Als 2004 die ersten elektronischen Lesegeräte für Bücher von Sony auf den Markt kamen, 2007 gefolgt von den Amazon-Kindle-Geräten, eroberten sie erst in den Vereinigten Staaten und dann weltweit viele Herzen von technikbegeisterten Menschen. Amazon hat sich nach mehr als einem Jahrzehnt eine Quasi-Monopolstellung auf dem E-Book-Markt der westlichen Länder verschafft. Aber neben Amazon gibt es noch zahlreiche weitere Anbieter, sowohl von elektronischen Büchern als auch von Lesegeräten und Apps. Wir wollen einen Blick auf diese Alternativen werfen.
Für das digitale Lesen braucht man zweierlei: zum einen digitale Werke für die Lektüre, zum anderen ein elektronisches Lesegerät. Das digitale Werk nennt man oft einfach E-Book. Darunter versteht man eine Textveröffentlichung in digitaler Form, prinzipiell kann das auch eine einfache Text- oder PDF-Datei sein.
Anders als bei einem gedruckten Buch nutzen viele ein spezielles Lesevehikel für E-Books. Diese E-Reader kombinieren Hardware- und Software-Komponenten in einem Gerät. Alternativen dazu sind Lese-Apps oder PDF-Reader auf vorhandenen Geräten wie Smartphones oder Tablets.
Da sich viele elektronische Lesegeräte in den vergangenen Jahren als haltbar und wegen ihrer oft guten Akkuleistung als langlebig erwiesen haben, verdient die Auswahl eines E-Book-Readers eine gründliche Überlegung. Wenn man annimmt, das Gerät einige oder gar viele Jahre als Begleiter zu haben, ändert sich oft der Blick auf die Bedürfnisse bei Hard- und Software. Überlegungen sollten auch kommerzielle Begleiterscheinungen betreffen, etwa die Auswertung des eigenen Leseverhaltens über lange Zeiträume oder auch die Bindung an eine einzige Plattform, bei der man E-Books kaufen kann.
Inhalt:
- Einblicke in das Leseverhalten
- Vielfältige Lese-Landschaft
- Freie E-Book-Reader
- Das geschlossene Ökosystem von Amazon
- Amazons Konkurrenz
- E-Book-Markt: Fast nur Belletristik
- Unsere Umfrage zum E-Book-Erwerb
- Nur eine Lizenz
- Fragen der Verwertungsrechte und Honorare
- Bücherei im Netz: Digitale Ausleihe
- Lese-Apps
- Ab in die Cloud oder selbst verwalten?
Einblicke in das Leseverhalten
Beim digitalen Lesen stellt sich die Frage der Privatsphäre: Wie weit möchte man Dritten Einblicke in das eigene Leseverhalten einräumen? Denn mitunter verraten sowohl die Geräte als auch die Art der Bücher, die wir lesen, dem Anbieter und weiteren Dritten mehr über uns, als uns lieb oder auch nur bewusst ist. Wenn man vielleicht ein spätnächtlicher Schmökerer ist, der bis drei Uhr früh noch umblättert, lohnt eine Überlegung, ob und wem gegenüber man solche Gewohnheiten offenlegen möchte.
Viele von uns betrachten das Lesen eines Buches oder von bestimmten Büchern als überaus intime Angelegenheit. Was jemand liest, verrät unvermeidlich etwas über sein Leben, seine Intelligenz, seinen politischen Kosmos, seine Sprachkenntnisse, aber auch über sein Lesevermögen und seine Auffassungsgabe. Je nach Inhalt können auch sexuelle Vorlieben, finanzielle Notlagen oder gesundheitliche Einschränkungen offengelegt werden. Eine potentielle Datenweitergabe fällt hier deutlich in die Kategorie bedenklich. Insbesondere, wenn diese Informationen an Konzerne gehen, die ihren Hauptumsatz durch die Auswertung von Nutzerdaten machen.
Die Geräte von Platzhirsch Amazon beispielsweise sind per WLAN oder durch eine eingebaute SIM-Karte mit dem „Mutterschiff“ verbunden. Sie funken unentwegt nach Hause, welche E-Book-Dateien sich auf dem Gerät befinden, aber beispielsweise auch, wann wir lesen und wann nicht, an welcher Stelle wir Halt machen, für wie lange und welche Stellen wir mehrfach lesen, wo wir Markierungen im Text machen oder welche Vokabeln wir nachschlagen.
Seit 2012 können Autorinnen via Amazon KDP (Kindle Direct Publishing) selbst publizierte Titel indirekt an Leser verkaufen. Amazon ist dabei Zwischenhändler, verkauft das Buch und die Autorin bekommt dann einen Teil der Einnahmen. Seit 2023 macht es Amazon nach über zehn Jahren möglich, dass auch Indie-Autorinnen eine Auswertung darüber bekommen, an welchen Stellen Menschen beispielsweise ihre E-Books abgebrochen haben. Zuvor hatte Amazon diese Informationen nur selbst genutzt. Von allein kommen diese Auswertungen allerdings nicht zu den Autorinnen, diese müssen das Auswertungs-Tracking „Amazon Attribution“ in ihre E-Book-Dateien integrieren. Dass diese Tracking-Möglichkeit auch für Verlage existiert, davon ist auszugehen.
