Interaktive Darstellung von Open Education in Deutschland: Hamburg als Hochburg

Ein Vergleich der Aktivitäten von deutschen Bundesländern im Bereich Open Education dokumentiert die wachsende Bedeutung von offenen Lizenzen im Bildungsbereich. Die jüngste Studie der Technologiestiftung Berlin zeigt aber auch: es gibt noch viel zu tun.

Ausschnitt der interaktiven OER-Karte der Technologiestiftung Berlin zur Verbreitung von OER-Praktiken in Deutschland (CC BY-SA 4.0)

Bereits zum dritten Mal nach 2013/14 und 2015 veröffentlicht die Technologiestiftung Berlin Daten zur Verbreitung von öffentlichen Maßnahmen und Angeboten zu offenen Lehr- und Lernunterlagen (Open Educational Resources, OER) in Deutschland. Erstmals sind die Ergebnisse in Form von interaktiven Karten und Diagrammen aufbereitet und erlauben so nicht nur den gewohnten Ländervergleich, sondern auch das Nachvollziehen der Entwicklung im Zeitverlauf.

Schon bei der letzten Studie gab es in Deutschland keine weißen Flecken auf der OER-Landkarte mehr, das heißt jedes Bundesland war zumindest auf irgendeine Weise in Sachen OER aktiv. Mittlerweile bieten sämtliche deutschen Bundesländer öffentliche Informationen und Fortbildungsangebote zum Thema an und 15 von 16 zumindest kostenlose Materialien und ohne Registrierung zugängliche Online-Kursangebote (Massive Open Online Courses, MOOCs). Bei kostenlosen Materialien und MOOCs handelt es sich allerdings nicht notwendigerweise auch um OER, dafür wären offene Lizenzen wie z. B. Creative Commons erforderlich.

Häufigkeit von OER-Praktiken 2014 und 2016 (Zusammengefügt durch Leonhard Dobusch, Original: Technologiestiftung Berlin, CC BY-SA 4.0)
Häufigkeit von OER-Praktiken 2014 und 2016 (zusammengefügt durch Leonhard Dobusch, Original: Technologiestiftung Berlin, CC BY-SA 4.0)

Gerade der Bereich offene Lizenzen macht die Dynamik der Entwicklung aber besonders anschaulich. Verfügte im Jahr 2014 noch kein einziges deutsches Bundesland über ein Angebot von Lernmaterialien unter offenen Lizenzen (oder war sich zumindest dessen nicht bewusst), ist das 2016 bereits in 12 von 16 Ländern der Fall. Auch gibt es 2016 in 10 Ländern OER-Portale, verglichen mit einem einzigen Portal 2014.

Trotz dieser bemerkenswerten Entwicklung ist immer noch viel Luft nach oben. Einerseits sind die Unterschiede zwischen den Ländern immer noch sehr groß. Insgesamt ist das von der Studie erfasste OER-Potential gerade einmal zur Hälfte ausgeschöpft:

Quelle: Technologiestiftung Berlin (CC BY-SA 4.0)
Quelle: Technologiestiftung Berlin (CC BY-SA 4.0)

Andererseits werden manche Aspekte von der Studie nicht erfasst. So wird beispielsweise nicht erhoben, inwieweit öffentliche Lehr- und Lernmittelfinanzierung – wie von der Kultusministerkonferenz in einem Arbeitspapier gefordert – „neutral“ ist, also ob mit öffentlichen Mitteln auch OER finanziert werden können. Dieser Punkt ist aber entscheidend dafür, ob OER so wie in den USA auch in Deutschland im Bildungsmainstream Verwendung finden werden. Spätestens für eine Folgestudie 2017 wäre es also an der Zeit für einen neuen Fragebogen.

Offenlegung: Die im Beitrag zitierten ersten beiden Studien der Technologiestiftung Berlin zu OER in Deutschland wurden von mir mitverfasst.

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