Die Bibliotheken sind noch nicht im Netz angekommen

Seit über einem Jahrzehnt ist über die Plattform Onleihe der Buchverleih über das Internet möglich. Ihr Name hat es inzwischen sogar in den Duden geschafft. Doch das Konzept leidet noch immer an zahlreichen Kinderkrankheiten.

Die Stadtbibliothek in Stuttgart (Symbolbild) – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Tobias Fischer

Trotz klarer Vorteile ist das eBook in Deutschland auf dem absteigenden Ast. Nach dem Verkaufshöhepunkt 2015 verstauben die dafür nötigen Lesegeräte in vielen Haushalten. Absatzzahlen zufolge waren im ersten Quartal dieses Jahres nur rund 5 % der verkauften Bücher eBooks. Die Skepsis gegenüber digitalem Lesen ist nach wie vor groß: Die Lesegeräte können eine ganze Bibliothek in sich aufnehmen, sind unterwegs praktisch und sparen Zuhause viel Platz. Trotzdem, meinen viele, fühlt sich das Lesen auf Papier einfach besser an. Dagegen lässt sich schwer argumentieren. Dass eBooks meist nur ein bis zwei Euro günstiger als das gedruckte Buch sind, hilft dem Medium allerdings auch nicht.

Beim traditionellen Lesen gibt es eine Alternative: Wer nicht für jedes Buch einzeln zahlen will oder kann, kann es sich ausleihen. Öffentliche Bibliotheken haben schon lange vor dem Internet eine Infrastruktur geschaffen, die unabhängig von Einkommen und sozialem Status Zugang zu Wissen ermöglicht. In der digitalen Welt, möchte man meinen, muss das doch noch einfacher sein. Doch die Entwicklung verläuft schleppend.

Zugang zu digitalen Büchern bietet die Onleihe. Die Plattform startete vor gut zehn Jahren und wickelt für zahlreiche Bibliotheken in Deutschland den Online-Verleih von digitalen Büchern ab. Das Konzept leidet allerdings bis heute an zahlreichen Kinderkrankheiten.

Die Stadtbibliothek im Internet

Die Onleihe ist leicht zu erklären: eBooks, Hörbücher und viele andere Medien mehr können über das Internet ausgeliehen werden, ohne dass man physisch zur Bibliothek gehen muss. Vor kurzem hat es der Eigenname sogar in den Duden geschafft. Onleihe, die: Kurzwort aus online und Ausleihe. Die Plattform wirkt ansprechend, bibliotheksnah und irgendwie vertraut. Das Webdesign ist ein wenig altbacken, auf der Startseite grüßt ein bemühter Werbeclip. Allein der Netzauftritt der Onleihe erzeugt die Atmosphäre einer staubigen Kleinstadtbibliothek.

Der Lesestoff sollte mit dem eBook-Reader am Strand nicht ausgehen. Aber wie kommt man an die Bücher? - Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Maarten van den Heuvel

Gut dreitausend deutsche Bibliotheken von Flensburg bis Konstanz sind mittlerweile dabei und fungieren als Vermittler zwischen Nutzer und digitaler Datenbank. Wer einen Bibliotheksausweis besitzt und sich online registriert, ist dabei. Neben mehreren Flatrate-Anbietern wie Amazon, die eine monatliche Pauschale verlangen, lobte Stiftung Warentest die Onleihe für ihr vielfältiges Angebot und erklärte sie zum Preis-Leistungs-Sieger. Zeit, sie einmal genauer zu untersuchen.

Erstmal Software installieren

Auf onleihe.net, der Website des Onleihe-Betreibers divibib GmbH, finde ich unter dem Punkt Anleitung eine farbenfrohe Grafik, die den Ablauf erklärt. Im Browser oder über eine App wähle ich das Buch, das ich ausleihen will, melde mich mit meinem Bibliotheksausweis an und soll die Datei direkt herunterladen können. Danach könne ich das entliehene Medium nutzen und müsse mich noch nicht einmal um das Zurückgeben kümmern, da der Titel nach Ende der Leihfrist von selbst unbrauchbar wird. Das klingt auf den ersten Blick angemessen und nutzerfreundlich.

