Bundesregierung bezweifelt, dass Verfassungsschutz-Jutebeutel als Aluhüte geeignet sind

Zumindest in einer Sache ähnelt der Verfassungsschutz normalen Unternehmen: Er produziert Merchandise. Tassen, Kulis, Jutebeutel und vieles mehr gibt es mit dem Geheimdienst-Logo. Nur Schlapphüte sind nicht geplant. Und besondere Abschirmfähigkeiten besitzen die Gagdets nach Aussage der Bundesregierung auch nicht.

Für besondere Gelegenheiten hat der Verfassungsschutz auch Pralinen mit seinem Logo. In der Antwort auf die Kleine Anfrage tauchen diese jedoch nicht auf. CC-BY-SA 4.0 Netzpolitik.org

Die Linken-Abgeordnete Halina Wawzyniak wird in der neuen Legislaturperiode nicht im Bundestag sitzen – sie kandidierte nicht mehr. Doch sie nutzte am Ende noch einmal ihr parlamentarisches Fragerecht, um der Bundesregierung eine – in Teilen nicht ganz ernste – Anfrage zum Merchandising des Bundesverfassungsschutzes zu stellen. Die Anfrage dürfte selbst diejenigen, die sie beantworten mussten, zum Schmunzeln gebracht haben.

Kulis, Becher, Schraubendreher

Es beginnt noch ganz profan. Welche Werbemittel es zur Zeit gibt und welche geplant sind, will sie wissen. Die Aufzählung enthält Bewährtes: Kaffeebecher, Kugelschreiber, Notizblöcke. Gegenstände, die aus der Welt der Werbemittel wohl bekannt sind. Wer Glück hat, kann sogar einen Verfassungsschutz-„Schraubendreher-Stift mit Licht“ ergattern. Oder einen hippen Turnbeutel zum Beispiel, vielleicht gefüllt mit Cashewnüssen aus dem Bereich „Wirtschaftsschutz“.

Transparenz – zumindest bei der Kaffeetasse. - CC-BY-SA 3.0 Olaf Kosinsky

Basecaps gibt es auch, aber die Fragestellerin will wissen: „Ist die Einführung eines ‚Schlapphutes‘ mit BfV-Logo geplant, wenn nein, warum nicht?“ Die Enttäuschung: Nein, ein Schlapphut ist nicht geplant. Und Einhorn-Merchandise gibt es ebenfalls nicht.

Jutebeutel ist kein Aluhut

Und dann die wohl größte Enttäuschung: Die Verfassungsschutz-Jutebeutel sind ganz normale Jutebeutel, ohne Spezial-Aluhut-Abschirmfähigkeiten. Höchstwahrscheinlich zumindest, so hundertprozentig will sich die Regierung da nicht festlegen:

Ob der Jutebeutel als Abschirmtasche geeignet ist, ist hier nicht bekannt; darf aber bezweifelt werden.

Eines bleibt wie immer: Wie viel das Ganze kostet, verrät die Regierung nicht. Denn der Haushalt des Verfassungsschutzes ist geheim. Dazu gehört auch, wie viel Geld er für Werbegeschenke ausgibt.

Die Möglichkeiten, sich Verfassungsschutz-Gadgets zu sichern, sind übrigens vielfältig. Ob auf der Gamescom, der Bildungsmesse didacta oder der CeBIT: Der Verfassungsschutz ist immer mittendrin.

8 Ergänzungen

  1. Super Sache das. Für einen Moment glaubte ich hier falsch zu sein, und versehentlich einen Postillon-Artikel zu lesen.

    Dumm nur, das man den Jutebeutel nun selbst mit Alufolie auskleiden muss.

    Dabei wäre grade der Verfassungsschutz DIE Adresse des Vetrauens gewesen für Praktische Abgeschirmte Ausweistaschen oder Etuis.
    Da wäre doch mal ganz im Sinne des BAfÖG (Bürgernaher Amtschimmel für Örtliche Großvorhaben)…. woher kenne ich das…

    :)

  2. Ich muss zugeben: Ich habe bei dieser Meldung erst einmal in die Adresszeile geguckt, ob ich evtl. versehentlich auf den Bookmark für den Postillon geklickt hatte. Aber ich glaube derzeit haben viele das Problem, daß Satire zunehmend von der Realität eingeholt wird.

    Ich könnte mir indes gut vorstellen, daß man hier ansetzen und z.B. Fake-VS-Merchandise rausbringen könnte. Vielleicht mit Slogans wie „Verfassungsschutz – Demokratur schützen“ oder „Verfassungsschutz – wir schützen die Verfassung. Regenschutz schützt ja auch den Regen!“ oder diese Süßwaren mit sich übergebendem Bundesadler etc… Speziell auf den VS-Kugelschreiber würde passen: „Achtung! Wir schreiben mit – was die NSA kann, können wir schon lange!“. Ebenfalls schön wäre: Schokotaler mit Prägung „V-Mann-Lohn. Nur für echte Nazis!“ :-)

  3. Das Brillenputztuch fand ich gut, auch mit der netten Zeichnung drauf, ging irgendwie um Wahlen und noch vieles mehr. War etwas zu skurril, um daraus schlau zu werden. Schade, hätte es doch mal aufheben sollen. Den Wink, genau hinzuschauen, hatte ich aber verstanden.

  4. Hallo Ihr heiteres Sammler-Volk. Hier mein Geheim-Tipp: Das Bundesamt ist als Aussteller auf der DIDACTA (Europas größte Bildungsmesse). Dort bekam man 2017 einen Becher (im praktischen Jutebeutel) wenn man vor Ort seinen links-extremen Lehrer ans Messer geliefert hatte. Für einen AFD-Lehrer gabs nur den billigen China-Kuli.

    OK, die letzten beiden Sätze waren Parodie, der Rest wurde aber so persönlich erlebt und ich genieße seitdem meinen Kaffee im Büro im stilsicheren Kaffeebecher des Verfassungsschutzes (schwarz mit Adler und viel goldenen Lettern).

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