oder zu leugnen. Lassen wir die Geburtenlotterie und alles, was daran hängt, mal außen vor, sind da nur beim beruflichen bzw. unternehmerischen Werdegang immer noch eine ganze Menge Faktoren im Spiel, die man nicht kontrollieren kann. Auch da ist Lotto wieder eine gute Analogie: Auch hier kann von nix auch nix kommen; aber so wie höhere Spieleinsätze keinen Garant darstellen, zu gewinnen (sie erhöhen lediglich die Chancen), kann es einem auch im Berufsleben bzw. Unternehmertum leicht passieren, dass einem harte Arbeit und Fleiß nichts nützen, wenn die Zufälle nicht mitspielen – völlig unabhängig davon, ob die eigene Motivation „reich werden“ oder „Selbstverwirklichung“ lautet.

      Schön, dass Sie es geschafft haben und erfolgreich sind, es sei Ihnen gegönnt. Sie haben etwas riskiert und es hat sich gelohnt. Aber vergessen Sie darüber nicht, dass das Ganze auch mächtig hätte in die Hose gehen können, ohne dass Sie dafür hätten etwas falsch machen oder „nicht fleißig genug“ sein müssen; und dafür hätte es nicht einmal so etwas wie Covid gebraucht, das bekanntlich zahlreiche Selbstständige unverschuldet ihre Existenz gekostet hat.

      1. Der Unterschied zwischen „jeder“ und „alle“ ist korrekt und sehr wichtig.

        Auch „duerfen“ es nicht alle „schaffen“, denn zB ohne Muellwerker bricht unsere Stadt zusammen. Oder besser: auch ein Muellwerker hat es geschafft, ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft zu sein, wichtiger als viele Investmentbanker. Leider wird das nicht anerkannt und schon garnicht honoriert.

        Aber auch nicht „jeder“ kann „es schaffen“, sei es wegen der Umstaende oder der ganz eigenen Person. Ein Weltbild, in dem der Wert von Menschen an ihrer wirtschaftlichen Potenz gemessen wird, ist inhaerent faschistisch.

    2. ich kann nur meine persönlich erfahrung berichten, und da poppen schon seit jahren immer wieder skurille video-gurus bei youtube auf, die mich durch mental-training zum millionär machen wollen. für mich nix als spam, aber teilweise mit 100k zuschauern.

      1. „skurille video-gurus“ – um das Phänomen scheint es hier zu gehen, weswegen der Unternehmercoach oben diesbezüglich wohl das Thema verfehlt hat, durch Ziehen des Kontexts ins Allgemeine. Oder muss ich den Artikel lesen, um das zu verstehen??

    3. Worüber halten Sie denn Vorträge – über Weltfremdheit und sonstige Hirngespinste? Und vor allem – wer hört Ihnen denn zu, außer internetkiddies? LOl LOl
      ALLE gtründen ein Unternehmen, um reich zu werden. Deswegen hat in der DDR niemand ein Unternehmen gegründet. Ich vermute, Sie kommen daher.
      Hervorragender und sehr treffender Artikel von Frau Siepmann!

      1. Nee, Reich werden ist sehr oft nicht der erste Grund. Sehr oft werden Unternehmen gegründet:
        – Weil es die bessere Form ist, das zu tun, was man gerne tut.
        – Weil es die bessere Form ist, das zu erreichen, was man erreichen möchte.
        – Weil es die bessere Form ist, ein Geschäft oder eine Sache zu skalieren.
        – Weil es die bessere Form ist, gesellschaftlichen Einfluss mit einer Idee auszuüben.
        – Weil man meint keine andere Wahl zu haben.

        (Besser für Person X, nicht notwendigerweise für alle.)

        Natürlich sind Arbeitsformen in den meißten Fällen gelverdienaffin. Dann gibt es welche mit Geschick, und einige mit der Motivation, viel Geld zu verdienen.

