Die Tech-Konzerne hat er im Griff – dieses Bild scheint Donald Trump vermitteln zu wollen. Der 45. Präsident der USA hatte sich vor wenigen Tagen, am 19. September, mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg getroffen. Über die Inhalte des Treffens machten Facebook und das Weiße Haus nur vage Angaben – in den Pressefotos findet sich jedoch eine eindeutige Botschaft.
Trump trifft Zuckerberg zu einem Zeitpunkt, in dem Facebook unter Dauerkritik steht. Bürgerrechtsorganisationen und Journalist:innen werfen dem Konzern vor, zu wenig gegen Wahlmanipulation, die Verbreitung von Falschinformation und für den Datenschutz der Nutzer:innen zu tun. Die Justizbehörden mehrerer US-Staaten kündigten an, Ermittlungen wegen möglicher Wettbewerbsverletzungen aufzunehmen. Trump wirft Facebook und Twitter außerdem vor, konservative Stimmen zu zensieren.
Was der Präsident mit dem Facebookchef wirklich besprach, bleibt unklar. Nach dem Treffen twitterte Trump bloß, das Treffen mit Zuckerberg sei „sehr nett“ gewesen. In einem Statement von Facebook wurde das Treffen als „konstruktiv“ beschrieben. Näheres wurde nicht bekannt. Egal, um was es im Gespräch wirklich ging, für gute PR reicht ja ein Foto.
Auch wenn Trump auf Twitter eine emotionale Chaosstrategie fährt, auf dem Flickr Account des Weißen Hauses gibt er sich professionell – männlich, kompromisslos und distanziert. Im Oval Office lässt er sich beim Telefonieren ablichten (sein leerer Schreibtisch sorgt dabei für Schmunzeln). Die Fotos von Treffen mit Regierungspartner:innen und Gästen sind stets aus der gleichen frontalen Perspektive aufgenommen. Die Trucker-Cap sorgt bei seinen Kritiker:innen für Spott, bei seiner Wählerschaft für Sympathie.
Obama gibt sich dagegen nahbar
Trump grenzt sich klar von der Inszenierung seines Vorgängers ab. Barack Obamas Hausfotograf Pete Souza lichtete ihn bis zu 600 mal am Tag ab. Souza gehöre mittlerweile zur Familie, sagte Obama selbst. Der Fotograf begleitete ihn rund um die Uhr. Die Öffentlichkeit hatte Zugang zu den intimsten Momenten: Barack und Michelle tauschen Zärtlichkeiten aus, Barack scherzt mit Angestellten, spielt mit seinem Hund, lässt sich vom Sohn eines Mitarbeiters über die Haare streichen.
Im Oval Office fläzt Obama auf seinem Regierungsstuhl, sitzt mit Gästen ungezwungen am Schreibtisch und lässt sich über die Schulter fotografieren: Barack Obama stellt sich selbst auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber. Menschlich, sympathisch, verletzlich. Er lässt die Kontrolle durch seine Lässigkeit wirken. Einer der mächtigsten Männer der Welt, der es nicht nötig hat diese auszustellen.
Nettes Treffen, strategisches Foto
Trumps Machtinszenierung zeigt sich hingegen in der konservativen Big-Boss-Manier. Die Fotos sind meistens aus einer Perspektive aufgenommen, in der er seine Gegenüber überragt. Dabei hält er stets direkten Blickkontakt mit seinem Gesprächspartner oder zur Kamera. Anstelle von Obamas inszenierter Herzlichkeit, wirkt es als würde Trump jeder Emotionalisierung entgegenwirken wollen. Das Bild der Kontrolle vermittelt er durch Unnachgiebigkeit.
Trumps Inszenierung im Oval Office
Solche Bildsprache schafft laut dem Wissenschaftler Costas M. Constantinou ein „Ereignis“, das an den Emotionen gekoppelt ist. Fotos dokumentieren und konstruieren die Realität mit. Die Art und Weise, wie sie mit verbalen Inhalten verwoben werden, formt Identitätsbildung, Sicherheitsbedenken und die Politik der Repräsentation. „Alle diplomatischen (oder potenziell diplomatischen) Akteure – staatliche und nicht-staatliche – setzen Bildmaterial ein, um der Öffentlichkeit etwas mitzuteilen und ihre Ziele zu unterstützen.“, formuliert Constantinou.
https://twitter.com/rachelking/status/809151067200094208
Zuckerberg traf sich bei seinem Washingtonbesuch nicht nur mit Trump, sondern mit einigen Kongressabgeordneten. Laut dem Guardian handelt es sich vor allem um jene Senatoren, die mögliche Monopolbildung durch Facebook untersuchen und an Datenschutzgesetzen arbeiten. Der Presse hatte kein Zugang zu den Treffen. Bezeichnenderweise drangen kaum Bilder nach außen.
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