Die Grafik des Anbieters unterschlägt das Adobe-DRM. - Alle Rechte vorbehalten onleihe.net

Wirft man einen Blick auf die detaillierte schriftliche Anleitung findet sich jedoch ein wichtiger Punkt, den die Grafik nicht erwähnt: „Installieren Sie auf Ihrem Computer folgende Software für die Nutzung von eBooks: den Adobe Acrobat Reader und Adobe Digital Editions.“ Wer das geschafft hat, erhält die nächste Aufgabe: „Autorisieren Sie Adobe Digitale Editions mit einer Adobe ID um die eBooks auf dem eReader übertragen zu können.“ Moment mal, mein Bibliotheksausweis reicht also nicht? Ich brauche eine Adobe ID? Was ist das überhaupt?

Onleihe als Datensauger

Ein Link bringt mich zum Anmeldeformular von Adobe, wo ich Name, E-Mail und Geburtsdatum angeben soll. Zudem wollen zwölf A4-Seiten Nutzungsbedingungen und sieben weitere über Datenschutzrichtlinien akzeptiert werden. Darin heißt es unter anderem, dass ich dem US-Unternehmen erlaube, meine Daten „zu verwenden“ und „an Dritte weiterzugeben“. Durch Nutzung der Onleihe erfährt Adobe unter anderem folgendes: eindeutige Kennziffern, die mein Benutzerkonto und Gerät identifizieren, meine IP-Adresse und damit meinen ungefähren Standort, welche Bücher ich lese, wie lange ich sie lese und wie viel des jeweiligen Buches ich wirklich gelesen habe. Das sind zu viele persönliche Daten, bloß um ein Buch zu lesen: Zur rein technischen Aufrechterhaltung des Angebot ist davon höchstens die Benutzer-ID nötig.

An diesem Punkt endet wohl bei einigen Interessierten schon die Bereitschaft, das Angebot zu nutzen. Ein Blick in das offizielle Nutzerforum zeigt, dass die Probleme hier erst richtig beginnen: Linux-Nutzer werden mangels wirklicher Unterstützung auf Wine verwiesen. Mac-Nutzer müssen nachlesen, welche Version ihres Betriebssystems mit welcher Adobe-Version funktioniert. Mehr als zwanzigtausend Mal wurde der Beitrag gelesen, der auf teils kostenpflichtige Zusatzsoftware verweist und erklärt, dass manche Features mit einer neuen Adobe-Version leider schlichtweg nicht mehr funktionieren. Apple und Adobe würden bei Problemen auf den jeweils anderen verweisen, heißt es da. Selbst bei Windows-Nutzern, für die die Software eigentlich konzipiert ist, scheinen Probleme mit der Adobe-Software und Windows 10 aufzutreten.

Ein Buchladen in Warschau (Symbolbild). - Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com freestocks

Dr. Jörg Meyer, Geschäftsführer der Mutterfirma der Onleihe, erklärte gegenüber netzpolitik.org, dass man sich der Probleme bewusst sei: „Gerade bei den E-paper erweist sich Adobe als sperriges System, in den Updates wurden für unsere Nutzer wichtige Funktionen nicht mehr unterstützt. Den Unmut bekommen die Bibliotheken und natürlich die divibib ab. Ferner ist die Registrierung über den Adobe kompliziert und nicht mehr zeitgemäß.“

Die Schwierigkeiten seien der raschen Weiterentwicklung neuer Angebote geschuldet. „Als die Onleihe vor über zehn Jahren an den Markt ging“, sagte Meyer, „gab es weder ein iPhone, Apps oder ePubs… Das zu dem ‚historischen‘ Hintergrund.“

Kernproblem Urheberrecht

Der Schutz geistigen Eigentums hat sich im Zuge der Digitalisierung zu einem Thema entwickelt, das neu verhandelt wird und werden muss. Ein Kopierschutz nach Art Adobes, der eBooks verschlüsselt und nur demjenigen, der das Buch gerade ausleiht, eine autorisierte Einsicht ermöglicht, darf dabei nicht mehr als eine Übergangslösung sein.