Dank der IP-Adresse, die das Gerät zwangsläufig bekommt, wenn es eine Internetverbindung hat, weiß Amazon auch, wo wir sind, wann und wohin wir reisen und je nach Situation auch, ob unsere Urlaubslektüre vielleicht von unseren sonstigen Lesegewohnheiten abweicht. Nutzen wir die Geräte oder Lese-Apps von Amazon oder auch die hauseigenen Lese-Apps von Google oder Apple, können wir nahezu sicher sein, dass unser Nutzungsverhalten an die Anbieter übermittelt wird. Aber es gibt auch Konkurrenten, die ein privateres Lesevergnügen ermöglichen.
Vielfältige Lese-Landschaft
Fangen wir beim Haptischen an: Bei Papierbüchern schlagen wir einfach die Seite auf, bei E-Books haben wir verschiedene Möglichkeiten, an die Inhalte zu gelangen. E-Book-Reader sind dafür eine Möglichkeit und viel gewünschte und verschenkte Geräte.
Laut einer vom Digitalverband Bitkom initiierten Umfrage aus dem Jahr 2022 unter 1.006 Personen aus Deutschland über sechzehn Jahren lesen 37 Prozent mitunter E-Books auf E-Book-Readern, Tablets oder Smartphones. Bei den unter 30-Jährigen liest sogar mehr als die Hälfte (56 Prozent) digitale Bücher.
In einer nicht-repräsentativen, aber lebhaften und viel kommentierten Umfrage mit knapp 600 Teilnehmenden auf Mastodon von Anfang Dezember 2022 sah die Verteilung elektronischer Lesegeräte so aus (bei möglicher Mehrfachnennung):
- 34 Prozent Amazon Kindle,
- 33 Prozent Lese-App auf dem Smartphone,
- 28 Prozent freier E-Reader (beispielsweise PocketBook oder Onyx),
- 26 Prozent Tolino.
Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist, zeigt sie doch, dass die Leselandschaft bunt gemischt ist, wobei die Community auf Mastodon tendenziell einen Hang zu Technik und zur Nutzung von Alternativen hat. Insgesamt dürfte die Verteilung bundesweit aktuell wohl einen deutlicheren Ausschlag zu Amazon-Geräten zeigen.
Freie E-Book-Reader
Besonders PocketBook und Onyx wurden häufig in den Kommentaren zu unserer Mastodon-Umfrage genannt. PocketBook bietet zusätzlich einen eigenen E-Book-Store an, der aber optional ist. Ebenfalls mehrfach genannt wurden Kobo-Reader, die aber in Deutschland und Österreich bisher nur importiert werden können. International ist Kobo allerdings ein großer Anbieter auf dem Markt.
Außerdem sind bei den Teilnehmenden der Umfrage ältere Lesegeräte von Sony im Einsatz, die es neu nicht mehr zu kaufen gibt. Weitere Hersteller freier E-Reader sind Bokeen und InkBook. Eine umfangreiche Übersicht über die aktuell erhältlichen Geräte zeigt zudem noch eine ganze Reihe an weiteren Herstellern.
Besonders beliebt sind auch ReMarkable-Geräte, die vor allem Menschen im wissenschaftlichen Bereich verwenden, die regelmäßig Bücher durcharbeiten und viele Anmerkungen machen. ReMarkable liefert zum Reader einen passenden Stift, mit dem man direkt in den Texten Notizen machen kann.
Als direktes Konkurrenzprodukt hat Amazon im Herbst 2022 den Kindle Scribe auf den Markt gebracht, der allerdings laut Testbericht leseunfreundlicher ist und den Export von Notizen nur über die Amazon-Cloud erlaubt. Gerade bei wissenschaftlichen Arbeiten möchte man seine Gedanken aber vielleicht nicht vorab an Amazon geben.
Das geschlossene Ökosystem von Amazon
Befinden sich alle Elemente der Wertschöpfungskette für ein E-Book in der Hand eines einzigen Anbieters, ist es ein geschlossenes Ökosystem. Das bekannteste geschlossene Ökosystem für E-Books gehört dem Amazon-Konzern: Er ist zugleich Einkäufer der künstlerischen Leistung – entweder als Großhändler im Falle von Verlagen oder als Publishing-Plattform bei Indie-Autoren – und Verkäufer an die Endkundinnen. Denn sowohl die Datei mit der künstlerischen Leistung als auch das passende Lesegerät bzw. der App zur Anzeige auf bereits vorhandenen Smartphones oder Tablets kommen aus derselben Hand.
Diese Geschlossenheit führte auch zur Dominanz von Amazon auf dem E-Book-Markt. Ganz unschuldig sind die Verlage daran nicht: Weil die Verlagshäuser auf DRM bestehen, also digitalem Rechte-Management oder auch „Kopierschutz“, gaben sie dem aufstrebenden Konzern in den frühen Jahren ein Machtinstrument über ihre eigenen Inhalte in die Hand. Amazon wurde zum Gatekeeper zwischen Lesern und Verlagen, denn das Entfernen des Kopierschutzes wurde rechtlich untersagt. Die Leserinnen erwarben mehr und mehr ihrer Lektüre bei Amazon, da sie aus dem System nicht mehr herauskamen. Die Verlage sind seither gezwungen, die schon seit vielen Jahren völlig unrentablen Konditionen von Amazon zu akzeptieren, wenn sie weiter an die Leserschaft verkaufen wollen.
