Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl online

Heute hat die Bundeszentrale für politische Bildung den Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl vorgestellt. Wir haben uns angeschaut, wie die Fragen ausgewählt werden. Wir haben außerdem gefragt, warum der Wahl-O-Mat keine freie Software ist.

Wen soll man bei der Bundestagswahl wählen? Der Wahl-O-Mat kann bei der Entscheidung helfen. CC-BY 2.0 Marco Verch

Er ist Tradition zu jeder Wahl: Seit heute Mittag ist der von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) entwickelte Wahl-O-Mat online. Dieses Jahr können die Nutzer zu 38 verschiedenen Thesen Stellung nehmen und ihre Position anschließend mit denen der antretenden Parteien vergleichen. Hierzu wurden alle 34 vom Bundeswahlleiter zugelassenen Parteien um ihre Positionen gebeten, wobei alle außer der Magdeburger Gartenpartei geantwortet haben.

Laut bpb-Präsident Thomas Krüger zeigt der Wahl-O-Mat „die Unterschiede zwischen den Parteien und regt mit seiner spielerischen Herangehensweise vor allem junge Menschen dazu an, sich mit politischen Themen und der anstehenden Wahl auseinanderzusetzen“. Das Wahlhilfe-Tool soll dabei vor allem als Katalysator dienen, damit Menschen sich mit den Inhalten der Parteien auseinandersetzen. So sagt Martin Hetterich, Projektleiter beim Wahl-O-Mat: „Die Menschen sollen den Wahl-O-Maten nicht nur spielen, sondern danach auch im familiären und persönlichen Umfeld über die Ergebnisse diskutieren und so über die Wahl ins Gespräch kommen.“

Auch Frage zur Cannabis-Legalisierung wird gestellt

Erarbeitet wurde der Wahl-O-Mat von einer 26-köpfigen Jugendredaktion, die – aufgeteilt in fünf Themengruppen – die Wahlprogramme der antretenden Parteien durcharbeitete. Aus anfangs 83 verschiedenen Thesen wurden am Ende die 38 Fragen für den Wahl-O-Maten herausgearbeitet.

„Es ging uns vor allem darum, Fragen zu finden, an denen sich die Parteien gut unterscheiden lassen“, sagt Studentin Laura, die in der Wahl-O-Mat-Redaktion mitwirkte. So wurden Positionen, denen alle Parteien zustimmen, wie etwa der Aspekt eines Lobbyregisters, nicht in den Wahl-O-Maten aufgenommen. Auch sehr komplexe Fragen oder Themen, die nicht mit Ja oder Nein zu beantworten sind, sind im Wahl-O-Mat nicht zu finden.

Da der Wahl-O-Mat von jungen Erst-Wählern entwickelt wurde, spiegelt sich deren subjektive Lebenswelt in den Thesen wider. Fragen zur Rente etwa mussten noch im Nachhinein von den beratenden Politikwissenschaftlern eingefügt werden. Dafür ist eine Frage zur Cannabis-Legalisierung drin, was gerade für junge Menschen relevant ist: „Es gibt Leute, die interessieren sich nicht für Politik, aber für die Frage, ob Cannabis legalisiert werden soll, und gehen dann nur deswegen zur Wahl“, meint ein Mitglied der Jugendredaktion.

Wahl-O-Mat ist keine freie Software

Bei der Bundestagswahl 2013 wurde der Wahl-O-Mat insgesamt 13,3 Millionen Mal genutzt. Dementsprechend ist natürlich auch die Datensicherheit der Nutzer ein wichtiges Thema. bpb-Präsident Thomas Krüger kann in diesem Punkt jedoch beruhigen: „Uns interessieren im Wahl-O-Mat die Positionen der Parteien und nicht die Daten der Nutzerinnen und Nutzer. Es werden keine Daten über das Ergebnis oder die Positionen gesammelt oder gespeichert.“ Auch wenn die bpb viele Anfragen nach Nutzerdaten bekommt, werden laut Impressum des Wahl-O-Maten bei der „Nutzung keinerlei personenbezogene Daten erhoben“.