    4. Ich glaube, auch das Gym ist auf Influencersachen bezogen (z.B. Abnehmen oder Gesundheit). Kann mich natürlich täuschen.

      Klar bedeutet der Aufbau einer Betrugsklitsche auch Arbeit, aber ich glaube es geht um die Suggestion aus dem Unfluencerbereich. Und ja bzw. nein: „Nicht alle Influencer sind gleich!“.

    5. Abnehmen, Gesundheit und Coaching, meinte ich :). Also auch Karrierecoaching.

      Und da muss man die Werbenetzwerke fragen: Wenn man auf Quatsch nicht reinfallen soll, warum wird dann so viel davon ausgespielt, und dann noch so prominent in die Fresse?

    6. Die Autorin hat schon recht mit Ihrer Kritik an der Hustle-Culture. Möglicherweise kennst du diese Subkultur in den sozialen Medien nicht, weil du halt einfach Besseres zu tun hast, als dir solch einen Unsinn anzusehen. Aber er existiert und ist genauso, wie ihn die Autorin beschreibt. Ich lese den Artikel nicht als Kritik am Unternehmertum, sondern an diesem Social-Media-Trend.

      1. Naja, der Unsinn, den man sich anguckt, ist doch der Inhalt, um den zu gucken, ich die Werbung auch zu konsummieren habe.

        Inhalte gibt es da schon viele, viele (Börse, Physik, Journalismus, … von bis.).

  6. Ich verzichte an dieser Stelle darauf, jede Einzelthese aufzugreifen, da ich ansonsten noch mehr Zeit in diese negativen Glaubenssätze stecke, die aus meiner Sicht keiner seriösen Überprüfung standhalten…
    Da ja alle erfolgreichen Unternehmer/innen laut Artikel ohnehin mit einem goldenen Löffel im Allerwertesten geboren sind, können die meisten von uns ja wohl einpacken und den Kopf in den Sand stecken, weil sie keine Chance haben. Komisch nur, dass jemand wie ich es dann trotzdem geschafft haben und auch tausende andere Menschen, die teilweise aus traditionell kleinbäuerlichen und sehr bescheidenden Verhältnissen kamen.
    Ich habe meinen Traumberuf gefunden, lerne jeden Tag dazu, liebe das was ich tue und habe niemanden über mir, der mir sagt was ich tun soll. Ich verdiene mehr Geld mit meiner Arbeit als ich zum Leben brauche und ich unterstütze viele viele Menschen mit dem was ich kann und was ich tue. Ja, das fühlt sich ganz schön gut und frei an, vor allem weil ich auch lange genug nach andern Leute Pfeife getanzt habe. Dennoch dusche ich weder kalt, noch stehe ich vor 7 auf und auf rohe Eier und Magerquark verzichte ich auch. Diese ganzen Stereotypen sind aus meiner Sicht wild zusammengewürfelte Aussagen gänzlich verschiedener Coaches, die häufig gar keinen Erfolg mit dem haben was sie propagieren. Dies aber dann in einem reißerischen Artikel zusammenzuführen und auf diese Weise zu präsentieren ist mehr BILD Niveau als ein wirklich gut recherchiertes Format zum Thema.

    1. Geht es im Artikel nicht um jene Influencer und ihre Werbesprüche? Wenn man systematisch hinterfragen will, muss man in der Lage dazu sein, alles zu hinterfragen, vor allem und zu erst: Erfolg.

      Also nicht hinterfragen, was Zuckerberg mit Facebook und Gates mit Microsoft so alles „erreicht“ haben, was Marktverzerrung, biegen der Politik, Massentäuschung, Datenabflussprinzip, Suchtprinzipien, allerlei Lock-ins usw. usf. bis in die allgemeine Software- und Hardwareebenen hinein erreicht haben, zuzüglich Überwachungsgesetzgebung, die über das Digitale sämtliche Grundrechte auszuhebeln im Begriff ist. Ja, ganz alleine waren die dabei nicht, das System und die Welt zählen mit rein. Beide waren aber maßgeblich zu früher Stunde an vorderster Front dabei, und haben zu keiner Zeit den Kurs geändert.

