Bundeswehrdrohnen absolvieren 87.000 Flugstunden

Die Bundeswehr verfügt derzeit über mehr als 630 Drohnen. Weitere sollen folgen, nächstes Jahr wird die Riesendrohne PEGASUS bestellt. Sie basieren auf der GLOBAL HAWK, die von der Bundeswehr in Sizilien aus geflogen wird. Der eingemottete EURO HAWK soll an Kanada verkauft werden.

Die Seenotrettungsdrohne LARUS kann Boote in Seenot mit einem Lasermarkierer beleuchten. Sie soll in der Nord- und Ostsee genutzt werden. – Alle Rechte vorbehalten DGzRS/Michael Rauhe

Die Drohnen der Bundeswehr haben bereits mehr als 87.000 Flugstunden absolviert. Das schreibt das Bundesministerium der Verteidigung in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage. Mit über 50.000 Stunden werden die meisten Einsätze mit sechs israelischen Langstreckendrohnen vom Typ HERON 1 geflogen. Rund 18.000 Stunden war die deutlich kleinere LUNA in der Luft. Ab 2002 hatte die Bundeswehr 145 Exemplare des deutschen Herstellers EMT beschafft. Wie die HERON 1 wird auch LUNA auch in Afghanistan und Mali genutzt.

Seit 2005 verfügt die Bundeswehr außerdem über das „Kleinflugzeug Zielortung“ (KZO). Die Einsätze dieser von Rheinmetall gebauten Drohnen folgen an dritter Stelle mit über 7.000 Flugstunden. Derzeit verfügt die Bundeswehr über 60 Stück der rund 170 Kilogramm schweren KZO, ihre Anschaffung kostete rund eine halbe Milliarde. Fünf Exemplare mit den dazugehörigen Bodenstationen sind im Kampfverband der NATO in Litauen stationiert.

Trainingsflüge bei der US-Armee

Aufgeführt sind auch die Flugstunden der Kleindrohnen ALADIN und des Quadrokopters MIKADO. Von beiden Drohnen hat die Bundeswehr seit mehr als zehn Jahren über 300 Stück im Bestand. Die kleineren Quadrokopter „Phantom II“ der chinesischen Firma DJI nutzt nur die Marine. 30 winzige Nanodrohnen „Black Hornet“ werden hingegen seit letztem Jahr vom Heer geflogen. Ihre Flugstunden gibt das Verteidigungsministerium mit 66 an.

Die LUNA und die KZO sind die einzigen Drohnen, die über eine Zulassung zum Betrieb in Deutschland verfügen. Trotzdem dürfen sie nur innerhalb von militärischen Sperrgebieten geflogen werden. Möglich ist auch der Betrieb in Gebieten mit Flugbeschränkungen. Dort dürfen keine zivilen Luftfahrzeuge unterwegs sein.

Die Drohnen sind an verschiedenen Standorten stationiert, die Ausbildung für die Steuerung der größeren Drohnen findet hingegen in Israel oder, etwa für die KZO, an der Artillerieschule im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein statt. Bis 2016 flog die Bundeswehr ihre KZO zu „Ausbildungs- und Übungszwecken“ auch auf dem Truppenübungsplatz der US-Armee in Grafenwöhr.

Steuerung wird weiter automatisiert

Die Bundeswehr kann einige ihrer unbemannten Luftfahrzeuge ohne direkte Sichtverbindung steuern, im sogenannten Radio-Line-of-Sight (HERON, LUNA, KZO, ALADIN). Dabei werden vorher programmierte Wegpunkte abgeflogen. Auch die Starts und Landungen der Drohnen verlaufen laut dem Ministerium „in einem teilweise automatisierten Prozedere“. Die PilotInnen müssen dabei weiterhin einige Funktionen selbst übernehmen oder die „Betriebsschritte“ immer wieder neu eingeben.

Nur die HERON 1 kann ohne Führung durch PilotInnen starten und landen. Ein solches System soll auch die bewaffnungsfähige HERON TP erhalten, die Ende dieses Jahres an die Bundeswehr ausgeliefert und in Israel stationiert wird. Alle HERON-Drohnen können zusätzlich mittels Satellitenkommunikation gesteuert werden.