Datensicherheit und Nutzerfreundlichkeit sind laut dem Entwicklerteam auch die Gründe, weshalb der Wahl-O-Mat, anders als andere Wahlhilfe-Tools, nicht als freie Software zur Verfügung steht. Diese Argumentation kann man mit guten Gründen allerdings für fragwürdig halten.

Erfreulich ist, dass immerhin zwei der 38 Thesen auch netzpolitische Themen behandeln.

12 Ergänzungen

  1. Dass man 8 Parteien auswählen muss, nervt total. Ich würde gerne im Gesamtvergleich sehen, welche Partei zu mir passt. Gibt es da einen Workaround?

  2. Für mich ist der Wahl-o-mat dieses Mal ein Totalausfall.
    Kürzlich habe ich der ARD in ein Kommentarfeld geschrieben, ob ich in den Hauptstadtstudios von ARD und ZDF ‚mal zum Wachrütteln vorbeikommen soll, da die Wahlcheck-Fragesteller alle nicht gemerkt zu haben scheinen, dass wir das Grundgesetz und die Trennung Polizei-Geheimdienste verlieren, also die wichtigste Lektion aus unserer GESTAPO / STASI Geschichte, und wann denn nun endlich mal jemand die Güte haben wird, die Politiker nach echter Geheimdienstkontrolle und Whistleblowerschutz für Verfassungsverteidiger zu fragen?
    Der Wahl-o-mat fragt nach Video-Ausweitung, als ginge es dabei nur um innere Sicherheit, und außer der Frage mit der Bundeswehr im Inland habe ich dort nichts gefunden, was klar machen würde, wie weit wir den Wesensgehalt des Grundgesetzes in den letzten 4 Jahren verloren haben, seit Edward Snowden versucht hat, unsere Verfassungen zu verteidigen.

    1. Die Mehrheit der Frauen sollten in diesen Zeiten andere Probleme haben. Ebenso wie einige Minderheiten. Die Auswahl ist nicht berauschend. Man braucht garantiert keinen Wahl-O-maten.

  3. Das ist jetzt die dritte Wahlvorschlagsmaschine und die Ergebnisse sind genauso abweichend wie die anderen. Insofern wird das Teil als Veralberung von verunsicherten Wählern geeignet sein. Kann sein, dass das Ding Daten speichert, aber es gab keine auffällig ungewöhnlichen Verbindungen.

    Wer die letzten 8 Jahre Merkel-Regierung verstanden hat, wird wohl wissen, ob er das gut fand, oder eben nicht. Es kann ja sein, dass Wahlversprecher mal ernstgenommen werden, aber das gab es bisher in meinem Leben NIE! Keine einzige Partei hielt ihre Versprechen, da bestünde nur die Chance bei der Alternative, der Rest der schon einmal zu einer Bundestagswahl antrat, wäre vollständig disqualifiziert. Wobei Frau Petry auch schon über Realos und Fundis sülzte, die würde ich also auf keinen Fall wählen wollen.

    Es wäre auf jeden Fall wünschenswert, wenn Rechte und Linke jeweils das Orginal wählen, so dass dann mal eine ordentliche Opposition im Bundestag vertreten wäre. Wer diese Wahl gewinnt, ist klar. Murks kommt uns nicht abhanden. Hoffentlich muss sie das, was sie seit 8 Jahren veranstaltete und „ihre Partei“ weiter verspricht auch mal verantworten.

    1. Was sie als Veralberung sehen, sind eben andere Messmethoden. Wer anders misst, hat zwangsläufig andere Ergebnisse. Und da immer transparent erklärt wird, wie gemessen wird, ist das doch in Ordnung und keine „Veralberung“. Sorgen würde ich mir machen, wenn überall das gleiche stehen würde ;)

      Und man kann ja nicht nur Merkel-Or-No-Merkel wählen, es gibt massig Parteien, die es auf die Wahllisten geschaft haben. Zu den Wahlversprechen : In Koalitionen – also immer – kann man nicht alles durchsetzen, da muss man priorisieren, abwägen und Kompromisse machen. Manches setzt sich aber durch, die SPD zum Beispiel mit dem Mindestlohn.