Hier zeigt sich ein Problem, das ähnliche Formen der Digitalen Rechteverwaltung (DRM) zuvor auch schon hatten: Diejenigen, die Bücher rechtmäßig ausleihen, werden vor größere Schwierigkeiten gestellt als solche, die die eBooks unrechtmäßig herunterladen. In puncto Datenschutz, technische Hindernisse und Angemessenheit ist die Adobe-Software ein Fiasko. Adobe war laut Meyer „damals mit seinem DRM der einzige marktgängige Standard“. Doch ist das Jahre später überholt, das scheint auch den Betreibern der Onleihe klar zu sein. Und immerhin: Man prüfe „alle relevanten im Markt verfügbaren DRMs“, sagt der Geschäftsführer.

Alle eBooks sind verliehen

Als Grund für den restriktiven Umgang mit den digitalen Büchern verweisen die Onleihe-Betreiber auf die rechtlichen Gegebenheiten. Im November 2016 bestätigte der Europäische Gerichtshof die Praxis, dass mit eBooks genau wie mit physischen Büchern umzugehen sei. Es gelte das Prinzip, dass jede Ausgabe nur einmal verliehen werden darf. Die Onleihe nimmt damit die größte Schwäche der herkömmlichen Bibliothek ins Netz mit. Wer gern aktuelle Bestseller liest, verbringt auch bei der Internet-Ausleihe gern Wochen auf der eBook-Warteliste.

Das gegenwärtige Onleihe-System ist verbesserungswürdig. Festzuhalten ist, dass die Onleihe momentan zahlreiche Nutzer ausschließt. Teils aufgrund von Datenschutzbedenken, teils wegen banaler technischer Probleme. Der Ansatz eines gemeinsamen Portals der Bibliotheken, die wiederum ihren Nutzern Zugang zu digitalen Medien ermöglichen, ist sehr gut. Die Umsetzung könnte deutlich besser sein. Denn das Projekt lohnt sich: Gerade junge Menschen sind laut einer Studie des Branchenverbandes Bitkom (pdf) dem Medium eBook gegenüber aufgeschlossen und entdecken damit einfacher das Lesen für sich.

Eine zugängliche Bibliothek im Internet, am besten gesamteuropäisch und mehrsprachig, wäre darum ein großer Gewinn. Diesem Anspruch und dem öffentlichen Auftrag der Bibliotheken wird die Onleihe nicht gerecht. Noch sabotieren Kopierschutz, unflexibles Urheberrecht, teils lange Wartezeiten und Softwareprobleme das Potential, das das Medium eBook bietet. Wenn man es wie ein gedrucktes Buch behandelt, kann man ebenso gut darauf verzichten. Denn gerade darin, dass man eBooks mühelos beliebig vervielfältigen und teilen kann, liegen ihr große Chance.

Für eine Lösung ist einiges an Umstrukturierung nötig. Wie auch immer eine wirkliche digitalisierte Bibliothek aussehen wird – sie sollte in vielen Punkten anders als die Onleihe sein.

Update: Und tatsächlich, erste Umstrukturierungen scheint es zu geben. Wie die Betreiber der Onleihe bekanntgaben, will man sich vom desaströsen Adobe-DRM verabschieden. Bis Mitte 2019 soll die bisherige Software komplett durch die DRM-Software CARE des französischen Herstellers TEA abgelöst werden. Zusatzsoftware auf den Rechnern der Nutzer wird damit nicht mehr nötig sein, welche persönlichen Daten erhoben werden, ist aber noch unklar. Zumindest die Nutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit dürfte sich aber verbessern.

An der DRM-Problematik dürfte sich dadurch allerdings leider wenig Grundlegendes ändern. Zudem verlieren wohl hunderttausende ältere Reader wegen mangelnder Updates mit der neuen DRM-Software ihren Zugang, da sich viele Hersteller mittlerweile aus dem Markt zurückgezogen haben.