Diese Alleinstellung Amazons zeigt sich auch, wenn wir auf die E-Book-Dateien blicken. Denn dann lässt sich die Welt der E-Book-Ökosysteme in zwei Lager unterteilen: Amazon und alle anderen. Die Amazon-Kindle-Geräte nutzten bisher zwei proprietäre Dateiformate, AZW und mobi, die auf anderen Geräten nicht wiedergegeben werden können. Alle anderen Anbieter nutzen das offene E-Book-Dateiformat epub, das wiederum bisher nicht auf Amazons Kindle-Geräten angezeigt werden konnte. Amazon hat 2022 angekündigt, nach fünfzehn Jahren Lesen im Paralleluniversum nun beim Kindle auch das epub-Format zu unterstützen – allerdings ist dies mit einem Haken verbunden, zu dem wir gleich noch kommen.
Alternativen
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Amazons Ökosystem sieht vor, dass die Kindle-Lesegeräte direkt über den Kindle-Store mit E-Books bespielt werden: im Regelfall, wenn das Kindle-Gerät mit einem WLAN verbunden ist. Einige Geräte haben auch eingebaute SIM-Karten und sind so unabhängig von einer lokalen Internetverbindung.
Wenn man Bücher „von außen“ hinzufügen will, beispielsweise ein anderswo erworbenes E-Book oder andere Textformate, muss die Datei erst in ein von Kindle-Geräten lesbares Dateiformat konvertiert werden. Hat man das Dokument dann als PDF oder mobi vorliegen, kann man die Datei per E-Mail an eine persönliche Kindle-E-Mail-Adresse schicken. Die Datei wird dann auf Amazon-Servern vorgehalten und automatisch auf das eigene Lesegerät gespielt.
Dies ist auch der Weg, den Amazon vorsieht, um epub-Dateien auf Kindle-Lesegeräte zu spielen. Hier werden die epub-Dateien auf einem Konzern-Server konvertiert und aus der Amazon-Cloud auf das eigene Lesegerät übertragen, wie beispielsweise beim Amazon Scribe. Technisch betrachtet zeigen die Kindle-Geräte noch immer keine epub-Dateien an, sondern KF8-Dateien, in die sie umgewandelt wurden.
Dabei sollte bedacht werden: Für Manuskripte oder andere Texte, die man selbst noch veröffentlichen möchte, oder für Dokumente, die brisant sein oder die Rechte Dritter verletzen könnten, mag das wegen der Zwischenspeicherung auf Amazon-Servern nicht die beste Lösung sein. In solchen Fällen eignet sich der Weg der Übertragung der Datei vom Rechner per Kabel auf den Kindle.
Aktuell steht noch nicht fest, ab wann Amazon-Kindle-Geräte in der Lage sein werden, epub-Dateien tatsächlich und vollwertig anzuzeigen. Mit Sicherheit ist es aber eine Frage aktueller Software auf den jeweiligen Geräten und den Vorgaben, wie Amazon die Umstellung nach fünfzehn Jahren gestaltet.
Amazons Konkurrenz
Die US-Technologiekonzerne Apple und Google haben sowohl eigene E-Book-Shops als auch entsprechende Lese-Apps für ihre jeweiligen Geräte, die unter iOS und Google Android funktionieren. Die Lese-Apps können epub- und teilweise auch PDF-Dateien zeigen.
Kleinere Konkurrenten wie Tolino und Kobo bieten sowohl eigene Geräte als auch eigene E-Book-Shops an, die auf den Lesegeräten vorinstalliert sind. Die Geräte sind in die Ökosysteme der Tolino-Allianz (Thalia, Hugendubels ebook.de, Mayersche, Weltbild, Osiander und das Barsortiment Libri) beziehungsweise in jenes von Kobo eingebunden.
Da sie alle das freie Dateiformat epub verwenden, fällt es hier leicht, auch Bücher aus anderen Quellen auf die Geräte zu laden. Auch die Tolino-Allianz bietet Lese-Apps für Smartphone oder Tablet an, die das vorhandene Gerät in ihr quasi halboffenes Ökosystem integrieren.
Fast nur Belletristik
Im E-Book-Markt in Deutschland machte nach Angaben des Börsenvereins (pdf) der Bereich Belletristik in den Jahren 2020 und 2021 etwas mehr als 85 Prozent aus, gefolgt von Ratgebern bei etwa sechs Prozent sowie Sachbüchern zwischen drei und vier Prozent. Jugendbücher machten weitere etwa vier Prozent aus.