Lasermarkierer für Angriffe

Zukünftige Drohnensysteme sollen vollautomatisch im Schwarm fliegen und dabei einen Kampfjet begleiten. Entsprechende Tests hat der Rüstungskonzern Airbus bereits auf dem Truppenübungsplatz Putlos-Todendorf durchgeführt. Die Szenarien umfassten den Formationsflug und das Ausweichen vor plötzlichen Hindernissen.

Auch unbewaffnet werden die Bundeswehrdrohnen für Kampfeinsätze genutzt. Die HERON 1 trägt beispielsweise einen Lasermarkierer, der mit Nachtsichtgeräten von Einheiten am Boden erkennbar ist. Die neue HERON TP soll einen Laserzielmarkierer befördern, mit dem Bomben ins Ziel gelenkt werden können.

Neue Seenotrettungsdrohne

In der Antwort auf eine Schriftliche Frage zählt das Verteidigungsministerium erstmals drei Drohnen des Typs LARUS zum Bestand der Marine (siehe Korrektur am Ende des Artikels). Sie werden von einer Firma aus Bremen gebaut und als System zur luftgestützten Aufklärung im Nahbereich bezeichnet. Die LARUS wurde eigentlich als zivile Seenotrettungsdrohne für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger entwickelt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Das vor drei Jahren begonnene Projekt endet in diesem Oktober. Das Verteidigungsministerium zählt die Drohne aber schon für dieses Jahr zum Bestand.

Die LARUS ist mit optischen Überwachungssensoren ausgerüstet. Wird ein größeres Schiff in Seenot gefunden, kann die Drohne Kontakt mit dem Havaristen aufnehmen und genaue Lageinformationen an die Rettungseinheiten übermitteln. Bei kleineren Booten wird deren Standort mit einem Lasermarkierer angezeigt. Laut der Projektbeschreibung könnte die Drohne auch für den Katastrophenschutz eingesetzt werden.

Bestellung von Riesendrohnen

Insgesamt verfügt die Bundeswehr derzeit über mehr als 630 Drohnen und will weitere beschaffen. So soll die LUNA durch das Nachfolgesystem „Luftgestützte Unbemannte Nahaufklärungsausstattung Neue Generation Bundeswehr“, LUNA NG/B, ersetzt werden. Die Marine erhält im Projekt „Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet“ sechs große Helikopterdrohnen für ihre Korvetten.

Nächstes Jahr wird der Auftrag für die riesigen Spähdrohnen „Persistent German Airborne Surveillance System“ (PEGASUS) vergeben. Sie werden in Schleswig-Holstein stationiert sein. Die PEGASUS-Drohnen basieren auf der GLOBAL HAWK, die im Rahmen eines NATO-Programms von der Bundeswehr von Sizilien aus geflogen wird. Zu dieser Gewichtsklasse zählt auch der eingemottete EURO HAWK, dessen nicht mehr flugfähige Überreste an Kanada verkauft werden sollen.

Korrektur 10. Juli:

Thomas Wiegold von „Augengeradeaus“ hat bei der Bundeswehr zum System „LARUS“ nachgefragt. Bei der vom BMVg genannten Drohne handelt es sich demnach nicht um das gleichnamige BMBF-Projekt. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) schreibt, das Kürzel stehe für „Luftgestützte Aufklärung mit Unbemannten Systemen“ und werde für eine Drohne der Spezialkräfte der Marine verwendet. Hierzu hatte das Militärblog bereits im vergangenen Jahr berichtet. Wir haben deshalb einen Korrekturhinweis eingefügt und die Unterüberschrift geändert.

Eine Ergänzung

  1. Von den EMT Dronen ist fast die Hälfte zZt. nicht flugfähig. Für alle Dronen gilt: Anzahl Flugstunden pro Jahr ist ein Witz. So eine Geldverbrennerei. Lieber Schulen bauen…. oder eine Brücke über das Mittelmeer.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.