      1. Die Perspektive soll ein Fragezeichen setzen. Sicherlich wurde auch Potential eröffnet, sowie Sachen geboten, die die Konkurrenz nicht hatte, und nicht zu dem Preis, und dann noch skalierend. Von da ab, leider, und ab Bewusstsein der Downsides, starten die Fragezeichen. Vielleicht gibt es mal eine allgemeine Theorie der Stagnation, aus übergeordneter Sicht, da könnte man dann mal nachgucken, um so „insights“ zu bekommen.

        In diesem Post wollte ich auf etwas anderes hinaus. Der denkbare Reichtum mit Microsoft und Facebook war über nicht so kurze Zeit immer wieder im Risiko und somit in Frage gestellt. Also die schnelle Tour hat keiner von beiden gehabt. Mit welchen Mitteln man sich dann in welche Höhen geschwungen hat, sei hier mal ein anderes Kapitel. Nur, Leute die was wie Microsoft oder Facebook (früh) bauen, die rennen nicht mit der ersten Million weg, wohin auch. Passt eigentlich nicht so auf die Versprechen von Influencern, obwohl andersherum, ein Buffett bereits vor Start eines Unternehmens bereits dort war. D.h. das Leben und dessen Verlauf sind überhaupt nicht vergleichbar. In keiner Weise. Vielleicht ist das auch der falsche Hebel. Florian Homm… Hebel 12 oder was? Ein mal, und dann? Viele Influencer sagen auch „Ich habe x gemacht +- maybe für XYZ die auch total sowas sind, und bin jetzt dortunddort“, „danach habe ich ein Methode entwickelt für andere Leute auch davon zu profitieren“, „ihr könnt jetzt… mein kostenfreies Webinar… bla bla bla“. ABER, sogar seriöse Leute machen so ähnliches. Was auch immer die mit den Emails dann anstellen, vielleicht ist es nur die Methode, die Zahl der Anfragen unter M zu halten…

        Vielleicht sind das auch andere. Die weniger Seriösen die auf Gates und Zuckerberg verweisen, behaupten die Essenz deren Tuns… und da kann man auch eigentlich direkt Kacken gehen, weil da auch geopolitische Fragestellungen reinspielen, die mitnichten unter Kontrolle eins XYZ-Unternehmers sind.

    1. Generation letzte Kolumne?

      Der Themenbereich ist nicht mal so abwegig, bedenkt man quasi feudale Entwicklungen im Techbereich.

  7. „Get-Rich-Quick“ ist Bauernfängerei. Schon klar..

    Dieser Artikel ist aber, wie ich finde, nur unsachliche Schmähkritik die das eigentliche Problem gar nicht Thematisiert. Warum gibst diese Art von Betrug „immer noch“, und wieso fallen so viele darauf rein?

    Es ist nichts falsch daran sich weiterzubilden und gesund zu Leben. Dass eine feste Tagesroutine mit „gesunden“ Angewohnheiten, dabei helfen kann, ist kein Geheimnis. Je fitter man ist, um so leistungsfähiger kann man sein. Auch stehen Arbeit und das eingehen von kalkulierten Risiken am Anfang von jedem erfolgreichen Unternehmen. Zwar ist das nicht Das Rezept für Erfolg, bestenfalls eine kleine Komponente, dies alles aber als Selbsttäuschung abzutun, nur, weil es die Bauernfänger als Netz benutzen, ist nihilistisch und irgendwie beleidigend für alle die sich verbessere wollen. :P

    btw: Get-Rich-Quick Betrüger erkennt man ganz einfach. Das Prinzip an sich ist unlogisch. Wieso sollte dir jemand für nur 10EUR das Geheimnis verraten Millionen zu verdienen, anstatt es selbst zu nutzen um Millionen zu verdienen? Richtig. Ein Kleinbetrag multipliziert mit einer Million naiver Opfer = Profit.