Über das Lesen von frei verfügbaren digitalen Büchern sind leider keine aussagekräftigen Zahlen bekannt. Schaut man sich anhand der oben schon erwähnten Bitkom-Umfrage das Leseverhalten der Deutschen an, so lesen nur zehn Prozent überwiegend E-Books, während weitere 14 Prozent E-Books zwar lesen, jedoch die gedruckte Version bevorzugen. 13 Prozent der Deutschen lesen gedruckte und digitale Bücher zu gleichen Teilen.
Das private Lesen von kommerziell erworbenen digitalen Büchern ist also für etwas mehr als ein Drittel der Bevölkerung Alltag geworden, wobei eher die jüngere Generation zum Digitalen neigt. Die ältere Generation bevorzugt zu einem Großteil das Lesen von gedruckten Büchern.
Unsere Umfrage zum E-Book-Erwerb
Die erwähnte Mastodon-Umfrage war ein Plädoyer für die Freiheit beim E-Book-Erwerb: Die Teilnehmer kaufen ihre E-Books (bei möglicher Mehrfachantwort) zu 31 Prozent bei der kleinen Buchhandlung um die Ecke, ebenfalls 31 Prozent erwerben E-Book-Pakete wie Storybundle oder Humblebundle. Immerhin 36 Prozent kaufen ihre E-Books bei der Tolino-Allianz. Noch mehr, nämlich 38 Prozent, kaufen sie direkt bei der Autorin.
Immerhin 42 Prozent klicken bei Amazon, die überwältigende Mehrheit von 87 Prozent hat allerdings eine Art Gemischtwarenladen auf dem Gerät, mal hier, mal dort erworben. In der Mastodon-Umfrage wurde auch abgefragt, ob die Teilnehmenden den (vorinstallierten) E-Book-Shop auf ihrem Lesegerät verwenden, um neue Bücher zu erwerben und herunterzuladen. Das Ergebnis überrascht: Nur 29 Prozent nutzen den Shop auf dem Gerät, die überwiegende Mehrheit (71 Prozent) sucht, kauft und lädt die Bücher woanders.
Nur eine Lizenz
Was bei Papierbüchern keine Überlegungen erfordert, ist bei E-Books und E-Book-Readern keine Selbstverständlichkeit: Bei Digitalwerken stellt sich die Frage, ob man die Buch-Dateien wie ein Papierbuch besitzen oder quasi nur mieten will, ob man sie auch weitergeben oder auf mehrere Lesegeräte verteilen möchte. Die Wahl ist hier allerdings begrenzt.
Eines nochmal zu betonen, scheint jedoch wichtig: Bei den Plattformen kauft man nicht die E-Book-Datei, sondern lediglich die Lizenz, eine E-Book-Datei dieses Titels anzeigen zu dürfen. Vergleicht man das mit dem Kauf eines physischen Buches, gibt es kaum Parallelen, denn die Natur des Erwerbs einer Nutzungslizenz unterscheidet sich davon grundlegend.
Neben den Plattformen gibt es aber auch andere Quellen, etwa die E-Books ohne hartes DRM bei beam, wo zugleich auch Zeitschriften-Abonnements, etwa für Perry Rhodan, abgeschlossen werden können. Viele Indie-Autoren bieten zudem eigene Shops an, wo man ihre Bücher DRM-frei kaufen und herunterladen kann.
Die meisten Teilnehmenden unserer Umfrage vermeiden übrigens E-Books mit DRM und kaufen lieber woanders oder ein anderes Buch. Einige waren aber etwas milder in ihrem Urteil bei „weichem DRM“, also beispielsweise Wasserzeichen. „Hartes DRM“, wie etwa die verschlüsselte Lösung von Adobe mit personenbezogener Nutzer-Kennung oder von Amazon, fiel bei allen kommentierenden Teilnehmenden durch. Bei einigen war das aber keine Entscheidung aus Prinzip, sondern weil ihre Lesegeräte derlei technische Lösungen gar nicht mitmachen.
Rückblickend erscheint es absurd, dass Amazon im Jahre 2008 Audible kaufte und die beiden Unternehmen versprachen, das digitale Rechte-Management DRM abzuschaffen. Amazon selbst gab T-Shirts mit dem Spruch „DRM – Don’t Restrict Me“ heraus. Zehn Jahre später eröffnete Google dann einen DRM-freien Shop als Alternative zu Amazon und Audible. Aber nichts davon änderte etwas daran, dass man sich beim Kauf von E-Books (und auch Audiobooks) bei Plattformen wie Amazon bis heute an deren Ökosystem und Lizenzmodell bindet und sich der Auswertung seines digitalen Lebens durch den Konzern unterwerfen muss.
Ob und wann man in Deutschland oder Österreich das DRM von einer E-Book-Datei entfernen darf, ist rechtlich keine einfache Frage. Wenn jemand beispielsweise mit einem von DRM befreiten E-Book einem eigenen kommerziellen Zweck nachgeht oder es ohne Erlaubnis weitergibt, ist das klar rechtswidrig. Allerdings ist der persönliche Gebrauch eine andere Sache, etwa wenn ein E-Book im privaten Bereich von DRM befreit und in ein anderes Format konvertiert wird. Technisch gesehen ist es allerdings nur ein Klick, man kann beispielsweise das Amazon-DRM einfach mit deDRM entfernen.