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15 Ergänzungen

  1. Lieber Arne,
    dein Artikel ist nicht ganz korrekt. Zwar erst in zwei Tagen, aber ab Juli wird bei der Onleihe so einiges geändert. Gerade was das DRM und das unnötige Herunterladen von Software + Anmeldung bei Adobe (die ab Juli kein Bestandteil der Onleihe mehr ist) angeht. Ich würde mich freuen, wenn das noch ergänzt/geändert wird. Danke!

    Schau mal hier:
    http://www.divibib.com/unternehmen/news/aktuelles/titel/nicht-mehr-wegzudenken-onleihe-hat-festen-platz-in-der-bibliothekswelt.html

    1. Hallo Rüdiger,
      danke für den Hinweis, ich nehme das auf. Bis jetzt ist es ja eine bloße Ankündigung.

  2. Wissen muss frei sein. Es geht also damit los dass man aufhören muss Schüler und Studenten als Kunden zu behandeln, d.h. man gibt ihnen erstmal anständige E-Reader inkl. kostenloser Schulbücher die sie brauchen.

    Weiter geht es mit den Silos. Wer einen Kindle hat, kann auf einmal nichts mehr ohne Amazon machen und gibt sogar die Kontrolle über die Werke ab, die er besitzt – das ist ein absolutes „No Go“ (es reicht bereits, dass uns die Geräte die wir kaufen nicht wirklich gehören)!

    Weiter geht es mit unzähligen Formaten, hier wäre eine Standardisierung sinnvoll. Nachdem PDF nicht totzukriegen ist, müssen gängige E-Reader auch mit diesen umgehen können, was derzeit leider nicht der Fall ist (für sowas braucht man einen Sony Digital Paper oder einen Remarkable, die aber viel zu teuer sind).

    Man sollte mit Büchern umgehen wie mit der Musik, wo man heute schon oft kostenlos die MP3’s streamen kann, aber für anständige FLAC’s oder gar Schallplatten dann gerne Geld für Qualität und um die Macher zu unterstützen ausgibt.

    Bis die Rechteverwerter das begreifen, raubkopiere ich bis meine Festplatten voll sind – wer weiß schon wann sie uns noch mehr wegnehmen von den Dingen die wir kaufen und besitzen, die uns jedoch nicht wirklich gehören (Eigentum an einer konkreten Sache)…

  3. Seit Ende 2009 lese ich ausschließlich digital auf eBook-Readern. Aufgrund meiner Fehlsichtigkeiten war diese Erfindung für mich eine Offenbarung.
    Als technisch durchaus interesserter Mensch sind die angesprochenen Probleme für mich keine, aber ich kenne genügend Leseratten, auf die Adobe-ID, Adobe digital Editions, etc. abschreckend ist.
    Die Onleihe nutze ich ebenfalls gerne seit mehreren Jahren. Gewisse Dinge hieran finde ich allerdings auch nicht gut. Teilweise wartet man länger auf begehrte Titel, dann gibt es andere eBooks nicht in der heimischen Onleihe, in anderen jedoch schon usw.

    Vielleicht wird das Handling ja mit dem neuen Kopierschutz, der demnächst kommen soll, besser.

  4. Ich liebe meinen eReader (Tolino) und die Onleihe. Technische Schwierigkeiten habe ich damit bisher nie gehabt. Die Onleihe könnte aber durchaus einige weitere nette Features bieten, z.B. eine Liste aller eBooks, die ich bisher ausgeliehen habe, Ähnlichkeitsempfehlungen oder einfach eine bessere Suche bzw. Filterfunktion. Wer durchsucht schon 5000 Romane nach etwas potentiell Spannendem? Davon abgesehen stören mich aber vor allem Dinge, für die die Onleihe nichts kann: Dass ich meinen Bibliotheksausweis nicht online verlängern kann und dass viele Verlage nach wie vor ihre Bücher der Onleihe nicht zur Verfügung stellen. Davon abgesehen bin ich aber sehr zufrieden.