    1. „Wieso sollte dir jemand für nur 10EUR das Geheimnis verraten Millionen zu verdienen, anstatt es selbst zu nutzen um Millionen zu verdienen?“

      Naja, in etwas weniger quick und etwas weniger Millionen gibt es das durchaus. Allgemein bei Investition in eine Sache – da sind oftmals wohl die Chancen geringer und das Risiko höher, als in solchen Werbetiteln gern mal suggeriert wird. Wobei es auch oft so ist: „ICH habe Mio. gemacht, und anderen geholfen [auchirgendwaszumachen, z.B. finanzielle Freiheit]“.

      1. Um aus Wenig Viel zu machen, bedarf es dann aber der „Wiederholung“. Da man aber nicht das gleiche Wiederholen kann, erfordert das selbst bei „Einstiegsglück“ dann eben doch dauerhaftes Können. (Dauerhaftes Glück ist zu selten, bzw. spielt sich auf einer anderen Ebene ab, wenn überhaupt.)

  8. Buffett mit 2 t, bitte. Oder meint man Marguerite Buffet? Ist übrigens keine Rocket-Science nach seinen Regeln den Cream of the Crop zu finden, Mathe 10 Klasse reicht.

    Cheers

  9. > Auch Gates und Buffet sind nicht dadurch zu Milliardären geworden. Sie hatten wohlhabende Eltern.

    Die Aussage an sich trifft sicherlich zu. Man koennte sie aber auch so interpretieren, dass sie allein wegen ihrer wohlhabenden Eltern reich sind. Das trifft sicherlich nicht zu. Buffet investiert sein ganzes Leben in lukrative Unternehmen und Gates hat ein heute lukratives Unternehmen geschaffen (ob man es mag oder nicht).
    Klar, sie hatten sehr gute Startchancen (Buffets Vater war z.B. Broker). Aber diese unfassbaren Vermoegen kommen nur sehr indirekt von den Eltern.

    Reichtum in den USA kommt meistens durch Unternehmertum zustande. In Deutschland wird Reichtum eher vererbt. Es sollten sich also bessere Beispiele aus Deutschland finden lassen, um die eig. valide Grundaussage zu untermauern.

    1. „Schließlich machen es Warren Buffett, Bill Gates, Mark Zuckerberg und Co. angeblich genauso.“

      Ich sehe die Nennung der Drei eher darin begründet, dass sie hochstilisiert werden, u.a. natürlich auch von dubiosen Geschäftemachern.

      Startkapital macht schon einen großen Unterschied. Gerade bei einem Very-Long-Ansatz an der Börse, holt man nicht ganz so schnell Kohle rein (Buffett), man muss also geschickt Geld einsammeln, irgendwie eine Vermögensverwaltung gegründet kriegen, usw. usf. Das Privatvermögen sichert ab, und i.d.R. wird man es dem Risiko nicht aussetzen wollen. Allerdings hat Buffet auch mit anderen Größen zusammen in Vermögensverwaltungen oder Hedgefonds oder was gearbeitet. Theoretisch hätte er wohl auch von kleiner an anfangen können. Da ist Kompezenz und Hingabe (…). Unternehmenswerte und Prospektive ist mitnichten immer trivial zu bestimmen, vor allem wenn man früh da sein will.

      Bei Gates und Zuckerberg sehe ich zivilisatorischen Schaden größeren Ausmaßes. Werbenetzwerke, Marktverzerrung, Lock-ins, politische Einflußnahme (zu solchem hin). Uns fehlt nützliche Hard- und Software in machbarem Maß, aber die Gesetze sind nicht fit-for-reality und wir haben aufgrund der vergangenen Verzerrungen einen immensen Aufholbedarf.