Es gibt aber auch frei verfügbare digitale Bücher, zu denen oft ältere Veröffentlichungen gehören. Sie sind gemeinfrei, für sie macht also niemand mehr Urheberrechte geltend. In Deutschland und Österreich endet das Urheberrecht regelmäßig siebzig Jahre nach dem Tod der Autorin oder des Übersetzers. Das ist international zwar nicht einheitlich geregelt, aber das Ende der jeweiligen Schutzfrist führt bei bekannteren Autoren oft dazu, dass E-Books recht schnell verfügbar werden.
Man findet digitale Ausgaben gemeinfreier Werke auf verschiedenen Plattformen für freie E-Books. Die bekannteste der vielen Anlaufstellen für lizenzfreie Bücher ist das Project Gutenberg mit über 70.000 kostenlosen freien Literaturtiteln zum registrierungsfreien Download. Aber auch die ebenfalls registrierungsfreie Library Genesis für Bücher und Artikel erfreut sich großer Beliebtheit, auch wenn längst nicht alle Werke dort gemeinfrei sind.
Wer eine Registrierung nicht scheut und weniger Wissenschaft, dafür mehr Unterhaltung, aber auch viele Klassiker sucht, wird vielleicht bei Free eBooks oder ManyBooks fündig. Sucht man eher Fachliteratur oder Sachbücher, lohnt sich vielleicht ein Blick auf die Open-Access-Bücher des transcript-Verlags oder des Springer-Wissenschaftsverlags.
Fragen der Verwertungsrechte
In Europa gilt grundsätzlich das Urheberrecht für alle Verfasserinnen sowohl von Musik oder Kunstwerken als auch von Texten oder Büchern. Dieses Urheberrecht können Kreative hier in Europa nicht abtreten, wohl aber einzelne oder alle Nutzungsrechte an den geschaffenen Werken. Auf dem Buchmarkt geschieht das beispielsweise mit einem Verlagsvertrag, bei dem die Autoren einem Verlag die Rechte zur Nutzung und Verbreitung von Print- und E-Book-Ausgaben ihres Werkes übertragen. Die Verlage sind dann die Rechteinhaber und auch diejenigen, die das Geld bekommen und je nach Vertragsvereinbarungen mit dem Urheber teilen.
Für Indie-Autorinnen sieht die Lage anders und – je nach Sichtweise – besser aus: Sie sind meist Urheberin und Rechteinhaber zugleich und haben, wenn überhaupt, nur einzelne Verwertungsformen an Verlage lizenziert. Einnahmen gehen also meist direkt an den Urheber, allerdings müssen sie die typischen Dienstleistungen der Verlage wie Lektorat oder Coverdesign finanzieren oder selbst übernehmen.
Papier vs. E-Books
Die Kosten für die Erstellung eines E-Books sind bis zu einem gewissen Punkt dieselben wie für ein Papierbuch. Die Zeit der Autorin für das Schreiben, der Aufwand für das Lektorat, die Überarbeitung, das Korrektorat oder das Coverdesign sind im Prinzip gleich. Auch E-Books werden mit einem Satzprogramm gesetzt, um die Skalierung auf den unterschiedlichen Geräten zu ermöglichen.
Die wesentlichen Unterschiede liegen im Papierpreis und den Druckkosten von Soft- oder Hardcovern sowie bei der Lagerhaltung und beim Versand. Lagerhaltung bei Papierbüchern kann allerdings auch ausgespart werden, falls Verlagshäuser keinen klassischen Auflagendruck machen, sondern Print-on-Demand anbieten. Das kann auch umwelttechnisch einen positiven Effekt haben, wenn weniger Tonnen unverkaufte Bücher eingestampft werden müssen.
Was sind die Honorare bei E-Books?
Manche Menschen wollen ihre Indie-Lieblingsautoren auch finanziell unterstützen, deswegen interessiert sie die Frage: Was bleibt eigentlich bei den Autoren hängen, wenn sie ein Buch als E-Book veröffentlichen? Pauschal kann man diese Frage nur schwer beantworten. Bei Verlagsautorinnen entscheidet, was in ihrem Verlagsvertrag festgehalten wurde. Manchmal sind die Honorare für E-Books in den Standardverträgen höher als für Verkäufe der papiernen Bücher. Aber es kommt stark darauf an, was die Autorinnen oder auch ihre Agenten verhandelt haben.
Indie-Autorinnen erhalten in der Regel siebzig Prozent des Verkaufspreises des Buches, allerdings abhängig von der Plattform und dem Preismodell. Bei Tolino Media sind es beispielsweise siebzig Prozent des Nettoverkaufspreises, die beim Autor ankommen. Bei Amazon KDP (Kindle Direct Publishing) muss ein E-Book mindestens 2,69 Euro und maximal 9,99 Euro kosten, um bei siebzig Prozent Autorenhonorar zu landen, darunter oder darüber sind es 35 Prozent.