  4. Was soll das?
    Während der Benutzung des Wahl-o-Mats wird der eigene Rechner auf offene Ports gescannt.
    Zwei Mal hat meine Firewall derartige Angriffe abgewiesen und protokolliert.

  5. Ein Problem beim Wahl-O-Mat ist die Art der Fragestelltung. An eine Grundthese werden Bedingungen geknüpft, sodass gleichzeitig das Ob und das Wie abgefragt wird.

    Beispiel:
    „Der Ausbau erneuerbarer Energien soll vom Bund dauerhaft finanziell gefördert werden.“
    Auf den ersten Blick würde man erwarten, dass Parteien, die nicht zustimmen, die erneuerbaren Energien nicht fördern wollen. Aber die These lautet nicht
    „Der Ausbau erneuerbarer Energien soll gefördert werden.“
    Stattdessen werden 3 weitere Bedingungen für eine Zustimmung gestellt:
    (1) vom Bund, (2) dauerhaft und (3) finanziell.
    Die Parteien, die der These zugestimmt haben, hätten deswegen fast alle eigentlich ablehnen müssen. Beispielsweise sind Freie Wähler und Piraten der Meinung, statt die Erneuerbaren finanziell zu fördern, sollte die finazielle Förderung der fossilen Energien eingestellt werden. Die Freien Wähler antworten trotzdem zustimmend. Die Piraten antworten ablehnend — inhaltlich korrekt, aber missverständlich.

  6. Nachdem de Maiziére sich nicht zu schade war, mit dem Verbot von „links.unten“ derb Wahlkampf zu treiben, habe ich meinen eigenen strategischen Wahl-O-Mat ersonnen:

    Um „rechts.oben“ maximal abzustrafen, wähle ich ganz einfach jene Person/Partei, die auf dem Stimmzettel am weitesten unten steht und irgendwie sehr links ist.

    „Links.unten“ ist wählbar! Damit gehe ich auf maximale Distanz. Strafe muss sein.

  7. Hab heute meine Briefwahl-Unterlagen gekriegt und mir die „links.unten“ Methode auf dem Wahlzettel angeguckt.

    Sau gut! Kreuze gesetzt.

  8. Der Wahl-O-Mat bevorteilt aus meiner Sicht eindeutig die CDU. Kein Wunder, dass er von den Hochburgen der schwarzen Moderationen ARD und ZDF so hochgelobt und empfohlen wird.
    Wenn man sich den “Vergleich der Positionen“ in der Tabelle anschaut stellt man fest, dass die CDU zu 21% der Fragen keine klare Stellung bezieht und neutral dazu steht. In der Tabelle werden diese Fragen mit “ – “ dargestellt. Der Wahl-O-Mat wertet unabhängig von einer Eingabe (stimme zu, stimme nicht zu) damit 8 Fragen insgesamt mit mindestens 10,5 % zu Gunsten der CDU.
    Wer will, kann das einmal testen. Einfach die Tabelle ausdrucken und die Fragen nach der Musterlösung der CDU eingeben. Ein Hacken bedeutet „stimme zu“, ein Kreuz bedeutet „Stimme nicht zu“. Bei den mit “ – “ gekennzeichneten Fragen einfach willkürlich „stimme zu“ oder „stimme nicht“ zu eingeben.
    Dann das Ergebnis abfragen und – schwups – hat die CDU mit 89,5 % gewonnen.
    Man kann auch alle Fragen entgegen der „Musterlösung CDU“ eingeben. Dann erhält die CDU dennoch 10,5 % Wahlempfehlung.
    Steht man zu den neutralen Themen der CDU auch neutral, erhält die CDU schon 21,1% Wahlempfehlung ohne weitere Übereinstimmungen in den restlichen Fragen.
    Das erklärt warum viele Nutzer des Wahl-O-Mat bei ihrem persönlichen Ergebnis so überrascht sind, dass sie angeblich der Politik der CDU so nahe stehen sollen.
    Aus meiner Sicht ist dieses Programm nur ein geschicktes Werbemittel der CDU.
    Ich wundere mich nur, dass sich die anderen Parteien das bieten lassen. Diese haben deutlich weniger neutral gewertete Fragen und damit in diesem Meinungsbildungsautomaten einen Nachteil.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.