      Wer die beiden nachahmt, wird also zum Problem für die Menschheit (und für Zuckerberg, der ja noch aktiv ist) ;).

      1. „Ich sehe die Nennung der Drei eher darin begründet, dass sie hochstilisiert werden, u.a. natürlich auch von dubiosen Geschäftemachern.“

        Im Titel steht’s eigentlich auch so ziemlich direkt, durch den Verweis auf das Rezept. Der Artikel beleuchtet dann, eher die Suggestionsebene aus dem Influencerbereich.

        Natürlich gibt es auch bei den historischen Personen riesige Unterschiede zu was auch immer man tun können wollte, Startkapital und Know-How von zuhause aus, Menschen die ohne Rücksicht auf Verluste einfach mitmachen wie die Wilden, Ausstechen von Konkurrenz mit dubiosen Methoden, Silicon Valley, …

        Beim letzten Punkt kannste mit Nachmachen schon mal knicken. Die verrückte Koksbande gibt es nirgends wieder in der Zahl auf so wenig Raum, dazu im noch relativ niedrig entwickelten technischen Bereich – „nie“ wie in „nie wieder“ ;).

        Stellt man sich auf den Standpunkt, dass nur der (isoliert betrachtete) Erfolg zählt, ist das ein No-Brainer. Geht es um einen Planeten mit Menschen drauf, ist (globaler) Erfolg leider sehr oft mit jeder Menge Schattenwurf versehen, und irgendwann wird es bei den Höhen schädlich, selbst wenn es lustig angefangen haben sollte.

        Von all dem trifft ziemlich wenig auf Buffett zu…

    2. >>> Klar, sie hatten sehr gute Startchancen (Buffets Vater war z.B. Broker). Aber diese unfassbaren Vermoegen kommen nur sehr indirekt von den Eltern.

      Geld und Broker sind schon mal sehr sehr gute Startbedingungen. Das verwaltete Vermögen und damit die Einnahmen kommen natürlich über die Zeit, wozu es Fähigkeiten bedarf – ich sehe nicht, dass Buffett da irgendwie ein „Trickbetrüger“ wäre (Nutzer als Produkt, psychologische Manipulation, Marktverzerrung, als Beispiele für die anderen beiden genannten), auch wenn er bei Hedgefonds o.ä. u.a. auch mal gegen Währungen gewettet hat. Es gibt da noch gewisse Unterschiede, ob man eine Desinformationskampagne fährt, um etwas auf- oder abgewertet zu bekommen, oder ob man „einfach nur wettet“.

  10. Ich komme nicht umhin ein wenig Deichkind zu zitiereren. Das passt immer! (Album: Niveau weshalb warum?):

    „Ein bisschen Größenwahnsinn kann nicht schaden
    Und auf einmal könn’n Sie fliegen – Denken Sie groß
    Geben Sie nicht auf und leben Sie den Traum
    Dafür muss man kein Genie sein – Denken Sie groß
    In jedem Menschen steckt ein Visionär
    Setzen Sie die Energie frei
    Ich geb‘ Ihnen einen Tipp
    Denken Sie groß
    Was zweifeln Sie so? Übernehmen Sie die Show!
    Mit dem richten Riecher sind Sie der Leader
    Und spielen schon bald in der obersten Liga
    Trinken Sie den Baikalsee auf ex
    Zum Frühstück Blattgold auf die Smacks
    Starten Sie durch, wie die Antonow
    Denken Sie an Dollars und entfliehen Sie dem Moloch“

  11. Wer zu viel arbeitet, hat keine Zeit um Geld zu verdienen.

    Aufstehen, arbeiten, schlafen, sterben.. der Sinn des Lebens besteht nur noch aus Zeitverschwendung und harter Arbeit, die entschädigt wird durch ein Brutto-Einkommen der wieder in sinnlose Steuern verbrasselt wird.