Bei Publikationsplattformen wie Tolino Media, Amazon KDP, Epubli, Google Play Books, Apple Books, Kobo writinglife oder Draft2Digital bekommen die Indies üblicherweise monatlich eine Abrechnung und Überweisung des Geldes. Bei ausländischen Plattformen erfolgt die Auszahlung oft über Anbieter wie PayPal oder Stripe, man muss als Indie-Autor also Kunde bestimmter Dienstleister werden.
Bei Amazon haben Lesende die Möglichkeit, E-Books bei Nichtgefallen zurückzugeben, wenn nicht mehr als ein gewisser Prozentsatz gelesen wurde und der Erwerb nicht zu lange zurückliegt. Was einige als praktischen Service wahrnehmen, bedeutet für Verlage und Indies, dass ihnen das Geld für dieses Exemplar wieder weggenommen wird. Entweder wird es in der Aufstellung abgezogen oder – falls die Rückgabe nach der Abrechnung passiert – es kann tatsächlich ein Minusbetrag anfallen, der gegebenenfalls zu begleichen ist.
Bücherei im Netz: Digitale Ausleihe
Eine Bücherquelle, die einige vielleicht noch nicht mit E-Books in Verbindung bringen, sind Bibliotheken. Seit einigen Jahren gibt es die sogenannte „Onleihe“, ein Produkt des Unternehmens divibib. Angeboten wird die Möglichkeit, E-Books und auch sonstige digitale Medien wie Magazine, Zeitungen und Hörbücher digital auszuleihen. Immerhin 37 Prozent in der Mastodon-Umfrage nutzen die „Onleihe“, aber der Großteil mit 63 Prozent eben nicht.
Auf dem deutschsprachigen Markt stehen hinter den digitalen Bibliotheksangeboten zum einen das schon erwähnte Unternehmen divibib und zum anderen seit einigen Jahren auch der Konkurrent OverDrive. divibib und Overdrive als Anbieter für digitale Ausleihen haben jeweils eigene Apps und Zugänge. Overdrive bietet beispielsweise eine praktische Suche über die Bibliotheken hinweg an, hier beispielsweise für München. Bibliotheken können sich meist aussuchen, mit welchem der Anbieter sie einen Vertrag schließen und dort ihre Bestände einkaufen. Den dritten größeren Anbieter bibliotheca kennt man bei uns vor allem von den Rückgabe-Automaten für Papierbücher, kleinere Anbieter wie Baker & Taylor, BorrowBox oder Hoopla sind bei uns weniger bekannt.
Wenn man mit dem eigenen Lesegerät die digitalen Ausleih-Angebote der Bibliotheken nutzen möchte, braucht man dazu oft einen Bibliotheksausweis und ein Gerät, das epub- oder PDF-Dateien anzeigen kann. Das bedeutet praktisch: Alle E-Book-Reader außer Amazons Kindle können für die Online-Ausleihen der Bibliotheken genutzt werden. Inzwischen ist eine Nutzung der „Onleihe“ von divibib auch für einige der Amazon-Geräte möglich. Das Lesen der ausgeliehenen Titel geht aber auch im Browser oder mit Apps für Smartphone oder Tablet.
Update: Die Passagen zur digitale Ausleihe wurden korrigiert und gekürzt. Vielen Dank an die Kommentatoren und an divibib für die Hinweise.
Lese-Apps
Die Fülle an mittlerweile verfügbaren Lese-Apps zeugt vom regen Interesse an E-Books. Empfehlenswert sind für die typischen Formate ePub, mobi, fb2, aber auch html, rtf und plain text FBReader und auch KOReader, der von Freiwilligen rund um die Welt entwickelt und verbessert wird, oder auch der freie epub-Reader Thorium für Windows and Mac. Als freie Lese-Apps für Android finden sich im F-Droid-Store neben dem schon erwähnten KOReader auch der beliebte Booky McBookface eReader oder der EPUB3 Reader.
Beliebt ist auch calibre, der gleichzeitig ein guter E-Book-Manager ist. In diese Kategorie fällt auch Bookworm oder Arianna für Linux.
Ab in die Cloud oder selbst verwalten?
Wenn der virtuelle Bücherstapel wächst, stellt sich schnell die Frage nach der Verwaltung. Die Mastodon-Umfrage gab Einblicke, womit die 600 Teilnehmenden ihre E-Books verwalten. Die schon erwähnte E-Book-Verwaltungssoftware calibre lag mit 46 Prozent deutlich vorn. An Platz zwei kam mit 37 Prozent die „wilde Ordnersammlung“, gefolgt von den Clouds der jeweiligen Anbieter (Amazon, Tolino etc.) mit 24 Prozent. 19 Prozent der Teilnehmenden speichern die E-Books ausschließlich auf den Lesegeräten.
Bedenken sollte man: Die Verwaltung der E-Books ausschließlich auf dem Gerät birgt die Gefahr, dass alle Bücher weg sind, falls das Gerät verloren geht oder den Geist aufgibt und keine oder keine ausreichende Back-Up-Lösung vorhanden war. Alle Bücher jedoch einem Anbieter in dessen Cloud zu überantworten, liefert den Leser dessen Goodwill und zuweilen seiner Auswertung der Leseinteressen aus.