  5. Die technischen Probleme der Onleihe sind in der Tag ärgerlich. Ein Angebot, das aus Steuermitteln finanziert wird, muss, bitte, auf allen Rechnern und auf allen Plattformen, die die Bürgerinnen und Bürger einsetzen, funktionieren!

    Mittlerweile habe ich auch E-Books des divibib/ekz-Konkurrenten Ciando ausprobieren können: Es ist ohne weiteres möglich, PDFs von Ciando in Adobe Digital Editions auf dem Mac herunterzuladen und zu öffnen – was bei der Onleihe bekanntermaßen seit 2014 nicht mehr geht: Der Download bleibt hängen und man muss die EPUB-Datei dann händisch öffnen, um fortfahren zu können. Da sowohl die Onleihe als auch Ciando mit demselben Apple und demselben Adobe zu tun haben, ist klar, dass es an den letzteren nicht liegen kann, sondern am Dritten im Bunde, dessen Name mit O beginnt. Trotzdem behauptet die Onleihe standhaft, sie habe damit nichts zu tun, man möge sich an die amerikanischen Anbieter halten.

    Als der Tolino vor ein paar Monaten ein Firmware-Update erhielt, funktionierten die Geräte lange Zeit nicht mit der Onleihe, was zu erheblicher Frustration und hohem Beratungsbedarf in den Bibliotheken geführt hatte.

    Das Fiasko beim Wegfall des DRM über Adobe Reader hatte zur letzten Jahreswende faktisch dazu geführt, dass das E-Paper-Angebot der Onleihe seitdem nicht mehr zu nutzen ist, denn Adobe Digital Editions ist nicht dazu geeignet, große Zeitungsseiten darzustellen – man kann sie nur sehr langsam auf dem Bildschirm scrollen. Alternativen sind hier Pressreader und Genios, die aber wegen der deutlich höheren Kosten nur von einigen größeren öffentlichen Bibliotheken angeboten werden können.

    Bedenken sollte man schließlich, dass die Verlage den Verleih von E-Books ganz offen als eine Konkurrenz zum Verkauf sehen und deshalb – wenn sie sich überhaupt beteiligen – viele Titel nicht für die Onleihe lizenzieren. Das mindert natürlich die Attraktivität des Angebots, liegt aber im Trend angesichts der Bezahlmodelle, die seit diesem Jahr verstärkt von den Zeitungen in den Markt gedrückt werden und bereits die Websites, teils auch das öffentliche Archivangebot, deutlich eingeschränkt haben.

    Ob sich durch den Wechsel zu dem französischen DRM-Verfahren in Zukunft etwas ändern wird, kann derzeit noch niemand sagen. Angeblich soll die Nutzung nun auch im Webbrowser funktionieren soll – auch im Firefox unter Linux oder unter Free-BSD?

    Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass die Hörbücher aus der Onleihe nur unter Windows abspielbar sind?

    Da gerade die Umfrage von netzpolitik.org läuft: Ich würde mir deutlich mehr Bibliotheksthemen in der Berichterstattung wünschen! Bitte bleibt an den Themen dran, sie sind sehr wichtig, denn eine Wissensgesellschaft braucht einen guten und breit verfügbaren Zugang zu Literatur!

  6. Ob es nun technische Schwierigkeit gibt, oder nicht – ich finde das das in Bezug darauf, dass Dritte Zugang zu personaliserten Daten – was leiht, liest wer, wann und wie – absolut inakzeptabel.

    Über die Gefahr die aus dieser Profillierung und der Korrellation mit weiteren Daten für eine Gesellschaft und so rückwirkend für den einzelnen daraus entstehen kann, darüber muss man wohl nichts mehr schreiben, oder?

    Die Betreiber der DRM-Abwicklung müssen nicht wissen wer und wer welches Buch ausleiht. Sie müssen allein temporäre IDs verwalten, die sich ausschließlich zum Bezugszeitraum durch den Bibliotheksbetreiber mit seinen Datenbeständen verbinden lassen.
    Das ist technisch nun wirklich kein Zauberkunststück mehr.