  12. Das schreibt ein Opa mit 89a, mit Kriegserfahrung und Erlebtem, nun im 3.Gesellschaftssystem
    lebend.
    In diesem3. nicht angkommen; weil ich anderes gelernt habe.
    Reichtum steht in Verbindung mit Kapitalismus, mit seiner Profitgier und Ausbeutung.
    was ich verachte.
    Der Kapitalismus wird sich auch nicht wandeln.
    Ich stehe für eine Solidargesellschaft, ohe Kapitalismus.
    Ob man das nun Sozialismus oder Kommunismus oder wie auch immer benennt, ist mir schnuppe.
    So wie alles jetzt politisch läuft kann es nicht weiter gehen,
    außerdem
    Klimawandel und Artensterben werden es auch ohne Krieg und Panzer wohl bald möglich
    richten.

    1. Ohne Reichtum hat es noch kein System (mit mehr als 3 Affen) geschafft. Nirgendswohin. Das ist empirisch im Weg.

      Wir haben aber nicht mal ein Ziel, auf das sich mehrere Leute einigen könnten, sonst könnten wir anfangen Formalien zu entwickeln, wie wir den Weg dorthin beschreiben und abschätzen können. „Irgendwie weiter existieren“ hat auch nicht so gut funktioniert (Klimawandel, Resourcenkampf, Atomwaffen).

      Daher die Hoffnung den Longtermbirdyism hinzukriegen, dass man versucht nicht aus eigener Dummheit heraus auszusterben, und die Mathematik da irgendwie Schützenhilfe geben kann, also „fast wie Ausrechnen“. Fast wie einige religiöse Traditionen, die nur wirklich akzeptieren, was ewig ist. D.h. z.B. eine Abkürzung „jetzt noch kurz Folter“ zieht nicht, weil es kein funktionierendes Prinzip ist. In gewisser Weise hatten viele Demokratien solches eingebaut, mit dem Prinzip, dass es für die Aushebelung der demokratischen Instanzen und Grundsätze wirklich triftige Gründe braucht, und dass solches nur temporär passieren darf. Inzwischen ist uns das egal, und wir machen einfach den Wurf direkt ins Klo über das Digitale, auch noch so ein Thema…

  13. „Think and grow rich“ (Denke nach und werde reich) von Napoleon Hill erschien 1937. Mindestens genau so alt oder auch noch viel älter sind die Tricks, mit denen schlaue Menschen versuchen, ihren Mitmenschen einzureden, dass es ihre eigene Schuld ist, wenn sie den Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär nicht gebacken kriegen. Das Kind hat mit dem Begriff „Hustle Culture“ nur einen neuen Namen bekommen, ansonsten ist es alter Wein in neuen Schläuchen.
    Selbstverständlich können es einige (wenige) schaffen, durch Selbst“optimierung“ zu großem Wohlstand zu gelangen. Wichtiger als die Selbstoptimierung dürften allerdings Faktoren wie eine entsprechende soziale Herkunft und gute Beziehungen („Vernetzung“) sein.
    Mit dem Reichwerden durch Selbstoptimierung ist es wie beim Lotto: Jeder kann gewinnen, aber eben nicht alle!

  14. Man kann alle Menschen eine gewisse Zeit, und gewisse Menschen die ganze Zeit, aber niemals
    alle Menschen die ganze Zeit täuschen. (Abraham Lincoln)

    Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. (Victor Hugo)

    Es ist stets die Kraft, die stets das Böse will, jedoch stets das Gute schafft. (Frei nach Goethe)

    Warum suchst du draußen, was in dir drinnen ist. (Mahatma Gandhi)

  15. Deine erste Pflicht ist, dich selbst glücklich zu machen. Bist du glücklich, so machst du auch andere glücklich.

    Jahre sollte man nicht zählen, sondern erleben.

    Im Universum gibt es keine Zeit. (0)

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