Daher bietet sich eine E-Book-Verwaltungssoftware wie calibre an: Die Software ist nicht nur praktisch, sondern auch einfach in der Anwendung. Insbesondere, wenn über die Jahre einige Gigabyte oder mehr an E-Books zusammengekommen sind, wird eine „wilde Ordnersammlung“ mit mehreren hundert Ordnern nahezu unmöglich, wenn man nicht zu den Menschen gehört, die das Suchen interessanter als das Lesen finden.
Calibre macht es übrigens auch leicht, Bücher in andere Formate zu konvertieren, beispielsweise eine PDF-Datei in ein epub-Dokument, etwa um es leichter auf einem E-Reader lesen zu können. Auch die Übertragung der Dateien per Kabel auf ein Lesegerät geht damit schnell und problemlos.
Qual der Wahl
Die gute Nachricht ist wohl: Will man heute Bücher in elektronischer Form lesen, kann man aus dem Vollen schöpfen. Neben dem klassischen Kaufen von E-Books kann man Bibliotheksangebote nutzen oder aus zahlreichen Quellen auch freie E-Books beziehen, ohne rechtliche Probleme oder Anmeldung. Auch lassen sich E-Books in fast allen Formaten auf den Endgeräten lesen, je nach Gusto und Nutzungskontext.
Was die Software zum Lesen und Verwalten von E-Books angeht, so kann man ebenfalls inzwischen aus einer Vielzahl von freien und kommerziellen Angeboten auswählen. Genauer hinschauen sollte man jedoch, wenn man sich einen E-Book-Reader mit angeschlossenem Ökosystem zulegt. Hier gilt es zu beachten, dass man gewisse absichtliche technische Beschränkungen wegen der Langlebigkeit der Geräte auf Jahre mit einkauft.
Doch neben den kommerziellen Geräten und Ökosystemen gibt es auch die freien Systeme und Plattformen, die dem Nutzer kein eigenes Ökosystem aufzwingen. In der Handhabung bleibt man fast völlig frei und kann kommerzielle sowie freie Inhalte und Geräte – bis auf jene des Amazon-Ökosystems – beliebig kombinieren.
Nur eines hat das digitale Lesen bisher noch nicht ersetzen können: Das eigenhändige Signieren mit freundlicher, lustiger oder schnippischer Widmung durch den Autor, vorzugsweise mit Blickkontakt nach einer schönen Autorenlesung.
Ich habe nach einer Lesung einen Menschen gesehen, der sich sein Handy-Cover vom Autor hat signieren lassen. Auf dem Handy das eBook …
Ich hab mich grad verschluckt vor Lachen! :}
Hallo zusammen,
beim E-Lending ist leider einiges durcheinandergeraten.
„Onleihe“ ist eine Marke der Divibib, nämlich deren E-Lending-Angebote für Büchereien. Overdrive ist das konkurrierende Produkt. Auf Overdrive kann auf Mobilgeräten mit der Libby-App zugegriffen werden, die App für die Onleihe heißt einfach Onleihe.
Bei beiden Anbietern ist es so, dass die Bestände von Büchereien bzw. Verbänden selbst aufgebaut werden und nur für die jeweilige Bücherei/Verbund gelten. D.h., es gibt keine Suche „über Büchereien hinweg“, sondern nur Suchen nach Büchereien, die das jeweilige Produkt anbieten. Overdrive ist ja verlinkt, für die Onleihe gibt es das hier: https://hilfe.onleihe.de/category/iof#
Mal als Beispiel: Der Verbund „Onleihe Niedersachsen“ hat seinen Bestand hier: https://www.onleihe.de/nbib24, Braunschweig, die nicht zu einem Verbund gehören, hier: https://www.onleihe.de/braunschweig/
Eine Adobe Id ist für die Onleihe schon länger nicht mehr zwangsläufig notwendig, nur noch für bestimmte Titel aus den Beständen. Die Onleihe (und die unterstützenden E-Book-Reader von Tolino und Pocketbook) haben das sogenannte LCP-Care-DRM implementiert (vgl. bspw. hier: https://www.boersenblatt.net/archiv/1446301.html). Damit wird über einen Code, der am Gerät angezeigt wird, bei der ersten Ausleihe das Gerät mit dem Onleihe-Konto verknüpft. Das ist auch ein weiterer Grund, warum Amazon-Geräte nicht mit der Onleihe kompatibel sind: Amazon müsste das DRM auf den Geräten einbauen.
Kindle hat als „Ersatz“ wohl Kindle Unlimited.
Ich nutze das jetzt seit 3 Monaten und bin begeistert. Mit ca 11€ (vorher 9,99€) nicht ganz billig aber man kann bis zu 20 Bücher gleichzeitig ausleihen auf allen Geräten die an das Amazon-Konto gekoppelt sind. Ich mach das mit meiner Mutter zusammen bei 5 Geräten (2 Kindle Fire meiner Mutter, mein Handy, ein Paperwhite und ein normaler Kindle).
Sie ist ne Vielleserin, die gerne Mal 10-14 Stunden am Tag liest. Sie hat in 3 Monaten locker 100-120 Bücher darüber gelesen ohne die Sachen aus anderen Quellen..
