Russische Demonstranten per Gesichtserkennungs-Software identifiziert

Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny wird bei der Anti-Korruptions-Demo am 26. Mai 2017 in Moskau festgenommen. CC-BY-SA 4.0 Evegeny Feldman

In Russland identifizieren Unbekannte mutmaßliche Teilnehmer von Oppositionsdemos mittels einer Software zur Gesichtserkennung. Möglich macht das die umstrittene Software FindFace, die Gesichter auf Fotos erkennt und mit den auf dem russischen Facebook-Äquivalent VK hochgeladenen und getaggten Bildern abgleicht.

Die Trefferquote von FindFace scheint sehr hoch zu sein. Es finden sich bereits mehrere Hundert Profile von Demonstranten auf dem anonym betriebenen Internetpranger, schreibt die Süddeutsche Zeitung:

Ende Juni startete eine Website mit dem Namen Je Suis Maidan. Sie listet Demonstrationsteilnehmer mit vollem Namen und Link zu den Profilen auf dem russischen Facebook-Klon Vkontakte auf. Für Moskau gibt es derzeit etwa Hundert Einträge, für die Regionen sind es mehrere Hundert, die an den Protesten am 12. Juni teilgenommen haben.

Die Teilnahme an Oppositionsprotesten hat in der Vergangenheit bereits dazu geführt, dass Menschen ihren Arbeitsplatz verloren haben oder von der Polizei verhaftet und verurteilt wurden. FindFace macht es Polizei und Regierungsanhängern nun noch leichter, gegen unliebsame Regierungskritiker vorzugehen.

11 Ergänzungen

  1. Und genau DAS ist der Grund, warum das Vermummungsverbot abgeschafft werden muss, mal ganz abgesehen davon, dass es Burka- & Niqabträger diskriminiert.

    1. Jup bei ersteren stimme ich dir zu.
      Zweiteres ist mir egal, da ich nichts von Religion halte.

    1. Diese Software ist doch schon lange kontrovers. Es gab ja auch Leute, die haben Screenshots von Amateurpornos aus dem Internet analysiert und so die Realaccounts der zu sehenden Damen gefunden. Diese wurden dann belästigt und gestalkt.

      Also, liebe Juliane, willst du wirklich, dass Menschen dich finden können, weil sie irgendwo ein Foto von dir entdecken und meinen, hey, die bagger ich jetzt mal an? Wenn dich jemand im Cafe sieht und mal schnell ein Foto von dir macht, kann er dich anschließend finden und je nachdem vor deiner Tür warten. Willst du das?

      Diese Kurzsichtigkeit und Ignoranz gegenüber dem Missbrauchspotential sämtlicher Überwachungstools ist echt schwer zu ertragen. Die letzten großen Hackerwellen gingen alle auf geleakte CIA-Tools zurück und manche wollen immer noch dem Staat mehr Werkzeuge in die Hand drücken.

    2. Tja Juliane, gegen die vermummten Demonstranten-Misshandler und vom Staat legitimierten Gewalttäter wird das leider kaum helfen…
      :-(

    3. @Stefan
      Da die Vermummten ,von der Software nicht erkannt werden können ,meint Juliane bestimmt die Polizisten identifizien zu müssen,die auf Teilnehmer grundlos draufgedroschen und mit Pefferspray eingenebelt haben.
      Juliane,Ihr Bürgerrechtsengagement in Ehren ,aber Sie dürfen die Polizei nicht enttarnen und bloßstellen,das ist gesetzeswidrig,jetzt sind Sie in den Polizeiakten als subversive Linksextreme eingestuft,die Polizisten bei der ordnungsgemäßen Ausübung ihrer Pflichten behindert,das ist Widerstand gegen die Staatsgewalt,bei der nächsten Polizeikontrolle,wird man ihnen Mores lehren,von wegen Polizisten anschwärzen,nach dem special treatment sind sie katholische Musterschülerin. :-)

  2. Kleine Empfehlung aus dem vorigen Jahrhundert. Heinrich Bölls Erzählung, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ aus dem Jahre 1974. Gibt es auch als Film.

    1. Sehr gute Empfehlung! =-)
      Allerdings denke ich, dass das Faschos und Bild-Leser (wo war noch gleich der Unterschied?) kalt lassen wird…

    2. … oder mit aktuellem Zeitbezug auch „The Circle“ von Dave Eggers.
      Die gleichlautende Hollywoodfassung von James Ponsoldt, die z.Z.
      durch die Kinos geistert, ist dabei leider nur sehr, sehr bedingt zu
      empfehlen – das Buch bietet erheblich mehr Substanz.

      1. Hier eine Rezenssion des Buches von der 3sat Kulturzeit:
        http://nrodl.zdf.de/none/zdf/14/08/140806_the_circle_buchzeit_2256k_p14v11.mp4

        Und eine Rezenssion des Filmes aus dem 3sat Kulturpalast:
        https://rodlzdf-a.akamaihd.net/none/zdf/17/05/170513_circleneu_kulturpalast/2/170513_circleneu_kulturpalast_2328k_p35v13.mp4

        Ich werde mir das Buch geben, denke der Film bietet sich eher für hibbelige Smartphone Teenies an (aber das ist nur meine persönliche Vermutung).

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