It´s a feature: Roskilde-Festival mit freundlicher Telefon- und Internetüberwachung (Update)

screenshot-www instagram com 2016-06-27 10-29-32Selten wurde „sharing is caring“ so pervertiert wie beim Roskilde-Festival in Dänemark. Das Rock-Festival nimmt sich per Datenschutzerklärung das Recht heraus, alle SMS und Telefonate sowie den gesamten Internetverkehr zu überwachen und die Daten mit Partnern zu teilen. Aber natürlich ist das alles ein Feature, damit das Roskilde-Festival mehr über die Besucher lernen kann, und dadurch nachhaltiger wird. Eines der Ziele der Kooperation von IBM, der Copenhagen Business School (CBS) und dem Roskilde Festival ist die Entwicklung von Nudging-Strategien. Im vergangenen Jahr wurden 44.000 iPhone Nutzer noch gefragt, ob sie damit einverstanden sind, dass ihre Daten genutzt werden können. Dieses Jahr wurden anscheinend die Android-Nutzer nicht mehr gefragt. Dafür gab es dann diese freundlichen Schilder.

Update:
Es handelt sich offenbar bei der ganzen Sache um eine provokative und gut gemachte Kampagne gegen Überwachung, die das Festival selbst aufgesetzt hat. Das berichtet der Expressen. Die Zeitung bezieht sich in ihrem Bericht auf Aussagen der Festivalsprecherin Christina Bilde. Diese spricht davon, dass es bei der Aktion darum ging Bewusstsein für Überwachung zu schaffen.

14 Ergänzungen

  1. auf dem Schild wird sogar der Spruch „Sharing is Caring“ verwendet. Das ist eine Kopie oder zumindest ein sehr deutlicher Bezug auf „The Circle“ von Dave Eggers, worin ja ein multinationaler Internet Konzern eben dies zum Prinzip erhebt, daß alles jederzeit von jedem ge’shared‘ werden soll. Da fehlt nur noch „secrets are lies“ und „privacy is theft“. Diese Form von Transparenz hat leider den bitteren Beigeschmack von Kontrolle, und (Daten-)Missbrauch.
    Es ist für mich absolut erschreckend zu sehen, wie schnell derzeit Fiktion zur Realität wird, und große Teile der speziell jüngeren Internet und Smartphone Benutzer dies alles klaglos, quasi als natürlich, hinzunehmen scheinen. Wird diese Überwachung und Datendiebstahl hier als „Feature“ zur Steigerung der Nachhaltigkeit des Festivals verkauft, so kann man im nächsten Schritt auch die Totalüberwachung durch Drohnen als Sicherheitsmerkmal verkaufen. Wir bewegen uns tatsächlich Schritt für Schritt auf „1984“ zu.

  2. Woher stammt dieses Schild / Foto? Aus dem verlinkten Artikel geht jedenfalls nicht hervor, dass Telefonate oder SMS überwacht werden sollen.

  3. Die Rechtfertigung/Erklärung der Festivalbetreiber schlägt dem ohnehin schon nicht mehr dichtem Fass den Boden vollends aus:

    For now we are merely making you aware that data is being collected. But remember: it’s like that at home, too. Your telephone company registers all your messages. Social media own your updates and photos. And search engines make money on your searches. So it’s not a Roskilde phenomenon – it’s just everyday life for all of us. Peace and love.

    Peace and love?!?
    It’s just everyday life for all of us?!?!!!

    1. Aber wenn das Wort Love vorkommt ist es grundsätzlich gut!! War auch schon bei Kleiderkreisel so (selbe Masche, selbe Perversion).

  4. Ja aber Leutchen, das ist doch nicht überraschend, schließlich heißt es auf der Roskilde-Website klar und deutlich: „Roskilde Festival is non-profit. That means we’re donating all profits to charity after each festival.“ und Dänen lügen nicht. Ihr tut also was Gutes! Wer zu so Veranstaltungen geht muss damit leben dass (trotz seit jahren massiv steigender Ticketpreise) sein Konsumverhalten per cashless payment analysiert und er fotografiert wird, wobei die fotos in bei drittanbietern landen, die sind über AWS der presse überlassen. Natürlich reiht sich da der Mobilfunk nahtlos ein und ganz ehrlich, hat irgendjemand man diese ominösen öffentlichen Festival-Ladestationen auf Backdoors untersucht? Nein? Warum nicht? Weil uns etwa egal ist? achso … na dann …

  5. Also ich mag IBM (euer Apfelsaft ist superlecker) – und das sag ich, eine überzeugte Mac-Userin… Und leider nicht mehr auf den dänischen Festivals zu Gast, seitdem es keine Karten mehr zu gewinnen gibt. Dafür verteilen die Piraten Hanfbrötchen in Berlin, auch gut. Wo jetzt Containern so hip ist, daß die (vermeintlich) Reichen den Armen schon den „Müll“ wegessen.

    1. 48 Stunden Neukölln – auf dem Musikschiff wird ein Lied Edward Snowden gewidmet… Meins bleibt meins… Genialer Sound unter den Brücken.

  6. Wen interessiert das bitte? Sollen doch die Hipster und EM-Fans überwacht werden, ich bin jedenfalls dafür.

  7. Hihihi, so provokativ und gut, dass viele drauf reingefallen sind!

    Aber bei einer derart zynischen Formulierung sollte doch wohl klar sein, dass das nicht ernst gemeint sein kann!?

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