Wenn ich eBooks kaufe, umgehe ich Amazon gern. Entweder beim Verlag direkt (z.B. Festa) oder über geniallokal so dass es meinem Buchgeschäft vor Ort als Verkauf angerechnet wird.
Vorher bin ich extra hin aber das geht auch online wenn man das Geschäft als Stammgeschäft angibt.
Ein weiterer Artikel wäre schöne, der die rechtliche Lage des E-Lending untersucht. Hier bestimmen die Verlage, anders als beim gedruckten Buch, welche Bücher wann verliehen werden dürfen. Auf der anderen Seite zahlen Verlage den Autoren afaik keine Bibliothekstantiemen für E-Books (weswegen die Kampagne „Fair Lesen“ das reinste Gaslighting war). Da tut sich gerade etwas: https://www.bibliotheksverband.de/sites/default/files/2023-04/PM_Studie%20zum%20E-Lending_20230425_1.pdf
Noch ein Artikel könnte sich dem Quasimonopol der Divibib auf E-Lending in deutschen öffentlichen Büchereien widmen. Overdrive ist da noch ein ganz kleiner Fisch. Die Übernahme der Funktion einer öffentlichen Institution (Teilhabe an Wissen und Unterhaltung) wird da komplett einem einzelnen Privatanbieter überlassen, zu entsprechenden Preisen. Steht quasi symptomatisch für so vieles bei der Digitalisierung der (deutschen) Gesellschaft.
Man kann ab Ende 2023 keine .mobi mehr per E-Mail über die Amazon-Cloud an yen Kindle senden, Siege hier: https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?nodeId=G5WYD9SAF7PGXRNA
Dafür funktioniert es seit einiger Zeit recht schnell und komfortabel, EPUB-Dateien direkt an den Kindle zu senden, ohne diese vorher konvertieren zu müssen, via https://www.amazon.de/sendtokindle
So kann man, wenn man das möchte, seine EPUBs z.B. bei Beam kaufen und dann auf dem Kindle (oder in der Kindle App auf dem Smartphone oder Tablet) lesen.
Natürlich kann man bei Geräten wie dem Kindle Oasis mithilfe des Programms „Calibre“ EPUB einfach nach AZW3 konvertieren und diese per USB auf das Gerät befördern.
Es ist also nicht nötig Amazon zwischenzuschalten.
Oder man kann einfach die Mobi-Datei in den Kindle Ordner kopieren. Das mach ich auf dem Handy, sollte bei E-Readern aber auch gehen.
Mammamia, so ein langer Artikel – über das Lesen von Büchern…! Für mich ein schönes Beispiel dafür, dass die ach so tolle Digitalisierung viele Dinge des täglichen Lebens absurd kompliziert gemacht hat.
Auf gutenberg.org (nicht zu verwechseln mit dem dysfunktionalen projekt-gutenberg.org ;-) kann nicht oft genug hingewiesen werden: Kostenfrei und ohne DRM-Gängelung. Überwiegend englischsprachig, aber zunehmend auch deutsche Ausgaben — etwa der Zauberberg Manns oder Goethes Wilhelm Meister. Durch das dort genutzte Proofreading-System haben die mir bekannten Werke eine extrem hohe Qualität. Vielfach höher als bei etablierten Verlagen, in denen Lektorate anscheinend flächendeckend abgeschafft wurden.
Ebenfalls erwähnenswert: Oft hat ein Kauf direkt bei Verlagen Vorteile. So bieten etwa englische Fachverlage häufig mehrere Formate (EPUP, PDF, MOBI) gleichzeitig und DRM-frei an, wo Zwischenhändler nur kastrierte Einzelformate offerieren. Dazu gesellt sich nicht selten auch ein Preisvorteil.
Pro-Tipp: Die meisten deutschen Bücher können auch DRM-frei erworben werden, wenn sie weder bei Amazon, noch über ein anderes „Ökosystem“ erworben werden. Dazu müssen sie über die jeweilige Webseite gekauft und heruntergeladen werden. Englischsprachige Ausgaben sind leider immer Adobe DRM-verseucht. Das ist nicht nur technisch ultra-nervig — Adobe kommen auch schon einmal Kundendaten abhanden. Je weniger Kontakt Leserinnen mit dieser Firma haben, desto besser. Im Zweifelsfall beim Anbieter nachfragen.
Zur Pocketbook-Geräte-Software: Diese erfordert eine gewisse Leidensfähigkeit bei ihren Nutzerinnen. Sie schafft es beispielsweise seit Jahren (bei mehreren aktuellen Modellen) nicht, sich zuverlässig die letzte Leseposition zu merken. Es kommt leider immer wieder vor, dass ein Buch beim Öffnen 1-2 Seiten zurückgeblättert wird. Weitere nervige Fehler werden ebenfalls trotz Kenntnis nicht behoben. Die Kindle-Monokultur ist für mich dennoch keine Alternative
Für die Onleihe gilt allerdings: Finger weg von Tolinos, da ist alles drei mal umständlicher und kaputter als bei PB.
Drei Angebote, die ich im Artikel noch vermisst habe:
– Wikisource
– zulu-ebooks.com
– standardebooks.org