Gesichtserkennung: Automatisierter Rassismus gegen uigurische Minderheit in China

Die chinesische Regierung nutzt Videoüberwachung und künstliche Intelligenz für Racial Profiling, um Mitglieder der uigurischen Minderheit im öffentlichen Raum zu erfassen und zu verfolgen.

Wohl kaum eine ethnische Gruppe weltweit steht unter so einem großen Überwachungsdruck wie die Uiguren in China. (Symbolbild) CC-BY-NC 2.0 · · · — — — · · · / Montage: netzpolitik.org

China baut die Überwachung der muslimischen uigurischen Minderheit aus. Wie jetzt herauskam, sind Gesichtserkennungssysteme in zahlreichen Städten Chinas darauf ausgerichtet, Mitglieder der Minderheit automatisch zu erkennen und zu tracken. Schon im Jahr 2017 war bekannt geworden, dass die Regierung die biometrischen Daten aller Uiguren zwischen 12 und 65 Jahren erfassen ließ. Dazu gehörten die Blutgruppe, Fotos des Gesichtes, ein Iris-Scan, Fingerabdrücke und die DNA.

In nur einem Monat sollen nun 500.000 Uigurinnen und Uiguren mittels Gesichtserkennung erfasst und getrackt worden sein, berichtet die New York Times (NYT) unter Berufung auf Dokumente, Datenbanken und Interviews. Es ist das erste bekannte Beispiel, in dem eine Regierung mit Absicht künstliche Intelligenz für Racial Profiling nutzt, zitiert das Blatt einen Experten.

Die Technologie wird nach Informationen der NYT in den reichen Städten des Ostens eingesetzt. Laut den vorliegenden Dokumenten forderten Anfang des Jahres 2018 schon mehr als zwei Dutzend Polizeien in 16 Provinzen die Technologie auch für ihre Städte an. Die uigurische Minderheit lebt vorranging im Nordwesten Chinas in einem riesigen Freiluftgefängnis mit ohnehin äußerst eingeschränkter Reisefreiheit. Für das Verlassen der Provinz ist die Abgabe eines biometrischen Gesichtsfotos Pflicht, schreibt die NYT.

US-Risikokapitalgeber an Finanzierung beteiligt

Das chinesische Überwachungs-Unternehmen CloudWalk bewirbt laut NYT die Technologie auf seiner Webseite mit den Worten: „Wenn ursprünglich nur ein Uigure in der Nachbarschaft lebt und innerhalb von 20 Tagen sechs andere Uiguren erfasst werden, löst das System sofort Alarm bei Strafverfolgungsbehörden aus.“ Beteiligt am Projekt sind die Unternehmen Yitu, Megvii, SenseTime, und CloudWalk. Finanziert werden die Firmen von bekannten US-Investoren: Fidelity International und Qualcomm Ventures sind Teil eines Konsortiums, das 620 Millionen Dollar in SenseTime investiert hat. Sequoia Capital investierte in Yitu.

In der muslimischen Provinz Xingjian geht die chinesische Zentralregierung mit großer Härte gegen die muslimische Minderheit der 11 Millionen Uiguren vor. Bis zu einer Million Menschen sollen zumindest vorübergehend in Umerziehungslagern gefangen worden sein. Die chinesische Regierung will die dortige Unabhängigkeitsbewegung brechen, sie begründet die Maßnahmen mit dem Kampf gegen den Terrorismus. China steht für die Menschenrechtsverletzungen international in der Kritik.

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