    Wenn wir sinnvolle Datenschutzgesetze, Datensparsamkeit – Daten nur so zu erheben, wie sie nach vorhandenen technischen Möglichkeiten erhoben werden müssen, ernst nehmen – dann sollte jedes andere Vorgehen dazu führen, dass diese Services stillgelegt werden.

  7. Das die Verkäufe zurück gehen wundert mich persönlich nicht. Mein Eindruck ist auch, das DRMte eBooks massiv zunahmen. Fachverlage aus Übersee waren mal ne löbliche Ausnahme, aber das scheint auch passé inzwischen.

    Bei der Ausleihe geht’s wohl nicht drumherum. Solangs aber nicht offline und mit freien Formaten geht (damit man auch die Chance hat auf kleineren Systemen wie SailfishOS sowas lesen zu können), wird’s auch keine Option. Meine Erwartungshaltung ist dementsprechend :(

  8. Die größte Hürde für mich, auf dem Land wohnend, ist, dass ich mich nicht online bei einer Bücherei anmelden kann. Selbst mit dem neuen Personalausweis geht es angeblich nicht.

    1. Der VÖBB (Verbund Öffentlicher Bibliotheken Berlins) bietet Online-Anmeldungen an.
      „Die Online-Anmeldung ist nur unter der Voraussetzung der Volljährigkeit und einer Meldeadresse in Berlin oder im Berliner Umland möglich.
      Das Entgelt beträgt € 10,00 und berechtigt zur Nutzung aller Dienstleistungen des VÖBB für ein Jahr.
      Nach der Online-Anmeldung erhalten Sie eine Zahlungsaufforderung per E-Mail, in der Ihnen Ihre Benutzernummer mitgeteilt wird. Mit dieser Benutzernummer und Ihrem Passwort, welches in der Voreinstellung Ihrem Geburtsdatum in der Form ttmmjjjj (z.B. 01071975) entspricht, melden Sie sich in Ihrem Benutzerkonto an.
      Dort haben Sie die Möglichkeit, Ihr Entgelt per SEPA-Lastschrift, Giropay oder Kreditkartenzahlung zu begleichen. Nach erfolgreicher Zahlung erhalten Sie eine Bestätigungsmail und haben sofort die Möglichkeit, die unter dem Menüpunkt „digitale Angebote“ verfügbaren Inhalte des VÖBB zu nutzen.“

  9. Ich bin gerne Kunde auf Download-Portalen und piratisiere wo es geht. Aktuelle Titel werden aber eher über die großen Dienstleister befreit und je nach Nachfrage zeitnah auf alternativen Plattformen bereitgestellt.
    Das mag den Rechteinhabern nicht direkt helfen, aber das Modell der Verlage hat einfach ausgedient. Ihr hattet das mal richtig gelöst: Spendenaufruf mit in das eBook hinein und genau diese Information wird auch bei Kopien mitgegeben. Zuletzt wurde von netzpolitik nur gebloggt und von den Piraten als eBooks gefasst verbreitet – auch nicht verkehrt.

  10. Die erzwungene Sammlung der personenbezogenen Nutzungsdaten durch den DRM-Dienstleister ist für die Erfüllung des Angebots nicht notwendig. Vielleicht kann jemand mit Fachwissen prüfen, ob hier nicht das Kopplungsverbot der DSGVO verletzt wird.

    Bis das geklärt ist, bleibt es ein hübsches Zusatzgeschäft für den DRM-Laden, das die Bibliothekskunden bezahlen.

  11. @r2d2: Sie „Bibliothekskunden“ sind alle Steuerzahler. Und schuld an alledem sind die Verlage, die auf diesem DRM bestanden hatten. Und die Bibliotheken standen vor der Wahl, sich darauf einzulassen (und die Datenwirtschaft von Adobe und Partnern zu ermöglichen) oder gar keine E-Book-Ausleihe zu erlauben. Das stand am Beginn der heutigen Misere. Wir müssen Druck machen, dass sich das ändert. Schon lange nichts mehr von der Kulturflatrate gehört – wie kommt das?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.